Moon Ribas

spanische Choreografin und Tänzerin

Moon Ribas (geboren am 24. Mai 1985)[1] ist eine spanische Avantgarde-Künstlerin und Cyborg-Aktivistin. Sie ist vor allem dafür bekannt, einen Empfänger in ihren Arm implantiert zu haben,[2] der es ihr ermöglicht, Erdbeben auch sehr geringer Stärke zu spüren.[3][4] Seit 2007 bezeichnen internationale Medien sie als die weltweit erste Cyborg-Frau oder die weltweit erste weibliche Cyborg-Künstlerin.[5] Sie ist, wie auch ihr Jugendfreund Neil Harbisson,[6] Mitbegründerin der Cyborg Foundation, einer internationalen Organisation, die Menschen ermutigt, Cyborgs zu werden, und den Cyborgismus als Kunstbewegung fördert,[7] und Mitbegründerin der Transpecies Society, einer Vereinigung, die Menschen mit nicht-menschlichen Identitäten eine Stimme gibt und die Entwicklung neuer Sinne und Organe in Gemeinschaft anbietet.[8] Ihre choreografischen Arbeiten basieren auf der Erforschung neuer Bewegungen, die durch das Hinzufügen neuer Sinne oder sensorischer Erweiterungen der Tänzerin entwickelt werden.[9]

Cyborg-Künstlerin Moon Ribas

Lebenslauf

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Moon Ribas wuchs in Mataró (Katalonien) auf. Als Teenager war sie „ein Hippie“ und zog im Alter von 18 Jahren nach England.[10] Dort lebte sie zunächst in Totnes, Devon, und studierte dann experimentellen Tanz und Choreographie am Dartington College of Arts. Auch Bewegungsforschung an der SNDO Theaterschool in Amsterdam schloss sie ab.[11] Während ihres Studiums interessierte sie sich zunehmend für Körpermodifikation und begann, die Möglichkeiten sensorischer Erweiterungen durch Einsatz technischer Hilfsmittel zu erforschen.

Seismischer Sinn

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Vortrag von Neil Harbisson und Moon Ribas auf der re:publica 2013: „Life with extra Senses – How to become a Cyborg“ (englisch)

Im März 2013 ließ sich Moon einen Empfänger in den Oberarm implantieren, der vibriert, wenn es auf dem Planeten ein Erdbeben gibt.[12] Der Empfänger ist drahtlos mit Online-Seismographen verbunden und vibriert je nach Intensität der einzelnen Erdbeben in unterschiedlichen Stufen, sodass sie Erdbeben aus der ganzen Welt unabhängig von ihrem Aufenthaltsort spüren kann.[13] Moon nutzt ihren seismischen Sinn, um Tanzstücke zu kreieren.[14] Warten auf Erdbeben ist eine Solo-Tanzperformance, bei der der Tänzer stillsteht, bis ein Erdbeben zu spüren ist. Die Choreografie hängt von den während der Aufführung gefühlten Erdbeben ab und die Intensität der Bewegungen des Tänzers hängt von der Stärke des jeweiligen Erdbebens ab, das sie ab 1,0 auf der Richterskala spüren kann. Wenn es während der Aufführungszeit keine Erdbeben gibt, wird der Tänzer nicht tanzen.[15] Das Stück wurde am 28. März 2013 in Barcelona das erste Mal aufgeführt.[16]

Experiment Kaleidoskopische Brille

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Moons erstes Sinnesexperiment fand 2007 statt, als sie eine kaleidoskopische Brille entwarf und drei Monate lang trug.[17] Die Brille erlaubte ihr lediglich Farbe zu sehen, keine Form. Der Mangel an Formwahrnehmung steigerte nicht nur ihren Sinn für Farbunterscheidung, sondern auch ihre Wahrnehmung von Bewegungen. Jede leichte Farbveränderung in ihrem Blickfeld deutete darauf hin, dass sich etwas bewegt hatte.[18] Während der drei Monate besuchte Moon mehrere Städte in Europa und traf Menschen, ohne jemals ihre Gesichter zu sehen.[19]

