Lex Plautia Papiria
Mit der Lex Plautia Papiria, einem Plebiszit der Volkstribunen Marcus Plautius Silvanus und Gaius Papirius Carbo aus dem Jahr 89 v. Chr., wurde als Ergebnis des Bundesgenossenkriegs allen Bewohnern mit Rom verbündeter Städte im südlich des Po gelegenen Teil von Italien das römische Bürgerrecht gewährt. Bedingung war, dass sie ihren Namen binnen 60 Tagen bei dem Praetor in Rom meldeten.
Im gleichen Jahr wurde mit der Lex Pompeia de Transpadanis („über die Transpadaner“) des Konsuls Gnaeus Pompeius Strabo den Bewohnern Italiens nördlich des Po das latinische Bürgerrecht verliehen.
Mit diesen beiden Gesetzen wurden die bisherigen Regelungen zum Bürgerrecht abgelöst, so die Bestimmungen des Volkstribuns Lucius Calpurnius Piso, des Enkels des gleichnamigen Historikers,[1] und die des Lucius Iulius Caesar. Ersterer hatte das Bürgerrecht verdienten Soldaten, letzterer als Konsul 90 v. Chr. lediglich den im Bundesgenossenkrieg Rom loyal gebliebenen Städten verleihen wollen. Nachdem sich die politische und die militärische Lage in den Jahren 90 und 89 jedoch zu Ungunsten Roms entwickelt hatten, musste der Forderung der Aufständischen vollständig nachgegeben und das begehrte Bürgerrecht allen Bewohnern Italiens eröffnet werden.
Die Lex Plautia Papiria sorgte aber binnen kurzer Zeit für die endgültige Überforderung der politischen Institutionen der Römischen Republik. Die Teilnahme eines nennenswerten Anteils der Bürger an den Volksversammlungen (Komitien) in Rom war nunmehr unmöglich geworden, Instrumente zur sonstigen politischen Teilhabe der lokalen Eliten in anderen Gebieten Italiens gab es nicht. Erst die Prinzipatsverfassung (wenngleich es sie nie als ausformuliertes System gegeben hat) schuf eine tragfähige Ordnung für das durch die lex Plautia Papiria enorm angewachsene Gemeinwesen.
Quellen
Bearbeiten- Cicero, Pro A. Licinio Archia poeta oratio 7 (lateinischer Text, englische Übersetzung, französische Übersetzung).
- Velleius Paterculus, Historia Romana 2,17,1 (lateinischer Text, englische Übersetzung).
- Bobbio Scholiast, Scholia in Ciceronis Orationes 175 (lateinischer Text, englische Teilübersetzung).
Literatur
Bearbeiten- Egon Weiß: Lex Plautia 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XII,2, Stuttgart 1925, Sp. 2402.
- T. Robert S. Broughton: The Magistrates of the Roman Republic. Vol. II: 99 B.C.–31 B.C. (= Philological Monographs, Nr. XV,2). American Philological Association, New York 1952, ISBN 978-0-89130-706-8, S. 34.
- Lex Iulia de Civitate. In: Adolf Berger: Encyclopedic Dictionary of Roman Law (= Transactions of the American Philosophical Society, New Series, Bd. 43, Teil 2). Reprint, The American Philosophical Society, Philadelphia 1991, S. 553.
- François Jacques, John Scheid: Rom und das Reich. Staatsrecht–Religion–Heerwesen–Verwaltung–Gesellschaft–Wirtschaft. Lizenzausgabe, Nikol Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-86820-012-6, S. 1 ff. (Diskussion der Auswirkungen der Lex Plautia Papiria).
- Ingemar König: Der römische Staat. Ein Handbuch. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-018668-8, S. 131.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Friedrich Münzer: Calpurnius 98. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1395 f.