Nationalpolizei Osttimors

Polizei des Staates Osttimor

Die Polícia Nacional de Timor-Leste (PNTL; deutsch Nationalpolizei Osttimors) ist die Polizei von Osttimor. Sie besteht aus 4165 Beamten, 623 davon sind Frauen (Stand Ende 2018).[1] Die Polizei ist dem Innenministerium unterstellt.[2][3] Das Generalkommando der PNTL befindet sich in Dilis Stadtteil Caicoli, in den ehemaligen Räumen des indonesischen Militärkommandos für Osttimor (Komando Resor Militer 164).

Logo der PNTL

Geschichte

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Übernahme der Verantwortung durch die PNTL seit 2006
Datum Distrikte/Bereich
5. Februar 2008 Dili, in den Stadtteilen Bairro Pite, Bidau und Mercado Lama[4]
14. Mai 2009 Lautém[5]
Juni 2009 Oecusse
25. Juli 2009 Manatuto[6]
5. Dezember 2009 Viqueque[7]
14. Dezember 2009 Unidade da Polícia Marítima, Serviço de Informações de Polícia und Polizeiausbildungszentrum[8]
12. April 2010 Ainaro[9]
16. April 2010 Baucau[10]
7. September 2010 Liquiçá[11]
10. September 2010 Ermera[8]
28. September 2010 Einwanderungsbehörde, nationales Interpol-Büro, Grenzpatrouille[12]
27. März 2011 Komplette Übernahme der Verantwortung im ganzen Land[13]
Polizisten bei der Ausbildung durch australische Soldaten
und Polizeiabzeichen unter der UN-Verwaltung 2001
 
Gedenkstätte für die bei den Unruhen 2006 getöteten Polizisten

Die PNTL wurde am 27. März 2000 von der UN-Verwaltung aufgestellt, unter der Osttimor nach 24 Jahren indonesischer Besatzung seit 1999 stand.[3] Viele der Polizisten, die die Indonesier während der Besatzung rekrutierten, waren Kaladi aus dem Westen des Landes. Die UN und das unabhängige Osttimor übernahmen 300 dieser Polizisten in ihren Dienst, woraus u. a. der schwelende Konflikt zwischen Polizei und Militär F-FDTL resultierte. Das Militär F-FDTL besteht zumeist aus Firaku, Bewohnern des Ostens des Landes und ehemaligen Freiheitskämpfern.

Am 10. August 2001 begannen die ersten Polizisten des East Timor Police Service (ETPS) ihren Dienst, zusammen mit den internationalen Polizeieinheiten der Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen für Osttimor, die auch die Ausbildung der osttimoresischen Polizisten übernahm. Problematisch war dabei die Multinationalität der Ausbilder, die aus 52 Ländern stammen, darunter Länder wie Sambia oder die Ukraine. Später wurden die Polizeikräfte umbenannt in Timor-Leste Police Service, bevor sie mit der Unabhängigkeit des Landes am 20. Mai 2002 ihren jetzigen Namen erhielten, zusammen mit der vollen Polizeigewalt. Seit dem 10. Dezember 2003 hatte die PNTL mit 2500 Beamten die alleinige Verantwortung im Lande.

2006 brachen Unruhen in Osttimor aus. Am 25. Mai kam es dabei zu einem Gefecht zwischen rebellierenden Soldaten und der PNTL, in dem acht Polizisten getötet wurden. Eine neue Internationale Eingreiftruppe stellte die öffentliche Ordnung wieder her. Später folgte die UN-Mission UNMIT, die aus internationalen Polizeikräften bestand. Eine gemeinsame Kommission der Regierung und der UN bewertete das Verhalten der Polizisten während der Unruhen und kam am 1. Dezember 2007 zu dem Schluss, dass von den 3110 Beamten 186 Polizisten endgültig und weitere 1274 als vorläufig verlässlich einzustufen sind. Den anderen 1650 Mann droht die Entlassung.[14] Seit 2008 übernahm die PNTL wieder nach und nach die Verantwortung für die Sicherheit in den einzelnen Distrikten des Landes. 2009 wurden die Police Special Reserve Unit (URP) in die Companhia de Operações Especiais (COE) umgewandelt und die Rapid Intervention Police Unit (UIR) in die Public Order Battalion (BOP). Zum elften Geburtstag der PNTL übernahm die Nationalpolizei am 27. März 2011 endgültig wieder die volle Verantwortung für die innere Sicherheit im Land von den UN.[13] Die alleinige Verantwortung hat die PNTL wieder seit dem 31. Oktober 2012.[15]

 
Polizisten des BOP bei der Trauerfeier für die Opfer der Tragödie von Culuhun

Immer wieder gab es Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Polizisten. Zwar gibt es keine organisierte Folter, doch eine Kultur der Gewalt in der Gesellschaft führt immer wieder zu Übergriffen. Allein 44 Fälle wurden nach einem UN-Bericht im August 2008 zur Situation der Menschenrechte durch die osttimoresischen Behörden untersucht.[16] Am 28. Dezember 2009 starb ein junger Mann durch Schüsse eines Polizisten in Delta Nova/Dili. Danach wurden Forderungen laut, die Polizei zu entwaffnen.[17] 2011 registrierte die lokale Menschenrechtsorganisation HAK 90 Fälle von Menschenrechtsverletzungen durch Polizisten und „nur“ neun durch Soldaten der Verteidigungskräfte Osttimors (F-FDTL) im selben Zeitraum.[18]

