Stadthalle (Heidelberg)

Kongress- und Kulturzentrum in Heidelberg

Die Stadthalle Heidelberg ist ein Kongress- und Kulturzentrum in der Altstadt Heidelberg am Neckarufer gelegen. Sie wurde erbaut nach den Plänen der Architekten Jakob Henkenhaf und Friedrich Ebert in den Jahren von 1901 bis 1903.

Haupteingang der Heidelberger Stadthalle
Luftbild der Stadthalle von Heidelberg (Bildmitte links)
Heidelberger Schloss, Stadthalle und Neckar
Heidelberger Stadthalle von der gegenüberliegenden Neckarseite aus
Die Fassade der Stadthalle mit dem Haupteingang von Westen aus gesehen

Geschichte

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Die stilistische Gestaltung der Stadthalle Heidelberg verbindet Elemente der Gründerzeit und Renaissancearchitektur mit Elementen des Jugendstils, insbesondere in der Gestaltung der Innenarchitektur. Sie wurde aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums der Universitätsreform von 1803 als Versammlungs- und Festgebäude für die Bürgerschaft erbaut. Kern des Gebäudes ist der bis zu 2481[1] Personen Platz bietende Festsaal, der eine Konzertorgel aus der Werkstatt Voit vom Anfang des 20. Jahrhunderts enthält.

Das Kongresszentrum Rosengarten im benachbarten Mannheim ist ebenfalls ein Bauwerk dieser Epoche.

Das Gebäude wurde von 1979 bis 1980 originalgetreu restauriert.[2]

Seit den 1990er Jahren gab es Pläne, am Hauptbahnhof ein Kongresszentrum zu bauen. Nachdem sich alle Pläne mit privaten Investoren zerschlagen hatten, beschloss Anfang 2010 der Heidelberger Gemeinderat, dass stattdessen die Stadthalle um einen Anbau erweitert werden solle. Er wäre neben die alte Stadthalle gebaut worden, die durch einen Übergang aus Glas angebunden worden wäre.[3] Am 25. Juli 2010 wurden die Pläne für diesen Anbau durch einen Bürgerentscheid mit Zwei-Drittel-Mehrheit abgelehnt.[4] Oberbürgermeister Würzner kündigte an, alle weiteren Planungen zu stoppen.[5]

Nach langwierigen Diskussionen über geplante Sanierungsmaßnahmen und die zukünftige Gestaltung der Stadthalle erteilte das Regierungspräsidium Karlsruhe die Baugenehmigung für einen Umbau im Dezember 2021.[6] Seitdem finden umfangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten statt, u. a. wurden die historischen Fenster restauriert, im Großen Saal Hubböden eingebaut, welche eine aufsteigende oder ebenerdige Anordnung der Sitzreihen ermöglichen, sowie nachträgliche Einbauten wie eine Zwischenwand hinter der Bühne und die schweren Bühnenvorhänge entfernt,[7] welche die Akustik ungünstig beeinflussten.[8] Der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre stiftete für den Umbau 43,8 Millionen Euro.[9]

Voit-Orgel

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Historischer Spieltisch; im Hintergrund der neu erbaute Spieltisch

Die Orgel wurde 1903 von dem Orgelbauer Voit und Söhne (Durlach) erbaut, und 1993 von der Orgelbaufirma Vleugels umfassend restauriert. Dabei wurde ein neuer zusätzlicher Spieltisch gebaut, um zeitgemäße Maße und neuere technische Einrichtungen zur Verfügung zu haben und um den historischen Spieltisch zu schonen. Das Instrument hat 56 Register auf drei Manualen und Pedal. Im Originalspieltisch ist ein IV. Manual für das ursprünglich geplante Fernwerk eingebaut, welches allerdings nie realisiert wurde. Die Orgel gilt als die erste größere Orgel mit elektrischer Traktur und mit einem fahrbaren Spieltisch in Deutschland.[10] Da sie in ihrer Substanz wenig angetastet war, zählt sie heute als Denkmalorgel.[10][11] Eine Besonderheit dieser Orgel ist der sogenannte Generalschweller, welcher eine stufenlose Veränderung der Lautstärke des gesamten Werkes ermöglicht. Darüber hinaus kann das Pedal an das 2. Manual angekoppelt werden, was ebenfalls ungewöhnlich ist.[12] Das Instrument hat folgende Disposition:

