Magdenerbach

Nebenfluss des Rheins

Der Magdenerbach (in Rheinfelden auch Stadtbach genannt) ist ein knapp vier Kilometer langer, linker und südlicher Nebenfluss des Rheins im Bezirk Rheinfelden, im Nordwestteil des Kantons Aargau in der Schweiz. Zusammen mit dem längeren Quellbach, dem Maispracherbach, hat das Gewässer insgesamt eine Länge von knapp 11 Kilometern.

Magdenerbach
Oberlauf-Hauptstrang: Maispracherbach
Der Magdenerbach oberhalb von Rheinfelden

Der Magdenerbach oberhalb von Rheinfelden

Daten
Gewässerkennzahl CH: 456
Lage Schweizer Jura

Schweiz Schweiz

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Ursprungsbereiche Zusammenfluss:
von Maispracherbach und Wintersingerbach in Magden
47° 31′ 45″ N, 7° 48′ 36″ O

Quelle des Hauptstrang-Oberlaufs Maispracherbach:
östlich von Buus am Nordfuss des Berges Gogel
47° 30′ 1″ N, 7° 53′ 23″ O

Quellhöhe Quelle des Hauptstrang-Oberlaufs Maispracherbach:
ca. 582 m ü. M.[1] 

Zusammenfluss von Maispracherbach und Wintersingerbach:
ca. 321 m ü. M.[1]
Mündung in Rheinfelden in den RheinKoordinaten: 47° 33′ 23″ N, 7° 47′ 43″ O; CH1903: 626849 / 267367
47° 33′ 23″ N, 7° 47′ 43″ O
Mündungshöhe 265 m ü. M.[1]
Höhenunterschied 317 m
Sohlgefälle 30 ‰
Länge 10,6 km[1] 
mit Oberlauf Maispracherbach

ca. 3,8 km[1]
nur Magdenerbach
Einzugsgebiet 40,8 km²[1]
Abfluss am Pegel Rheinfelden[2][3]
AEo: 33,2 km²
Lage: 1,6 km oberhalb der Mündung
MQ 1982–2023
Mq 1982–2023
460 l/s
13,9 l/(s km²)
Kleinstädte Rheinfelden
Magdenerbach (Kanton Aargau)
Magdenerbach (Kanton Aargau)
Quelle
Mündung
Kanton Aargau
Quelle des Maispracherbachs und Mündung des Magdenerbachs

Geographie

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Quellbäche

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Der Magdenerbach verläuft durch den westlichen Teil der Aargauer Region Fricktal.

Vergleich des Maispracherbachs mit dem Wintersingerbach
Name

Länge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Maispracherbach 6,75 14,58 0,26
Wintersingerbach 5,52 15,91 0,25

Er entsteht in der Aargauer Gemeinde Magden auf rund 320 m ü. M. durch den Zusammenfluss von zwei aus dem Kanton Basel-Landschaft heranfliessenden Quellbächen, dem von Ostsüdosten kommenden Maispracherbach (auch Buuserbach bzw. Buuser Bach genannt) und dem Wintersingerbach, der aus südsüdöstlicher Richtung kommt. Der längere Maispracherbach ist trotz seines kleineren Einzugsgebiets Teil vom hydrologischen Hauptstrang des Magdenerbachs, da er einen grösseren mittlereren Abfluss (MQ) hat. Der Wintersingerbach ist daher nur ein Nebenstrang.

Die Quellgebiete der beiden oberen Bäche liegen zum grössten Teil im Landschaftsschutzgebiet «Tafeljura nördlich von Gelterkinden», das im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung verzeichnet ist.[4] Die Gebirgslandschaft des Tafeljuras besteht aus mehreren isolierten Höhenzügen und Hochplateaus aus unterschiedlichen Kalkformationen des Hauptrogensteins, an deren Randstufen viele Quellen entspringen.

