Ostafrikanische Cricket-Nationalmannschaft
Die ostafrikanische Cricket-Nationalmannschaft (englisch East Africa cricket team) war eine Cricket-Mannschaft, die an internationalen Wettbewerben zwischen 1958 und 1989 teilnahm. Sie vertrat dabei die Staaten Kenia, Tansania, Uganda und Sambia und war somit eine jener „Nationalmannschaften“, in denen die Spieler aus mehr als einem Staat kamen. Das erste Spiel bestritt die Mannschaft 1958 gegen eine nichteuropäische Auswahl Südafrikas. Ostafrika nahm am Cricket World Cup 1975,[1] sowie den ICC Trophies 1979, 1982 und 1986 teil. Bei den beiden letztgenannten Turnieren nahm Kenia mit seiner eigenen Mannschaft teil, wodurch Ostafrika Uganda, Tansania und Sambia vertrat.
Erstes ODI | gegen Neuseeland in Birmingham, 7. Juni 1975 |
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World-Cup-Teilnahmen | 1/12 |
Erster World Cup | 1975 |
Bestes World Cup | Vorrunde (1975) |
Stand von 1989 |
Ost-Afrika war von 1966 bis 1989 ein assoziiertes Mitglied der International Cricket Conference (ICC; jetzt International Cricket Council) und wurde von der Ost- und Zentralafrikanische Cricket-Nationalmannschaft abgelöst.
Geschichte
BearbeitenCricket etablierte sich in dem Gebiet während der britischen Kolonisation Ende des 19. Jahrhunderts. Die meisten Spiele wurden als „Offizielle gegen Siedler“ ausgetragen, es wurden jedoch keine interterritorialen Spiele arrangiert. Nach dem Zustrom indischer Arbeiter nach Afrika für den Bau des Schienennetzes in der Region nahm die Beliebtheit des Crickets zu und zum Ende des Zweiten Weltkrieges war es einer der meist ausgebübten Sportarten in der Region.[2] 1951 gründete sich die East Africa Cricket Conference (EACC, später East and Central Africa Cricket Conference, ECACC) als Cricketverband für die Region. Diese organisierte die interkolonialen Spiele zwischen seinen drei Gründungsmitgliedern Kenia, Uganda und Tanganjika.[3] Später im selben Jahr empfing eine ostafrikanische Mannschaft Rhodesien.[4]
Ostafrikas folgendes Spiel war 1956 gegen eine besuchende Pakistanische Mannschaft. Unter ihren Kapitän Denis Dawson (dem Bruder des südafrikanischen Test-Cricket-Spielers Ossie Dawson) verloren die Ostafrikaner das Dreitagesspiel mit acht Wickets.[5] Im darauf folgenden Jahr unterlagen die Ostafrikaner dem besuchenden Sunder Cricket Club mit neun Wickets.[6] 1958 besuchte eine südafrikanische Mannschaft aus nichteuropäischen Spielen das Gebiet für ein Spiel gegen Ostafrika in Nairobi. Unter ihrem Kapitän Malcolm Ronaldson, einem früheren First-Class-Spieler für die Eastern Province unterlag Ostafrika in dem Spiel den Südafrikanern mit sieben Wickets.[7]
In den 1960er Jahren traf Ostafrika auf mehrere besuchende Mannschaften. 1962 trafen sie in zwei Spielen auf die Cricket-Mannschaft des Commonwealth. Im ersten Spiel in Nairobi (10. bis 12. Februar 1962) unterlagen die Ostafrikaner mit 20 Runs.[8] Dieses Spiel blieb vor allem für das zügige Century Basil D’Oliveiras im zweiten Innings des Commonwealth in Erinnerung.[9] Das zweite Spiel im Oktober, ebenfalls in Nairobi, schlug die Mannschaft des Commonwealth Ostafrika mit 118 Runs.[10] Der Marylebone Cricket Club (MCC) bestritt 1963/64 drei Spiele in Uganda, eines in Tanganjika und sieben in Kenia. Eines der Spiele gegen die Ostafrikaner in Kampala gewann der MCC mit einem Innings und 71 Runs.[11] 1966 trat Ostafrika der International Cricket Conference (ICC; jetzt International Cricket Council) als assoziiertes Mitglied bei.[12] Im August 1967 gewann das besuchende Indien ein First-Class-Dreitagesspiel mit acht Wickets.[13] Eine internationale Mannschaft von englischen First-Class-Spielern erzielte 1968 in einem Dreitagesspiel gegen Ostafrika in Nairobi ein Remis.[14]
Im Juni und Juli 1972 besuchte Ostafrika England für 18 Spiele gegen Regionalauswahlen und erzielte einen Sieg gegen Nordwales. Keines dieser Spiele verfügte über First-Class-Status.[15] 1973/74 besuchte der MCC erneut Ostafrika. Im Dezember 1973 absolvierten sie zwei Spiele in Sambia, gefolgt von zwei weiteren in Tansania und danach vier in Kenia. Das einzige Spiel gegen eine komplette Mannschaft Ostafrikas, das First-Class-Status besaß, gewann der MCC mit 237 Runs.[16]
