Sarah Sandeh

deutsche Schauspielerin

Sarah Sandeh (* 7. Juli 1980 in Darmstadt) ist eine deutsch-iranische Schauspielerin.

Sarah Sandeh (2019)

Herkunft und Ausbildung

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Sarah Sandeh ist die Tochter iranischer Eltern, die in den 1970er Jahren zum Studium – die Mutter Soziale Arbeit, der Vater Architektur – nach Deutschland gekommen waren, sich nach der Iranischen Revolution und der Machtübernahme durch Ajatollah Chomeini aber entschlossen hatten, in Deutschland zu bleiben. Sandeh besuchte die Grundschule in ihrem Geburtsort Darmstadt, wo sie auch Abitur an einer christlichen Privatschule machte. Bereits zuvor hatte sie die Aufnahmeprüfung im Bereich Schauspiel an der School for the Creative and Performing Arts Ohio in den USA bestanden, an der sie 1998/99 als Stipendiatin neben der Ausbildung in den akademischen Fächern auch bereits Schauspielunterricht nehmen konnte. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Psychologie sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Im Jahr 2003 wechselte Sandeh an die Westfälische Schauspielschule Bochum und schloss hier 2007 das Schauspielstudium mit dem Diplom ab. 2011 absolvierte sie an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg einen speziell auf junge Talente mit abgeschlossener klassischer Schauspielausbildung zugeschnittenen Kurs im Fach Filmschauspiel.[1]

Berufliches Wirken

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Theater

Sarah Sandeh war von 2008 bis 2010 Ensemblemitglied am Schauspiel Leipzig (Centraltheater), wo sie u. a. in Inszenierungen von Sebastian Hartmann spielte. Als freie Schauspielerin trat sie danach in zentralen Rollen an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Berlin), am Kampnagel (Hamburg) und am Schauspiel Hannover auf und erfuhr für ihre schauspielerische Leistung breite Anerkennung. So nannte etwa der Rezensent des Monatsmagazins für Konzert- und Opernbesucher Concerti Sandehs Interpretation von Lucifer, dem gefallenen Engel aus Miltons Paradise Lost (Satans Night Show – Kommando : Paradies Lost) in der Hamburger Uraufführung von 2014 „umwerfend“: „Dieser Wirbelwind des Widerspruchs ist wortgewaltig, frech und witzig. Sandeh holt John Milton in die Gegenwart, spürt sein Potenzial des Widerstands mit scharfer Ironie auf.“[2] Am Theater Neumarkt Zürich wurde sie in der Spielzeit 2016/17 Ensemblemitglied; von der Kritik sogleich gelobt wurde ihre Darstellung der Margarita in Michail Bulgakows Satire »Meister und Margarita«,[3] die Peter Kastenmüller zu Beginn der Spielzeit 2017/18 hier inszenierte. 2019 begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Schauspieldirektorin am Badischen Staatstheater Karlsruhe und Regisseurin Anna Bergmann.[4] Sandehs Auftritte in Bergmanns Inszenierungen als Rakel Lobelius in der Ingmar-Bergman-Kollage Passion – Sehnsucht der Frauen (2019),[5] als Titelfigur Medea in Medea. Stimmen von Christa Wolf (2021)[6] und ebenfalls als Titelfigur in Anna Iwanowa nach Anton Tschechows erstem Theaterstück Iwanow (2022)[7] wurden durchweg sehr gut besprochen.

In einem Interview äußerte Sandeh im Jahre 2019 ihre Sicht zur gesellschaftlichen Rolle des Theaters. Sie betonte, dass Aufführungen bei den Besuchern etwas auslösen und nicht dem an sich verständlichen Wunsch „nach einfachen Lösungen“ nachgeben sollten. Spannender als das Publikum bloß in dem zu bestätigen, was es ohnehin schon wisse, und ihm dabei zu vermitteln, „schon auf der richtigen Seite zu stehen“, sei es doch, Denkprozesse anzustoßen und die Zuschauer sich fragen zu lassen, „Wo ist denn der Schlechte gut und der Gute schlecht? Und wo stoßen meine eigenen Kategorien an die Grenzen?“[4]

Film und Fernsehen

Seit 2005 stand Sarah Sandeh, die sich im Hinblick auf den Film besonders von Rainer Werner Fassbinder geprägt sieht,[8] für verschiedene Serien und Filme vor der Kamera, unter anderem in dem Kinofilm Hey Bunny und dem ARD-Spielfilm Hit Mom. In dem am 2. Januar 2022 erstmals ausgestrahlten Tatort Gier und Angst mit den Ermittlern Faber und Bönisch verkörperte sie die Witwe des Mordopfers, Corinna Lembach.[9] An dem 2022 mit dem Deutschen Drehbuchpreis ausgezeichneten Film Martin liest den Koran[10] wirkte Sandeh in der Rolle der Aliyah mit.[11] In den im Januar 2023 im Ersten ausgestrahlten Episoden 73 und 74 der Krimiserie WaPo Bodensee verkörperte sie Miriam Kubitschek.[12][13]

Weiteres

Sarah Sandeh, die seit 2018 verstärkt auch als Vortragende bei Lesungen und Sprecherin bei Hörspielen in Erscheinung tritt, beteiligte sich bei der Ruhrtriennale – Festival der Künste 2022 an der Produktion Natur und Bewusstsein mit einer szenischen Konzertlesung[14] und hinterließ für die Festivalbibliothek eine persönlich gehaltene Besprechung von Deniz Ohdes Debütroman Streulicht.[15] Als Synchronsprecherin arbeitete sie an der deutsche Fassung des Thrillers Holy Spider (Regie: Ali Abbasi) mit, der im Januar 2023 seinen Kinostart in Deutschland hatte; hier verlieh sie der von Forouzan Jamshidnejad gespielten Fatima Hanaei ihre Stimme.

