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Die Philosophie (alt- und neugriechisch φιλοσοφία, philosophía, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) hat im Gegensatz zu den einzelnen Wissenschaften keinen begrenzten Gegenstandsbereich. Allgemein könnte man sie als den Versuch der kritisch-rationalen Selbstüberprüfung des Denkens bezeichnen, als eine methodische Reflexion, die sich inhaltlich tendenziell auf eine Gesamtdeutung der Welt und der menschlichen Existenz richtet. Jeder Versuch, den Begriff „Philosophie“ zu definieren oder den Bereich der Philosophie näher einzugrenzen, ist bereits Gegenstand der Philosophie selbst. |
Die Philosophie des Geistes beschäftigt sich mit der Natur geistiger Zustände, ihren Wirkungen und Ursachen. Zentral ist dabei die Frage nach dem Verhältnis von geistigen und körperlichen Zuständen. Neben den ontologischen Fragen nach der Natur geistiger Zustände befasst sie sich auch mit den epistemologischen Fragen nach der Erkennbarkeit des Geistes. Der Kern der Philosophie des Geistes ist das Leib-Seele-Problem, das manchmal auch "Körper-Geist-Problem" genannt wird. Es entsteht durch die Frage, wie sich die mentalen Zustände zu den physischen Zuständen verhalten. Handelt es sich hier um zwei verschiedene Substanzen? |
Die Neuroethik ist eine neue Disziplin zwischen Neurowissenschaften und Philosophie. Einige sehen sie als den Teil der Bioethik an, der sich mit der moralischen Bewertung von neurowissenschaftlichen Technologien beschäftigt. In welchem Maße darf man in das Gehirn eingreifen, um Krankheiten zu heilen, oder kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit oder Gedächtnis zu verbessern? Für die meisten Forscher steht das Verhältnis zwischen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und moralisch relevanten Konzepten, wie etwa „Verantwortung“, „Freiheit“, „Rationalität“ oder „Personalität“ ebenfalls im Zentrum neuroethischer Überlegungen. |
Das Daodejing (chin. 道德经/道德經 Dàodéjīng, W.-G. Tao Te Ching) ist eine Sammlung humanistischer und stellenweise metaphysischer Aphorismen und Sinnsprüche, die Laozi zugeschrieben wird. Sie entstand um 400 v. Chr. in China. Die heutige Textgestalt stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Das Buch wird auch Laozi genannt, nach dem legendären Weisen, dem es zugeschrieben wird. Es offenbart eine vielschichtige Naturanschauung und Lehre, die sich sowohl an den Herrscher des Landes richtet, als auch an den Einzelnen, der sich berufen fühlen mag, "den natürlichen Lauf der Dinge" zu fördern. Das Werk gilt als die Gründungsschrift des Daoismus. |
Unter Qualia (Singular: Quale, von lat. qualis = wie beschaffen) oder phänomenalem Bewusstsein versteht man den subjektiven Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes. Das Verständnis der Qualia ist eines der zentralen Probleme der Philosophie des Geistes, da oft angenommen wird, dass ihre Existenz nicht mit den Mitteln der Neuro- und Kognitionswissenschaften erklärbar sind. Der Begriff wurde 1929 von C. I. Lewis in dem Buch Mind and the World Order [1] als philosophischer Kunstausdruck eingeführt. Ein in der Literatur häufig anzutreffendes Synonym für den Begriff Qualia ist der engl. Ausdruck "raw feels". |
Unter Akrasia (altgr. ἀκρασία, lat. incontinentia; auch: Willensschwäche, Unbeherrschtheit, Handeln wider besseres Wissen) versteht man den Fall, dass eine Person eine Handlung ausführt, obwohl sie eine alternative Handlung für besser hält. Die Analyse entsprechender Handlungen ist eines der zentralen Probleme der philosophischen Disziplin der Handlungstheorie, da akratische Handlungen plausibel scheinenden Annahmen über Handlungen von Personen zu widersprechen scheinen. Untersucht wird dabei, ob bzw. inwiefern derartige Handlungen mit der Annahme vereinbar sind, dass Personen für sie selbst gute Handlungen ausführen wollen. |
Siger von Brabant (lat. Sigerus oder Sigerius de Brabantia, * um 1235/1240 in Brabant; † vor dem 10. November 1284 in Orvieto) war Philosophielehrer an der Pariser Artistenfakultät und Vertreter eines radikalen Aristotelismus, der sich eng an den Aristoteleskommentaren von Averroes orientierte und deshalb später, in Anknüpfung an den von Thomas von Aquin geprägten Begriff averroista („Averroist“), als Averroismus bezeichnet wurde. Die Person und die Werke Sigers waren über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten und wurden erst seit dem 19. Jahrhundert allmählich wiederentdeckt |
Eckhart von Hochheim (bekannt als Meister Eckhart, auch Eckehart; * um 1260 in Hochheim oder in Tambach; † vor dem 30. April 1328 in Avignon) war ein einflussreicher spätmittelalterlicher Theologe und Philosoph. Schon als Jugendlicher trat er in den Orden der Dominikaner ein, in dem er später hohe Ämter erlangte. Vor allem als Prediger erzielte er eine starke Wirkung, seine Formulierungskraft beeindruckte Zeitgenossen und Nachwelt. Zur Gestaltung der deutschen philosophischen Fachsprache leistete er einen wichtigen Beitrag. |
Johannes Duns Scotus (* um 1266 in Duns, Schottland; † 8. November 1308 in Köln) war ein schottischer Theologe und Philosoph der Scholastik. Nachdem er in Northampton die Priesterweihe erhalten hatte, studierte und lehrte er in Cambridge, Oxford, Paris und Köln. Als einer der bedeutendsten franziskanischen Theologen begründete er die nach ihm benannte scholastische Richtung des Scotismus. Er verband darin u.a. Lehren des Aristoteles, des Augustinus und der Franziskaner auf subtile Art miteinander, so dass Zeitgenossen ihn auch Doctor subtilis nannten. |
James Harrington (* 3. Januar 1611 in Upton, Northamptonshire; † 11. September 1677 in Westminster) war ein englischer Philosoph. Sein Hauptwerk The commonwealth of Oceana erschien 1656 und war dem autokratisch herrschenden Lordprotektor Oliver Cromwell gewidmet. Es stellte den Versuch dar, das bestehende Verfassungsvakuum mit dem Modell einer idealen Republik auszufüllen. In Form von insgesamt dreißig Verfassungsgesetzen (orders) entwarf Harrington eine Republiktheorie, die sich durch das Prinzip der Repräsentation, Ämterrotation und ein Zweikammersystem mit strikter Trennung von Beratung und Entscheidung auszeichnete. |
Johan Vilhelm Snellman (* 12. Mai 1806 in Stockholm; † 4. Juli 1881 in Kirkkonummi) war ein finnischer Philosoph, Journalist und Staatsmann. Als in der Tradition Hegels stehender Denker und engagierter Journalist hatte er erheblichen Anteil an der Entwicklung eines finnischen Nationalbewusstseins, als dessen Ausdruck auch die finnische Sprache eine neue Wertschätzung erfuhr. Als Mitglied des finnischen Senats erreichte er die währungspolitische Unabhängigkeit Finnlands und erzielte einen Durchbruch auf dem Weg zur Anerkennung des Finnischen als Amtssprache. |
Friedrich Wilhelm Nietzsche (* 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen; † 25. August 1900 in Weimar) war ein deutscher Philosoph und klassischer Philologe.
Neben seinen philosophischen Betrachtungen veröffentlichte Nietzsche auch Gedichte, in denen seine philosophischen Gedanken bald heiter, bald dunkel und schwermütig ausgedrückt werden. Sie hängen mit den Prosawerken zusammen. Nietzsche gilt als Meister der aphoristischen Kurzform und des mitreißenden Prosa-Stils. Einige Interpreten halten auch die scheinbar wenig strukturierten Aphorismenbücher für geschickt „komponiert“; die Werke sind oft mit einem Rahmen (Rahmenhandlung, Vor- und Nachwort, Gedichte, „Vorspiel“) versehen. |
Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben ist ein 1874 erschienenes Werk Friedrich Nietzsches und die zweite seiner vier Unzeitgemäßen Betrachtungen. Die Abhandlung gilt als wichtiges Werk aus Nietzsches früher Schaffensperiode. Er kritisiert darin seine akademischen Zeitgenossen, die seiner Meinung nach die Bedeutung der Geschichtswissenschaft überschätzen oder doch zumindest verkennen. Das Werk nimmt auch spätere Themen Nietzsches vorweg und hat in der Nietzsche-Rezeption vergleichsweise große Beachtung gefunden. |
Karl Jaspers (* 23. Februar 1883, † 26. Februar 1969) war ein deutscher Philosoph und Psychiater. Er gilt als herausragender Vertreter der Existenzphilosophie. Seine Psychologie der Weltanschauungen aus dem Jahre 1919 ist ein Übergang von der Psychologie zur Philosophie und kann als erstes Werk der modernen Existenzphilosophie eingestuft werden. Jaspers interessierte sich vor allem für die seelischen Antriebe, die Weltanschauungen begründen. Bereits hier problematisierte er die „Grenzsituationen“ wie Tod, Leiden, Schuld, Geschichtlichkeit, die die Erfahrungen des Menschen bestimmen und in denen der Mensch Skeptizismus und Nihilismus überwinden kann, indem er sich als Existenz gegenüber der Transzendenz bewusst wird. |
Hannah Arendt war eine deutsch-jüdische Publizistin und Gelehrte. Sie war als Journalistin und Hochschullehrerin tätig und veröffentlichte wichtige Beiträge zur politischen Philosophie. Gleichwohl lehnte sie es stets ab, als „Philosophin” bezeichnet zu werden, auch der Begriff „politische Philosophie” gefiel ihr nicht, sie bevorzugte „politische Theorie”. Wegen ihres eigenständigen Denkens, der von ihr entwickelten Theorie zum Totalitarismus, ihrer existenzphilosophischen Arbeiten und ihrer Forderung nach einem sich im „politischen Raum“ entfaltenden freiheitlich und plural grundierten „Handelns“ nimmt sie in der Diskussion der Gegenwart eine bedeutende Rolle ein. |
Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere (* etwa im Jahre 1 in Corduba; † 65 n. Chr. in der Nähe von Rom), war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Staatsmann und als Stoiker einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Seine Reden, die ihn zuerst bekannt gemacht haben, sind verloren gegangen. Vom Jahr 49 an war er der maßgebliche Erzieher des späteren Kaisers Nero. Um diesen auf seine künftigen Aufgaben vorzubereiten, verfasste er eine Denkschrift darüber, warum es weise sei, als Herrscher Milde walten zu lassen (de clementia). |