Geschwindigkeitswahrnehmung

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Im Jahr 2008 entwickelte Moon einen Tachometer-Handschuh, der es ihr ermöglichte, die genaue Geschwindigkeit jeder Bewegung um sie herum durch Vibrationen an ihrer Hand wahrzunehmen. Sie trug den Handschuh mehrere Monate und konnte je nach Vibrationsintervall unterschiedliche Geschwindigkeiten wahrnehmen.[20] Später entwickelte sie den Handschuh zu einem Paar Ohrringe weiter, die ebenfalls vibrierten.[21] Moon reiste mit ihren Speedborg-Ohrringen durch Europa, um herauszufinden, wie hoch die durchschnittliche Gehgeschwindigkeit der Bürger in verschiedenen Städten war. The Speeds of Europe ist ein Tanzvideo, das die Ergebnisse ihrer Recherche zeigt; Londoner und Stockholmer gehen beispielsweise mit einer ähnlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 6,1 km/h, während Menschen in Rom und Oslo mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 km/h gehen.[22]

Bis 2009 war Moon nicht nur in der Lage, die genaue Geschwindigkeit jeder Person zu erkennen, die vor ihr ging, sondern auch ihre eigene Geschwindigkeit.[23] Das Wissen um ihre eigene Geschwindigkeit erlaubte ihr, Green Lights zu kreieren, ein Stück, das in Bezug auf eine Reihe von acht Ampeln choreografiert wurde: Indem sie die Ampelzeiten der Rambla de Catalunya in Barcelona lernte und den Abstand zwischen den einzelnen Ampeln maß, berechnete sie die Geschwindigkeit, mit der sie laufen musste, um rote Ampeln zu vermeiden und ohne Zwischenstopps von einem Ende zum anderen Ende der Straße zu gelangen.[24]

360°-Sicht

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Im Jahr 2010 erkundete Moon die Möglichkeiten, Bewegungen hinter sich wahrzunehmen, indem sie die Speedborg-Ohrringe umdrehte.[25] Die Ohrringe wurden von Studenten aus La Salle (Barcelona) weiterentwickelt, indem sie 4 zusätzliche Sensoren hinzufügten, um durch Vibrationen um den Kopf herum eine 360°-Wahrnehmung der Bewegung zu erreichen.[26]

Cyborg Foundation

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Im Jahr 2010 gründeten Moon Ribas und Neil Harbisson die Cyborg Foundation (und einen Ableger davon namens Cyborg Arts Organization[27]), eine internationale Organisation, die Menschen ermutigt, Cyborgs zu werden.[28] Die Ziele der Organisation sind: die menschlichen Sinne und Fähigkeiten durch die Schaffung und Anwendung kybernetischer Erweiterungen auf den Körper zu erweitern, den Cyborgismus als Kunstbewegung zu fördern und die Rechte der Cyborgs zu verteidigen.[29] Im Jahr 2010 gewann die Stiftung den Cre@tic Award, verliehen von Tecnocampus Mataró. 2012 wurde beim Sundance Film Festival ein Kurzfilm über die Stiftung ausgezeichnet.[30] 2020 war Moon Ribas Beiträgerin zum im Wissenschaftsverlag Routledge erschienenen Sammelband Modified: Living as a Cyborg.[31]