Humanitäres Engagement

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Sarah Sandeh, Melika Foroutan und Jasmin Tabatabai (v. l. n. r.) im Interview mit Natalie Amiri (28. November 2022)

Gemeinsam mit Melika Foroutan und Jasmin Tabatabai initiierte Sandeh einen unter dem Slogan Frau, Leben, Freiheit stehenden „Abend der Solidarität“ mit den seit September 2022 protestierenden Menschen im Iran, den das Berliner Ensemble am 28. November 2022 im Großen Haus unter Beteiligung zahlreicher namhafter Künstlerinnen veranstaltete.[16][17] Eine zweite, wiederum von denselben Initiatorinnen angestoßene und vom Berliner Ensemble unter Mitwirkung weiterer prominenter Kolleginnen durchgeführte, diesmal „im Zeichen von Noruz“ stehende Solidaritätsveranstaltung fand 2023 am 20. März statt. An diesem Tag wird im Iran und zahlreichen anderen Ländern des Mittleren Ostens traditionell Noruz (d. i. neuer Tag) gefeiert, ein Fest, das am Beginn des Frühlings und des neuen Jahres steht und insofern den Übergang vom Alten zum Neuen symbolisiert.[18]

Auszeichnungen

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Für ihren Einsatz zur Verstärkung der Freiheitsrufe im Iran wurde Sarah Sandeh im Dezember 2022 von dem Nachrichtenmagazin FOCUS zu einer der „100 Frauen des Jahres“ gekürt, die im genannten Jahr besonders „inspiriert, Mut gemacht und Grenzen überschritten“ hätten.[19]

Filmografie (Auswahl)

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Theater (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Sarah Sandeh bei Crew United, abgerufen am 2. Januar 2022
  2. Peter Krause: Herrin der Hölle. In: www.concerti.de. 11. Juni 2014, abgerufen am 13. Januar 2023.
  3. Alexandra Kedves: Ein teuflischer Spass. In: Tages-Anzeiger. 12. Oktober 2017, abgerufen am 9. Januar 2023.
  4. a b Andreas Jüttner: Sarah Sandeh. Neue Schauspielerin am Staatstheater Karlsruhe: „Ich brauche keinen tosenden Beifall“. In: Badische Neueste Nachrichten. 27. Dezember 2019, abgerufen am 9. Januar 2023.
  5. Cornelia Fiedler: Ingmar Bergmans „Sehnsucht der Frauen“ als versoffene Sommernacht am Badischen Staatstheater. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Oktober 2019, abgerufen am 13. Januar 2023.
  6. Egbert Tholl: Gegen das System. Anna Bergmann inszeniert Christa Wolfs „Medea“. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Oktober 2021, abgerufen am 13. Januar 2023.
  7. Christian Gampert: „Anna Iwanowa“ – Anna Bergmann am Badischen Staatstheater Karlsruhe. In: Deutschlandfunk. 30. Oktober 2022, abgerufen am 13. Januar 2023.
  8. About. In: www.sarahsandeh.com. Abgerufen am 11. Januar 2023.
  9. Kristina Heuer: Drogensumpf und Schneeballsystem im „Tatort: Gier und Angst“. In: www.goldenekamera.de. 12. Oktober 2017, abgerufen am 9. Januar 2023.
  10. Goldene Lola für „Martin liest den Koran“. In: www.bundesregierung.de. 6. Juli 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  11. Martin liest den Koran. In: www.crew-united.com. Abgerufen am 9. Januar 2023.
  12. WaPo Bodensee: Der Schuss (Folge 73; Erstausstrahlung 24. Januar 2023). In: Das Erste. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  13. WaPo Bodensee: Die Erlösung (Folge 74; Erstausstrahlung 31. Januar 2023). In: Das Erste. Abgerufen am 25. Januar 2023.
  14. Natur und Bewusstsein. Lukas Bärfuss, Ulrike Draesner, Sarah Sandeh, Malakoff Kowalski. In: www.ruhrtriennale.de. 11. September 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  15. Sarah Sandeh: Deniz Ohde: Streulicht. In: www.ruhrtriennale.de. 27. März 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  16. Frau Leben Freiheit – Zan Zendegi Azadi – زن زندگی آزادی. Solidaritätsveranstaltung mit den Protestierenden im Iran. Berliner Ensemble, abgerufen am 27. Dezember 2022.
  17. Video der Veranstaltung bei ARD Mediathek (verfügbar bis 29. November 2023).
  18. Jin Jiyan Azadi – Frau Leben Freiheit – Zan Zendegi Azadi. Ein Abend im Zeichen von Noruz – ein neuer Tag. Berliner Ensemble, abgerufen am 25. Juli 2023.
  19. Die 100 Frauen des Jahres. In: FOCUS Nr. 51 vom 17. Dezember 2022 (online bei focus.de).