Maraîche de Plex
Die Maraîche de Plex ist ein Naturschutzgebiet und ein Geotop in der Gemeinde Collonges im schweizerischen Kanton Wallis.
Die Landschaft ist als Moorgebiet von nationaler Bedeutung verzeichnet.
Lage und Name
BearbeitenDas Areal liegt östlich der Ortschaft Collonges auf halber Höhe am Berghang unterhalb der Pointe de Bésery, eines Ausläufers des Dent-de-Morcles-Massivs. Es befindet sich auf 1250 Meter über Meer im südöstlichen Abschnitt der grossen Waldlichtung der Alp Plex, die eine Hangterrasse an der sonst sehr steilen, von hohen Felswänden geprägten Bergflanke einnimmt.[1] Plex gehört als untere Weidestufe zur höher gelegenen Alp Au d’Arbignon.[2] Die Örtlichkeit ist vom Talboden aus über eine lange, schmale Bergstrasse, die in den 1960er Jahren gebaut wurde, sowie über Fuss- und Wanderwege und Biketrails erreichbar.[3]
Der frankoprovenzalische Flurname Plex bezeichnet ein umfriedetes Weidegebiet.[4][5]
Die mundartliche Bezeichnung maraîche, die in der Westschweiz und in Savoyen in unterschiedlicher Schreibweise an zahlreichen Stellen nachgewiesen ist und im Oberwallis auch in eingedeutschter Form belegt ist, kommt von mittellateinisch marchesium für «Sumpfgebiet» und entspricht französischem marais.[6]
Das etwa einen Hektar grosse Gelände des Schutzgebiets bildet eine flache Senke, die auf der Rückseite einer 25 Meter hohen Seitenmoräne des kaltzeitlichen Walliser Gletschers entstand.[7] Diese Moräne schuf der Gletscher auf seiner rechten Flanke während eines späten Stadiums etwa 15'000 Jahre vor unserer Zeit.[8] Sie stellt ein wertvolles Geotop dar und dient als Zeuge für die Rekonstruktion der Gletschergeschichte im Rhonetal.
Unterhalb von Maraîche de Plex liegt am bewaldeten Berghang eines der ehemaligen Anthrazitbergwerke, von welchen im 19. und 20. Jahrhundert die mächtigen, an der Bergflanke bei Plex angeschnittenen Kohlelagerstätten im Bergmassiv von Collonges und Dorénaz ausgebeutet wurden.[9][10][11][12]
Naturschutzgebiet
BearbeitenDer kantonale Naturschutzdienst informierte sich im Jahr 1989 bei einer Landschaftsbegehung mit Vertretern der Burgergemeinde von Collonges, der das Alpgebiet von Plex gehört, über die erhaltenswerte Naturlandschaft.[13] Das Forschungsbüro für Gewässerökologie ETEC in Sitten dokumentierte deren biologischen Zustand. Ein ehemaliger Weiher war in den 1980er Jahren bereits verlandet und das Hochmoor von artfremden Pflanzen teilweise überwuchert.[14] Mit finanzieller Hilfe des Kantons und des Bundes erfolgt seit 1992 die Pflege des Areals, das früher durch Weidegang und Drainage stark beeinträchtigt worden war.
Die Fläche der Maraîche de Plex wurde mit einer kantonalen Verordnung vom 22. März 1995 unter Schutz gestellt.[15][16] Die Verordnung bezweckt die Erhaltung des Biotops, das Verbot einer wirtschaftlichen Nutzung des Areals und besonders von dessen Entwässerung, die kontrollierte Renaturierung des Hochmoors sowie die Information der Öffentlichkeit über die Bedeutung des Standorts.
Das Naturschutzgebiet Maraîche de Plex umfasst ein Hochmoor, das seit 1991 auf der schweizerischen Liste der Moore mit nationaler Bedeutung aufgeführt wird,[17] und eine angrenzende Übergangs- und Pufferzone zwischen dem weidewirtschaftlich genutzten Alpareal von Plex und dem östlich anschliessenden Bergwald. Mitten in den feuchten Flächen liegen kleine offene Weiher oder Tümpel (französisch gouilles). Helmut Gams führte in den 1920er Jahren eine erste botanische Bestandsaufnahme am Berg oberhalb von Collonges durch.[18]
Bis zum Jahr 2002 hatte die Gemeinde Collonges mit der Hilfe des regionalen Forstdienstes und der kantonalen Dienststelle für Wald und Landschaft den naturnahen Zustand des Schutzgebiets wieder hergestellt.[19]
Literatur
Bearbeiten- Site protégé de la Maraîche de Plex sur Collonges (VS). In: Confédéré, 30. Mai 2003.
