Stadtkirche Brandis
Die Stadtkirche zu Brandis ist das evangelische Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Brandis bei Leipzig im Landkreis Leipzig.
Geschichte
BearbeitenDie Evangelische Stadtkirche in Brandis war ursprünglich eine romanische Chorturmkirche, die Ende des 15. Jahrhunderts eine Chorerweiterung erfuhr. 1570 wurde die Brauthalle und vermutlich die Sakristei angebaut. Das Kirchenschiff der Saalkirche ist flachgedeckt, die Turmhalle ist kreuzgratgewölbt, der Chor hat ein Netzgewölbe.[1]
Die urkundliche Ersterwähnung der Kirche von Brandis geht auf das Jahr 1121 zurück. Aus romanischer Zeit stammen noch Mauerwerksreste des Längsschiffes und die Turmvierung. Romanische Putzreste sind an der östlichen Turmseite im Dachstuhlbereich zu finden; ein kleines romanisches Fenster an der Südseite des Längsschiffes wurde bei der Kirchensanierung nach 1961 freigelegt.
Altarraum und Sakristei stammen aus spätgotischer Zeit, etwa aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. An der Nordseite des Altarraumes ist ein Sakramentshäuschen, daneben ein Epitaph mit dem Bildnis eines Kindes im geistlichen Gewand, wohl Wolf Ditterich von Korbitz.
Das Querschiff an der Südseite des Turmes stammt aus dem 16. Jahrhundert. Unter dem Anbau liegt die verschlossene Patronatsgruft. An der Ostseite dieses jüngsten Anbaues (Brauthalle) findet sich ein Epitaph für eine böhmische Exulantin, die 1681 in Brandis verstarb. 1637 und 1696 erlebte Brandis zwei große Stadtbrände. 1633 starben 325 Personen an der Pest. Etwa im Jahr 1700 erfolgte die Neuausstattung des Kircheninneren mit Altar, Kanzel, Patronatsloge und Orgel, hauptsächlich durch Stiftungen des Patronatsherren Krafft Burchhard von Bodenhausen. 1732 wurde die Kirche barockisiert: Auf dem Turmquader entstand ein Oktogon mit Welscher Haube, Turmkugel und Wetterfahne. 1741 wurde in den Kirchturm eine Uhr eingebaut, die bis heute besteht und inzwischen elektrisch betrieben wird. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1886.
Die Jahreszahlen der wichtigsten Bau- und Erhaltungsmaßnahmen an und in der Kirche Brandis sind: 1927 Einbau der Gasheizung, 1961–1967 Außenrenovierung, 1962 Restauration der Orgel, 1967–1971 Innenrenovierung, 1984 Elektrifizierung des Geläutes, 1992–1993 Turmsanierung, 1994–1996 Dachstuhlsanierung und Neueindeckung sowie 1997–1999 Außensanierung.
Die Kirche Brandis ist seit 1529 evangelisch-lutherisch.[2]
Gegenwart
BearbeitenIm Jahr 2020 begann die Innensanierung; die letzte Auffrischung war zwischen 1967 und 1971. Die Beleuchtung, die Lautsprecheranlage und ein Teil der Elektrik wurden erneuert, die Heizung erweitert sowie die Innen- und Außentüren repariert. Wände, Empore und Bänke wurden neu gestrichen. Die Gesamtkosten betrugen mehr als 400.000 Euro.[3][4]
Am Ostersonntag, 4. April 2021, wurde die Innensanierung mit der Wiederweihe der Kirche offiziell abgeschlossen. Die dortige Fotoausstellung „Gesichter und Geschichte(n)“ ist Auftakt der kirchlichen Veranstaltungen zur 900-Jahr-Feier der Stadt Brandis (Jubiläum am 5. Juni 2021).[5] 2023 wurde die Außensanierung abgeschlossen.
Kirchgemeinde
BearbeitenMit Wirkung vom 1. Januar 2020 haben die Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinden Borsdorf-Zweenfurth, Gerichshain-Althen und Panitzsch (seit 1. Januar 2020: Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Parthenaue-Borsdorf), die Evangelisch-Lutherische St.-Nikolai-Kirchgemeinde Machern und die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Püchau-Bennewitz (seit 1. Januar 2020: Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Machern-Püchau-Bennewitz), die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Brandis-Polenz und die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Beucha-Albrechtshain im Kirchenbezirk Leipziger Land ein Schwesterkirchverhältnis gegründet. Trägerin der gemeinsamen Pfarrstellen und anstellende Kirchgemeinde gemäß Kirchgemeindestrukturgesetz (§ 2 Abs. 3) ist die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Parthenaue-Borsdorf.[6]
Pfarrer seit 1523
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Orgel
Bearbeiten1705 baute der fast 80-jährige Leipziger Orgelbaumeister Christoph Donat eine Orgel für die Brandiser Kirche. Sie hat zwei Manuale und Pedal. Das Instrument hat musikhistorisch einen besonderen Wert, da es den Übergang vom Frühbarock zum Hochbarock belegt und die älteste zweimanualige Orgel mit Zwillingswindlade in Sachsen ist. Im Laufe der vergangenen 300 Jahre wurden Veränderungen und mehrfach Reparaturen der Orgel vorgenommen. 1962 gab es die vorletzte größere Reparatur, samt der Versetzung des Pedalwerkes hinter die Orgel, die der Leipziger Orgelbaumeister Hermann Lahmann vornahm.
