Schloss Saabor
Schloss Saabor (polnisch Zamek w Zaborze) befindet sich im polnischen Zabór (Saabor bei Grünberg), Woiwodschaft Lebus.
Geschichte
BearbeitenEine ursprüngliche mittelalterliche Wasserburg wurde nach 1683 durch Johann Heinrich Graf von Dünewald zu einem frühbarocken Schloss umgebaut. Seine Geschichte ist eng mit der sächsischen Geschichte verbunden. Im Jahr 1744 wurde Friedrich August Graf von Cosel, Sohn Augusts des Starken, Eigentümer der Herrschaft Saabor und ließ das 1745 bei einem Brand zerstörte Schloss durch ein Rokoko-Schloss ersetzen. Ein barocker Garten entstand als quadratische Anlage zwischen Schloss und dem Großen See (Jezioro Zabór). Nach 1791 waren die von Schoenaich-Carolath Besitzer. Diese ließen den Schlosspark in einen Landschaftspark umgestalten. Friedrich Wilhelm Carl Prinz von Schoenaich-Carolath, dritter Sohn des Johann Carl Friedrich zu Carolath-Beuthen, und seine Ehefrau Karoline Prinzessin Reuß-Schleiz-Köstritz, lebten auf Schloss Saabor, er selbst war der Landrat vom Kreis Grünberg.[1] Erbe als Majoratsherr wurde ihr Sohn kgl. preuß. Rittmeister Prinz Ferdinand[2] von Schoenaich-Carolath-Mellendorf, der ebenso eine Prinzessin aus dem Haus Reuß-Schleiz-Köstritz ehelichte.[3] Er galt mit Eintrag im Adressbuch der Millionäre als gut situiert.[4] Saabor gehörte zur genealogischen Unterlinie Mellendorf. Die Gutsherren waren auch sogleich der regionale Amtsvorsteher.[5] Nachfolger wurde dann Prinz Georg von Schoenaich-Carolath, Herr auf Mellendorf und Saabor, Präsident der Schlesischen Landwirtschaftskammer. Seine Frau war Wanda Prinzessin Schoenaich-Carolath. Ihnen folgte als Erbe Major Prinz Johann-Georg von Schoenaich-Carolath (1873–1920).[6] Seine Nachfahren hielten Mellendorf als Grundbesitz. Saabor bekam seine Witwe, vermutlich spätestens ab 1920, Hermine von Reuß, die spätere zweite Ehefrau des ehemaligen deutschen Kaisers Wilhelm II.
1943 wurde Franz Wilhelm Prinz von Preußen auf Schloss Saabor geboren, als Sohn der Henriette Prinzessin von Schoenaich-Carolath (1918–1972), jüngste Tochter des Johann-Georg von Schoenaich-Carolath-Saabor und erste Ehefrau des Karl Franz Joseph von Preußen (1916–1975).
Mit der polnischen Übernahme der Region wurde das Schloss verwüstet. Zunächst wurde hier ein landwirtschaftliches Schulungszentrum untergebracht, ab 1956 ein Tuberkulose-Zentrum, seit den 1980ern ein Kindersanatorium, das nach 1998 zu einer Kinder- und Jugendpsychiatrie umgewandelt wurde. Im Zusammenhang mit dieser Nutzung wurde hofseitig ein zusätzlicher Bau angelegt. Der Park gehört heute zur Klinik und ist gepflegt. Jedoch ist der Blick auf den See zugewachsen und der seenahe Parkteil versumpft.
Bauensemble
BearbeitenEine Zufahrt, die zu einem ehrenhofartigen von Kavaliershäusern umgebenen Platz führt bildet eine zentrale Achse, die in der Mittelachse des Schlosses und im Park fortgesetzt wird. Das Schloss ist dreigeschossig und umfasst einen Arkadenhof. Das Portal der Hofeinfahrt trägt das Allianzwappen der Fürsten von Carolath-Beuthen von 1680. Hofseitig befindet sich der Corps de Logis mit einem Tympanon und dem Wappen Friedrich August Cosels. Die Seitenflügel sind von je einem Turm abgeschlossen, von denen nur der westliche eine Zwiebelhaube und Laterne trägt. Im Inneren ist der Festsaal mit erhaltenem Rokokostuck restauriert. Die Hauptachse des Gartens war durch Brunnenbecken akzentuiert.
Literatur
Bearbeiten- Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser. 150 Adelssitze im Portrait, Band 1, Niederschlesien, Hrsg. Arne Franke, Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, S. 292–293. ISBN 978-3-87057-336-2.
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow: Genealogisches Handbuch der Fürstlicher Häuser, Band V, Band 19 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1959, S. 414–416. ISSN 0435-2408 (Zur Erbfolge der Schoenaich über mehrere Generationen).
- Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter sowie der größeren Landgüter der Provinzen Nieder- und Oberschlesien 1937, Niederschlesien, 15. Auflage Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1937, Nr. 2663. Reprint Klaus D. Becker Potsdam 2020. ISBN 978-3-88372-245-0.
- Hans Lutsch: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Schlesien, Band III, Verzeichnis der Kunstdenkmäler des Reg. Bezirks Liegnitz, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1889, S. 128 f. Digitalisat
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ordens-Liste 1845. Rother Adler-Orden. Zweite Klasse. 1841., Nr. 303. R. v. Decker, Berlin 1845, S. 46 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. März 2023]).
- ↑ Wilhelm Franke: Nachrichten ueber die Königliche Ritter-Akademie zu Liegnitz von Ostern 1838 bis Ostern 1839. E. Doensch, Liegnitz 1839, S. 15 (google.de [abgerufen am 15. März 2023]).
- ↑ Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch. 1893. In: Hofkalender GGT. 130. Auflage. III. Abt. – Carolath-Beuthen, a. d. H. Schönaich. Justus Perthes, Gotha 1892, S. 310 f. (google.de [abgerufen am 15. März 2023]).
- ↑ Albert Johannesson (Hrsg.): Deutsches Millionär-Adressbuch 1894. C, zu Carolath, Ferdinand, Prinz, Durchl. Saabor b. Grünberg, Schles. Alb. Johannesson (Inh. Paul Grund). Selbstverlag des Ersten Berliner Reclame-Bureau, Centralstelle für die Verbreitung von Drucksachen, Berlin 1894, S. 34 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 16. März 2023]).
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz für das Jahr 1880. In: Öffentliche Bekanntmachungen. 7. Auflage. Wilhelm Berens, Liegnitz 1880, S. 29 (google.de [abgerufen am 15. März 2023]).
- ↑ Melville Henry Massue marquis de Ruvigny et Raineval: The Titled Nobility of Europe. An International Peerage, Or “Who’s is Who,” of the Sovereigns, Princes and Nobles of Europe 1914. In: Who’s Who. Reprint 1980 Burke’s Peerage Ltd. Auflage. Schönaich-Carolath. Harrisson & Sons, London 1914, ISBN 0-85011-028-9, S. 444 (google.de [abgerufen am 15. März 2023]).
Koordinaten: 51° 56′ 54,1″ N, 15° 43′ 2,1″ O