St. Martinus (Haren)

Pfarrkirche in Haren, Niedersachsen

Die Pfarrkirche Sankt Martinus in Haren, auch Emsland-Dom genannt, wurde von 1908 bis 1911 von Ludwig Becker erbaut und am 14. September 1911 geweiht. Sie gilt als Wahrzeichen der Stadt.

Außenansicht

Kirchenbau

Bearbeiten
 
Innenraum mit Kuppel

Die Kirche steht auf dem Platz einer im Mittelalter erbauten Kirche, die 1853/1854 durch eine neuromanische Kirche ersetzt wurde. Von dieser Kirche sind der Glockenturm mit drei Glocken, gegossen in den Jahren 1510, 1650[1] und 1921, und die dem Barockstil des Neubaus angepassten Seitenmauern erhalten.

Das ursprüngliche dreischiffige Langhaus der alten Kirche wurde in eine 15 Meter breite Halle umgewandelt. Der Innenraum ist von einem 15 Meter hohen Tonnengewölbe überdacht, das Gleiche gilt für Querschiff und Hochchor. Das Kuppelgewölbe erreicht eine Höhe von 27 Metern. Die innere Länge der Kirche (ohne Turm) beträgt 58,75 Meter. Das Querschiff erreicht eine Breite von 29,95 Meter und hat eine Länge von 15,05 Meter. Die mächtige Kuppel hat eine Höhe von 58 Metern und verjüngt sich nach oben zu zwei Laternen. Im Innenraum stehen etwa 800 Sitzplätze zur Verfügung.

Die Hauptspender des Kirchenbaus waren die Textilunternehmer Henri und Stefan Esders. Sie versprachen, sofern sie die Goldene Hochzeit ihrer Eltern erleben sollten, eine große Summe für karitative Zwecke zu spenden. Nachdem die Eltern tatsächlich ihre Goldene Hochzeit in Haren feiern konnten, spendeten die Brüder zusammen 110.000 Mark – knapp die Hälfte der Baukosten. Ihnen zu Ehren befinden sich auf den Hauptfenstern in beiden Seitenschiffen je ein Abbild der Steinigung des heiligen Stephanus bzw. ein Abbild des heiligen Heinrichs.

Am 24. Juni 1965, dem Johannistag, entstand bei Reparaturarbeiten (Schweißarbeiten an der Eisenleiter zur Plattform) in der Kuppel ein Feuer, das in der Mittagspause unbemerkt um sich griff. Die beiden Laternen brannten ab. Im Folgejahr wurden die beiden neuen Laternen aufgesetzt, und zwar – einer Anregung des damaligen Pfarrers, Gerhard Silies, folgend – mit einem Oranten, der Figur eines Betenden mit erhobenen Händen, auf der Spitze.[2]

2011 beging die Kirchengemeinde St. Martinus Haren (Ems) das hundertjährige Kirchweihfest. Vom 14. bis 18. September 2011 fand eine halbe Festwoche statt. Anlässlich dieses Festes schuf der Künstler Paul Brandenburg eine Abdeckung für den Taufstein von ca. 1200.

 
Orgelprospekt mit Rückpositiv

Die Orgel wurde 1970 von der Orgelbaufirma Kreienbrink erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 39 klingende Register (ca. 3000 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal.[3]

I Rückpositiv C–g3
Hohlflöte 8′
Gedackt 8′
Prinzipal 4′
Blockflöte 4′
Oktave 2′
Siftflöte 113
Sesquialter II
Scharf IV
Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–g3
Quintade 16′
Prinzipal 8′
Gemshorn 8′
Oktave 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 223
Oktave 2′
Mixtur VI
Hellzymbel III
Trompete 16′
Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
Holzprinzipal 8′
Bleigedackt 8′
Hornprinzipal 4′
Nachthorn 4′
Waldflöte 2′
Flageolett 1′
Oberton II-III
Kleinmixtur IV
Fagott 16′
Hornoboe 8′
Pedalwerk C–f1
Prinzipalbaß 16′
Subbaß 16′
Oktavbaß 8′
Gedackt 8′
Choralbaß 4′
Bauernpfeife 2′
Hintersatz V
Posaune 16′
Clairon 4′

Literatur

Bearbeiten
  • Ernst Andreas Friedrich: Der Emsland-Dom in Haren. In: Wenn Steine reden könnten. Band III, Landbuch-Verlag, Hannover 1995, ISBN 3-7842-0515-1, S. 181–183.
  • Christof Haverkamp: Von Haren über Brüssel nach Wien – Die Geschichte des Textilkaufmanns Stefan Esders. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes. Band 53, Sögel 2007, ISSN 0448-1410, S. 9–44.
  • Inga Probst, Christoph Probst, Kerstin Klein: Zur Sanierung, Konservierung und Restaurierung der katholischen Kirche St. Martinus in Haren an der Ems In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. 1/2023, S. 57–61.
Bearbeiten
Commons: St. Martinus (Haren) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Inschrift: M. Claudius Voillo et Gotfried Baulard me fecerunt
  2. Josefa Schepers: Große Sorge in Haren: Die Kirchenkuppel brennt. In: Emsblick. Heft September/Oktober 2011, S. 36–37.
  3. Harald Steinborn: Kraienbrink Orgel der St. Martinus Kirche. In: ETWAH. Abgerufen am 30. Juli 2023.

Koordinaten: 52° 47′ 26,1″ N, 7° 14′ 32,7″ O