Schiffswerft Gebrüder Elsner

Maschinenfabrik und Werft in Koblenz

Die Schiffswerft Gebrüder Elsner war eine Maschinenfabrik und Werft in Koblenz, die von 1842 bis 1864 bestand. Sie war am Rhein eine der ersten Werften, die eiserne Dampfschiffe baute. Von ihnen sind knapp 30 nachgewiesen.

Schiffswerft Gebrüder Elsner
Rechtsform
Gründung 1842
Auflösung 1864
Sitz Koblenz
Leitung Gebrüder Elsner
Branche Schiffbau

Geschichte

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Gründung und Lage

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1842 übernahmen die beiden namentlich nicht bekannten Brüder Elsner die kleine Maschinenfabrik Druckemöller in der Koblenzer Altstadt, die sich in der Friedrichstraße befand und die heute von der Friedrich-Ebert-Straße abzweigt. Zur Ausstattung der Maschinenfabrik gehörte eine Kupferschmiede. Angenommen wird eine weitere Ausstattung mit Bohrmaschinen und Drehbänken, gegebenenfalls auch eine kleine Gießerei. Produziert wurden regional benötigte Konstruktionen und Maschinenteile.[1]

Für den Bau des ersten Nachens richteten die Brüder einen Bauplatz am linken Rheinufer in Höhe der Rheinlache ein. Um 1860 mussten sie diesen Bauplatz verlassen, da der Bereich seit 1856 zu den Rheinanlagen umgestaltet wurde. Der Werft wurde ein Bauplatz im damals noch selbständigen Lützel zugewiesen, auf dem die weiteren Bauten erfolgten.[2]

Wechsel zum Schiffbau

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1850 trat der preußische Ingenieur-Hauptmann Friedrich Leuthaus an die Brüder heran und ließ eine von ihm entwickelte kleine Dampfmaschine mit 3 PS – oder zumindest Teile davon – in der Fabrik bauen, die als Antrieb für einen Nachen dienen sollte. Anschließend wurde ebenfalls in der Fabrik ein Schiffskörper aus Eisenblechen genietet. Da Leuthaus wie die Brüder über keine Erfahrung im Schiffbau verfügten, wurde der Nachen eine Fehlkonstruktion und bald verkauft.[3]

Die erste Konstruktion sprach sich dennoch herum und ab 1851 folgten weitere Aufträge über eiserne Dampfschiffe. 1851 wurde ein Schiff nach Vallendar ausgeliefert, 1852 folgten Aufträge aus den weiter entfernten Rheingebieten, vom Neckar, von der Lippe und ab 1854 aus Ostfriesland, Oldenburg und dem nahen Trier. 1856 wurden bereits Schiffe bis nach Hamburg geliefert, weitere bis an die Weichsel.[4]

Von der 1852 gebauten Prinzessin Louise ist eine zweizylindrige oszillierende Dampfmaschine als Antriebsanlage überliefert. Daher wird davon ausgegangen, dass auch die anderen Schiffe vergleichbare Maschinen erhielten. Alle Dampfer waren Raddampfer, lediglich bei einem Schiff ist ein Schraubenantrieb bekannt.[2]

Ende der Werft und Folgenutzung

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1864 musste die Werft schließen. Einer der Brüder starb im Folgejahr, der andere wurde 1867 in die Irrenanstalt Andernach eingewiesen. Auf dem Gelände der Werft wurde anschließend die Maschinenfabrik, Kesselschmiede und Schiffbau-Anstalt Schaubach & Crämer gegründet, aus der 1917 die Gebr. Stumm GmbH als Werft hervorging.[5]

Bauliste

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In der Literatur liegt bislang nur eine vorläufige Bauliste zu den Neubauten der Werft vor. Die angegebenen Längen- und Breitenangaben sind Circa-Werte.[6]