Ostafrika wurde zum ersten Cricket World Cup 1975 eingeladen. Ostafrika war neben Sri Lanka eine von zwei Nicht-Testnationen, die zu dem Turnier eingeladen worden waren.[17] Kenia stellte die Hälfte der 14 Spieler der ostafrikanischen Mannschaft.[18] Vor dem Turnier schien die Teilnahme jedoch fraglich, nachdem Tansania damit gedroht hatte, seinen Spielern die Reise nach England im Protest gegen die Südafrikatour der British and Irish Lions nach Südafrika 1974 zu verbieten.[19] Die Teilnahme Ostafrikas galt als wichtiger Schritt für dieses Turnier, da die Teilnahme einer afrikanischen Mannschaft diesem erst den Status einer Weltmeisterschaft verlieh. Die zwei besten Cricketländer Afrikas, Südafrika und Rhodesien, beriefen ihre Spieler aufgrund ihrer „Rasse“ und wurden als Teil des Sportboykotts gegen Südafrika ausgeschlossen, woraufhin Ostafrika als Vertreter Afrikas teilnahm. Nach Aufwärmspielen gegen Somerset, Wales, Glamorgan und mehrere andere County Clubs taf man in der Vorrunde auf England, Indien und Neuseeland, unterlag jedoch in allen Spielen.[17][20] Nach dem Turnier absolvierte man ein First-Class-Match gegen Sri Lanka auf dem County Ground in Taunton.[21]
1978 besuchte die Minor Counties Cricket Association für sieben Spiele Kenia, wovon zwei gegen Ostafrika. Das erste Spiel mit 60 Over gewannen die Minor Counties mit acht Wickets.[22] Ein geplantes Dreitagesspiel wurde abgesagt.[23] Ostafrika nahm an den ICC Trophies der Jahre 1979,[24] 1982[25] und 1986,[26] konnte sich jedoch nicht für die Cricket World Cups 1979, 1983 und 1987 qualifizieren.
Das jährliche Turnier zwischen den drei Gründungsmitglieder Kenia, Tansania und Uganda wurde bis 1980 ausgetragen.[18] Ein Jahr später verließ Kenia die ostafrikanische Mannschaft und wurde selbst assoziiertes Mitglied des ICC.[27] 1989 wurde aus der Mannschaft Ostafrikas die Ost- und Zentralafrikanische Cricket-Nationalmannschaft als Vertreter Ugandas, Tansanias, Sambias und Malawis.
Spieler
BearbeitenSpielerstatistiken
BearbeitenInsgesamt haben für Ostafrika 14 Spieler ODIs gespielt. Im Folgenden sind die Spieler aufgeführt, die für die ostafrikanische Mannschaft die meisten Runs und Wickets erzielt haben.
Runs
BearbeitenODI | |||
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Spieler | Zeitraum | ODIs | Runs |
Frasat Ali | 1975 | 3 | 57 |
Ramesh Sethi | 1975 | 3 | 54 |
Jawahir Shah | 1975 | 3 | 46 |
Mehmood Quaraishy | 1975 | 3 | 41 |
Zulfiqar Ali | 1975 | 3 | 39 |
Stand: 9. April 2023[28] |
Wickets
BearbeitenODI | |||
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Spieler | Zeitraum | ODIs | Wickets |
Zulfiqar Ali | 1975 | 3 | 4 |
Mehmood Quaraishy | 1975 | 3 | 3 |
John Nagenda | 1975 | 1 | 1 |
Ramesh Sethi | 1975 | 3 | 1 |
Parbhu Nana | 1975 | 3 | 1 |
Stand: 9. April 2023[29] |
Mannschaftskapitäne
BearbeitenInsgesamt hat ein Spieler als Kapitän für Ostafrika bei einem ODI fungiert.[30]
ODI[31] | ||
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Nr. | Name | Zeitraum |
1 | Harilal Shah | 1975 |
Bilanz
BearbeitenDie Mannschaft hat die folgenden Bilanzen gegen die Vollmitglieder des ICC im ODI-Cricket.
Gegner | ODIs[32] | ||||
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Sp. | S | U | N | NR | |
England | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Indien | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Neuseeland | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Internationale Turniere
BearbeitenCricket World Cup
Bearbeiten- 1975: Vorrunde[33]
- 1979: nicht qualifiziert (Qualifikation)[34]
- 1983: nicht qualifiziert (Qualifikation)[35]
- 1987: nicht qualifiziert (Qualifikation)[36]
- Von 1989 bis 2003 wurden Malawi, Tansania, Uganda und Sambia von der Ost- und Zentralafrikanische Cricket-Nationalmannschaft vertreten.[37]
ICC Trophy
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Rowland Bowen: Cricket: a History of Its Growth and Development Throughout the World. Eyre & Spottiswoode, London 1970, ISBN 978-0-413-27860-9 (englisch).
