Marmoutier

französische Gemeinde

Die französische Gemeinde Marmoutier (deutsch Maursmünster,[1] elsässisch Masmenchter) liegt im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est und hat 2706 Einwohner (Stand 1. Januar 2021). Sie gehört zum Kanton Saverne.

Marmoutier
Masmenchter
Marmoutier (Frankreich)
Marmoutier (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Saverne
Kanton Saverne
Gemeindeverband Pays de Saverne
Koordinaten 48° 41′ N, 7° 23′ OKoordinaten: 48° 41′ N, 7° 23′ O
Höhe 188–367 m
Fläche 14,07 km²
Bürgermeister Jean-Claude Weil
Einwohner 2.706 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 192 Einw./km²
Postleitzahl 67440
INSEE-Code
Website https://www.marmoutier.fr/
Mairie
Klosterkirche Marmoutier

Geografie

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Marmoutier liegt etwa 35 Kilometer nordwestlich von Straßburg und 9 Kilometer südlich von Saverne/Zabern. Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Sindelsberg und Biegen.

Geschichte

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Mittelalter

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Um 590[2] oder um 659 gründete der Heilige Leobard von Maursmünster das Kloster Maursmünster. Seinen Namen verdankt es dem Abt Maurus, der das Kloster 724 wieder aufbaute.[3] 814 wurde es der Benediktinerregel unterstellt und war seitdem ein Benediktinerkloster. 870 kam es im Vertrag von Meerssen zum neuen Reich Ludwigs des Deutschen (Regesta Imperii I. 1480).

Burg und Stadt Maursmünster sowie die Vogtei über das Kloster waren ein Lehen des Bischofs von Straßburg an die Herren von Lichtenberg, die es in zwei Stufen erwarben: 1393 kauften sie einen Anteil vom Bischof von Straßburg,[4] 1454 den Anteil der Herren von Ochsenstein.[5] In der Herrschaft Lichtenberg war es dem Amt Westhofen zugeordnet,[6] das im 13. Jahrhundert entstanden war. Besonders im 14. Jahrhundert kam es zu einer Blütezeit des Klosters.

Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, wurde das Erbe zwischen seinen beiden Nichten, Anna und Elisabeth, geteilt. Anna hatte Graf Philipp I. (d. Ä.) von Hanau (1417–1480) geheiratet, über die das Amt Westhofen an die aus dieser Ehe entstehende Grafschaft Hanau-Lichtenberg kam.

Seit 1280 ist die Anwesenheit von Juden nachgewiesen, ihre Ursprünge lassen sich ins 9. Jahrhundert zurückverfolgen.[7]

Mit der Reunionspolitik Frankreichs unter König Ludwig XIV. kamen das Amt Westhofen und Maursmünster unter französische Oberhoheit. Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel das Erbe – und damit auch Maursmünster – 1736 an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, den Erbprinzen und späteren Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. In Hessen-Darmstädtischer Zeit gehörte Maursmünster nicht mehr zum Amt Westhofen.[8] 1792 wurde das Kloster im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst. Von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte Maursmünster als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich und war dem Kreis Zabern im Bezirk Unterelsaß zugeordnet.

Im 19. Jahrhundert war die jüdische Population auf 519 angewachsen, von insgesamt 2739 Einwohnern (1846). 1822 wurde die Synagoge in der gleichnamigen Straße (rue de la synagogue) erbaut. Am 28. Februar 1848 wurden im Zuge der Februarrevolution bis zu 25 Häuser jüdischer Einwohner bei einem antirevolutionär motivierten Pogrom zerstört und von herbeigerufenen Truppen heftig attackiert.[9][10] 1961 wurde die Synagoge mangels jüdischer Bürger profaniert. Der letzte jüdische Bürger Marmoutiers Pierre Katz starb 2006 und ist auf dem jüdischen Friedhof begraben. Eine umfangreiche Dokumentation der jüdischen Geschichte Marmoutiers findet man im lokalen Museum (Musée du Patrimoine et du Judaïsme Alsacien). Hier kann man auch das ehemalige Mikwe-Bad besichtigen.[11]

 
Mikwe-Bad

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2017
Einwohner 1686 1789 1948 2024 2235 2444 2688 2726

Sehenswürdigkeiten

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Ansicht von Maursmünster mit Abteikirche St. Etienne, nach 1870

In der Kirche Saint Etienne des ehemaligen Klosters Marmoutier aus dem 11. Jahrhundert mit drei romanischen Türmen, einem gotischen Kirchenschiff und dem Kirchenchor aus dem 18. Jahrhundert befindet sich eine Orgel des Straßburger Orgelbauers Andreas Silbermann.

Gemeindepartnerschaft

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Marmoutier unterhält eine Partnerschaft zur Gemeinde Sasbach in Baden-Württemberg.

Persönlichkeiten

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  • Leobard von Maursmünster († um 680), erster Abt des Klosters Maursmünster.
  • Jacob Frey (1520–1562), lebte ab 1545 als Stadtschreiber und Notar in dem Ort lebte; durch den Dramatiker und Schwankdichter ist der Name Maursmünster noch heute bekannt.
  • Issac Lévy (1835–1912), französischer Rabbiner, Großrabbiner des Departments Haut-Rhin, in Maursmünster/Marmoutier geboren.[12]
  • Alphonse Lévy (1843–1918), französischer Maler, Illustrator und Karikaturist, in Maursmünster/Marmoutier geboren.
  • Albert Kahn (1860–1940), vermögender Bankier und Pionier der Farbfotografie, in Maursmünster/Marmoutier geboren.
  • Pierre Katz (1927–2006), Militär, Luftfahrttechniker und Forscher der jüdischen Kultur und Geschichte im Elsass

Literatur

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  • Martin Zeiller: Maursmünster. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 33–34 (Volltext [Wikisource]).
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. Vorhanden im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/64.
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Band 1. Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 655–668.
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Commons: Marmoutier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Auch die Falschschreibung „Mauersmünster“ war früher verbreitet.
  2. Leobard von Maursmünster heiligenlexikon.de abgerufen am 7. März 2021.
  3. Maurus von Maursmünster heiligenlexikon.de abgerufen am 7. März 2021.
  4. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480… Band 10, 1985, S. 71.
  5. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480… Band 10, 1985, S. 74.
  6. Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. 1962, S. 18.
  7. Stefan Woltersdorff: Nordelsass für Leser. Morstadt, Kehl, ISBN 978-3-88571-326-5, S. 186.
  8. Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. 1962, S. 17 f.
  9. Werner Bergmann: Tumulte – Excesse – Pogrome: Kollektive Gewalt gegen Juden in Europa 1789–1900. Wallstein 2020, ISBN 978-3-8353-3645-2, S. 276.
  10. Maursmünster (Elsaß), Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im Deutschen Sprachraum, abgerufen am 23. März 2021.
  11. museedemarmoutier.fr Museum von Marmoutier. Abgerufen am 2. September 2021
  12. Isidore Singer: LÉVY, ISAAC:. In: Jewish Encyclopedia. 2021, abgerufen am 14. Januar 2024 (englisch).