Papierbach (Ilm)
Der Papierbach, am Oberlauf Schlufter oder Schluftergraben genannt, ist ein rund drei Kilometer langer rechter und nordöstlicher Zufluss der Ilm über einen Mühlkanal im Ortsteil Oberweimar des kreisfreien Stadt Weimar in Thüringen. Dort gibt es den Straßenzug Schlufterweg bzw. Quellenberg. Der Bachlauf ist Teil des geschützten Landschaftsbereiches Papierbach – Erlengrund – Herzquelle. Außerdem steht der gesamte Bereich des Papierbachs auf der Liste der Kulturdenkmale in Oberweimar (Thüringen). Seinen Namen dürfte er von der Papiermühle her haben. Auch die Bezeichnung einer Straße mit Papiergraben in Ehringsdorf dürfte auf die Papierproduktion In Oberweimar zurückzuführen sein.
Papierbach | ||
Durchfluss des Papierbaches unter dem Kirchturm von S. Peter und Paul in Oberweimar | ||
Daten | ||
Flusssystem | Saale | |
Abfluss über | Ilm → Saale → Elbe → Nordsee | |
Quelle | östlich von Oberweimar 50° 58′ 26″ N, 11° 22′ 30″ O | |
Mündung | in Oberweimar von rechts und Nordosten in die IlmKoordinaten: 50° 57′ 53″ N, 11° 20′ 41″ O 50° 57′ 53″ N, 11° 20′ 41″ O
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Länge | 3,1 km[1] |
Verlauf
BearbeitenDer Papierbach entsteht in unbeständigem Lauf an einer Waldinsel ostnordöstlich von Oberweimar und zieht in westsüdwestlicher bis südwestlicher Richtung nach Oberweimar. Er fließt in einem sich erst nahe dem Ort etwas vor der querenden Bahnstrecke Weimar–Gera stärker eintiefenden Talmulde mit dem Namen Schlufter. Seine stärksten Quellen – es handelt sich um Karstquellen[2] – Mägdeborn[3] und Herzquelle[1] stoßen dann erst im Ortsbereich auf, etwa 500 m unterhalb von ihnen mündet der Bach bereits in den Mühlkanal. Die kurz nach dem Mägdeborn rechts gegenüber von ihm liegende Herzquelle[4] ist die stärkste Quelle des Papierbachs. Mit dem Schluftergraben hat der Papierbach eine Gesamtlänge von 3,1 km.[1] Eine Straße parallel zum Papierbach in Oberweimar trägt den Namen Schlufterweg.
Ein kurzer Abschnitt des Baches in Oberweimar etwa ab dem Haus Fortuna ist verdolt. Der Bach durchfließt danach die Gasse zwischen dem ehemaligen Amtshaus und der Papiermühle wieder offen über den Plan[5], bevor er diese Straße unterquert. Er läuft im Winkel um das Pfarrhaus und danach unter dem Kirchturm der zugehörigen Kirche des Klosters St. Peter und Paul hindurch. Danach fließt er in den Mühlgraben ein, der kurz vorher am Wehr rechtsseits von der Ilm abgegangen ist und nach insgesamt etwa 200 Metern nordwestlichen Laufs unterhalb der Brücke des Plans in den Fluss zurückläuft.
Die Wasserführung des Papierbachs schwankt um einen Mittelwert von 0,2 m³/s.[1]
Nutzung
BearbeitenDer Papierbach trieb von 1546 bis 1925 die Papiermühle (Plan 6b) in Oberweimar an, wo in dieser Zeit Papier produziert wurde. Im Haus Plan 4 wohnten die Papiermüller. Von 1356 bis 1546 war sie Ölmühle.[6] Die 1546 von Magister Franz Burckhardt, dem Kanzler Johann Friedrich des Großmütigen, errichtete Papiermühle war eine der ältesten Mühlen Thüringens.[7] Am heutigen Klosterweg 5–8, also direkt am Mühlgraben, wurde die Klostermühle vom Papierbach einst mit Wasserkraft betrieben. Die Mahlmühle gehörte einst zum Nonnenkloster Oberweimar und wurde nach dessen Aufhebung fürstliches Kammergut. Erneuert wurde diese 1650. Drei der insgesamt sechs Mühlräder trieb der Papierbach an. Die spätere sogenannte Klostermühle wurde um 1880 bzw. 1922 zusätzlich eingerichtet.[8] Die einstige Getreidemühle wurde ab 1905 Elektrizitätswerk für Oberweimar und hatte 1925 den Betrieb eingestellt. Der folgenden Mahlbetrieb in der Mühle endete wohl um 1945 (heute wird sie als Wohnraum genutzt).[1] Die Wasserführung war oft so gering, dass diese nicht betrieben werden konnte. Heute wird diese als Tischlerei.[1] bzw. als Waldorfkindergarten genutzt.
Das Wasser der Herzquelle wird heute ins Trinkwassernetz eingespeist.[9]
Varia
BearbeitenFranz Ludwig Güssefeld zeichnete 1808 einen Plan der Gegend zwischen Weimar, Belvedere und Tieffurth. Darin sind auch die Mühlen Oberweimars eingezeichnet. Der Papierbach ist hier bis zur Papiermühle vollständig offen.[10]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f Axel Stefek (Hrsg.): Energie in Weimar: Vom Mittelalter bis in die Neuere Zeit (= Energiegeschichte der Stadt Weimar. Bd. 1). Hrsg. von der Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH durch Axel Stefek. Weimar 2016, S. 114 ff. ISBN 978-3-00-053509-3
- ↑ Zu den geologischen Besonderheiten des Spaltenquellen- und Höhlensystems [1]f S. 43 ff. - Walter Steiner: Geologie, Der geologische Aufbau des Untergrundes von Weimar (=Weimarer Schriften zu Heimatgeschichte und Naturkunde Hft. 23), Weimar 1974.
- ↑ Art: Mägdeborn , in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 286. Es ist ein Wasseraustritt im Ilmgraben. Im Jahre 1512 nannter er sich Medebornigen, 1515 Meidebornlein, 1549 Meide bornichen, 1875 Mägdebrunnen. Abgeleitet wurde es aus dem althochdeutschen magad oder magid, mittelhochdeutsch magede, was Jungfrau oder Dienstmagd bedeutete.
- ↑ Sie wurde nach der Form des Quelltrichters so genannt. Die Herzform des Quelltrichters konnte nicht völlig wiederhergestellt werden. https://ortsteilrat-oberweimar-ehringsdorf.de/was-macht-eigentlich-die-herzquelle/
- ↑ In dem Ziegelbau Plan 4 wohnten die Papiermüller. Gerd Seidel, Walter Steiner: Baustein und Bauwerk in Weimar (= Weimarer Schriften. Heft 32), Ständige Kommissionen Kultur der Stadtverordnetenversammlung Weimar und des Kreistages Weimar-Land in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Weimar, Weimar 1988, ISBN 3-910053-08-4, S. 52.
- ↑ Gerhard Buchmann: Geschichte der Papiermacher zu Oberweimar (=Beiträge zur Geschichte der Stadt Weimar Bd. 1, Hft.1), Weimar 1936.
- ↑ Art: Papiermühle Oberweimar, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 343.
- ↑ Art. Mahlmühle (Klostermühle) Oberweimar, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 286.
- ↑ Art: Papierbach, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 342 f.
- ↑ HAAB, Kt 100 Weimar 4 E.