Präsentismus (Philosophie)

Sichtweise, nach der weder die Zukunft, noch die Vergangenheit existiert
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Der Präsentismus (engl. presentism, abgeleitet von der Zeitform Präsens, zu lat. praesens „gegenwärtig“) ist eine These innerhalb der philosophischen Disziplin der Ontologie, also jenem Teil der Philosophie, welcher die allgemeinen Strukturen der Realität beschreibt, und innerhalb der Ontologie der Philosophie der Zeit. Ein Präsentist vertritt, vereinfacht ausgedrückt, die These, dass nur gegenwärtige Objekte und Ereignisse existieren.[1] Vergangenem und Zukünftigem kommt keine reale Existenz zu. Präsentisten müssen daher unter anderem erklären, wie die Rede von Vergangenem und Zukünftigem wahrheitsgemäß sein kann, ohne sich direkt auf existierende Gegenstände zu beziehen. Typischerweise wird erklärt, es handele sich dabei um Bezüge auf immer schon präsente, abstrakte Entitäten, also etwa Erinnerungen oder Pläne. Zu den gegenwärtigen Vertretern eines Präsentismus zählen u. a. Craig Bourne, Ned Markosian und Quentin Smith.

Gegenkonzepte sind der Possibilismus, wonach auch Vergangenes wirklich existiert, und die Theorie eines Blockuniversums, der zufolge alle Ereignisse existieren und Relationen von früher und später nur subjektiven Perspektiven geschuldet sind.

Perspektive der Physik

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Aus einer physikalischen Perspektive heraus betrachtet impliziert der Präsentismus eine einzigartige philosophische Sichtweise, die darauf hindeutet, dass die Welt in jedem einzelnen Augenblick neu erschaffen wird. Diese Auffassung steht im klaren Kontrast zum Eternalismus, einer philosophischen Strömung, die behauptet, dass die gesamte Raumzeit, einschließlich der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bereits in einem kontinuierlichen Existenzstrom verankert ist. Der Präsentismus gibt Anlass zu grundlegenden Fragen bezüglich der Definition von Zeit in der Physik und ihrer Integration in das umfassendere Gefüge der Realität.

Insbesondere in der Speziellen Relativitätstheorie, die von Albert Einstein formuliert wurde, erfahren Raum und Zeit eine enge Verschränkung. Diese Theorie wirft die gewichtige Frage auf, ob es in einem relativistischen Universum überhaupt eine "absolute Gegenwart" geben kann und wie diese sich möglicherweise manifestiert. Die Suche nach einer physikalischen Grundlage für die Präsentismus-Philosophie birgt das Potenzial, unser grundlegendes Verständnis von Zeit und Raum zu vertiefen und zu erweitern.

Ein weiterer bedeutender Aspekt, den der Präsentismus aufwirft, betrifft die Entstehung von Ereignissen. Angesichts der Annahme, nur die Gegenwart sei real, stellt sich die Frage, wie Vergangenheit und Zukunft entstehen und interagieren. Können physikalische Theorien wie die Quantenmechanik oder die Quantenfeldtheorie möglicherweise Erkenntnisse liefern, um dieses Rätsel zu lösen?

Zusammengefasst eröffnet die Betrachtung des Präsentismus aus einer physikalischen Perspektive eine äußerst faszinierende und tiefgehende Debatte über die Natur der Zeit, die Struktur des Universums und die Grundlagen unserer Realität. Dieses philosophische Konzept spornt nicht nur zur Reflexion über die Bedeutung von Zeit an sich an, sondern fordert uns auch dazu auf, die tiefgreifenden Schichten der physikalischen Realität zu erkunden und die verflochtenen Beziehungen zwischen Zeit und Existenz zu hinterfragen.

Literatur

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  • Robert Merrihew Adams: Time and Thisness, in: Peter French / Theodore Uehling / Howard Wettstein (Hrsg.): Midwest Studies in Philosophy 11, Studies in Essentialism, University of Minnesota Press 1986, 315–329.
  • John Bigelow: Presentism and Properties, in: James Tomberlin (Hrsg.): Philosophical Perspectives 10, Metaphysics, Blackwell 1996, 35–52.
  • Craig Bourne: A Future for Presentism, Oxford: Oxford University Press 2006 Ausgearbeitete Verteidigung des Präsentismus
  • Thomas M. Crisp: Presentism, in: The Oxford Handbook of Metaphysics, Oxford: Oxford University Press 2003, Kap. 8, 211–245.
  • Mark Hinchliff: A Defense of Presentism in a Relativistic Setting, in: Philosophy of Science 67 Supplement. Proceedings of the 1998 Biennial Meetings of the Philosophy of Science Association. Part II: Symposia Papers (2000), 575–586.
  • Mark Hinchliff: The Puzzle of Change, in: James Tomberlin (Hrsg.): Philosophical Perspectives 10, Metaphysics, Blackwell 1996, 119–136.
  • Simon Keller: Presentism and Truthmaking, in: Dean W. Zimmerman (Hrsg.): Oxford Studies in Metaphysics 1, Oxford University Press 2004, 83–104. Nachdruck in: L. Nathan Oaklander (Hrsg.): The Philosophy of Time: Critical Concepts in Philosophy, Routledge 2008.
  • Storrs McCall: A Model of the Universe, Clarendon Press 1994.
  • Theodore Sider: Four Dimensionalism, Oxford University Press 2001, Kap. 2.
  • Quentin Smith: Language and Time: A Defense of Presentism, Oxford University Press 1993, ISBN 0-19-508227-3.
  • Michael Tooley: Time, Tense, and Causation, Oxford: Oxford University Press 1997.
  • Dean W. Zimmerman: Persistence and Presentism, in: Philosophical Papers 25 (1996), 115–126.
  • Dean W. Zimmerman: Temporary Intrinsics and Presentism, in: Peter van Inwagen / Dean W. Zimmerman (Hrsg.): Metaphysics: The Big Questions, Blackwell 1998, 206–219.
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Wiktionary: Präsentismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. z. B. Michael C. Rea: Presentism and Fatalism (Memento vom 3. Juni 2010 im Internet Archive; PDF; 83 kB) in: The Australasian Journal of Philosophy, Einleitung