Oberleitungsschalter
Oberleitungsschalter dienen zum Verbinden, Trennen und Erden von Schaltabschnitten in Oberleitungen elektrischer Bahnen. Sie ermöglichen es, einzelne Schaltabschnitte z. B. bei Störungen oder für die Instandhaltung vom übrigen Netz zu trennen. Oberleitungsschalter werden ausgeführt als[1]
- Lasttrennschalter, wenn sie unter Last betätigt werden sollen
- Trennschalter (OTS), wenn sie nicht unter Last betätigt werden sollen.
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Oberleitungsschalter werden in der Regel als Freiluftschalter ausgeführt. Hierfür sind sie häufig auf Fahrleitungsmasten oder zusammengefasst auf Schalt(er)gerüsten angebracht. Erstere werden häufig auch als Masttrennschalter (MTS), Mastlasttrennschalter oder kurz Mastschalter bezeichnet.
In besonderen Gebäuden werden Lasttrennschalter untergebracht, die im Fehlerfall auch den Kurzschlussstrom in kurzer Zeit abschalten müssen.
Einteilung
BearbeitenJe nach Verwendungszweck werden folgenden Gattungen von Oberleitungsschalter unterschieden:[2]
- Speiseschalter verbinden die Speiseleitung mit der Fahrleitung oder einer anderen Speiseleitung.
- Streckenschalter trennen die Fahrleitung der freien Strecke von denen eines Bahnhofs. Sie überbrücken eine Streckentrennung, die die elektrische Bahnhofsgrenze bildet. Angeordnet wird die Trennstelle hinter dem Einfahrsignal, so dass dieses die Trennstelle signalmäßig deckt.
- Verbindungsschalter verbinden bei zweigleisigen Strecken die Fahrleitungen der beiden Streckengleise. Diese werden häufig voneinander elektrisch getrennt ausgeführt, um bei Störungen einer Fahrleitung den Betrieb auf dem anderen Gleis weiterführen zu können.
- Gruppenschalter verbinden in größeren Bahnhöfen die Fahrleitungen einzelner Gleisgruppen untereinander.
- Erdungsschalter ermöglichen als Wechselschalter die Umschaltung zwischen den beiden Betriebszuständen „unter Spannung“ und „geerdet“. Sie werden hauptsächlich in die Fahrleitungen von Lade-, Anschluss- oder Werkstättengleisen eingebaut.
Betätigung
Bearbeitenmechanisch
BearbeitenOrtsbedienung
BearbeitenAm Fuß des Oberleitungsschalters ist ein Hebel mit Handgriff angebracht, der den Schalter über eine Gestängeleitung betätigt. Zur Verhinderung einer unbeabsichtigten Betätigung können die Handhebel in ihrer Endlage mit einem Schloss gesichert werden. Ortsbediente Schalter werden heute vor allem an Lade- oder Anschlussgleisen eingesetzt.
Ladegleisschalter, die in der Regel einen zusätzlichen Erdkontakt aufweisen, über den die Fahrleitung der Ladegleise beim Ausschalten zwangsläufig geerdet wird, erhalten aus praktischen wie Sicherheitsgründen in der Regel in beiden Stellungen verschließare Handantriebe.
Fernbedienung
BearbeitenIn der Anfangszeit der Vollbahn-Elektrifizierung wurden Oberleitungsschalter teilweise mit einer mechanischen Fernbedienung ausgestattet. Dies geschah in der Regel in Verbindung mit einem mechanischen Stellwerk. Auf der dortigen Hebelbank wurden entsprechende Hebel nachgerüstet, die dazu bestimmt sind, über eine Drahtzugleitung auf den Übertragungsmechanismus des Oberleitungsschalters zu wirken. Die Antriebe entsprachen weitestgehend mechanischen Weicheantrieben und war am unteren Mastende angebracht.[2]
elektrisch
BearbeitenAuf größeren Bahnhöfen und bei allen neueren Anlagen werden elektrische Antriebe verwendet, die Schalterantriebe. Sie entsprechen im Wesentlichen einem Nebensignalantrieb ohne Flügelkupplung, lassen sich jedoch wie elektrische Weichenantriebe bei Störungen mit einer einsteckbaren Kurbel bewegen.
Ortsbedienung
BearbeitenFrüher wurden Schalterantriebe über Ortssteuereinrichtungen in den örtlichen Stellwerken bedient. Ortssteuereinrichtungen sind auf Bahnhöfen mit besetzten Stellwerken in der Regel als Rückfallebene weiterhin vorhanden.
Fernbedienung
BearbeitenHeute werden Schalterantriebe in der Regel über Fernwirkeinrichtungen von Zentralschaltstellen aus gesteuert.
Literatur
Bearbeiten- Lothar Fendrich, Wolfgang Fengler (Hrsg.): Handbuch Eisenbahninfrastruktur. 2., neu bearb. Aufl. 2013. Springer-Vieweg, Berlin, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-30021-9, S. 467.
- Friedrich Kießling, Rainer Puschmann, Axel Schmieder: Fahrleitungen elektrischer Bahnen. Planung, Berechnung, Ausführung, Betrieb. 3., wesentlich überarb. und erw. Auflage. Publicis Publishing, Erlangen 2014, ISBN 978-3-89578-407-1.
- Norm DIN EN 50123-4:2003-09 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen; Gleichstrom-Schalteinrichtungen – Teil 4: Freiluft-Gleichstrom-Lasttrennschalter, -Trennschalter und -Gleichstrom-Erdungsschalter
- Norm DIN EN 50152-2:2013-07 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Besondere Anforderungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen – Teil 2: Trennschalter, Erdungsschalter und Lastschalter mit einer Nennspannung größer als 1 kV
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Friedrich Kießling, Rainer Puschmann, Axel Schmieder: Fahrleitungen elektrischer Bahnen. Planung, Berechnung, Ausführung, Betrieb. 3., wesentlich überarb. und erw. Auflage. Publicis Publishing, Erlangen 2014, ISBN 978-3-89578-407-1, 11.2.5 Oberleitungstrenn- und Erdungsschalter, S. 696 ff.
- ↑ a b Gg. Naderer: Die Schaltung von Fahrleitungsnetzen für Wechselstrom-Fernbahnen im Reichsbahndirektionsbezirk München. In: Elektrische Bahnen. 3. Jahrgang, Heft 1. Charlottenburg 15. Januar 1927, S. 6–31.