Propsteikirche St. Peter und Paul (Bochum)

Propsteikirche in Bochum

Die römisch-katholische Propsteikirche St. Peter und Paul ist die älteste und bis 1655 einzige Kirche Bochums. Sie wird zu den zwölf ältesten Kirchen in Westfalen gezählt.

Propsteikirche St. Peter und Paul in Bochum

Geschichte

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Blick in Richtung Altar vom Eingang aus in der Fastenzeit

Zwischen 785 und 800 wurde von Kaiser Karl dem Großen auf dem Gelände ein Reichshof angelegt. Auf dem Hügel nebenan entstand wahrscheinlich eine dem Heiligen Petrus geweihte hölzerne Missions­kapelle.

Dieser Bau wurde im 11. Jahrhundert durch eine steinerne Saalkirche ersetzt. Diese Kirche fiel am 25. April 1517 einem Feuer zum Opfer. Sie wurde 1547, unter Wiederverwendung des alten romanischen Chores, als spätgotische Hallenkirche wieder aufgebaut.

Bis zum Bau der evangelischen Pauluskirche von 1655 bis 1659 wurde die einzige Bochumer Kirche für etwa 100 Jahre von beiden Konfessionen genutzt.

1766 wurde der Turm restauriert.[1] Zwischen 1872 und 1874 wurde die Kirche um ein Querhaus, einen fünfseitigen Polygonchor sowie um eine Sakristei erweitert.

1881 wurde die Kirche als trigonometrischer Punkt 2. Ordnung Mittelpunkt des Soldner’schen Koordinatensystems Nummer 33 für die Preußische Neuaufnahme.[2] Erst ab den 1920er Jahren wurden diese einzelnen Koordinatensysteme in der Landesvermessung durch das Gauß-Krüger-Koordinatensystem ersetzt.

1920 kam es abermals zu einem Brand. Die Schäden wurden aber innerhalb der beiden folgenden Jahre beseitigt. Wesentlich länger dauerte der Aufbau in zwei Phasen (1947–1949 und ab 1954) nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem die Kirche weitestgehend zerstört wurde. Hierbei wurden die Seitenschiffe verlängert und zwei neue Kapellen angebaut. Erst 1959 wurde die Rekonstruktion abgeschlossen.

Von 1976 bis 1977 wurde das Kircheninnere völlig erneuert. In Zusammenarbeit mit dem Landes- und Diözesankonservator wurde, ohne enge Bindung an den historischen Befund, die Kirche ein wenig farbiger gefasst. Die Altarinsel wurde vorgezogen und die Restaurierung der Altäre fortgesetzt.

Bis in die 1980er Jahre war die Bochumer Propsteikirche ein Ort ewiger Anbetung.[3]

Der 68 Meter hohe Wehrturm, mit drei Fensterachsen in den beiden oberen Geschossen, ist eines der Wahrzeichen Bochums. Vor den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg war er mit Steinbrüstungen und Ecktürmchen geschmückt. Er beherbergt fünf große Gussstahlglocken, die im Bochumer Verein gegossen wurden. Die Schlagtöne der Glocken sind gis0, h0, cis1, e1 und fis1.

Ausstattung

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Reliquienschrein
 
Sakramentshäuschen (Ostensorium)
  • Das fünfseitige Flügelretabel stammt wohl aus der Zeit um 1884. Die Lindenholzreliefs zeigen Darstellungen aus dem Leben Christi. Die Mitteltafel ist aus neuerer Zeit.
  • Der Kreuzaltar aus Holz wurde 1884 von Theodor Brockhinke angefertigt. Das Mittelteil zeigt einen Gnadenstuhl, es wurden Kopf und Oberkörper einer Christusfigur des 13./14. Jahrhunderts verwendet.
  • Der hölzerne Marienaltar von 1884 ist ebenfalls eine Arbeit von Brockhinke; das Hauptbild mit einer Rosenkranzmadonna wurde 1875 von Franz Ittenbach gemalt. Der Holzkern des Reliquienschreins in der Mensa, mit den Reliquien der Hll. Perpetua und Felicitas, wurde um 1100 mit versilbertem und vergoldetem Kupferblech verkleidet. Um 1200 wurden die Langseiten mit emaillierten Arkaturen, in denen spätgotische, in Silber getriebene Apostelfiguren stehen, geschmückt. Der Schrein wurde 1881 überarbeitet.
  • Das Sakramentshäuschen aus Stein wurde um 1460 hergestellt.
  • Der romanische Taufstein aus der Zeit um 1175 ist mit ungelenken Reliefdarstellungen aus dem Leben Christi und Palmettenfries verziert.
  • Der Kruzifixus aus Holz, des sogenannten Bladenhorster Kreuzes, wurde 1352 von Bernhard von Waltrop geschnitzt, das Kreuz ist aus neuerer Zeit.
  • Die Beweinungsgruppe aus Eichenholz stammt aus der Zeit um 1520.
  • Das von Fritz Schwerdt geschaffene Tabernakel stammt aus dem Jahre 1959 und ersetzte einen bis dahin benutzten einfachen Tresor.
 

Die Orgel wurde 1958–1959 vom Orgelbauer Franz Breil (Dorsten) erbaut. 1974 wurden das Brustwerk zum Schwellwerk umgebaut und die Orgel erweitert. Das Schleifladen-Instrument hat 44 Register auf vier Manualen und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind elektrisch.[4]

I Hauptwerk C–
Quintade 16′
Prinzipal 08′
Gemshorn 08′
Oktave 04′
Rohrflöte 04′
Oktave 02′
Rauschquinte II
Mixtur IV-V 0113
Zimbel III 012
Trompete 16′
Trompete 08′
II Rückpositiv C–
Gedackt lieblich 08′
Quintade 08′
Prinzipal 04′
Gedacktflöte 04′
Waldflöte 02′
Nasat 0113
Sesquialtera II
Scharf V 0113
Dulzian 16′
Krummhorn 08′
Tremulant
III Schwellwerk C–
Holzprinzipal 08′
Flûte traversière 08′
Violflöte 08′
Aeoline 08′
Voix celeste 08′
Praestant 04′
Blockflöte 04′
Nasat 0223
Doublette 02′
Tierce 0135
Larigot 0113
Septime 0117
Oktave 01′
Fourniture V
Zimbel III
Basson 16′
Trompette 08′
Hautbois 08′
Schalmey 08′
Clairon 04′
Tremulant
IV Trompeteria C–
Trompete 16′
Trompete 08′
Trompete 04′
Pedal C–
Prinzipal 16′
Subbass 16′
Oktave 08′
Gemshornbass 08′
Oktave 04′
Nachthorn 02′
Mixtur V 02′
Posaune 16′
Trompete 08′
Trompete 04′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, IV/I, I/P, II/P, III/P, IV/P

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Propsteikirche St. Peter und Paul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Duisburger Intelligenz Zettel No. XXXIV
  2. Eine Übersicht der Soldnersysteme findet man in der Dissertation von Rudolf Schmidt (Die Triangulationen in Nordrhein-Westfalen, Bad Godesberg 1960) auf Abb. 58.
  3. Bischöfliches Generalvikariat Essen, Abt. Information/Bischöfliche Pressestelle (Hrsg.): Unser gemeinsamer Weg. 25 Jahre Bistum Essen. Edition Werry, Mülheim an der Ruhr 1982, ISBN 3-88867-019-5, S. 66.
  4. Nähere Informationen zur Orgel

Koordinaten: 51° 28′ 56″ N, 7° 13′ 14″ O