Am 18. November 2018 erschoss ein betrunkener Polizeibeamter, der außer Dienst war, bei der Tragödie von Culuhun drei junge Männer. Der Vorfall löste allgemeine Empörung und Proteste aus, da Polizeibeamte nur im Dienst Waffen tragen dürfen. Der Todesschütze und drei weitere, involvierte Beamte wurden verhaftet.[19] Am 5. Juni 2021 tötete ein Polizist mit seiner Dienstwaffe zwei Männer in Lahane Ocidental (Dili) und verletzte einen weiteren schwer.[20]

Generalkommandanten der Nationalpolizei

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Das Generalkommando der PNTL in Caicoli
Generalkommandanten
Foto Name Dienstzeit Stellvertreter
  Paulo de Fátima Martins 27. März 2000 bis 2006 Ismael da Costa Babo
Afonso de Jesus interim 2006 bis 27. März 2009
  Longuinhos Monteiro 27. März 2009 bis 16. Februar 2015
  Júlio Hornay 27. März 2015 bis 27. März 2019 Faustino da Costa
  Faustino da Costa 27. März 2019 – 15. März 2023 Mateus Fernandes[21]
  Henrique da Costa seit 27. März 2023[22] Pedro Belo[23]
 
Mitglieder der PNTL für die UNMISS
 
Beamte der Unidade de Patrulhamento de Fronteira

Teile der PNTL

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Beamter der Unidade da Polícia Marítima (UPM)
 
Beamte der Unidade de Patrulhamento de Fronteira (UPF) auf Patrouille

Die PNTL unterteilt sich in 13 Gemeindekommandos, deren größte jene von Dili mit 467 Beamten und von Baucau mit 200 Beamten sind. Dazu kommen das Ausbildungszentrum in Dili, das Generalkommando mit 306 Beamten und mehrere Sondereinheiten.

Operative Einheiten

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Abzeichen der PNTL

Verwaltung

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  • Sentru Formasaun Polísia (Ausbildungszentrum der Polizei)
  • Departamentu Justisa (Justizabteilung)
  • Seksaun Jéneru (Abteilung Geschlechter). Abteilung zur Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen. Kommandantin war 2014 Superintendente Assistente Umbelina Soares.[25] Derzeit (Stand 2020) wird die Abteilung von Julia da Gama geleitet.[26]
  • Aprovizionamentu (Beschaffungslogistik)
  • Rekursu Umanu (Humanressourcen)[24]

Uniformen auf der Parade zum 19. Tag der Polizei 2019

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Fahrzeuge

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Siehe auch

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Literatur

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Commons: Nationalpolizei Osttimors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b SAPO: Morre uma pessoa a cada cinco dias vítima de acidentes de viação em Timor-Leste, 29. Oktober 2019@1@2Vorlage:Toter Link/noticias.sapo.tl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven), abgerufen am 30. Oktober 2019.
  2. Asia One News, 28. März 2009, E.Timor swears in new police chief
  3. a b UNMIT, 29. März 2010, Timorese police celebrate 10th anniversary. (Memento vom 5. März 2010 im Internet Archive)
  4. Scoop, 5. Februar 2008, More Authority For National Police In Timor-Leste
  5. ABC news, 14. Mai 2009, E Timor police take back first district
  6. Australian Civil-Military Centre
  7. UNMIT Press Release, 5. Dezember 2009, Timor-Leste commits to police accountability; resumption in Viqueque (Memento vom 7. Dezember 2009 im Internet Archive)
  8. a b Timor Expose, 12. September 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Ermera (Memento des Originals vom 17. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/timorexpose.com
  9. UNMIT, 12. April 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Ainaro. (Memento vom 26. November 2011 im Internet Archive)
  10. UNMIT, 16. April 2010, PNTL resumes primary policing responsibilities in Baucau.
  11. Reliefweb, 7. September 2010, Timor-Leste: PNTL resumes primary policing responsibilities in Liquica
  12. UN news center, 28. September 2010, Timorese police resume responsibility from UN for key security bodies
  13. a b Radio Netherlands Worldwide, 27. März 2011, E.Timor police take over from UN force@1@2Vorlage:Toter Link/www.rnw.nl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  14. Fischer Weltalmanach 2009
  15. Asia One: UN hands full police powers to E. Timor, 31. Oktober 2012, abgerufen am 31. Oktober 2012
  16. ABCnews, 23. August 2008, E Timor army accused of abuse, death threats
  17. Radio Australia, 5. Januar 2010, Calls for East Timor police to disarm
  18. Independente: Ninety human rights violation cases involving PNTL and nine case involving F-FDTL, 14. Dezember 2011
  19. Lusa: Quatro polícias detidos após disparos que fizeram três mortos em festa em Díli, 18. November 2018., abgerufen am 19. November 2018.
  20. Tatoli: Homicídios de Lahane Taur condena veementemente crime de agenta da policía, 5. Juni 2021, abgerufen am 5. Juni 2021.
  21. Facebook-Auftritt des Staatspräsidenten Osttimors: Diskursu hosi Sua Exelénsia Prezidente Repúblika, Dr. Francisco Guterres Lú Olo iha okaziaun Serimónia Aniversáriu Polísia Nasionál Timor-Leste ba dala 19, 27. März 2019, abgerufen am 28. März 2019.
  22. Henrique da Costa KomJer foun PNT, 15. März 2023, abgerufen am 19. März 2023.
  23. G-RTV News: KM nomeia ona komjer PNTL ho nia Segundu foun, 15. März 2023, abgerufen am 19. März 2023.
  24. a b PNTL: Servisu PNTL, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  25. PNTL: Ajente Polísia 30 tuir treinamentu jéneru, 25. August 2014, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  26. Tatoli: Superintendente Julia da Gama Sei Dezenvolve Estratéjia Jéneru iha PNTL, 1. Juli 2020, abgerufen am 29. Oktober 020.