Leonstein (Gemeinde Grünburg)

Ortschaft der Gemeinde Grünburg (Oberösterreich)

Leonstein (bairisch Lestoa/?) ist ein Dorf, eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde der Gemeinde Grünburg in Oberösterreich. Das Gebiet grenzt im Süden (Steyrdurchbruch) und Westen an Micheldorf, im Osten an Molln und im Norden bei Schloss Leonstein an die Ortschaft Obergrünburg.

Leonstein (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Leonstein
Leonstein (Gemeinde Grünburg) (Österreich)
Leonstein (Gemeinde Grünburg) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Kirchdorf an der Krems (KI), Oberösterreich
Gerichtsbezirk Kirchdorf an der Krems
Pol. Gemeinde Grünburg
Koordinaten 47° 53′ 39″ N, 14° 13′ 43″ OKoordinaten: 47° 53′ 39″ N, 14° 13′ 43″ Of1
Höhe 444 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 2035 (1. Jän. 2024)
Fläche d. KG 1.621,15 hadep1
Postleitzahl 4592 Leonstein
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 09658
Katastralgemeinde-Nummer 49007
Zählsprengel/ -bezirk Leonstein (40902 002)
Bild
Der Ortskern mit der Pfarrkirche
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; DORIS
2035

Geschichte

Bearbeiten
 
Ansicht aus Vischers Topographia Austriae superioris modernae (erschienen 1674)
 
Das namensgebende Schloss Leonstein liegt nördlich des Schmiedleitnerbaches und damit bereits in Obergrünburg

Um 1320 bauten die Rohrer, denen die „Veste Leonstein“ gehörte, eine Kirche im romanischen Stil und eine Friedhofskapelle. Die Kirche war zuerst eine Filialkirche von Syrnicht (Sierning) und ab 1367 unabhängig und eine eigene Seelsorgestation.[1]

1390 wurde die Feste Leonstein von Herzog Albrecht III. belagert und schließlich zerstört, da dort Abgesandte des Salzburger Erzbischofs eingekerkert waren. Damals kam erstmals in Österreich eine Kanone zum Einsatz. Wolfgang von Rohr verkaufte seinen Anteil an der Burg schließlich dem Herzog, der andere Teil gehörte seinem Bruder Wilhelm, der geflohen war. 1397 belehnte Albrecht III. Wolfgang von Rohr wieder. Erhard von Zelking erwarb 1447 von Bernhard von Rohr die Hälfte der Herrschaft. Die Zelkinger errichteten statt des Bauernhauses Feichta das heute noch bestehende Schloss Leonstein.[2] Seit 1945 ist dort ein Landeskinderheim untergebracht.

Seit 1624 war Leonstein im Zuge der Gegenreformation wieder katholische Seelsorgestation und 1628 wanderte der protestantische Freiherr Christoph von Zelking aus. Es folgten die katholischen Herren von Salburg.[3]

Von 1666 bis 1668 war der heute als Kartograf bekannte Georg Matthäus Vischer Pfarrer in Leonstein.[4] Bier wurde seit 1731 unter der gräflichen Herrschaft der Salburger gebraut, die auch die Herrschaft Klaus besaßen. Der letzte Brauereibetrieb in Leonstein schloss 1907.[5] Das heutige Sensenschmiedemuseum (Ensemble Schmiedleithen) liegt zu einem kleinen Teil auch auf Leonsteiner Ortsgebiet, ansonsten direkt an der Grenze in Obergrünburg.[6]

Name und Lage

Bearbeiten

Ort und Pfarre sind nach der ehemaligen Burg bzw. dem heutigen Schloss benannt. Noch in der Urkunde zur Pfarrerhebung 1367 heißen Pfarre und Kirche allerdings „Zum heiligen Stephan an der Wienne“.[1] Das erklärt die Bezeichnung des "Wienerweges" in der Gemeinde Micheldorf, der von Leonstein nach Micheldorf führt.[7] Die südliche Grenze zu Micheldorf (KG Obermicheldorf) verläuft auf dem Talübergang Steyrdurchbruch. Die Grenze zu Molln bildet der Steyrfluss, die nördliche Grenze der Rinnerbach (Schmiedleitnerbach).[8]

Umgangssprachlich wird im oberösterreichischen Dialekt Leonstein „Lestoa“ genannt.

Bauwerke

Bearbeiten
Denkmalgeschützte Gebäude
  • Pfarrkirche Leonstein: Hambaumstraße 2
  • Pfarrhof: Kirchenweg 6
  • Bauernhof Hasengütl mit Sgraffiti aus dem frühen 17. Jahrhundert[9]
  • Scheiterhütte aus dem Ensemble Schmiedleithen (Freilichtmuseum Schmiedleithen)
Brücken (ganz oder teilweise im Ortsgebiet)
  • Straßenbrücke über den Schmidleithenbach (südlicher Brückenkopf)
  • Radwegbrücke über den Schmidleithenbach (ebenso)
  • „Römerbrücke“ bei Schloss Leonstein
  • Stefaniebrücke bei Molln (westlicher Brückenkopf)
  • Plangrabenbrücke des Steyrtalradweges
  • Talübergang Steyrdurchbruch (nördlicher Brückenkopf)
  • Tiefengrabenbrücke des Steyrtalradweges (ebenso)

Infrastruktur

Bearbeiten
  • Polizeiinspektion Steyrtal
  • Freiwillige Feuerwehr Leonstein
  • Landesmusikschule Grünburg
  • Volksschule

Das Freibad Leonstein liegt im Ortszentrum unterhalb der Musikschule. Am Radweg nahe Schloss Leonstein, beim Naturfreundehaus befindet sich ein Skaterplatz.

Verkehr und Energieversorgung

Bearbeiten

Durch das gesamte Ortsgebiet verlaufen die Steyrtal-Landesstraße B 140 und der Steyrtalradweg. Dieser führt großteils auf der ehemaligen Trasse der Steyrtalbahn.

Das Laufkraftwerk Agonitz an der Steyr bei Flusskilometer 32 besteht seit 1924 und ist seit 1996 im Besitz der Energie AG Oberösterreich. In den Jahren 2003–2004 ließ der neue Eigentümer das Kraftwerk sanieren und größtenteils neu errichten. Dabei wurden zwei Maschinensätze installiert: eine Kaplan-Turbine mit 2550 kW und eine sogenannte Straflo-Matrix-Turbine mit 550 kW. Die Leistung stieg damit von 990 kW auf 3100 kW. Das Kraftwerk erzeugt jährlich 15,8 GWh Strom.[10]

Die westliche Seite des Naturschutzgebietes Steyrschlucht in Leonstein und Obergrünburg liegt vom Kraftwerk Agonitz bis zur Mündung des Rinnerbaches (Schmiedleitnerbach) in Leonstein. Die östliche Seite gehört zu Molln (KG Außerbreitenau und KG Molln).[11] Die Planwiesen mit großräumigen Halbtrockenrasen- und Schneeheide-Föhrenwäldern sind ebenfalls ein Naturschutzgebiet.[12]

Bearbeiten
Commons: Leonstein (Grünburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Grünburg – Kirche Leonstein, aufgerufen am 24. Mai 2011
  2. Wilibald Girkinger, Wolfgang Heitzmann: Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. Landesverlag, 1990, ISBN 3-85214-527-9, S. 112 f.
  3. Leonsteiner Pfarrbrief, Weihnachten 2004. In: Franz Wagner: Leonstein. 1907, S. 16.
  4. Georg Matthäus Vischer: Topographia Austriae superioris modernae Archiv Verlag, 2005 (Reprint) Kommentar von Klaus Rumpler S. 3 f.
  5. Heimatblätter: Bier aus Leonstein. Das Brauhaus zu Leonstein 1731 – 1907. Nr. 1, Jahrgang 2005, S. 5 f.
  6. schmiedleithen.at, abgerufen am 24. Mai 2011
  7. Alois Zauner: Die Urkunden des Benediktinerklosters Gleink bis zum Jahre 1300. In: Mitteilungen des Oö. Landesarchivs. 9. Band, 1968, S. 73.
  8. Grenzen nach doris.at
  9. Wissenschaftliche Tätigkeit und Heimatpflege in Oberösterreich 1960. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 106. Band, Linz 1961, S. 75 (ooegeschichte.at [PDF], abgerufen am 22. September 2019).
  10. Technik im Kraftwerk Agonitz an der Steyr (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 603 kB), abgerufen am 7. Juli 2021.
  11. Information zur Pressekonferenz mit LH-Stv. Dr. Manfred Haimbuchner am 8. Juli 2016. Halbjahresbilanz – Ein Sachpolitischer Rück- und Ausblick. In: Landeskorrespondenz Medieninfo. Amt der Oö. Landesregierung, 2016, S. 2–3, abgerufen am 22. November 2022 (Katastralgemeindegrenzen nach doris.at).
  12. Land Oberösterreich – Naturschutzdatenbank, abgerufen am 3. Dezember 2019.