Der Kritische Rationalismus ist eine von Karl R. Popper begründete philosophische Denkrichtung. Er ist aus eigener Sicht eine Lebenseinstellung, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“. Er betrachtet das Leben und die Dinge aus einem vorsichtig optimistischen Blickwinkel, der in den Buchtiteln Alles Leben ist Problemlösen und Auf der Suche nach einer besseren Welt zusammengefasst ist. |
Ludwig Andreas Feuerbach (* 28. Juli 1804 in Landshut; † 13. September 1872 in Rechenberg) war ein deutscher Philosoph, dessen Religions- und Idealismuskritik bedeutenden Einfluss auf die Bewegung des Vormärz hatte und einen Erkenntnisstandpunkt formulierte, der für die modernen Humanwissenschaften, wie zum Beispiel die Psychologie, grundlegend geworden ist. |
Existential Graphs sind ein logisches System des US-amerikanischen Logikers und Philosophen Charles Sanders Peirce. Sie umfassen sowohl eine eigene graphische Schreibweise (Notation) für logische Aussagen als auch einen logischen Kalkül, d. h. (im Wesentlichen) ein formales System von Schlussregeln, mit denen bestehende Aussagen so umgeformt werden können, dass daraus neue Aussagen entstehen, die aus ersteren folgen. |
Der Kritias (griechisch Κριτίας, auch Ἀτλαντικός Atlantikos genannt) ist ein in Dialogform verfasstes, fragmentgebliebenes Spätwerk des griechischen Philosophen Platon. Es besteht vor allem aus dem auch im Timaios erwähnten platonischen Mythos vom Krieg zwischen Athen und Atlantis und beschreibt beide Staatsutopien detailliert, wobei der Text im Bericht des Mythos unvermittelt abbricht. Der Kritias ist Teil einer ursprünglich geplanten Trilogie, zusammen mit Timaios und Hermokrates. |
Der Timaios ist ein um 360 v. Chr. verfasstes theoretisches Spätwerk des griechischen Philosophen Platon. Der Dialog besteht vor allem aus dem theologisch, metaphysisch und teleologisch geprägten Referat der Hauptfigur Timaios von Lokri über die Erschaffung und Gestaltung des Universums als Abbild der ewigen platonischen Ideen durch einen Schöpfergott, den Demiurgen. Die Rede des Timaios setzt beim Werden der Welt ein und beschäftigt sich vom göttlichen Schöpfungsakt ausgehend vorwiegend mit naturphilosophischen, kosmologischen, mathematischen wie auch physiologischen Fragestellungen. |
Als Radbruchsche Formel wird eine erstmalig 1946 veröffentlichte These des deutschen Rechtsphilosophen Gustav Radbruch bezeichnet. Dieser These zufolge hat sich ein Richter im Konflikt zwischen dem positiven (gesetzten) Recht und der Gerechtigkeit immer dann und nur dann gegen das Gesetz und für die materielle Gerechtigkeit zu entscheiden, wenn das fragliche Gesetz entweder als „unerträglich ungerecht“ anzusehen ist oder das Gesetz die − Radbruch zufolge – im Begriff des Rechts grundsätzlich angelegte Gleichheit aller Menschen aus Sicht des Interpreten „bewußt verleugnet“. |
Aristoteles (griechisch Ἀριστοτέλης, * 384 v. Chr. in Stageira (Stagira) auf der Halbinsel Chalkidike; † 322 v. Chr. in Chalkis auf der Insel Euboia) gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten europäischen Philosophen. Er hat zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Logik, Biologie, Physik, Ethik, Dichtungstheorie und Staatslehre. Aus seinem Gedankengut entwickelte sich das Wissenschaftssystem des Aristotelismus. |
Heraklit von Ephesos (griechisch Ἡράκλειτος ὁ Ἐφέσιος, * zwischen 540 und 535 v. Chr.; † zwischen 483 und 475 v. Chr.) war ein vorsokratischer Philosoph aus Ephesos. Heraklit beanspruchte eine von allen herkömmlichen Vorstellungsweisen verschiedene Einsicht in die Weltordnung. Ein wiederkehrendes Thema seines Philosophierens ist neben dem Begriff des Logos der natürliche Prozess beständigen Werdens und Wandels. Des Weiteren setzte Heraklit sich mit dem Verhältnis von Gegensätzen auseinander, wie etwa von Tag und Nacht, Wachsein und Schlafen, Eintracht und Zwietracht. Diese Gegensätze sieht er in einer spannungsgeladenen Einheit stehend. |
Das Nietzsche-Archiv war die erste Einrichtung, die sich der Archivierung, Erschließung und Herausgabe von Dokumenten zu Leben und Werk des Philosophen Friedrich Nietzsche widmete. Das Archiv wurde 1894 in Naumburg gegründet und befand sich seit 1896 in Weimar. Seine Geschichte ist bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eng mit seiner Gründerin und jahrzehntelangen Leiterin Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester des Philosophen, verknüpft. Obwohl es von Beginn an teilweise heftiger Kritik ausgesetzt war, konnte sich das Archiv bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als zentrale Stelle der Nietzsche-Rezeption in Deutschland halten. |
Platon (griechisch Πλάτων; * 428/427 v. Chr. in Athen oder Aigina, † 348/347 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph aus Athen. Er war ein Schüler des Sokrates, dessen Denken und Methode er in vielen seiner Werke schilderte. Die Vielseitigkeit seiner Begabungen und die Originalität seiner wegweisenden Leistungen als Denker und Schriftsteller machten ihn zu einer der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte. In der Metaphysik und Erkenntnistheorie, in der Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie setzte er Maßstäbe. |
Martin Heidegger (* 1889 in Meßkirch, † 1976 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Philosoph. Hauptsächliche Bemühung Heideggers war die Kritik der abendländischen Philosophiegeschichte und die Entwicklung einer neuen Auffassung des Menschen und der Welt. 1927 entstand sein erstes Hauptwerk Sein und Zeit, welches die philosophische Richtung der Fundamentalontologie begründete. Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten. |
Alfred North Whitehead OM (* 15. Februar 1861 in Ramsgate; † 30. Dezember 1947 in Cambridge (Massachusetts)) war ein britischer Philosoph und Mathematiker. Bekannt wurde Alfred Whitehead durch das Standardwerk „Principia Mathematica“ über Logik, das er zusammen mit seinem langjährigen Schüler und Freund Bertrand Russell zwischen 1911 und 1913 in drei Bänden veröffentlichte. Es stellte den Versuch dar, im Sinne des logizistischen Programmes alle wahren mathematischen Aussagen und Beweise auf eine symbolische Logik zurückzuführen. „Principia Mathematica“ wurde zu einem der einflussreichsten Bücher der Geschichte der Mathematik und Logik. |
Eratosthenes von Kyrene (griechisch Έρατοσθένης ὁ Κυρηναῖος; * zwischen 276 und 273 v. Chr. in Kyrene; † um 194 v. Chr. in Alexandria) war ein außergewöhnlich vielseitiger griechischer Gelehrter in der Blütezeit der hellenistischen Wissenschaften. Er betätigte sich als Mathematiker, Geograph, Astronom, Historiker, Philologe, Philosoph und Dichter. Im Auftrag der ägyptischen Könige aus der Dynastie der Ptolemäer leitete er rund ein halbes Jahrhundert lang die Bibliothek von Alexandria, die bedeutendste Bibliothek der Antike. Berühmt ist er vor allem als Begründer der wissenschaftlichen Geographie. Seine auf sorgfältigen Messungen beruhende Bestimmung des Erdumfangs gehört zu den bekanntesten wissenschaftlichen Leistungen des Altertums. Neben der Forschungstätigkeit gehörte das Sammeln und Ordnen von bereits vorhandenem Wissensstoff zu seinen Hauptanliegen. |
Arkesilaos (griechisch Ἀρκεσίλαος; * um 315 v. Chr.; † 241/240 v. Chr. in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph. Er lebte in Athen und gehörte der Platonischen Akademie an, die er jahrzehntelang als Scholarch leitete und der er eine neue Ausrichtung gab. Mit ihm begann die Epoche der später so bezeichneten Jüngeren („skeptischen“) Akademie. Seine Philosophie geht von der Erfahrung der Aporie (Ausweglosigkeit) aus, die in manchen Dialogen Platons eine zentrale Rolle spielt. Wenn hartnäckige Versuche, definitive, unwiderlegbare Antworten auf philosophische Fragen zu finden, gescheitert sind, stellt sich eine „aporetische“ Ratlosigkeit ein. Aus der Verallgemeinerung solcher Erfahrungen und aus einer eingehenden Analyse des Erkenntnisvorgangs ergibt sich ein grundsätzlicher Zweifel an der Fähigkeit des Verstandes, gesichertes Wissen hervorzubringen. |
Karneades von Kyrene (griechisch Καρνεάδης, latinisiert Carneades; * 214/213 v. Chr. in Kyrene; † 129/128 v. Chr. in Athen) war ein berühmter griechischer Philosoph im Hellenismus. Er lebte in Athen und war dort Leiter (Scholarch) der Platonischen Akademie. Seine außerordentliche Autorität den Diskurs in der Akademie bis zu deren Untergang im 1. Jahrhundert v. Chr. Karneades gehört zu der seit Arkesilaos in der Akademie herrschenden Richtung, die als „jüngere Akademie“ bezeichnet wird. Sie unterscheidet sich von der „älteren Akademie“ durch die Einführung des Skeptizismus, des prinzipiellen Zweifels an der Beweisbarkeit philosophischer Aussagen. In der Konfrontation mit „dogmatischen“ Lehren baute Karneades das Instrumentarium des Skeptizismus aus und setzte es geschickt zur Widerlegung gegnerischer Behauptungen ein, ohne sich dabei selbst auf eine bestimmte Lehrmeinung festzulegen. |
Das Gute ist im allgemeinen Sprachgebrauch gewöhnlich eine unscharfe Bezeichnung für den Inbegriff oder die Gesamtheit dessen, was zustimmend beurteilt wird und als erstrebenswert gilt. Im Vordergrund steht dabei die Vorstellung des im ethischen Sinn Guten, auf das man mit guten Taten abzielt. In der Philosophie hat der Begriff des Guten traditionell sowohl in der Metaphysik als auch in der Ethik eine wichtige Rolle gespielt. Zahlreiche moderne Philosophen bestreiten aber die philosophische Relevanz von Aussagen, in denen etwas als gut bezeichnet wird. Eine metaphysische Bedeutung erhält das Gute in einer Vielzahl von Modellen, die ethischen Normen und damit auch dem Guten eine objektive Realität zuschreiben. Solche Modelle führen moralische Forderungen auf ein göttliches Gesetz oder auf eine objektive Wertordnung zurück. Demnach legt nicht der Mensch nach seinem Ermessen fest, was gut ist, sondern er erkennt einen objektiven Sachverhalt, wenn er etwas dem Bereich des Guten zuordnet. |
