NPD Thüringen

Landesverband der Partei Die Heimat (ehemals NPD)

Die NPD Thüringen ist der Landesverband der rechtsextremistischen Nationaldemokratischen Partei Deutschlands in Thüringen. Der Landesverband Thüringen besteht formal aus 17 Kreisverbänden.[1][2]

NPD Thüringen
Vorsitzender Patrick Wieschke
Stellvertreter Thorsten Heise
Schatz­meister Patrick Weber
Hauptsitz Eisenach
Mitglieder­zahl 170 (Stand: 2017)
Website npd-thueringen.de

Entwicklung

Bearbeiten
 
„Flieder Volkshaus“ in Eisenach

Bei der Landtagswahl in Thüringen 2009 erreichte die NPD Thüringen 4,3 Prozent,[3] bei der Landtagswahl in Thüringen 2014 3,6 Prozent der abgegebenen gültigen Landes- bzw. Zweitstimmen.[4] Bei den Kommunalwahlen in Thüringen 2014 erhielt die NPD in Thüringen 60 Mandate. Durch Aus- oder Übertritte und Mandatsniederlegungen verringerte sich diese Anzahl im Laufe der Wahlperiode.[5]

Tobias Kammler löste im Januar 2015 Patrick Wieschke als Parteivorsitzenden ab.[6] Von Februar 2017 bis November 2018 war Thorsten Heise Landesvorsitzender. Im April 2018 sind zwei Göttinger Journalisten, nachdem sie das Haus von Heise in Fretterode fotografiert hatten, von zwei infolgedessen angeklagten Tatverdächtigen (dem Sohn von Heise und dem NPD-Funktionär Gianluco B., der als politischer Ziehsohn von Heise gilt) verfolgt, angegriffen, ausgeraubt und verletzt worden.[7][8][9] Neuer Landesvorsitzender ist seit November 2018 Patrick Weber aus Sondershausen.[10][11] Er ist langjähriges Mitglied im Landesvorstand und trat in der Vergangenheit u. a. als (Mit-)Organisator von Rechtsrock-Events in Sondershausen („Thüringentag der nationalen Jugend“ und „In Bewegung“) auf.[12][13]

Einzelne Kreisverbände und Führungspersonen des Thüringer Landesverbandes der NPD richten in und außerhalb Thüringens regelmäßig verschiedene Rechtsrock-Events mit deutschland- und europaweiter Mobilisierung von Rechtsextremen aus (z. B. organisiert Heise den „Eichsfeldtag“ in Leinefelde und das „Schild und Schwert“-Festival im sächsischen Ostritz, der Kreisverband Gera und dessen Vorsitzender Gordon Richter organisieren „Rock für Deutschland“ in Gera).[14] Die Landesparteizentrale befindet sich im sog. „Flieder Volkshaus“ in Eisenach, die für verschiedene Partei- und private Veranstaltungen (z. B. Lieder- und Vortragsabende) von der NPD Thüringen genutzt wird.[15] In den Räumen des „Flieder Volkshauses“ ermöglichte es Patrick Wieschke der rechtsextremistischen Kampfsportgruppe „Knockout 51“ (KO51) neben der Bereitstellung eines Raumes als Waffenlager ab Dezember 2019 regelmäßige Trainings durchzuführen[16] mit der Absicht, unter dem Vorwand körperlicher Ertüchtigung weitere Mitglieder zu gewinnen und diese für Straßenkämpfe auszubilden.[17] Mutmaßlicher Gründer und Rädelsführer der Gruppe ist Leon R., der am 6. April 2022 wegen des Verdachts rechtsextremistischer Straftaten auf Anordnung der Bundesanwaltschaft festgenommen wurde. Seine Wohnung und die Räumlichkeiten des „Flieder Volkshauses“ wurden durchsucht.[18][19]

Die Mitgliederzahl des Landesverbandes betrug nach Schätzungen des Amtes für Verfassungsschutz Thüringen 2016 und 2017 etwa 170.[20] In der Tendenz ist die Mitgliederzahl in den letzten Jahren rückläufig gewesen.[21]