Maispracherbach
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Der längere Oberlauf des Magdenerbachs entspringt als Chummengrabenbach im Gebiet des Kantons Basel-Landschaft östlich von Buus auf 585 m ü. M. im Tal Allmetgrabe am Nordfuss des Berges Gogel. Der Bach fliesst 2,5 Kilometer weit gegen Westen bis in das Dorf Buus, wo er mehrere kürzere Nebenbäche aufnimmt. In Buus wird der streckenweise eingedolte Buuserbach von der Hauptstrasse 541 überquert, die durch das ganze Tal des Buuser- und Magdenerbachs bis nach Rheinfelden führt. Im Dorf Buus stand am Bach eine Mühle, die 1459 erstmals erwähnt ist, und von der heute nur noch ein Wasserrad vorhanden ist. Unterhalb der Ortschaft trieb der Bach früher noch das Wasserwerk einer Sägerei an. Der Bach fliesst zwei Kilometer weit in nordwestlicher Richtung nach Maisprach und an einer alten Mühle vorbei, die aus dem 17. Jahrhundert stammt und als Kulturgut von nationaler Bedeutung gilt. Von Maisprach aus fliesst der Bach über die Kantonsgrenze in das aargauische Magden, wo er auf den Wintersingerbach trifft.

Wintersingerbach
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Der etwa 6,5 Kilometer lange Wintersingerbach entspringt mit dem Namen Fer auf 615 m ü. M. im Waldgebiet Chienisholz in der Nähe des Passübergangs Rickenbacher Höchi im Südosten der Baselbieter Gemeinde Wintersingen. Im weiten Talkessel bei dieser Ortschaft fliessen ihm mehrere Nebenbäche zu. Im Dorf bestanden früher eine Kornmühle, eine Sägerei und eine Gipsmühle.[5] Von Wintersingen aus erreicht der Bach ebenfalls über die Kantonsgrenze und danach am Weiler Iglingen vorbei und durch die Flur Weieren das Dorf Magden.

Vom Mittelalter bis im 19. Jahrhundert dienten die Bäche auch in Magden dem Antrieb einer Mühle.[6]

Magdenerbach

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Von Magden fliesst der Magdenerbach in nordnordwestlicher Richtung durch das schmale Tal Ängi zwischen dem Berg (419 m ü. M.) im Westen und dem Steppberg (373 m ü. M.) im Osten nach Rheinfelden. Durch das enge, in den Felsboden des Muschelkalks eingetiefte Tal verläuft neben dem Bach weiterhin die Hauptstrasse 541, die Rheinfelden mit Gelterkinden verbindet. Die schmale Passage wurde von der Schweizer Armee mit Geländepanzerhindernissen und einer Sperrmauer im Bach gesichert, die heute Teil des kulturhistorischen Denkmal von nationaler Bedeutung «Sperrstelle Magden-Ängi» sind.[7]

Am Südrand der Stadt Rheinfelden wird der Magdenerbach von einer Autobahnbrücke der A3 und einer Quartierstrasse überspannt. Bei der Autobahnbrücke kontrolliert der Kanton Aargau mit einer hydrometrischen Messtation den Abfluss des Baches.[8] Ein Schwemmholzrechen aus einbetonierten Stahlrohren dient dem Hochwasserschutz. Er soll bei einem schweren Hochwasser aus den Gebirgsbächen am Oberlauf das Treibholz zurückhalten und damit Schäden an den Anlagen in der Stadt verhindern.[9]

Im Chuenzental bewässert dieser mit dem abgeleiteten Mühlebach den Mühleweiher, und an dieser Stelle mündet der von Osten kommende, eingedolte Tellengrabenbach. Am Bachlauf im Gebiet von Rheinfelden entstanden im 19. und 20. Jahrhundert Fabriken, die mit kantonalen Konzessionen am Magdenerbach Wasserwerke betreiben konnten.[10]

Im Zentrum von Rheinfelden unterquert der Magdenerbach mehrere Strassenbrücken, die Bahnlinie Basel–Zürich (Bözberglinie) und die Hauptstrasse 3. Danach umfliesst er die Altstadt auf der Ostseite im Graben vor der mittelalterlichen Stadtmauer. Die Brücke der Hermann-Keller-Strasse liegt im Verlauf der alten Landstrasse und direkt vor dem Kupfertorturm (oder Storchennestturm). Neben dem Stadtpark von Rheinfelden mündet der Bach von Süden kommend auf rund 266 m ü. M. in den Hochrhein.