Philon von Larisa (griechisch Φίλων Phílōn, auch Philon von Larissa; * 159/158 v. Chr. in Larisa; † 84/83 v. Chr. in Rom) war ein antiker griechischer Philosoph der Platonischen Akademie in Athen an, die er von 110/109 bis 88 als Scholarch (Schuloberhaupt) leitete. Er war der letzte Scholarch der „Jüngeren Akademie“, die damals von der Autorität des 129/128 gestorbenen berühmten Scholarchen Karneades geprägt war. Karneades war der prominenteste Repräsentant des für die Jüngere Akademie charakteristischen Skeptizismus, an dem seine Nachfolger festhielten. Diese vertraten teils einen radikalen Skeptizismus, teils gemäßigte Varianten. Philon war gemäßigter Skeptiker. Sein Interesse galt vor allem Fragen der Erkenntnistheorie und der Ethik. Er gelangte zu einem neuen Ansatz, indem er das herkömmliche strenge Wahrheitskriterium aufgab und damit den Skeptizismus stark aufweichte. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Rom, wo Cicero zu seinen Hörern gehörte. Sein Hauptgegner war sein ehemaliger Schüler Antiochos von Askalon, der den Skeptizismus heftig bekämpfte. |
Antiochos von Askalon (griechisch Ἀντίοχος Antíochos; * wohl zwischen 140 v. Chr. und 125 v. Chr. in Askalon; † wohl 68 v. Chr. in Mesopotamien) war ein antiker griechischer Philosoph des Hellenismus. In Athen trat er in die Platonische Akademie ein, die sich damals in der Endphase der vom Skeptizismus geprägten Epoche der „Jüngeren Akademie“ befand. Im Lauf der Zeit gelangte er jedoch zu einer entschiedenen Ablehnung des Skeptizismus. Dies führte zur Gründung einer eigenen Schule, die er programmatisch „Alte Akademie“ als Kennzeichen seiner Rückkehr zum ursprünglichen Platonismus nannte. Antiochos war der „Hausphilosoph“ des römischen Politikers und Feldherrn Lucullus. Zu seinen Hörern gehörten die berühmten Römer Varro und Cicero. Nach Untergang der Jüngeren Akademie in den achtziger Jahren des 1. Jahrhunderts v. Chr. war seine Schule die einzige Erbin der platonischen Tradition in Athen. Sein Gedankengut war trotz seiner Betonung der platonischen Tradition eher von der Stoa geprägt; insbesondere gab er die platonische Transzendenzphilosophie zugunsten einer materialistischen Naturlehre auf. |
Macrobius Ambrosius Theodosius (die Reihenfolge der Namen variiert; * vermutlich um 385/390; † vermutlich nach 430) war ein vorzüglich gebildeter spätantiker römischer Philosoph und Grammatiker. Sein Werk spielte im Mittelalter als Vermittler antiken Bildungsguts eine wichtige Rolle. Sicher ist, dass er ein hoher Beamter war, doch die Frage, ob er mit einem der bekannten gleichnamigen Amtsträger identifiziert werden kann, wird in der Forschung seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert und bleibt weiterhin offen. Er war ein konservativer Vertreter des Neuplatonismus und lehnte das Christentum ab. Seine drei Werke, die Saturnalia („Saturnalien“), ein Kommentar zu Ciceros Somnium Scipionis und eine nur auszugsweise erhaltene grammatische Schrift, sind wohl im zweiten und dritten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts entstanden. |
Themistios (griechisch Θεμίστιος; * um 317; † nach 388) war ein berühmter spätantiker Rhetor, Philosoph und Politiker. Obwohl er kein Christ war, erfreute er sich der Gunst christlicher Kaiser, die ihn mit wichtigen Aufgaben betrauten. Seine Reden sind wertvolle Quellen für die Politik und Geistesgeschichte seiner Zeit. Seine Philosophie ist sowohl vom Aristotelismus als auch vom Platonismus geprägt; sie zeigt eine zeittypische Tendenz zur Harmonisierung der Schulrichtungen. In seinen philosophischen Schriften gibt er den Inhalt einzelner Werke des Aristoteles wieder, wobei er ihn didaktisch aufbereitet. Diese Paraphrasen erzielten – auch in mittelalterlichen arabischen und lateinischen Übersetzungen – eine starke Nachwirkung. Sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch trat er für eine Politik des Interessenausgleichs ein. Sein Konzept religiöser Toleranz hat bis in die Gegenwart viel Beachtung gefunden. |
Anicius Manlius Severinus Boethius [klassisch boˈeːtiʊs, modern boˈeːtsiʊs] (auch Boëthius geschrieben; * um 480/485; † zwischen 524 und 526 entweder in Pavia oder in Calvenzano in der heutigen Provinz Bergamo) war ein spätantiker römischer Gelehrter, Politiker, neuplatonischer Philosoph und Theologe. Seine Tätigkeit fiel in die Zeit der Herrschaft des Ostgotenkönigs Theoderich, unter dem er hohe Ämter bekleidete. Er geriet in den Verdacht, eine gegen die Ostgotenherrschaft gerichtete Verschwörung von Anhängern des oströmischen Kaisers zu begünstigen. Daher wurde er verhaftet, als Hochverräter verurteilt und hingerichtet. Boethius bemühte sich, ein ehrgeiziges Bildungsprogramm zu verwirklichen. Er beabsichtigte, sämtliche Werke Platons und des Aristoteles als Grundtexte der griechischen philosophischen und wissenschaftlichen Literatur in lateinischer Übersetzung zugänglich zu machen und zu kommentieren. Daneben verfasste er Lehrbücher. |
Plotin (griechisch Πλωτῖνος Plōtínos, latinisiert Plotinus; * 205; † 270 auf einem Landgut in Kampanien) war ein antiker Philosoph. Er war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus. Seine Ausbildung erhielt er in Alexandria bei Ammonios Sakkas, von dem er maßgebliche Impulse empfing. Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete. Er lehrte und schrieb in griechischer Sprache; seine Schriften waren für den Schülerkreis bestimmt und wurden erst nach seinem Tod einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. In Kreisen der politischen Führungsschicht des Römischen Reichs erlangte er hohes Ansehen. Plotin betrachtete sich nicht als Entdecker und Verkünder einer neuen Wahrheit, sondern als getreuen Interpreten der Lehre Platons, die nach seiner Überzeugung im Prinzip bereits alle wesentlichen Erkenntnisse enthielt. Plotin vertrat einen radikalen idealistischen Monismus. |
Empedokles (griechisch Ἐμπεδοκλῆς; * um 495 v. Chr. in Akragas, dem heutigen Agrigent auf Sizilien; † um 435 v. Chr. wohl auf der Peloponnes) war ein antiker griechischer Philosoph (Vorsokratiker), Politiker, Redner und Dichter. Unklar ist, ob die Behauptungen zutreffen, wonach er sich auch als Arzt, Magier und Wahrsager betätigte. Zahlreiche Geschichten über sein Leben und seinen Tod tragen legendenhafte Züge. Als Politiker war er in seiner Heimatstadt Akragas umstritten und musste ins Exil gehen, aus dem er nicht mehr zurückkehrte. Die Philosophie des Empedokles ist in seinen beiden nur fragmentarisch erhaltenen Gedichten – dem Lehrgedicht über die Natur und den „Reinigungen“ – dargelegt. Er führte die Lehre von den vier Urstoffen (Vier-Elemente-Lehre) ein, die für das naturwissenschaftliche Weltbild der Antike maßgeblich wurde und auch die Medizin beeinflusste. |
Nikolaus von Kues, latinisiert Nicolaus Cusanus oder Nicolaus de Cusa (* 1401 in Kues an der Mosel, heute Bernkastel-Kues; † 11. August 1464 in Todi, Umbrien) war ein berühmter, universal gebildeter deutscher Philosoph, Theologe und Mathematiker. Er gehörte zu den ersten deutschen Humanisten in der Epoche des Übergangs zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. In der Kirchenpolitik spielte Nikolaus eine bedeutende Rolle, insbesondere in den Auseinandersetzungen um die Kirchenreform. Als Philosoph stand Nikolaus in der Tradition des Neuplatonismus, dessen Gedankengut er sowohl aus antikem als auch aus mittelalterlichem Schrifttum aufnahm. Sein Denken kreiste um das Konzept des Zusammenfalls der Gegensätze zu einer Einheit, in der sich die Widersprüche zwischen scheinbar Unvereinbarem auflösen. Metaphysisch und theologisch sah er in Gott den Ort dieser Einheit. Auch in der Staatstheorie und Politik bekannte er sich zu einem Einheitsideal. Das Ziel, eine möglichst umfassende Eintracht zu verwirklichen, hatte für ihn höchsten Wert, sachliche Meinungsverschiedenheiten hielt er demgegenüber für zweitrangig. |
Askese (griechisch ἄσκησις áskēsis), gelegentlich auch Aszese, ist ein vom altgriechischen Verb ἀσκεῖν (askeín „üben“) abgeleiteter Begriff. Seit der Antike bezeichnet er eine Übungspraxis im Rahmen von Selbstschulung aus religiöser oder philosophischer Motivation. Angestrebt wird damit die Erlangung von Tugenden oder Fähigkeiten, Selbstkontrolle und Festigung des Charakters. Der Praktizierende wird Asket (ἀσκητής askētḗs) genannt. Eine asketische Schulung beinhaltet Disziplinierung sowohl hinsichtlich des Denkens und Wollens als auch hinsichtlich des Verhaltens. Dazu gehört einerseits „positiv“ das beharrliche Einüben der angestrebten Tugenden oder Fähigkeiten, andererseits „negativ“ das Vermeiden von allem, was nach der Überzeugung des Asketen der Erreichung seines Ziels im Wege steht. Den Ausgangspunkt bildet die Annahme, dass eine disziplinierte Lebensweise die Beherrschung der Gedanken und Triebe voraussetzt. |
Renaissance-Humanismus [ʀənɛˈsɑ̃s] ist eine moderne Bezeichnung für eine geistige Strömung, die zuerst von Francesco Petrarca angeregt und verkörpert wurde, in Florenz ein herausragendes Zentrum hatte und sich in mehr oder weniger starker Ausprägung über den größten Teil Europas ausbreitete. Prägendes Merkmal war das Bewusstsein, einer neuen Epoche anzugehören, und das Bedürfnis, sich von der Vergangenheit der vorhergehenden Jahrhunderte abzugrenzen. Diese Vergangenheit wurde von den Humanisten als Mittelalter definiert und scharf abgelehnt. Ihr wurde die Antike als schlechthin maßgebliche Norm für alle Lebensbereiche entgegengestellt. |
Platonische Liebe ist eine Form der Liebe, die seit der Renaissance nach dem antiken griechischen Philosophen Platon (428/427 v. Chr. – 348/347 v. Chr.) benannt wird, weil ihre philosophische Begründung auf seiner Theorie der Liebe fußt und weil ihre Befürworter sich auf ihn berufen. Im modernen Sprachgebrauch hat aber der Ausdruck „platonische Liebe“ eine Bedeutung und Konnotationen, die mit dem ursprünglichen Konzept Platons wenig oder nichts zu tun haben. Platon sieht in der Liebe (Eros) ein Streben des Liebenden, das diesen stets vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Vereinzelten zum Umfassenden führen soll. Das geschieht der platonischen Theorie zufolge, wenn der Liebende Philosoph ist oder wird und als solcher auf eine von Platon beschriebene Weise mit der Liebe umgeht. Der im Sinne Platons Liebende wählt bewusst einen philosophischen Weg, der ihn zu immer höheren Erkenntnissen führen soll. |