Etwa die Hälfte des ursprünglichen Bestandes von Christoph Donat ist erhalten und wurde in der Restaurierung von Orgelbaumeister Georg Wünning aus Großolbersdorf von 2006 bis 2007 überarbeitet, repariert und teilweise ergänzt. Die Balganlage auf dem Kirchenboden zur Windversorgung wurde im gleichen Zeitraum instand gesetzt.[9] Um den vollen Klang der Orgel wiederherzustellen, wurden außer den neun originalen Registern von Donat auch fünf Register aus der Zeit von Lahmann wieder eingebaut. Die Wiederweihe erfolgte am zweiten Advent 2007 mit Festgottesdienst und Orgelkonzert.[10]
Die gegenwärtige Disposition ist das Ergebnis zahlreicher Umdisponierungen. Es ist noch etwa die Hälfte des Pfeifenwerks von Donat erhalten. Die Stimmtonhöhe ist gis1 (448 Hz). Die Disposition lautet wie folgt:[11]
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- Koppeln: II/I, I/P
Glocken
BearbeitenDas Geläut besteht aus drei Bronze-Glocken: sie wurden in den Jahren 1483 (mit dem Ton h´), 1785 und 1927 gegossen. Die beiden letztgenannten wurden 1955 umgegossen (da die große Glocke einen Sprung hatte und die mittlere klanglich verändert werden sollte)[12] von der Glockengießer-Familie Schilling aus Apolda – sie erklingen seitdem mit den Tönen fis′ und a′.[13]
Bilder
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Blick von der Empore zum Altar
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Altar
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Altar-Detail
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Taufstein und Altar
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Kanzel
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Patronatsloge
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Blick zu Orgel und Empore
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Emporendetail I
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Emporendetail II
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Ein etwas anderer Blick zum Kirchturm
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Wetterfahne mit Jahreszahlen
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West-Portal
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Giebelfenster über dem West-Portal
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Gedenkstele und -tafeln an der Stadtkirche Brandis
Varia
Bearbeiten- Die zugehörige Kantorei leitet Kantor und Organist Konstantin Heydenreich aus Markkleeberg.[14] Sie beging im Jahr 2024 ihr 140-jähriges Jubiläum.
- Mit der Kirchgemeinde Brandis verbunden ist der Gospelchor Brandis[15], der regelmäßig in der Stadtkirche Brandis konzertiert und kirchliche Veranstaltungen musikalisch begleitet. Chorleiterin ist Annette Erbrich[16][17] aus Leipzig-Sommerfeld.[18] Der Gospelchor gibt auch Konzerte in und um Leipzig[19] – jüngster Höhepunkt war dessen Auftritt beim Gospel-Konzert am 12. November 2023 in der Thomaskirche Leipzig.[20]
Literatur
Bearbeiten- Cornelius Gurlitt: Brandis. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 23.
- Ev.-Luth. Kirchgemeinden Brandis-Polenz und Beucha-Albrechtshain (Herausgeber): Die Kirchen Brandis, Polenz, Beucha, Albrechtshain. Format 21 cm × 10 cm, 22 Seiten mit farbigen Abbildungen, 1. Auflage (4.000 Stück), Brandis 2018, ohne ISBN
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II. Deutscher Kunstverlag, 1998.
- Manfred Schiertz: Unser Brandiser Gotteshaus in Geschichte und Gegenwart. In: Brandis – Geschichte einer sächsischen Kleinstadt. Hrsg.: Stadtverwaltung Brandis, Beucha 1996, ISBN 3-930076-38-1, S. 56–63.
- Zeitungsbeitrag
- Roger Dietze: Bunte Vielfalt in der Stadtkirche Brandis – Gymnasiasten lassen sich von der Brandiser Stadtkirche künstlerisch inspirieren. Der Sonntag, 18. Juni 2023, S. 8
- Orgel
- Ev.-Luth. Kirchgemeinden Brandis-Polenz und Beucha-Albrechtshain (Herausgeber): Die Orgeln Brandis, Albrechtshain, Beucha, Polenz. Format 21 cm × 10 cm, 20 Seiten mit farbigen Abbildungen, Brandis o. J. (2021), ohne ISBN
- Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen – ein Orgelinventar. Hrsg.: Institut für Denkmalpflege, Arbeitsstelle Dresden. 319 Seiten, Format < A4, Leipzig 1980, ohne ISBN. Mit Literaturverzeichnis auf S. 289–299. Zur Orgel in Brandis: S. 46–50
- Lexikon norddeutscher Orgelbauer – Band 2 – Sachsen und Umgebung. Hrsg. von Wolfram Hackel und Uwe Pape, Mitarbeiter: Wolfgang J. Brylla. 743 Seiten, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5
- Kirchenchor Brandis
- 1884–2024 – 140 Jahre Kirchenchor Brandis. Hrsg. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Brandis-Polenz, Format A5, 8 Seiten, