Rikers Island

Gefängnisinsel im East River zwischen den Stadtteilen Queens und Bronx von New York City

Rikers Island ist eine Gefängnisinsel im East River von New York. Die Insel umfasst 1,672 Quadratkilometer und liegt zwischen den Stadtteilen Queens und der Bronx im Hafengebiet in der Nähe des Flughafens La Guardia. Die Insel ist Teil der Bronx, wird aber vom Queens Community Board 1 verwaltet. Zur Volkszählung 2000 wurde eine Bevölkerung von 12.780 gezählt.[1]

Rikers Island

Rikers Island und Gefängniskomplex im Jahr 2004
Gewässer East River
Geographische Lage 40° 47′ 26″ N, 73° 52′ 55″ WKoordinaten: 40° 47′ 26″ N, 73° 52′ 55″ W
Rikers Island (New York City)
Rikers Island (New York City)
Länge 2 km
Breite 1,1 km
Fläche 1,672 km²
Einwohner 12.780 (2000)
7644 Einw./km²
Orthofoto der Insel
Orthofoto der Insel

Rikers Island aus der Luft gesehen. Im Hintergrund der Flughafen New York-LaGuardia.

Auf der Insel befinden sich zehn verschiedene Gefängnisse in der Zuständigkeit des New York City Department of Correction,[2] darunter die North Infirmary als Gefängniskrankenhaus und die West Facility für Gefangene mit ansteckenden Krankheiten. Zudem sind auf dem Gelände unter anderem auch Kapellen verschiedener Konfessionen vorhanden. Die Insel bildet den größten Gefängniskomplex der Welt.

Rikers Island wurde auch als das „neue Alcatraz“ bezeichnet. Der Gesamtkomplex erstreckt sich über eine Fläche, die mehr als fünfmal so groß ist wie Alcatraz in der Bucht von San Francisco. In den Zellen sitzen bis zu 17.000 Männer und Frauen ein, deren Unterhalt die Vereinigten Staaten jährlich 860 Millionen US-Dollar kostet.[3] Jährlich werden bis zu 130.000 Gefangene auf Rikers Island registriert.[2] Auf Rikers Island arbeiten mehr als 7.000 Vollzugsbeamte (Correction Officers) sowie 1.500 Zivilangestellte. Aufgrund jahrzehntelanger unmenschlicher Zustände, Gangkriminalität und Rechtlosigkeit innerhalb der Gefängnisse soll die Zahl der Inhaftierten bis 2026 auf 3300 reduziert werden. Der Atlantic schrieb 2018, Rikers Island sei eigentlich ein Mikrokosmos von allem, was im US-Strafvollzugssystem schieflaufen würde.[4]

Etwas weniger als 25 Prozent der Gefangenen sitzen wegen Gewaltverbrechen auf der Insel ein, etwa 80 Prozent der Gefangenen sind drogenabhängig.[5] Fast 90 Prozent der Gefangenen sind Afroamerikaner (55 Prozent)[4] oder Hispanics (34 Prozent)[4], obwohl diese Ethnien weniger als die Hälfte der Bevölkerung von New York ausmachen. Psychiatrisch behandelt wird ein Viertel der Gefangenen, etwa ein Drittel der Gefangenen ist ohne Wohnsitz.

Geschichte

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Der Name geht auf den niederländischen Siedler Abraham Rycken aus dem 17. Jahrhundert zurück.[6] Die Insel wurde 1885 von dessen Nachkommen an die Stadt New York verkauft. Durch Landgewinnung wurde sie von 0,36 km² auf über 1,6 km² erweitert.[2] Der einzige Zugang, die 1,2 Kilometer lange Francis-Buono-Brücke, wurde 1966 eingeweiht; zuvor gab es nur die Möglichkeit, per Fähre auf die Insel zu gelangen.

Mit dem Vernon C. Bain Correctional Center hat Rikers Island seit 1992 ein Gefängnisschiff für rund 800 Häftlinge.

Bei seinem Amtsantritt 2010 kündigte der New-Yorker Bürgermeister Bill De Blasio (D) an, das Gefängnis zu schließen.[7]

2011 rückte die Insel in das europäische Bewusstsein, als Dominique Strauss-Kahn, Präsident des Internationalen Währungsfonds, als Untersuchungsgefangener hierher verlegt wurde.[8]

Zu einem Skandal wuchs sich die Inhaftierung des Jugendlichen Kalief Browder aus. Dieser musste in Rikers Island auf seinen Prozess warten. Während dieser Zeit wurde er misshandelt, von Mithäftlingen geschlagen und verbrachte einen Großteil der Zeit in Einzelhaft. Erst nach drei Jahren wurde er entlassen. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf eine Anklage, da der einzige Zeuge schon zu Beginn der Haftzeit Browders nach Mexiko verzogen war; ein Prozess fand nie statt. Browder nahm sich nach seiner Freilassung das Leben. Der Fall löste erneut Debatten um Rikers Island und das Justizsystem in New York aus.