Neuplatonismus ist eine moderne Bezeichnung für die jüngste Schulrichtung im antiken Platonismus, der eine der bedeutendsten Strömungen der griechischen Philosophie war. Der Neuplatonismus entstand im 3. Jahrhundert aus dem Mittelplatonismus. Von Rom aus, wo der Philosoph Plotin († 270) eine neuplatonische Philosophenschule gegründet hatte, breitete sich die neuplatonische Bewegung über das Römische Reich aus. In der Spätantike war der Neuplatonismus die einzige übriggebliebene Variante des Platonismus und dominierte das gesamte philosophische Denken dieser Epoche. Als letzte Repräsentanten der griechischen Philosophie führten die Neuplatoniker die Auseinandersetzung mit dem erstarkenden und schließlich zur römischen Staatsreligion erhobenen Christentum. Kennzeichnend für den Neuplatonismus ist das Bestreben, Platons Philosophie als umfassendes metaphysisches System zu interpretieren. Die späten Neuplatoniker bauten das ursprünglich relativ einfache System zu einem immer komplexeren Modell der geistigen und der sinnlich wahrnehmbaren Welt aus. Innerhalb des Neuplatonismus bildeten sich verschiedene Richtungen, zwischen denen gewichtige Unterschiede bestanden. |
Ideenlehre ist die neuzeitliche Bezeichnung für die auf Platon) (428/427–348/347 v. Chr.) zurückgehende philosophische Konzeption, die Ideen als eigenständige, dem Bereich der sinnlich wahrnehmbaren Objekte ontologisch übergeordnete Entitäten annimmt. Solche Ideen werden zur Unterscheidung vom modernen Sprachgebrauch, in dem man unter „Ideen“ Einfälle, Gedanken oder Leitbilder versteht, „platonische Ideen“ genannt. Auch Theorien anderer Philosophen werden mit dem Begriff Ideenlehre bezeichnet, doch ist die Bezugnahme auf Platon und den Platonismus die weitaus häufigste Begriffsverwendung. Platonische Ideen sind beispielsweise „das Schöne an sich“, „das Gerechte an sich“, „der Kreis an sich“ oder „der Mensch an sich“. Nach der Ideenlehre sind die Ideen nicht bloße Vorstellungen im menschlichen Geist, sondern eine objektiv existierende metaphysische Realität. |
Das Eine (griechisch τò ἕν to hen, lateinisch unum) ist ein philosophischer Begriff, der ein höchstes Prinzip bezeichnet. Oft wird dieses Prinzip als absolut transzendent betrachtet, das heißt, es wird jenseits des Horizonts möglicher Sinneserfahrung verortet und soll auch dem gedanklichen Zugriff unzugänglich sein. Eine zentrale Rolle spielt das Eine in Theorien, die auf dem Gedankengut des antiken Platonismus fußen und für alles, was ist, eine einzige Grundlage annehmen (monistischer Idealismus). Solche Systeme führen alles letztlich auf das Eine zurück. Nach der Platon zugeschriebenen „Prinzipienlehre“ ist das Eine das transzendente höchste Prinzip und zusammen mit seinem Gegenteil, der „unbestimmten Zweiheit“, der Grund für die Existenz von allem. Allerdings ist in der Forschung stark umstritten, ob Platon tatsächlich der Urheber der Prinzipienlehre ist und ob er, wie manche Forscher annehmen, das Eine mit dem Guten gleichgesetzt hat. Die antiken Neuplatoniker bauten die Lehre vom Einen stark aus und arbeiteten den Aspekt der absoluten Transzendenz heraus. Sie machten diese Lehre zu einem Hauptbestandteil ihrer metaphysischen Modelle. Da das Eine nach der antiken platonischen Tradition absolut transzendent ist, können ihm keine Bestimmungen zugewiesen werden, auch nicht die des Seins. Es ist „überseiend“, das heißt dem Bereich der seienden Dinge übergeordnet. Alles Seiende hat im Einen (Hen) seinen Ursprung. Daher ist das Hen nicht Gegenstand der Ontologie, die sich mit dem Sein und dem Seienden befasst, sondern einer eigenen Disziplin, der Henologie. Die Henologie macht Aussagen über das Verhältnis des Einen zu den seienden Dingen. |
Als ungeschriebene Lehre bezeichnet man eine dem antiken Philosophen Platon (428/427–348/347 v. Chr.) zugeschriebene metaphysische Lehre. Sie wird in der neueren Forschung Prinzipienlehre genannt, denn sie handelt von zwei höchsten Prinzipien, auf die alles zurückgeführt wird. Die Bezeichnung „ungeschriebene Lehre“ bezieht sich auf die Annahme, dass Platon sein Konzept zwar mündlich dargelegt, aber nie schriftlich fixiert hat. Die Glaubwürdigkeit der einschlägigen Quellen ist umstritten. Ihnen zufolge war Platon der Meinung, bestimmte Teile seiner Lehre seien nicht zur Veröffentlichung geeignet. Da diese Lehrinhalte nicht auf allgemeinverständliche Weise schriftlich dargelegt werden könnten, müsse ihre Verbreitung in schriftlich fixierter Form zu Missverständnissen führen. Daher soll sich Platon darauf beschränkt haben, die ungeschriebene Lehre in seiner Philosophenschule, der Akademie, fortgeschrittenen Schülern zu erläutern. Aus dem mündlichen Unterricht sollen die überlieferten Angaben über den Inhalt stammen. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Philosophiehistoriker den großangelegten Versuch unternommen, die Grundzüge der „ungeschriebenen Lehre“ systematisch zu rekonstruieren. Dieses Vorhaben einer Forschergruppe, die „Tübinger Platonschule“ genannt wird, hat bei vielen Altertumswissenschaftlern Anklang gefunden. Andererseits haben aber auch zahlreiche Forscher Vorbehalte geltend gemacht oder die Rekonstruktion insgesamt verworfen. Manche Kritiker halten die Quellengrundlage der Tübinger Rekonstruktion für unzureichend, andere bestreiten sogar die Existenz einer ungeschriebenen Lehre Platons oder bezweifeln zumindest ihren systematischen Charakter und betrachten sie als ein unausgearbeitetes Konzept. |
Die Dihairesis (Begriffseinteilung) ist eine in der antiken Logik verwendete Form der Klassifikation, die es möglich macht, Begriffe in einem System zu ordenen und Begriffe zu definieren. Ein einfaches Beispiel für eine Dihairesis wäre die Unterteilung des Begriffs „Möbel“ in die Unterbegriffe „Tische“, „Sessel“, usw. Bei Platon ist die Dihairesis eine logische Methode, mit der ein Begriff bestimmt werden kann, indem ein allgemeinerer Begriff solange in (mindestens zwei) Unterbegriffe unterteilt wird, bis man die Definition des gesuchten Begriffs erreicht hat. Ihr Resultat kann eine Definition oder eine hierarchisch geordnete Gliederung von Ober- und Unterbegriffen sein. Begründer der Dihairesis war Platon, der im 4. Jahrhundert v. Chr. auch als erster eine Anleitung für die Durchführung einer Dihairesis gegeben hat. Auch spätere antike Logiker, besonders Aristoteles, haben sich zur dihairetischen Begriffseinteilung geäußert und sie in anderen Wissenschaften angewendet, etwa in der antiken Biologie zur Einteilung der Pflanzen. Heute spielen Klassifikationsmethoden eine wichtige Rolle in den verschiedenen Wissenschaften, die Dihairesis ist jedoch Geschichte; von ihr ist nur noch in sehr spezieller Fachliteratur die Rede. |
Der antike griechische Begriff Arete (ἀρετή aretḗ) bezeichnet allgemein die Vortrefflichkeit einer Person oder die hervorragende Qualität und den hohen Wert einer Sache. Bei Personen ist Tüchtigkeit gemeint, insbesondere im militärischen Sinn (Tapferkeit, Heldentum). Oft ist damit die Vorstellung verbunden, dass der Tüchtige auch erfolgreich ist. Anfänglich erscheint Arete als exklusives Ideal des Adels. Später wird der Begriff in breiteren Schichten aufgegriffen, vor allem in der bildungsorientierten städtischen Oberschicht, was zu einem Bedeutungswandel führt; soziale Kompetenzen – insbesondere staatsbürgerliche Qualitäten und politische Führungsfähigkeit – treten in den Vordergrund. In der antiken Philosophie war Arete als „Tugend“ ein zentraler Begriff der Ethik. Die unterschiedlichen philosophischen Schulrichtungen stimmten fast alle in der Annahme überein, dass eine gelungene Lebensführung und der damit verbundene Gemütszustand Eudaimonie den Besitz der Arete voraussetze. Manche Philosophen meinten sogar, die Eudaimonie bestehe in der Arete. |
Apollonios von Tyana (* um 40; † um 120) war ein antiker griechischer Philosoph. Er verbrachte sein Leben umherziehend und lehrend im Osten des Römischen Reichs. Da er sich zum Vorbild und zur Lehre des Pythagoras bekannte, wird er zu den Neupythagoreern gezählt. Seine außergewöhnliche Persönlichkeit und seine als mustergültig betrachtete philosophische Lebensweise beeindruckten seine Zeitgenossen. Um sein Leben und Wirken ranken sich zahlreiche Legenden. Einen großen Teil der antiken Apollonioslegende machen die zahlreichen Berichte über Wundertaten aus. Schon in der Antike wurden – gewöhnlich in polemischer Absicht – Vergleiche mit Jesus von Nazareth angestellt. Auch in der Frühen Neuzeit wurde Apollonios oft als pagane Gegenfigur oder Parallelgestalt zu Jesus Christus wahrgenommen. Die moderne Forschung hat zum einen hinsichtlich der historischen Gestalt Quellenkritik betrieben, zum anderen die Legendenbildung und die Instrumentalisierung des Philosophen in religiösen Konflikten untersucht. |
Anthony Ashley Cooper, 3. Earl of Shaftesbury (auch Ashley-Cooper, kurz Shaftesbury; * 26. Februar 1671 in London; † 15. Februar 1713 in Chiaia, Neapel), war ein englischer Philosoph, Schriftsteller, Politiker, Kunstkritiker und Literaturtheoretiker. Er gilt als einer der bedeutendsten Wortführer der frühen Aufklärung. Der gleichnamige Großvater des Philosophen, der erste Earl of Shaftesbury, gehörte als Peer dem englischen Hochadel an. Unter der Leitung des Aufklärers John Locke erhielt der künftige dritte Earl eine gründliche Bildung, die er in den Jahren 1687 bis 1689 auf einer Reise durch mehrere europäische Länder vertiefte. Von 1695 bis 1698 gehörte er dem Unterhaus an. Beim Tod seines Vaters im November 1699 erbte er dessen Adelstitel und die Mitgliedschaft im Oberhaus. Damit begann für ihn eine neue Phase politischer Aktivität, die bis 1702 dauerte. In der Folgezeit konzentrierte er sich auf seine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit. Als sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, suchte er 1711 Erholung in Italien. Seine letzten fünfzehn Lebensmonate verbrachte er in Neapel. |
Lesenswerte Artikel
Disziplinen und Grundbegriffe | ||
Die Metaphysik (lat. metaphysica, von gr. metá „nach, über“ und phýsis „Natur, natürliche Beschaffenheit“, d. h. „was nach der Natur kommt“) ist die Grunddisziplin der Philosophie. Sie behandelt die zentralen Probleme der theoretischen Philosophie in universal angelegten Systementwürfen: die Fundamente (Voraussetzungen, Ursachen oder „ersten Gründe“) und allgemeinsten Strukturen (Gesetzlichkeiten, Prinzipien) sowie den Sinn und Zweck der gesamten Wirklichkeit bzw. allen Seins. Das Arbeitsfeld der Metaphysik stellen die nicht empirisch untersuchbaren Bereiche der Wirklichkeit dar, d. h. jene, die einer naturwissenschaftlichen Bearbeitung unzugänglich sind. |