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Commons: Moon Ribas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Registre El Maresme Número 503, Verano 1985
  2. C. N. N. Staff: The cyborg dancer who can detect earthquakes. In: CNN Style. 23. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2019 (englisch).
  3. Hakan Tanriverdi: Diese Frau vibriert, wenn die Erde bebt. In: Süddeutsche Zeitung. 12. Mai 2016, abgerufen am 7. Oktober 2022.
  4. Garcia, Gabriella "The woman who can feel every earthquake in the world", "Hopes&Fears", 17. Oktober 2015.
  5. Nadja Sayej, "World's first cyborg artist can detect earthquakes", Vice, 2016
  6. Cyborgismus-Pionierin Moon Ribas | Arte TRACKS. Abgerufen am 4. Oktober 2022 (Minute 1:13).
  7. García, F.C. "Nace una fundación dedicada a convertir humanos en ciborgs", La Vanguardia, 1. März 2011.
  8. Suzuki, Hiromi "Transpecies Identities", Wired, Japan, 1. Januar 2018.
  9. Ploeger, Lieke. "Re:publica 2013: In/sideout" (Memento des Originals vom 27. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/researchkb.wordpress.com, Research in the National Library of the Netherlands, 22. Mai 2013.
  10. Teresa Schaur-Wünsch: Moon Ribas: „Es ist wie ein zweiter Herzschlag“. In: Die Presse. 14. November 2017, abgerufen am 7. Oktober 2022.
  11. "Neil Harbisson, Moon Ribas" Revista Antic Teatre S. 52–53, Dezember 2010
  12. Bandzimiera, Krystian: Because Cyborgs Can Dream Too. In: Mercedes-Benz mb! 29. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2014; abgerufen am 11. Dezember 2022 (englisch).
  13. Delatte, Marta. "Sentirse tecnología: la cibernética y el futuro de la sensualidad", Playground, 20. Januar 2014.
  14. The cyborg dancer who can detect earthquakes In: CNN Style, 23. Oktober 2018. Abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch). 
  15. Davis, Sally. "Encounters with the Posthuman" (Memento des Originals vom 5. Januar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nautil.us, Nautilus, 29. April 2013.
  16. "Waiting for Earthquakes", Eventot, 28. März 2013
  17. Bojka "Katalonci "čudnim zvukovima" odredili boju Zagreba" Lupiga, 29. November 2007.
  18. Solon, Olivia. "The Cyborg Foundation: we urge you to become part-machine", Wired, 30. Oktober 2013.
  19. Marković, Stjepan. "Prvi sluzbeni covjek kiborg cuje trideset i sest boja" (Memento des Originals vom 6. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.24sata.hr 24sata (Croatia) S. 12–13 ff, 17. Dezember 2007
  20. Björg, Johanna "Human Cyborg Project Wins Grand Prize in Filmmaker Competition", Goodlifer, 28. Januar 2013
  21. Mügge, Marvin. "How to become a cyborg", Weltenschummler, 8. Mai 2013.
  22. Archived copy. Archiviert vom Original am 22. November 2014; abgerufen am 16. April 2014.
  23. Pau, Merce. "Medio humano, medio maquina", La Vanguardia, 28. Februar 2014.
  24. "Documentos TV", Televisión Española, 11. Juni 2012
  25. Oremus, Will. "Choose your own sixth sense", Stuff.co.nz, 15. März 2013.
  26. BBC World Service - Discovery, What If... We could all become cyborgs? In: bbc.co.uk. 25. Februar 2013, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch).
  27. The cyborg dancer who can detect earthquakes In: CNN Style, 23. Oktober 2018. Abgerufen am 25. Oktober 2018 (englisch). 
  28. Redacción "Una fundación se dedica a convertir humanos en ciborgs" El Comercio (Peru), 1. März 2011.
  29. Merchant, Brian. "What it’s like to be a cyborg, as explained by a cyborg", Motherboard, 8. Mai 2013.
  30. Kilday, Gregg "Sundance 2013: Rafel Duran Torrent wins Focus Forward Filmmaker Competition Grand Jury Prize", The Hollywood Reporter, 22. Januar 2013
  31. Moon Ribas: Waiting for Earthquakes, in: Chris Hables Gray, Heidi Figueroa-Sarriera und Steven Mentor (Hrsg.): Modified: Living as a Cyborg. Routledge, London 2020, ISBN 978-0-8153-6401-6.