2017 kündigte Bürgermeister Bill de Blasio an, Rikers Island komplett schließen zu wollen.[9] Das New Yorker Stadtparlament beschloss am 17. Oktober 2019, den Gefängniskomplex Rikers Island bis 2026 zu schließen. Stattdessen sollen für 8,7 Milliarden Dollar vier neue und kleinere Haftanstalten gebaut werden. Der Bürgermeister de Blasio bezeichnete nach dem Beschluss im Stadtrat dies als „einen historischen Tag“. Bewohner der Stadtteile Brooklyn, Chinatown, Queens und Bronx wehren sich bereits dagegen, dass neue Gefängnisse in ihrer Nachbarschaft errichtet werden. Befürworter des Plans zur Schließung von Rikers Island argumentieren hingegen, dass die Neubauten häufigere Besuche von Angehörigen ermöglichen und Wiedereingliederungsprojekte erleichtern würden. De Blasio will zudem die Zahl der Häftlinge in New York deutlich reduzieren. Ziel sei es, bis 2026 die Zahl der Inhaftierten auf 3300 zu reduzieren. Im Januar 2019 waren es noch 7790 Häftlinge[10] 2021 gab es rund 6000 Insassen.[11]

Menschenrechtsverletzungen

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Jährlich kommt es zu geschätzten 4000 Fällen von Gewaltanwendung durch Vollzugsbeamte auf Rikers Island; die überwiegende Mehrheit wird nicht aufgearbeitet.[7]

Literatur

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  • Jennifer Wynn: Inside Rikers: Stories from the World’s Largest Penal Colony. St. Martin’s Press, New York City 2001, ISBN 0-312-26179-9.
  • Time: The Kalief Browder Story, sechsteiliger Dokumentarfilm von Jenner Furst (Vereinigte Staaten 2017)
  • Rikers: An American Jail. Das Gefängnis aus der Sicht ehemaliger und aktueller Häftlinge, Film von Bill Moyers, 2018.[12]
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Commons: Rikers Island – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Census 2000: New York, Bronx County, Census Tract 1. United States Census Bureau, 2000, archiviert vom Original am 16. Februar 2020; abgerufen am 22. Januar 2018 (englisch).
  2. a b c Facilities Overview. In: nyc.gov. Archiviert vom Original am 20. April 2014; abgerufen am 25. September 2021 (englisch).
  3. Dora Schriro: Statement to New York City Council Committee on Fire and Criminal Justice Services. (pdf; 357 kB) In: nyc.gov. 1. Juni 2010, S. 1, archiviert vom Original am 4. Juli 2012; abgerufen am 25. September 2021.
  4. a b c Darren Walker: What America Can Learn From Rikers Island. 9. Mai 2017, abgerufen am 17. Oktober 2021 (englisch).
  5. Dora Schriro: Statement to New York City Council Committee on Fire and Criminal Justice Services. (pdf; 357 kB) In: nyc.gov. 1. Juni 2010, S. 9, archiviert vom Original am 4. Juli 2012; abgerufen am 25. September 2021.
  6. Kodi Barth: An Overview of Rikers Island: A City of Jails. In: NYC24.com. Archiviert vom Original am 8. September 2006; abgerufen am 25. September 2021 (englisch).
  7. a b Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: New Yorker Gefängnisinsel: Der Horror von Rikers Island ist bald vorbei. Abgerufen am 17. Oktober 2021.
  8. Strauss-Kahn arrest: IMF head detained at Rikers Island. In: BBC News. 17. Mai 2011, abgerufen am 25. September 2021 (englisch).
    Strauss-Kahn: Einzelhaft auf Gefängnisinsel. In: derStandard.at. 17. Mai 2011, archiviert vom Original am 14. Juli 2012; abgerufen am 25. September 2021.
  9. Yoav Gonen, Rebecca Rosenberg, Bruce Golding: New York City to close Rikers Island. In: New York Post. 31. März 2017, abgerufen am 25. September 2021 (englisch).
  10. Jörg Tschürtz: New Yorks Alcatraz schließt. In: Luxemburger Wort. 18. Oktober 2019, abgerufen am 25. September 2021.
    A Roadmap to Closing Rikers Island. In: cityofnewyork.us. Abgerufen am 25. September 2021 (englisch).
  11. Sandra Ward: „Absolutes Horrorhaus“: Im berüchtigten Gefängnis Rikers Island herrscht blanke Anarchie. In: Focus Online. 25. September 2021, abgerufen am 25. September 2021.
  12. Rikers: An American Jail | Center for Court Innovation. Abgerufen am 17. Oktober 2021.