Die Erkenntnistheorie ist neben der Ethik und der Logik eine der zentralen Disziplinen der Philosophie. Sie befasst sich grundlegend mit der Frage, welche Erkenntnisse bei welchen Beweisführungen als „sicher“ gelten können (siehe hierzu auch den Artikel Wahrheit); ihre Hauptgebiete waren in der Geschichte die Physik (aus der die Naturwissenschaften hervorgingen) und die Metaphysik. Die Erkenntnistheorie greift in ihren Diskussionen beliebig auf Wissenschaften, Rechtsbegründungen, religiöses Denken, und die Legitimation staatlicher Verfassungen aus. | |
Unter der Logik (griech. λογική τέχνη „die denkende Kunst, Vorgehensweise“) wird heute im Allgemeinen eine teils in der Philosophie, teils in der Mathematik und in der Informatik angesiedelte Theorie verstanden, die sich primär mit den Normen des korrekten (Schluss-)Folgerns beschäftigt. Heute versteht man unter Logik überwiegend formale Logik (auch symbolische Logik oder mathematische Logik genannt), wie man sie zum Beispiel in der Aussagenlogik und in den formalen Systemen findet. Die philosophische Logik hatte jedoch nicht immer diese Struktur. |
Ethik (von griech. ήθος ethos „gewohnter Sitz; Gewohnheit, Sitte, Brauch; Charakter, Sinnesart“, vgl. lat. mos) ist eines der großen Teilgebiete der Philosophie. Die bezeichnet man auch als „praktische Philosophie“, da sie sich mit dem menschlichen Handeln befasst. Die Ethik beschäftigt sich damit, was gutes oder schlechtes Handeln ausmacht. Ethisches Denken fragt also danach, wie der Mensch handeln soll und wie nicht, bzw. wie er sich beim täglichen Handeln zu entscheiden hat. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit dem Ausmaß individueller menschlicher Freiheit sowie eine Bestimmung von Gut und Böse. | |
Die philosophische Anthropologie (griechisch ανθρωπολογία, anthropología, „die Menschenkunde“, von άνθρωπος, ánthropos, „der Mensch“) ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand. Die philosophische Anthropologie reflektiert auf den Menschen schlechthin, auf das Wesen des Menschen, also auf das (vorgegebene) „Ewige“ in ihm und an ihm. |
Mit der Bezeichnung Ockhams Rasiermesser wird das Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft umschrieben. Es besagt, dass von mehreren Theorien, die den gleichen Sachverhalt erklären, die einfachste die wahrscheinlichste ist. Diese Regel wurde zwar nach Wilhelm von Ockham (1280–1349) benannt, die Idee selbst ist jedoch sehr viel älter und reicht zurück bis Aristoteles. Ockham selbst hat nie ausdrücklich ein solches Prinzip aufgestellt und benannt, sondern es eher implizit in seinen Schriften gebraucht. Die Bezeichnung Ockhams Rasiermesser für das Sparsamkeitsprinzip taucht erst im 19. Jahrhundert in den Werken des Mathematikers William Rowan Hamilton auf, wird dann aber zum festen und geläufigen Begriff. | |
Ein Bewusstseinszustand bezeichnet eine bestimmte Art des Erlebens, welches durch die Merkmale Wahrnehmung, Selbstbewusstsein, Wachheit und Handlungsfähigkeit bestimmt ist. Die Wahrnehmung unterscheidet sich wiederum nach Art und Intensität. Die Definition eines bestimmten Bewusstseinszustandes orientiert sich dabei hauptsächlich an der Auswertung der subjektiven Erfahrungen des Menschen. Durch die fortschreitende Medizintechnik werden heute auch empirische Messwerte den einzelnen Zuständen zugeordnet. Ein allgemein anerkanntes erklärendes Modell der Bewusstseinszustände existiert in der Wissenschaft nicht: es gibt die unterschiedlichsten naturwissenschaftlichen, philosophischen, psychologischen, religiösen und esoterischen Systeme zur Einteilung und Erklärung der Bewusstseinszustände. |
Unter Physikalismus versteht man in der Philosophie die metaphysische These, dass alles, was existiert, physisch sei. Als physisch gelten dabei meistens alle Objekte, Eigenschaften oder Ereignisse (alle Entitäten), die in den Theorien der Physik beschrieben werden. Diese These von einer vollständig physischen Struktur der Welt ist umstritten, wird jedoch von vielen Gegenwartsphilosophen und Naturwissenschaftlern vertreten. Eine besondere Rolle spielt der Physikalismus in der Philosophie des Geistes, da mit ihm die Ablehnung der Idee eines immateriellen Bewusstseins verbunden ist. | |
Unter Dualismus (von lateinisch duo = zwei) versteht man die These von der Existenz von zwei einander ausschließenden Typen von Entitäten. In der traditionellen Philosophie wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um materielle und immaterielle Typen handelt. Der klassische philosophische Dualismus ist daher die ontologische These von der Existenz immaterieller Entitäten bzw. Substanzen. Daneben gibt es jedoch auch eine etwa in den Kulturwissenschaften übliche Verwendung des Begriffs, der alle sprachlichen Systeme dualistisch nennt, die nur zwei, sich ausschließende Allgemeinbegriffe zulassen. |
Als Reduktionismus bezeichnet man die wissenschaftstheoretische Position, die von der Zurückführbarkeit von Theorien, Begriffen, gesetzmäßigen Zusammenhängen oder Phänomenen ausgeht. Der Reduktionismus kann dabei als generelles Wissenschaftsprogramm vertreten werden oder auf einen bestimmten Geltungsbereich eingeschränkt bleiben. Ein Reduktionismus im ersten Sinne ist dem Ideal der Einheitswissenschaft verpflichtet, demgemäß alle Phänomene der Welt im Prinzip durch die grundlegendste Wissenschaft, die in der Mikrophysik gesehen wird, zu erklären seien. Ein Reduktionismus im zweiten Sinne kann zwischen verschiedenen Wissenschaftsbereichen vertreten werden, etwa zwischen Psychologie und Neurobiologie, zwischen Chemie und Physik oder Ethik und den Verhaltensbeschreibungen. | |
Der Funktionalismus ist eine der klassischen Positionen der Philosophie des Geistes. Ihre zentrale These ist, dass mentale Zustände funktionale Zustände sind. Da letztere von materiellen Systemen realisiert werden können, wird der Funktionalismus allgemein als eine materialistische Position aufgefasst. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass der Funktionalismus zunächst eine ontologisch neutrale Position einnimmt: Es spricht prinzipiell nichts dagegen, dass auch immaterielle Systeme – wenn es denn solche gibt – funktional charakterisiert werden können. Ein funktionaler Zustand ist dadurch definiert, dass er auf einen bestimmten Input mit einem bestimmten Output reagiert und in einen anderen funktionalen Zustand übergeht. |
Bewusstsein (lat. conscientia „Mitwissen“) bezeichnet die Fähigkeit, über mentale Zustände, also etwa Gedanken, Emotionen, Wahrnehmungen oder Erinnerungen, zu verfügen. Das Phänomen des Bewusstseins wird oft als eines der größten ungelösten Probleme von Philosophie und Naturwissenschaft angesehen. Selbst eine allgemein anerkannte präzise Definition von Bewusstsein liegt bisher nicht vor. Der Begriff „Bewusstsein“ hat im Sprachgebrauch eine sehr vielfältige Bedeutung, die sich teilweise mit den Bedeutungen von „Geist“ und „Seele“ überschneidet. | |
Unter dem Sinn des Lebens versteht man die Bedeutung der individuell gegebenen Lebenszeit eines Menschen. Er bezeichnet die „Deutung des Verhältnisses zwischen dem Menschen und seiner Welt“ (P. Tiedemann). Es gibt unzählige mögliche Antworten auf die Frage nach dem „Sinn des Lebens“. Häufig beruhen diese auf religiösen oder philosophischen Überzeugungen. Ansichten über den Sinn des Lebens können sich sowohl von Mensch zu Mensch unterscheiden, als auch im Lauf des Leben eines einzelnen Menschen variieren. Über die verschiedenen Auffassungen lässt sich keine Übereinstimmung herstellen. Dieses augenscheinliche Fehlen einer allgemeingültigen Antwort kann als unbefriedigend oder belastend empfunden werden. |
Gegenüber dem Wort Bild verweist das Wort Abbild auf das Bild in seiner Beziehung zur Außenwelt, auf das, was im Bild widergespiegelt, „abgebildet“ werden soll, so dass es in ihm (wieder-)erkennbar wird. Während das Wort im alltäglichen Gebrauch ganz problemlos verwendet wird – Bücher werden mit „Abbildungen“ ausgestattet, „Abbildungsverzeichnisse“ geben über sie Überblick – gehört es im Bereich der philosophischen Erkenntnistheorie zu jenen Begriffen, die in unlösbare Probleme führen (sobald man nämlich die Erkenntnis als eine Form der Abbildung der Wirklichkeit definiert). | |
Pauly-Wissowa (abgekürzt P.-W.), auch Pauly-Wissowa-Kroll oder meist einfach nur RE sind die gebräuchlichen Kurzbezeichnungen für Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, einer umfangreichen und umfassenden Enzyklopädie zur Antike. Anders als seine Vorgänger stellt Der Neue Pauly zwar auch die klassische Antike in den Mittelpunkt, jedoch erweiterte man das Spektrum beträchtlich. Die Wurzeln und Grundlagen der griechisch-römischen Welt in den altorientalischen und ägyptischen Kulturen wurden nun eingehender miteinbezogen, ebenso wurde die Byzantinistik mitaufgenommen. Auch die Transformation der Alten Welt im Rahmen der Spätantike wird stärker berücksichtigt. |
Der Begriff des Homunculus (lat. „Menschlein“) bezeichnet einen künstlich geschaffenen Menschen. Die Idee des Homunculus wurde im Spätmittelalter im Kontext alchemistischer Theorien entwickelt, häufig erscheint der Homunculus als dämonischer Helfer magischer Praktiken. Der Begriff des Homunculus hat zudem in der Philosophie und Neurowissenschaft weitere Bedeutungen erhalten. In der Philosophie der Wahrnehmung und der Philosophie des Geistes wird mit dem Begriff „Homunculus“ auf die Idee Bezug genommen, dass es im Kopf nochmals ein Wesen gebe, das Reize wahrnimmt und Erlebnisse hat. | |
Die Modallogik ist derjenige Zweig der Logik, der sich mit den Folgerungen um die Modalbegriffe „möglich“ und „notwendig“ befasst. So lassen sich innerhalb der Modallogik nicht nur Aussagen wie „Es regnet“ oder „Alle Kreise sind rund“ analysieren, sondern auch Aussagen wie „Möglicherweise regnet es“ und „Notwendigerweise sind alle Kreise rund“. Mit den Begriffen „möglich“ und „notwendig“ bietet die Sprache neben „wahr“ und „falsch“ eine zusätzliche Möglichkeit, Aussagen zu charakterisieren: Manche falsche Aussagen sind doch möglich, manche wahre Aussagen sind darüber hinaus notwendig. |