- Benoît Bressoud: Les hauts-marais, les marais de transition et les zones alluviales d’importance nationale en Valais. In. Bulletin de la Murithienne, 111, 1993, S. 133–150, zur Maraîche de Plex S. 138.
- Helmut Gams: Von den Follatères zur Dent de Morcles. In: Beiträge zur Geobotanischen Landesaufnahme 15, 1927.
- Amandine Perret: Géopatrimoines des trois Chablais. Identification et valorisation des témoins glaciaires. Lausanne 2014.
- Héli Badoux: Histoire de la cluse du Rhône, entre Martigny et le Léman (VS et VD, Suisse). In: Bulletin de la Murithienne, 107, 1989, S. 213–224.
- Marcel Burri: Les dépôts quaternaires de la vallée du Rhône entre St-Maurice et le Léman. In: Bulletin de la Murithienne, 78, 1961, S. 36–59.
- Meinrad Küchler (u. a.): Moore der Schweiz. Zustand, Entwicklung, Regeneration. Bristol-Schriftenreihe, 55. Haupt, Bern 2018.
Weblinks
Bearbeiten- Site protégé de la Maraîche de Plex - Collonges (VS) auf collonges.ch
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alpage de l'Au d'Arbignon & Plex, auf valais.ch
- ↑ Gite d’alpage au D’Arbignon
- ↑ Grand Chavalard 2889 m
- ↑ Jules Guex: La montagne et ses noms. Etudes de toponymie alpine. Lausanne 1946, S. 165.
- ↑ Plassier, Play, Plex, Pley In: Henry Suter: Noms de lieux de Suisse romande, Savoie et environs. auf henrysuter.ch
- ↑ Maira, Maïre, Mar, Maraiche, Maraîche, … In: Henry Suter: Noms de lieux de Suisse romande, Savoie et environs. auf henrysuter.ch
- ↑ Pierre Sublet: Etude géologique du synclinal carbonifère de Collonges-Dorénaz (Valais). In: Eclogae Geologicae Helvetiae, 55, 1962, S. 45.
- ↑ Amandine Perret: Géopatrimoines des trois Chablais. Identification et valorisation des témoins glaciaires. Lausanne 2014, S. 127ff, 136ff.
- ↑ Pierre Sublet: Etude géologique du synclinal carbonifère de Collonges-Dorénaz (Valais). In: Eclogae Geologicae Helvetiae, 55, 1962.
- ↑ Peter Christ: Die Walliser Anthrazitlagerstätten und der Walliser Anthrazitbergbau während der Jahre 1917-1924. Kümmerly und Frey, Bern 1925.
- ↑ Pascal Tissières: L’activité minière sur le territoire de la Commune de Dorénaz. In: Annales valaisannes. Bulletin trimestriel de la Société d'histoire du Valais romand, 2003, S. 169–195.
- ↑ Kohle-Grube bei Collonges im Mineralienatlas.
- ↑ Site protégé de la Maraîche de Plex sur Collonges (VS). In: Confédéré, 30. Mai 2003.
- ↑ Irène Nanchen: Retour au marais perdu. Projet de restauration d’un haut marais sur les hauteurs de Collonges. In: Le Nouvelliste, 13. August 1992.
- ↑ Kanton Wallis: Décision concernant la protection du haut-marais «La Maraîche de Plex» à Collonges du 22 mars 1995.
- ↑ Protection assurée. La Maraîche de Plex site naturel. In: Le Nouvelliste, 29. März 1995.
- ↑ Schweizerischer Bundesrat: Ordonnance sur la protection des hauts-marais et des marais de transition d’importance nationale 2003.
- ↑ Helmut Gams: Von den Follatères zur Dent de Morcles. In: Beiträge zur Geobotanischen Landesaufnahme 15, 1927.
- ↑ Maraîche revitalisée. La zone humide de Plex, sur les hauts de Collonges, a été réaménagée. In: Le Nouvelliste, 25. Mai 2002.
Koordinaten: 46° 10′ 16,1″ N, 7° 3′ 10,2″ O; CH1903: 570202 / 113371