Weblinks
Bearbeiten- Ostafrika auf Cricinfo (englisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ West Indies as separate cricketing countries? Emerging Cricket, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Rowland Bowen: Cricket: a History of Its Growth and Development Throughout the World. Eyre & Spottiswoode, London 1970, ISBN 978-0-413-27860-9, S. 194 (englisch).
- ↑ Rowland Bowen: Cricket: a History of Its Growth and Development Throughout the World. Eyre & Spottiswoode, London 1970, ISBN 978-0-413-27860-9, S. 361 (englisch).
- ↑ Rowland Bowen: Cricket: a History of Its Growth and Development Throughout the World. Eyre & Spottiswoode, London 1970, ISBN 978-0-413-27860-9, S. 359 (englisch).
- ↑ East Africa v Pakistan Cricket Writers' XI. Cricket Archive, archiviert vom am 1. Mai 2010; abgerufen am 1. Mai 2010 (englisch).
- ↑ East Africa v Sunder Cricket Club. Cricket Archive, archiviert vom am 13. November 2012; abgerufen am 13. November 2012 (englisch).
- ↑ East Africa v South African Non-Europeans. Cricket Archive, archiviert vom am 19. November 2022; abgerufen am 19. November 2022 (englisch).
- ↑ East Africa v International XI. Cricket Archive, archiviert vom am 7. Januar 2019; abgerufen am 7. Januar 2019 (englisch).
- ↑ D'Oliviera Hits Out, The Press, 13. Februar 1962, S. 15 (englisch).
- ↑ Century, The Press, 3. Oktober 1962, S. 19 (englisch).
- ↑ East African Invitation XI v Marylebone Cricket Club. Cricket Archive, archiviert vom am 9. März 2016; abgerufen am 9. März 2016 (englisch).
- ↑ East Africa. Cricket Archive (englisch).
- ↑ East Africa v Indians. Cricket Archive, archiviert vom am 26. Januar 2018; abgerufen am 26. Januar 2018 (englisch).
- ↑ East Africa v International XI. Cricket Archive, archiviert vom am 4. Januar 2022; abgerufen am 4. Januar 2022 (englisch).
- ↑ North Wales v East Africa. Cricket Archive, archiviert vom am 5. November 2012; abgerufen am 5. November 2012 (englisch).
- ↑ East Africa v Marylebone Cricket Club. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ a b World Cup 1975. Cricket Archive, archiviert vom am 1. Oktober 2012 (englisch).
- ↑ a b A history of Kenyan cricket. Friends of Kenya Cricket, archiviert vom am 24. Juli 2008 (englisch).
- ↑ N.Z. cricketers to play E. Africa, The Press, 26. Juli 1974, S. 20 (englisch).
- ↑ Tony Cozier: West Indies victory heralds a new era. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Scorecard of East Africa v Sri Lanka match, 23 June 1975. Cricket Archive (englisch).
- ↑ East Africa Cricket Conference v Minor Counties. Cricket Archive, archiviert vom am 11. März 2016; abgerufen am 11. März 2016 (englisch).
- ↑ East Africa Cricket Conference v Minor Counties. Cricket Archive, archiviert vom am 7. Oktober 2008; abgerufen am 7. Oktober 2008 (englisch).
- ↑ 1979 ICC Trophy. Cricinfo, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ 1982 ICC Trophy. Cricinfo, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ 1986 ICC Trophy. Cricinfo, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Kenya. Cricket Archive, archiviert vom am 4. Februar 2020; abgerufen am 4. Februar 2020 (englisch).
- ↑ Records / East (and Central) Africa / One-Day Internationals / Most Runs. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Records / East (and Central) Africa / One-Day Internationals / Most Wickets. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Die Zeitraumsangabe bezieht sich auf die entsprechende Cricket-Saison, in dem das erste bzw. letzte Spiel der Zeit als Kapitän stattfand.
- ↑ Records / East (and Central) Africa / One-Day Internationals / List of Captains. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Records / East (and Central) Africa / One-Day Internationals / Result Summary. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Prudential World Cup 1975. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Prudential World Cup 1979. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Prudential World Cup 1983. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ Reliance World Cup 1987/88. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ In the International Spotlight…Tanzania Cricket. 2. Januar 2009, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
- ↑ ICC TROPHY, 1979: ENGLAND. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ ICC TROPHY, 1982: ENGLAND. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).
- ↑ 1986 ICC Trophy in England: ENGLAND. Cricinfo, abgerufen am 9. April 2023 (englisch).