Dekadenz (französisch: décadence; < mittellateinisch: decadentia < lateinisch: cadere: „fallen, sinken“) ist ein ursprünglich geschichtsphilosophischer Begriff, mit dem Veränderungen in Gesellschaften und Kulturen als Verfall gedeutet und kritisiert wurden. Der Begriff setzt damit voraus, es gäbe objektiv bessere oder wünschenswertere Zustände. Er wurde in der französischen Historiographie zuerst für den Niedergang Roms gezielt verwandt. Nur in der Dekadenzdichtung hat das Wort auch eine positive Bedeutung; im heutigen Sprachgebrauch überwiegt der abwertende Charakter. |
Antike und Mittelalter | |
Die antike europäische Philosophie beginnt mit der Vorsokratik, hat ihre Blüte in der klassischen Philosophie und endet schließlich mit dem Neuplatonismus. Mit seiner reichen philosophischen Tradition bildete Athen das überragende und ausstrahlende Zentrum antiken Nachdenkens über die kosmische Ordnung, die Natur des Menschen und die richtige Art zu leben. Alfred North Whitehead bemerkte einmal, dass alle spätere Philosophie im Grunde nur Fußnoten zu Platon seien. Wer von der Philosophie der Antike die Vorstellung einer langweiligen, altbackenen Moralpredigt hat, der täuscht sich. Der Marktplatz (Agora) in Athen symbolisiert die Freiheit des Denkens durch Austausch der Ansichten und Argumente im Agon, einem friedlichen Wettstreit. |
Die Philosophie des Mittelalters umfasst sehr vielfältige Strömungen, die sich seit dem Ende der Antike bis zur Reformation in Europa entwickelt haben. Sie stehen überwiegend unter der geistigen Vorherrschaft des Christentums, greifen aber vielfach auf die klassische griechische Philosophie zurück und versuchen, altes und neues Wissen zu integrieren. Dabei zielt das philosophische Bemühen fast immer auf eine Synthese mit dem Glauben an Gott, ist also in der Spitze häufig natürliche Theologie. Dies gilt auch für die jüdischen und arabischen Denker dieser Epoche. Den Begriff „Mittelalter“ (Medium aevum) führte die Renaissance ein, um den vorherigen Zeitraum von der Antike zu trennen. Damit ist häufig ein Abwertung verbunden. |
Petrus Abaelardus (* 1079 in Le Pallet bei Nantes; † 21. April 1142 im Kloster St. Marcel, Saone) war ein umstrittener und streitbarer französischer Philosoph und bedeutender Vertreter der Früh-Scholastik. Er lehrte unter anderem in Paris Theologie, Logik und Dialektik. In Anspielung auf seine Herkunft trug er auch den Beinamen doctor palatinus („fürstlicher Lehrer“). Abaelard vertrat viele Jahrhunderte vor der Aufklärung den Primat der Vernunft nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Glaubensfragen. Dadurch - aber auch wegen einer Liebesaffäre - geriet er in einige Konflikte. Neben dem umfangreichen Briefwechsel sind seine theologischen Dispute unter anderem mit Bernhard von Clairvaux bis heute interessant. | Der heiliggesprochene Thomas von Aquin (* um 1225 auf Schloss Roccasecca bei Neapel in Italien ; † 7. März 1274 in Fossanova) gilt als einer der größten Philosophen und Theologen der Geschichte. Der Italiener gehört zu den bedeutendsten katholischen Kirchenlehrern und ist der Hauptvertreter der Philosophie des Mittelalters, d. h. der Scholastik. Er hinterließ ein sehr umfangreiches Werk, das etwa im Neuthomismus und der Neuscholastik bis in die heutige Zeit nachwirkt. Die Argumentationen des Aquinaten stützen sich zu einem großen Teil auf die Lehre des Aristoteles, die von ihm - nicht zuletzt mit Hinsicht auf die der Antike unbekannten theologischen Einsichten bzw. Lehren - ausgebaut wurde. |
Die Syllogismen (von altgr.: συλ-λογισμός, syllogismos = das Zusammenrechnen, logischer Schluss) sind ein Katalog von Typen logischer Argumente. Sie bilden den Kern der im vierten vorchristlichen Jahrhundert entstandenen antiken Logik des Aristoteles und der traditionellen Logik bis ins 19. Jahrhundert. Als Syllogistik wird ganz allgemein die Lehre von den Syllogismen bezeichnet. Sie untersucht insbesondere, unter welchen Voraussetzungen Syllogismen gültig sind. |
Pythagoras von Samos (griechisch Πυθαγόρας) (* um 570 v. Chr.; † nach 510 v. Chr. in Metapont in der Basilicata) war ein antiker griechischer Philosoph (Vorsokratiker) und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung. Als Vierzigjähriger verließ er seine griechische Heimat und wanderte nach Unteritalien aus. Dort gründete er eine Schule und betätigte sich auch politisch. Trotz intensiver Bemühungen der Forschung gehört er noch heute zu den rätselhaftesten Persönlichkeiten der Antike. Die nach ihm benannten Pythagoreer blieben auch nach seinem Tod kulturgeschichtlich bedeutsam. |
Mark Aurel (* 26. April 121 in Rom; † 17. März 180 wahrscheinlich in Vindobona) war von 161 bis 180 römischer Kaiser. Marcus Annius Verus (oder Marcus Catilius Severus, wie er zunächst hieß) nahm nach seiner Adoption durch Kaiser Antoninus Pius den Namen Marcus Aelius Aurelius Verus an. Als Kaiser nannte er sich Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus. Er gilt neben dem freigelassenen Sklaven Epiktet als Hauptvertreter der späten Stoa. |
Epiktet (griechisch Ἐπίκτητος; * um 50 in Hierapolis in Phrygien; † um 125 in Nikopolis in Epirus) war ein antiker Philosoph. Er zählt zu den einflussreichsten Vertretern der späten Stoa. Seine Lehre behandelt vor allem ethische Fragen und stellt die praktische Umsetzung philosophischer Überlegungen in den Vordergrund. Im Zentrum seiner Ethik stehen die innere Freiheit und moralische Autonomie eines jeden Menschen. Epiktet trennt strikt zwischen Dingen und Zuständen, die sich außerhalb der menschlichen Macht befinden und daher als gegeben angenommen werden müssen, und solchen, die das Innerste des Menschen betreffen und daher ausschließlich Gegenstand seines Einflusses sind. Außerdem entwickelte Epiktet ein Konzept der sittlichen Persönlichkeit. |
Isaak ben Salomon Israeli (* 840/850 in Ägypten, † um 932 in Kairouan, Tunesien) war ein berühmter Arzt und Philosoph. Als Schriftsteller hatte er im mittelalterlichen Europa einen beträchtlichen Einfluss auf die Nachwelt, vor allem durch lateinische Übersetzungen eines Teils seiner Werke. Er war der Begründer der neuplatonischen Strömung in der mittelalterlichen jüdischen Philosophie. Oft zitiert wurde seine Beschreibung der Philosophie als Selbsterkenntnis des Menschen hinsichtlich seiner geistigen und körperlichen Beschaffenheit. Isaak sah in der philosophischen Selbsterkenntnis die Basis für eine Erkenntnis der gesamten Weltwirklichkeit, die ebenfalls aus Geistigem und Materiellem zusammengesetzt sei. |
Johannes Scottus Eriugena (* im frühen 9. Jahrhundert; † im späten 9. Jahrhundert) war ein Gelehrter irischer Herkunft, der im Westfrankenreich als theologischer und philosophischer Schriftsteller hervortrat und als Lehrer der Freien Künste tätig war. Er lebte am Hof Karls des Kahlen, eines für Belange des Bildungswesens aufgeschlossenen Königs, dessen Hofdichter er war. Mit seinen guten, wenn auch nicht hervorragenden Griechischkenntnissen war er unter den Gelehrten seiner Zeit eine Ausnahmeerscheinung. Als Übersetzer und Kommentator leistete er einen gewichtigen Beitrag zur Verbreitung griechischen Gedankenguts aus der Epoche der Kirchenväter im lateinischsprachigen Westen. Bei seinen Zeitgenossen erregte er mit seiner allegorischen statt historischen Bibelauslegung Anstoß. |
Johannes Tauler (* um 1300 in Straßburg; † 16. Juni 1361 in Straßburg) war ein deutscher Theologe und berühmter Prediger. Er war Dominikaner und zählte in seinem Orden zur neuplatonischen Strömung. Mit Meister Eckhart und Heinrich Seuse gehört er zu den bekanntesten Vertretern der spätmittelalterlichen deutschsprachigen Dominikaner-Spiritualität. Tauler geht von der Überzeugung aus, dass Gott im „Grund“ der menschlichen Seele dauerhaft – wenn auch gewöhnlich auf verborgene Weise – anwesend ist und daher dort erreicht werden kann. Voraussetzung für die innere Gotteserfahrung ist nach Taulers Lehre ein unablässiges Bemühen um Selbsterkenntnis. Die Selbsterkenntnis ermöglicht es, die Hindernisse, die der Begegnung mit Gott entgegenstehen, abzubauen. |
Wilhelm von Conches (* um 1080/1090 in Conches-en-Ouche in der Normandie; † nach 1154) war ein mittelalterlicher Philosoph. Er gehörte zu der als „Schule von Chartres“ bezeichneten Gelehrtengruppe. Sein Hauptinteresse galt der Naturphilosophie, insbesondere der Kosmologie; auf diesem Gebiet erarbeitete er eine systematische Gesamtdarstellung des Wissens seiner Zeit. Bei der Erklärung der Weltentstehung und der Naturvorgänge griff er auf antike Vorstellungen zurück, vor allem auf das kosmologische Modell von Platons Dialog Timaios. Er versuchte seine platonisch geprägte Naturphilosophie mit dem biblischen Weltbild in Einklang zu bringen. Mit seinen für damalige Verhältnisse kühnen Ideen erregte er aber auch heftigen Widerspruch. |
Gaius Musonius Rufus (* vor 30 n. Chr. in Volsinii in Etrurien; † vor 101/102 n. Chr.) war ein römischer Philosoph. Er zählt zu den Vertretern der späten Stoa. Musonius’ Lehre behandelt vor allem ethische Fragen und stellt die praktische Umsetzung philosophischer Überlegungen in den Vordergrund. Im Zentrum seiner Ethik steht die Auffassung, dass alle Menschen eine Veranlagung zu einem tugendhaften Leben in sich tragen. Durch lebenslange philosophische Ausbildung kann man Tugend erlangen und damit gemäß der tugendhaften menschlichen Natur leben. Zur Ausbildung gehören Askese und strenge Regeln, die jeden Bereich des menschlichen Lebens erfassen. Aufgabe der Philosophie ist es, den Menschen bei seinem Streben nach dem Guten zu leiten. |