Nur wenig oberhalb mündet auf der gegenüberliegenden Seite, im Gebiet der Stadt Rheinfelden im baden-württembergischen Landkreis Lörrach, der Dürrenbach in den Rhein.

Einzugsgebiet

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Das 40,8 km² grosse Einzugsgebiet des Magdenerbachs liegt im Schweizer Juragebirge und wird durch ihn über den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es grenzt

  • im Norden an den Rhein
  • im Osten an das Einzugsgebiet des Möhlinbachs
  • im Süden und im Westen an jenes der Ergolz
  • und im Nordwesten an jene des Finstergrabens und des Wyssbrünnli, die ebenfalls in den Rhein münden.

Das Einzugsgebiet besteht zu 39,5 % aus bestockter Fläche, zu 50,0 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 10,3 % aus Siedlungsflächen und zu 0,2 % aus unproduktiven Flächen.

Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 460,3 m ü. M.[11]

Zuflüsse

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Direkte und indirekte Zuflüsse, jeweils von der Quelle zur Mündung

  • Maispracherbach (Buuserbach[12]) (rechter Quellbach, Hauptstrang)
    • Cherbächli (linker Quellbach)
    • Chummengrabenbach (rechter Quellbach)
      • Talbächli (rechts)
    • Summerstallbächli (rechts)
    • Binzholdenbächli (links)
    • Stockacherbächli (links)
    • Weidbächli (links)
    • Badbächli (links)
    • Griesbächli (rechts)
    • Hölibächli (links)
    • Usgland (rechts)
    • Oedlestebächli (rechts)
    • Hermlestebächli 1 (rechts)
  • Wintersingerbach (linker Quellbach, Nebenstrang)
    • Brunnbächli (rechter Quellbach)
      • Sättlerbächli (rechts)
      • Guetlistenbächli (rechts)
    • Fer (linker Quellbach)
      • Chienisholzbächli (links)
      • Mäsletenbächli (links)
      • Griesbächli (links)
      • Talbächli (links)
        • Eglismattbächli (links)
        • Steinlerbächli (links)
        • Weidbächli (links)
      • Grabenbächli (links)
    • Hinter-Oensbergbach (rechts)
    • Talbächli (links)
      • Böwald (links)
      • Leisibüel (rechts)
      • Widebode (rechts)
      • Göltschete (links)
      • Talhof (links)
      • Rinderweg (rechts)
    • Huetgrundbächli (links)
  • Birgleste (links)
  • Chräbsebächli (links)
    • Baumgarte 2 (rechts)
    • Baumgarte 1 (rechts)
  • Aengibächli (rechts)
    • Brand (rechts)
  • Rötibächli/Tellengrabenbach (rechts)
    • Chrachen (links)
    • Stierebründli (links)
    • Rötigraben (links)
    • Rötifeld (links)
    • Buechgraben (links)
      • Rötihau (links)
      • S-Bogengraben (links)
    • Mareilislochbach (links)

Hydrologie

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Bei der Mündung des Magdenerbachs in den Rhein beträgt seine modellierte mittlere Abflussmenge (MQ) 650 l/s.[13] Sein Abflussregimetyp ist pluvial jurassien[14], und seine Abflussvariabilität[15] beträgt 24.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ) des Magdenerbachs in l/s[16]

Geschichte

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In Rheinfelden wurden früher mit dem Wasser des Bachs der im Halbrund um die Altstadt verlaufende Wassergraben und Gewerbekanäle bewässert. Nach Ende dieser Aufgaben wurde der Magdenerbach auf die östliche Seite der Altstadt umgeleitet. Noch lange bestand der Gewerbekanal vom Magdenerbach zum Fabrikgelände im Oberfeld südlich von Rheinfelden. An den alten Bachverlauf erinnert noch eine kleine Schlucht westlich der Altstadt, das Heimendeckenloch.