I. Manual C–a3
Prinzipal 16′
Prinzipal 08′
Tibia 08′
Spitzflöte 08′
Gamba 08′
Gemshorn 08′
Doppelgedackt 08′
Flauto amabile 04′
Rohrflöte 04′
Octave 04′
Octave 02′
Kornett III-V 08′
Mixtur IV 02′
Scharf III 02′
Fagott 16′
Tuba 08′
Clarine 04′
II. Manual C–a3
Bordun 16′
Salicional 16′
Geigenprinzipal 08′
Lieblich Gedackt 08′
Konzertflöte 08′
Dulciana 08′
Quintatön 08′
Flauto dolce 04′
Hohlflöte 04′
Kleinprinzipal 04′
Piccolo 02′
Kornett III-V 08′
Cymbal III 223
Trompete 08′
Hoboe 04′
III. Manual C–a3
Quintatön 16′
Flötenprinzipal 08′
Zartflöte 08′
Salicional 08′
Unda maris 08′
Aeoline 08′
Vox coelestis 08′
Violine 04′
Traversflöte 04′
Flautino 02′
Harmonia aethera III 223
Klarinette 08′
Pedal C–f1
Untersatz 32′
Prinzipalbaß 16′
Violonbaß 16′
Subbaß 16′
Gedacktbaß 08′
Octavbaß 08′
Cellobaß 08′
Flötbaß 08′
Superoctavbaß 04′
Bombarde 32′
Posaune 16′
Trompete 08′
 
Originaler Spieltisch und Orgelprospekt

Literatur

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Commons: Stadthalle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. aktuelle Auflistung der maximal möglichen Sitzplätze bei klassischer Bestuhlung, abgerufen am 21. April 2016
  2. Gerhard Wagner in: Die Voit-Orgel in der Stadthalle Heidelberg. Guderjahn, Heidelberg 1993, ISBN 978-3-924973-59-9, S. 13.
  3. Realisierungswettbewerb Erweiterung Stadthalle Heidelberg (Memento vom 2. August 2012 im Webarchiv archive.today), auf heidelberg.de
  4. Wahl zum 18. Deutschen Bundestag (Memento vom 26. Mai 2013 im Internet Archive), auf heidelberg.de
  5. Oberbürgermeister im Wandel ? (Memento vom 16. April 2016 im Internet Archive) vom 25. Juli 2010, auf stadtpolitik-heidelberg.de
  6. 15.03.2022 Sanierung der Heidelberger Stadthalle nimmt Fahrt auf: Die nächste Bauphase ist gestartet. Abgerufen am 20. September 2022.
  7. Lothar Binder: Sanierung der Stadthalle: Bühnenvorhang an Theater übergeben. Abgerufen am 20. September 2022 (deutsch).
  8. Stadthalle Heidelberg - Sanierungskonzept. Abgerufen am 20. September 2022.
  9. 16.05.2022 Wolfgang Marguerre weitet großzügige Unterstützung zur Sanierung der Stadthalle erneut aus. Abgerufen am 20. September 2022.
  10. a b Klaus Könner: Das Heidelberger Orgelprojekt aus Sicht der Denkmalpflege. In: Die Voit-Orgel in der Stadthalle Heidelberg. Orgelrestaurierung – ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Guderjahn, Heidelberg 1993, ISBN 978-3-924973-59-9, S. 96.
  11. Gerhard Wagner in: Die Voit-Orgel in der Stadthalle Heidelberg. Orgelrestaurierung - ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Guderjahn, Heidelberg 1993, ISBN 978-3-924973-59-9, S. 24.
  12. Wettbewerbs-Instrumente. In: 2. Internationaler Philipp-Wolfrum-Wettbewerb 2008. Archiviert vom Original; abgerufen am 23. September 2022.

Koordinaten: 49° 24′ 44″ N, 8° 41′ 59″ O