Sokrates (Σωκράτης Sōkrátēs * 469 in Alopeke; † 399 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph in Athen zur Zeit der Attischen Demokratie. Seine herausragende Bedeutung zeigt sich u. a. darin, dass alle griechischen Denker vor ihm als „Vorsokratiker“ bezeichnet werden. Sokrates entwickelte die Methode eines strukturierten Dialogs, die er Mäeutik („Hebammenkunst“) nannte. Diese Kunst der Gesprächsführung und ihre philosophischen Inhalte sind nur indirekt überliefert worden, da Sokrates selbst nichts Schriftliches hinterlassen hat. Mehrere seiner Schüler, der berühmteste unter ihnen Platon, haben sokratische Dialoge verfasst und unterschiedliche Züge seiner Lehre betont. Die unbeugsame Haltung des Sokrates in dem gegen ihn wegen angeblich verderblichen Einflusses auf die Jugend und wegen Missachtung der Götter geführten Prozess hat zu seinem Nachruhm wesentlich beigetragen. Das Todesurteil nahm er als gültiges Fehlurteil gelassen hin; bis zur Hinrichtung durch den Schierlingsbecher beschäftigten ihn und die zu Besuch im Gefängnis weilenden Freunde und Schüler philosophische Fragen. |
Neuzeit | |
Jehuda ben Isaak Abravanel, oft kurz Abravanel oder Abrabanel genannt, lateinisch Leo Hebraeus (* um 1460 in Lissabon; † nach 1521 in Neapel) war ein jüdischer Philosoph, Arzt und Dichter aus Portugal, der die zweite Hälfte seines Lebens in Italien verbrachte. Abravanel gehörte zu den prominenten Vertretern des Platonismus in der Renaissance. Er verfügte über eine hervorragende humanistische Bildung und kannte sich in der christlichen ebenso wie in der jüdischen und der islamischen philosophischen Tradition aus. Sein Hauptwerk, die Dialoghi d'amore („Dialoge über die Liebe“), knüpft an Platons Konzept des literarisch kunstvoll gestalteten philosophischen Dialogs an. |
Philipp Melanchthon, eigentlich Philipp Schwartzerdt (* 16. Februar 1497 in Bretten; † 19. April 1560 in Wittenberg ), war ein Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe, Lehrbuchautor, neulateinischer Dichter und wurde als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) neben Martin Luther als Reformator treibende Kraft der deutschen und europäischen kirchenpolitischen Reformation. Philipp Melanchthons Vater Georg Schwartzerdt stammte aus Heidelberg und war mit dem Amt des kurfürstlichen Rüstmeisters und Waffenschmiedes (Vorsteher der fürstlichen Waffenkammer) betraut. |
Friedrich Johannes Kepler (* 27. Dezember 1571 in Weil der Stadt; † 15. November 1630 in Regensburg) war ein deutscher Naturphilosoph, Mathematiker, Astronom, Astrologe und Optiker. Kepler zählt zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften. Sein Leben war geprägt von tiefem Glauben, und sein Weltbild beruhte auf der hermetischen Tradition, die sich von Pythagoras über Platon bis zu dem von Dionysios zitierten Hermes Trismegistos erstreckte. In dieser Tradition gab es Fernwirkungen und Harmonien, die uns okkult erscheinen mögen - für Kepler war seine Weltanschauung logisch, einfach und klar. Vor diesem Hintergrund jedoch markiert er den Übergang von qualitativer Naturphilosophie zu quantitativen Naturwissenschaften. | René Descartes (* 31. März 1596 in La Haye/Touraine, Frankreich; † 11. Februar 1650 in Stockholm, Schweden) war Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler. Er begründete den Rationalismus; aufgrund seiner neuen philosophischen Methoden bezeichnen ihn manche als „Vater der neueren Philosophie“. Sein rationalistisches Denken wird auch Cartesianismus genannt. 1619 hatte er angeblich eine Art Vision: Ihm kam die Idee, dass es „eine universale Methode zur Erforschung der Wahrheit“ geben müsse und dass sie finden sollte, wobei er keine Erkenntnis akzeptieren dürfe außer der, die er in sich selbst oder dem „großen Buch der Welt“ entdeckt und auf ihre Plausibilität und Logik hin überprüft habe. |
Francis Bacon war ein englischer Philosoph und Staatsmann. Er gilt als Wegbereiter des Empirismus. Als Methodiker und Didaktiker gilt er als einer der Begründer der modernen Wissenschaft. Als seine beiden Hauptwerke sah er selbst an De dignitate et augmentis scientiarum (erschienen 1623), die ein erster Versuch einer Universalenzyklopädie genannt werden kann, und Novum organon scientiarum (1620), eine Methodenlehre der Wissenschaften. Etwa im Jahr 1614 schrieb er The New Atlantis, eine Utopie, in der er die Gründung wissenschaftlicher Akademien nach seinen Vorstellungen anregte. |
John Locke war ein englischer Philosoph. Locke gilt als ein Hauptvertreter des englischen Empirismus. Seine politische Philosophie beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der USA, die Verfassung der USA, die Verfassung des revolutionären Frankreichs und über diesen Weg die meisten Verfassungen liberaler Staaten maßgeblich. John Locke bildet zusammen mit George Berkeley (1684–1753) und David Hume (1711–1776) das große Dreigestirn der englischen Aufklärung und des aufkommenden Empirismus. |
Immanuel Kant (* 22. April 1724 in Königsberg; † 12. Februar 1804 ebd.) gilt als einer der bedeutendsten Philosophen. Mit seinem kritischen Denkansatz ist Kant der wohl wichtigste Denker der deutschen Aufklärung. Man unterscheidet bei seinem philosophischen Weg zwischen der vorkritischen und der kritischen Phase, weil seine Position sich spätestens 1781 mit Veröffentlichung der Kritik der reinen Vernunft erheblich verändert. In ihr breitet Kant seine neue, als Kritizismus bekannte und heute noch maßgeblich diskutierte Erkenntnistheorie aus. Nach Klärung grundlegender erkenntnistheoretischer Fragen kann er sich schließlich den für ihn eigentlich wichtigen Themen der praktischen Philosophie zuwenden. | Friedrich Wilhelm Christian Carl Ferdinand Freiherr von Humboldt, kurz: Wilhelm von Humboldt, (* 22. Juni 1767 in Potsdam; † 8. April 1835 in Tegel) war ein deutscher Gelehrter, Staatsmann und Miturheber der Universität Berlin (heute Humboldt-Universität zu Berlin). Er zählt zu den großen, fortwirkend einflussreichen Persönlichkeiten in der deutschen Kulturgeschichte. Betrachtet man ihn in der Gemeinschaft mit seinem Bruder Alexander, so wird man kaum ein zweites Geschwisterpaar finden, das die eigene geschichtliche Epoche mit solchem Forscherdrang und mit solch universeller Gelehrsamkeit durchdrungen und bereichert hat wie diese beiden. |
Die Philosophie des 19. Jahrhunderts reicht von der Romantik und dem Idealismus als einen der Höhepunkte der deutschen Philosophie über die vor allem in Frankreich und England starke Gegenbewegung des Positivismus, den Materialismus von Marx und Feuerbach und so starke Einzeldenker wie Schopenhauer, Nietzsche und Kierkegaard bis hin zum Neukantianismus, Pragmatismus und zur Lebensphilosophie. Sie zerfällt damit in so viele verschiedene Richtungen, dass sie nicht mehr mit einem zusammenfassenden Periodenbegriff, sondern nur als die Wegbereitung der Moderne bezeichnen kann. |
Arthur Schopenhauer war ein deutscher Philosoph. Er vertrat als einer der ersten Philosophen des 19. Jahrhunderts die Überzeugung, dass der Welt ein irrationales Prinzip zugrunde liegt. Unter dem Einfluss Platons und Immanuel Kants vertrat er in seiner Erkenntnistheorie die Position des Idealismus. Er beschritt jedoch innerhalb dieser Grundauffassung einen eigenen, subjektivistischen Weg und lehnte die Geschichtsphilosophie Hegels ab. Die erste Fassung des Hauptwerkes Die Welt als Wille und Vorstellung erschien Anfang 1819 bei Friedrich Arnold Brockhaus. |
Marxismus ist eine philosophische, historisch-politische und ökonomische Gesellschaftstheorie mit wissenschaftlichem Anspruch. Sie bezieht sich auf die Schriften von Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895). Marxisten versuchen seit Erscheinen des dritten Bandes des "Kapitals" 1895, diese Ideen in ein schlüssiges Gesamtkonzept zu integrieren, das dem Aufbau einer sozialistischen und kommunistischen Gesellschaftsordnung dienen soll. Der Terminus Marxismus wurde zunächst von politischen Gegnern pejorativ verwendet. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von Anhängern dieser Weltanschauung selbst übernommen. |
Ernst Mach (* 18. Februar 1838 in Chrlice (Chirlitz) bei Brünn; † 19. Februar 1916 in Haar bei München) war ein Physiker, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker. Er ist heute vor allem durch die nach ihm benannte Mach-Zahl, die das Vielfache der Geschwindigkeit relativ zur Schallgeschwindigkeit beschreibt, bekannt. Neben der Physik hat er sich stark mit der Philosophie beschäftigt. So gilt er als einer der einflussreichsten Vertreter oder sogar als Mitbegründer des Empiriokritizismus. Im Bereich der Psychologie hat er sich als Wegbereiter der Gestaltpsychologie bzw. Gestalttheorie einen Namen gemacht. |
Charles Sanders Peirce (* 10. September 1839 in Cambridge, Massachusetts, † 19. April 1914 in Milford, Pennsylvania) war ein US-amerikanischer Mathematiker, Philosoph und Logiker.Peirce gehört neben William James und John Dewey zu den maßgeblichen Denkern des Pragmatismus; außerdem gilt er als Begründer der modernen Semiotik. Bertrand Russell bezeichnete ihn als den „größten amerikanischen Denker“, Karl Popper betrachtete ihn sogar als „einen der größten Philosophen aller Zeiten“. |
Die Freimaurerei ist eine weltumspannende humanitäre Initiationsgemeinschaft. Sie vereint Menschen aller sozialen Schichten und Bildungsgrade und dient der geistigen und ethischen Vervollkommnung ihrer Mitglieder. Nach außen besteht die wichtigste Aufgabe eines Freimaurers in karitativer Arbeit und der Förderung von Bildung und Aufklärung. Mit Hilfe von Zeremonien und Riten (Brauchtum, Tempelarbeit, Freimaurerische Gesprächskultur) vermittelt die Freimaurerei ihren Mitgliedern eine Lebensphilosophie, die sie dazu anhalten soll, den fünf Grundidealen der Freimaurerei näher zu kommen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. |
Von den Bewohnern der Gestirne ist ein Text des Philosophen Immanuel Kant. Er bildet den Anhang und dritten Teil der 1755 erschienen Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels und beschäftigt sich mit der Frage nach außerirdischem Leben. Nach Kant ist die Existenz von Lebewesen auf anderen Planeten unseres Sonnensystems sehr wahrscheinlich. Zudem formuliert er ein Sonnenabstandsgesetz, nachdem die geistigen Fähigkeiten von Lebewesen zunehmen, je weiter sie von der Sonne entfernt leben. Demnach seien Lebewesen auf dem Jupiter den Menschen geistig weit überlegen, während Merkurbewohner den Erdbewohnern intellektuell deutlich unterlegen seien. Aus einer geistigen Überlegenheit folge zudem eine moralische Überlegenheit. |