Der Greizer Neonazi und Mitbegründer von THÜGIDA David Köckert ist von 2014 bis 2017 Mitglied der NPD Thüringen gewesen, für die er zwischenzeitlich Landesorganisationsleiter war.[22]

Das Thüringer Innenministerium befürchtete eine Radikalisierung der NPD.[23]

Ergebnisse der Landtagswahlen

Bearbeiten
Ergebnisse der Landtagswahlen
Jahr Stimmen Sitze
1990 0,2 % 0
1994 n. a.
1999 0,2 % 0
2004 1,6 % 0
2009 4,3 % 0
2014 3,6 % 0
2019 0,5 % 0
2024 n. a.
Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Best et al. (2018): Topografie des Rechtsextremismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Thüringen. S. 68 f., 78 ff., 131 ff. (uni-jena.de [PDF]).
  2. Verfassungsschutzbericht Freistaat Thüringen. S. 43, abgerufen am 24. Mai 2019.
  3. Wahlen in Thüringen. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  4. Wahlen in Thüringen. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  5. Best et al. (2018): Topografie des Rechtsextremismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Thüringen. S. 72, 78 ff. (uni-jena.de [PDF]).
  6. Endstation rechts: NPD Thüringen wählt Neonazi Heise zum Landeschef.
  7. mdr.de: Eichsfeld: Zwei Männer wegen Angriffs auf Journalisten angeklagt | MDR.DE. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  8. Nach Angriff auf Journalisten: Anklage gegen Neonazis. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  9. Fabian Klaus: Landgericht lässt Anklage gegen Köckert zu – Prozess nach rechter Attacke auf Journalisten noch offen. 29. März 2019, abgerufen am 24. Mai 2019.
  10. Parteitag der Thüringer NPD: Weber Landesvorsitzender – Vogt Spitzenkandidatin zur Landtagswahl. In: NPD - Landesverband Thüringen. 26. November 2018, abgerufen am 24. Mai 2019 (deutsch).
  11. Landesvorstand. In: NPD - Landesverband Thüringen. 25. November 2018, abgerufen am 24. Mai 2019 (deutsch).
  12. Verfassungsschutzbericht Freistaat Thüringen 2011. S. 38 f., abgerufen am 24. Mai 2019.
  13. Verfassungsschutzbericht Freistaat Thüringen 2016. S. 35 f., abgerufen am 24. Mai 2019.
  14. Best et al. (2018): Topografie des Rechtsextremismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Thüringen. 2018, S. 50, 78 f., 81 f., 98 ff.
  15. MOBIT: Nach den rechten Häuser sehen. Immobilien der extrem rechten Szene in Thüringen. 2017, S. 16 ff., abgerufen am 24. Mai 2019.
  16. Der Generalbundesanwalt - Homepage - Festnahme von zwei mutmaßlichen Mitgliedern und einem Unterstützer einer rechtsextremistischen kriminellen und terroristischen Vereinigung. Abgerufen am 9. Februar 2024.
  17. Razzien gegen Rechtsextreme: Durchsuchungen in Brandenburg. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 4. Januar 2023]).
  18. Der Generalbundesanwalt - Homepage - Festnahmen von vier mutmaßlichen Mitgliedern einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung sowie Durchsuchungsmaßnahmen in elf Bundesländern bei insgesamt 50 Beschuldigten wegen des Verdachts rechtsextremistischer Straftaten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Dezember 2022; abgerufen am 26. Dezember 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.generalbundesanwalt.de
  19. Knockout 51 (Eisenach): Eine militante Kleingruppe in den Netzwerken von NPD, Jungsturm Erfurt und Kampf der Nibelungen – Antifaschistische Gruppen Südthüringen (AGST). Abgerufen am 26. Dezember 2022 (deutsch).
  20. Verfassungsschutzbericht Freistaat Thüringen 2017, Seiten 20, 43 ff.
  21. Best et al. (2018): Topografie des Rechtsextremismus und der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Thüringen. S. 75 f. (uni-jena.de [PDF]).
  22. ENDSTATION RECHTS: „Maden am Knochen der NPD“ – Thüringer Funktionär tritt aus Partei aus. Abgerufen am 24. Mai 2019.
  23. Ministerium: NPD in Thüringen wird radikaler.