Jahr Baunummer Name Auftraggeber Abmessungen Anmerkungen
1850 1 Gebrüder Elsner 11,0 × 1,0 Meter Passagierdampfer mit 3 PS; Spekulationsbau, nach Java verkauft
1851/52 2 Gebrüder Elsner Heinrich Hamann, Peter Zell, Vallendar 18,8 × 1,9 Meter Passagierdampfer mit 14 PS
1852 3 Prinzessin Louise Joh. Müller, Joh. Wirtz, Adam Grenzhauser, Vallendar 23,5 × 2,2 Meter Passagierdampfer mit 17 PS
1852 4 Stdt Mülheim Ristelhuber & Co., Köln 23,5 × 2,2 Meter Passagierdampfer mit 17 PS
1853 5 Stolzenfels Anton Thier, Joh. Jacob Volk, Trier 23,5 × 2,2 Meter Passagierdampfer mit 17 PS
1853 6 Drachenfels Lokalfahrt Bonn-Königswinter 40,0 × 4,3 Meter Passagierdampfer mit 120 PS
1853 7 Clementina Graf de Croy, Boppard 23,5 × 2,2 Meter Passagierdampfer mit 104 PS
185? 8 aus dem Neckargebiet 27,5 × 2,5 Meter Passagierdampfer mit 20 PS, in die Schweiz verkauft
185? 9 aus dem Neckargebiet 27,5 × 2,5 Meter Passagierdampfer mit 24 PS, in die Schweiz verkauft
1854 10 Stadt Mülheim Ruhr-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Mülheim Passagierdampfer / Zugraddampfer mit 25 PS[7]
1854 11 Stadt Kettwig Ruhr-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Mülheim 34,4 × 6,9 Meter Zugraddampfer mit 25 PS
1854 12 Moselthal aus Trier 18,8 × 1,9 Meter Passagierdampfer mit 14 PS[8]
185? 13 aus dem Ruhrgebiet 28,2 × 2,8 Meter Passagierdampfer mit 25 PS
185? 14 aus dem Raum Wesel / Ruhrort 23,5 × 2,2 Meter Passagierdampfer, Schiff vom Auftraggeber nicht abgenommen; in die Schweiz verkauft;
1854 15 Stählin Stählin & Wagner, Lippegebiet Zugraddampfer mit 80 PS
1854 Concordia Carolinsieler-Wittmunder Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Carolinensiel 16,3 × 2,4 Meter Passagierdampfer mit 14 PS[9]
1855 16 Bad Ems Max Hayn, Koblenz 26,7 × 2,5 Meter Passagierdampfer mit 23 PS
1855 Hunte Munter & Co., Oldenburg 27,0 × 2,4 Meter Passagierdampfer mit 22 PS
1855 Tilsit Marcus Cohn & Sohn, Königsberg 27,0 × 2,8 Meter Passagierdampfer mit 35 PS
185? 17 aus den Niederlanden 20,4 × 2,8 Meter Passagierdampfer mit 20 PS
1856 18 Bromberg Carl H. Wentscher, Bromberg 28,2 × 2,8 Meter Passagierdampfer mit 25 PS
1856 Danzig P. Töplitz & Co., Danzig 28,2 × 2,8 Meter Passagierdampfer mit 25 PS
1856 Kazimirz Graf Zamoyski, Warschau 29,6 × 3,84 Meter Passagierdampfer mit 25 PS
1857 Helene G. A. Droege, Hamburg 34,4 × 6,9 Meter Passagierdampfer mit 30 PS[10]
1857 Weichsel Julius Rosenthal, Bromberg Passagierdampfer
1857 Misdroy Baron von Putkamer, Stettin Zugraddampfer mit 25 PS
1858 Zuversicht Joh. Jacob Volk, Koblenz 29,8 × 3,0 Meter Passagierdampfer[8]
1858 Orcan Stettiner Dampf-Schlepp-Schiffahrts-Gesellschaft, Stettin Zugraddampfer mit 50 PS
1862 Auftraggeber 18,52 × 4,86 Meter Dampfbagger

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 107
  2. a b Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 110
  3. Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 107f.
  4. Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 108, S. 111
  5. Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 111
  6. Schwarz: Schiffswerft Gebrüder Elsner, S. 112f.
  7. vgl. auch: Kai Rawe: Schiff Ahoi! Geschichte der Ruhrschifffahrt und der Weißen Flotte in Mülheim an der Ruhr. Schriftenreihe Haus Ruhrnatur Band 3, Hrsg.: Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft, Mülheim an der Ruhr, o. J., S. 6 (Online-Version als PDF-Datei)
  8. a b weiterführende Angaben: Gilles: Personenschifffahrt im Moseltal 1830 bis 1980., S. 55, S. 77
  9. weiterführende Angaben zum Schiff und dem Nachbau: Raddampfer Concordia II, bei raddampfer-concordia.de
  10. weiterführende Infos: Die Anfänge der Alsterschifffahrt in Hamburg, bei fredriks.de (private Website)