Marsilio Ficino (* 19. Oktober 1433 in Figline Valdarno; † 1. Oktober 1499 in Careggi bei Florenz) war ein Humanist und Philosoph. Er gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten des Renaissance-Humanismus in Florenz. Mit seinen Übersetzungen und Kommentaren trug er maßgeblich zur Kenntnis Platons und des Platonismus in seiner Epoche bei und erschloss antike Schriften, die er auf diese Weise dem lateinischsprachigen Westen wieder direkt zugänglich machte. Sein vom Neuplatonismus Plotins geprägtes Platon-Verständnis wurde für die Frühe Neuzeit wegweisend. Die ihm von der Nachwelt zugeschriebene Rolle des Leiters einer „Platonischen Akademie“ in Florenz hat er allerdings nicht gespielt. |
Das Collegium poetarum et mathematicorum, deutsch kurz Poetenkolleg, wurde 1501 von Kaiser Maximilian I. auf Initiative des Renaissance-Humanisten Konrad Celtis an der Universität Wien gegründet, um die humanistischen Studien zu fördern. Als Studienabschluss war die Krönung zum Dichter vorgesehen. Die im Titel angesprochene Verbindung von Poeten und Mathematikern drückte sich in der Einrichtung von vier Lehrstühlen aus: Für Poetik und Rhetorik sowie zwei weitere für – insbesondere angewandte – Mathematik. Wahrscheinlich existierte dieses Kolleg bis in die 1530er Jahre und wurde dann durch die Universitätsreformen von König Ferdinand in die Artistenfakultät, der Vorläuferin der Philosophischen Fakultät, integriert. |
Gegenwart | |
Analytische Philosophie ist ein Sammelbegriff, der unterschiedliche philosophische Strömungen der Moderne subsumiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entsprang ein neues Interesse am englischen Empirismus einem zunehmenden Unbehagen gegenüber dem damals an englischen Universitäten kursierenden Idealismus, der viele unbewiesene Implikationen und spekulative Elemente enthielt. Durch eine sprach-logische Analyse seiner Begriffe und Behauptungssätze bzw. einem Vergleich dieser Behauptungen mit dem „common-sense“ glaubte man, die logische Mangelhaftigkeit dieser philosophischen Position aufzeigen zu können. Sprachanalyse und Sprachkritik erwiesen sich dabei als effiziente Methode philosophischer Argumentation. |
Ludwig Josef Johann Wittgenstein (* 26. April 1889 in Wien; † 29. April 1951 in Cambridge) war einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er hatte großen Einfluss auf die Philosophiegeschichte: Eine ganze Philosophierichtung, nämlich die (sprach-)analytische Philosophie, entstand unter dem Einfluss seiner Persönlichkeit und Werke. Darüber hinaus hat er die Logik und die Philosophie der Logik befruchtet. Mit der Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus) vollzog Wittgenstein den „linguistic turn“ in der Philosophie, die Hinwendung zur Sprache: Philosophische Probleme zu verstehen heißt wesentlich auch, die Funktionsweise der Sprache zu verstehen. |
Kurt Gödel (* 28. April 1906 in Brünn, Österreich-Ungarn, heute Brno, Tschechien; † 14. Januar 1978 in Princeton, New Jersey) war Mathematiker und Logiker. Gödel wird von vielen als der bedeutendste Logiker des 20. Jahrhunderts angesehen. Er hat maßgebliche Beiträge im Bereich der Prädikatenlogik (Entscheidungsproblem) sowie zum klassischen und intuitionistischen Aussagenkalkül geleistet. Gödels bedeutendste Arbeit mit dem Titel „Über formal unentscheidbare Sätze“ trug, bewies Gödel seinen Unvollständigkeitssatz, der besagt, dass alle Sätze der Mathematik nur durch ein System bewiesen werden konnten, welches mächtiger als die Menge aller mathematischen Sätze ist. Damit war das Hilbert-Programm zur vollständigen Beweisbarkeit der Mathematik gescheitert, da es selbst nur auf mathematischen Formeln basieren konnte. |
John Rogers Searle (* 31. Juli 1932 in Denver, Colorado) ist ein US-amerikanischer Philosoph. Seine Hauptarbeitsgebiete sind die Sprachphilosophie, die Philosophie des Geistes sowie Teile der Metaphysik. Searle ist seit 1959 Mills Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley. In Berkeley unterstützte Searle die aufkommenden Studentenproteste und wurde zum ersten festangestellten Professor, der am Free Speech Movement partizipierte. 1969 publizierte Searle sein sprachphilosophisches Hauptwerk Speech Acts, das ebenfalls weit in die Linguistik hineinwirkte. |
Carl Schmitt (* 11. Juli 1888 in Plettenberg, Westfalen; † 7. April 1985 in Plettenberg-Pasel; eigentlich Karl Schmitt) war ein deutscher Staatsrechtler und politischer Philosoph. Der Jurist ist einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten deutschen Staats- und Völkerrechtler des 20. Jahrhunderts. Er hat sich als „Kronjurist des Dritten Reiches“ (Waldemar Gurian) und als „geistiger Quartiermacher“ des Nationalsozialismus (Ernst Niekisch) schwer kompromittiert. Sein im katholischen Glauben verwurzeltes Denken kreiste um Fragen der Macht, der Gewalt und der Rechtsverwirklichung. |
Ernst Cassirer war ein deutscher Philosoph, in der Emigration ab 1939 schwedischer Staatsbürger. Bekannt wurde Cassirer durch sein kulturphilosophisches Hauptwerk die Philosophie der symbolischen Formen. Befasst man sich näher mit den von Cassirer bearbeiteten Themen, so erkennt man eine schrittweise, in sich stringente Entwicklung von Fragen der Erkenntnistheorie über die in der Rezeption hervorstechende Eigenentwicklung einer Kulturphilosophie hin zu einer philosophischen Anthropologie, die schließlich in der von der eigenen Biographie begründeten staatsphilosophischen Arbeit mündet, in der er sich mit dem Phänomen des Faschismus auseinandersetzt. |
Konrad Zacharias Lorenz (* 7. November 1903 in Wien, † 27. Februar 1989 in Wien) war einer der wichtigsten Vertreter der so genannten klassischen vergleichenden Verhaltensforschung. Er selbst nannte dieses Forschungsgebiet bis 1949 „Tierpsychologie“ und wird im deutschsprachigen Raum als dessen Gründervater angesehen. 1940 wurde Konrad Lorenz zum Professor an der Universität Königsberg ernannt, wobei Arnold Gehlen eine große Rolle spielte. Dieser hatte 1936 gefordert, Kant, Hegel und Fichte zur Basis des Rassenverständnis im Nationalsozialismus zu machen. Aus dieser Zeit stammt ein Artikel von Lorenz über „Kants Lehre vom Apriorischen im Lichte gegenwärtiger Biologie“, dessen Gedankengänge er später zur „Evolutionären Erkenntnistheorie“ ausbaute. |
Gotthard Günther, (* 15. Juni 1900 in Arnsdorf, Schlesien; † 29. November 1984 in Hamburg) war ein deutscher Philosoph und Logiker. Günther entwarf einen über den klassisch zweiwertigen (aristotelischen) Logikkalkül hinausgehenden Kalkül, der als Polykontexturale Logik (abk: PKL) bezeichnet wird. Die polykontexturale Logik benötigt eine Morphogrammatik genannte prä-logische Theorie der Form. Den Notationsrahmen für beide liefert die ebenfalls von Günther entwickelte Kenogrammatik. PKL, Morpho- und Kenogrammatik bilden die sog. Polykontexturalitätstheorie. |
Die Begriffsschrift ist ein schmales, weniger als hundert Seiten umfassendes Buch des Jenaer Mathematikers und Philosophen Gottlob Frege zur Logik. Es wurde 1879 mit dem Untertitel „Eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens“ veröffentlicht und gilt allgemein als die wichtigste Veröffentlichung im Bereich der Logik seit Aristoteles' Organon. Frege gelang in diesem Buch zum ersten Mal eine Formalisierung der klassischen Prädikatenlogik, und damit die erste Formalisierung einer Logik, in der sich ein hinreichend großer Teil der Mathematik, aber auch der natürlichen Sprache ausdrücken ließ. |
Mit Naturalismus bezeichnet man in der Philosophie eine uneinheitliche Gruppe verwandter Theorien, die die Welt als naturhaftes Geschehen beschreiben. Diese Annahme, die oft auch durch den Spruch Alles ist Natur pointiert wird, führt allerdings zu keiner hinreichenden Begriffsbestimmung, wenn der Begriff der Natur nicht klar umgrenzt ist. Versteht man unter „Natur“ allein die physische Natur, so ergibt sich aus dem Spruch Alles ist Natur eine materialistische oder physikalistische Position. Derartige Theorien vertreten, dass auch der Geist oder das Bewusstsein Teil der physischen Natur sei. |
Erkenntnis für freie Menschen (englisch: Science in a Free Society) ist ein 1978 veröffentlichtes Buch des österreichischen Wissenschaftsphilosophen Paul Feyerabend. |
The Mismeasure of Man (deutsch: Der falsch vermessene Mensch) ist ein 1981 veröffentlichtes Buch des Paläontologen und Harvard-Professors Stephen Jay Gould. Das Werk ist eine Kritik am allgemeinen Intelligenzbegriff und seiner Anwendung auf verschiedene Ethnien, Geschlechter und Bevölkerungsgruppen. Mit The Mismeasure of Man gelang Gould eine der einflussreichsten modernen Diskussionen des Intelligenzbegriffs. 1996 wurde das Buch in einer veränderten und erweiterten Ausgabe herausgegeben, diese Fassung enthält eine ausführliche Kritik an Charles Murrays und Richard Herrnsteins Buch The Bell Curve. Bis 1996 wurde The Mismeasure of Man bereits in zehn Sprachen übersetzt und 250.000 mal verkauft. |
Eigentumstheorien sind systematische Erklärungsversuche zur Entstehung und Rechtfertigung der gesellschaftlichen Institution des Eigentums. Das Recht auf persönliches Hab und Gut wird in der Regel nicht infrage gestellt. Kontroverse Positionen gibt es hingegen in Hinblick auf das Eigentum an Grund und Boden sowie in der Moderne in Hinblick auf das Eigentum an Produktionsmitteln. Häufig wird unter dem Stichwort „Sozialpflichtigkeit des Eigentums“ zusätzlich die Frage diskutiert, ob und inwieweit aus Eigentum gesellschaftliche Verantwortung hervorgeht. Eigentumstheorien sind daher oft Bestandteil der politischen Philosophie, insbesondere von Staatstheorien. Mit der Differenzierung der Wissenschaften seit dem 19. Jahrhundert haben sich eigenständige Sichtweisen der Wirtschaftswissenschaften, der Politikwissenschaften und der Soziologie entwickelt. |
Richard Meister (* 5. Februar 1881 in Znaim, Mähren; † 11. Juni 1964 in Wien) war an der Universität Wien Professor für Klassischer Philologie, Pädagogik und Kulturphilosophie. Er hatte bedeutenden Einfluss in der österreichischen Schulpolitik. In weltanschaulicher Hinsicht war Meister humanistisch und deutschnational eingestellt. |
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