Ökologie

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Die Auenlandschaft Ängi ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen, das der Kanton Aargau von 2023 bis 2024 im Zusammenhang mit dem viel beachteten Renaturierungsprojekt am Magdenerbach vergrösserte. Dabei wurde unter anderem das Bachbett erweitert, die Sohle mit «unterströmten Baumstämmen» ausgestattet, ein Seitenlauf geöffnet und insgesamt der Wasserstand angehoben.[17][18] Dadurch stieg der Grundwasserspiegel im Gebiet Ängi, was sich auf die dortigen Trinkwasserfassungen günstig auswirkte. An den Kosten des Projekts beteiligten sich neben dem Bund, dem Kanton, den Gemeinden Rheinfelden und Magden auch der naturmade star-Fonds des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich sowie als Grundeigentümerin die Feldschlösschen Getränke AG, die für die Brauerei Rheinfelden Tiefengrundwasser aus dem Tal des Magdenerbachs bezieht. In diesem Gewässer werden gemäss dem Wiederansiedlungskonzept Atlantischer Lachs Schweiz für die Jahre 2021–2025 Jungfische des Atlantischen Lachses ausgesetzt mit dem Ziel, die Laichgebiete dieser Fischart am Rhein wieder zu fördern.

Der Fischereiverein Magdenerbach mit Sitz in Magden pflegt den Fischbestand im Revier am Magdenerbach.[19]

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Commons: Magdenerbach – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  2. Messstation Rheinfelden. In: Kanton Aargau Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Abgerufen am 29. November 2024.
  3. Station FG 0374 Magdenerbach – Rheinfelden
  4. Objektblatt «Tafeljura nördlich von Gelterkinden» im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung.
  5. Berthold Moog: Mahl- und Gewerbemühlen im Kanton Basel-Landschaft. In: Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde (Hrsg.): Mühlenbrief Nr. 20. Oktober 2012.
  6. Haus Kreuzweg 12, Magden im Denkmalschutzinventar des Kantons Aargau
  7. Sperrstelle Magden-Ängi. Bunkerverein Magden, abgerufen am 29. November 2024.
  8. Magdenerbach - Rheinfelden / FG_0374. Kanton Aargau Hydrometrie, abgerufen am 29. November 2024.
  9. Hochwasserschutz Magdenerbach. Abgerufen am 29. November 2024.
  10. Wasserwerk Nr. 688 am Magdenerbach in Rheinfelden, E. Klipfel und Cie. AG, Inhaber, Presshefefabrik, in Rheinfelden, neue Konzession, 1943.09.17 im Denkmalschutzinventar des Kantons Aargau
  11. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Teileinzugsgebiete 2 km² (Bundesamt für Umwelt BAFU)
  12. Bezeichnung im Kanton Basel-Landschaft
  13. Der modellierte Wert weicht von dem am Pegel Rheinfelden gemessenen Wert ab.
  14. Martin Pfaundler, Rolf Weingartner, Robert Diezig: „Versteckt hinter den Mittelwerten“ – die Variabilität des Abflussregimes. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung (HyWa). Jg. 50, Heft 3, 2006, S. 116–123, hier Tabelle auf S. 119 (Download [PDF; 3,2 MB; abgerufen am 31. August 2020]). Abrufbar unter Gesamtes HyWa Heft 3, 2006..
  15. Die Abflussvariabilität beschreibt das Ausmass der Schwankungen des mittleren Abflusses einzelner Jahre um den langjährigen mittleren Abflusswert.
  16. Mittlere Abflüsse (m³/s) und Abflussregimetyp für das Gewässernetz der Schweiz (Bundesamt für Umwelt BAFU)
  17. Projekt: Renaturierung des Magdenerbachs. Natur- und Vogelschutz Rheinfelden, abgerufen am 29. November 2024.
  18. Renaturierung Magdenerbach. Naturschutzverein Magden, abgerufen am 29. November 2024.
  19. Fischereiverein Magdenerbach. Abgerufen am 29. November 2024.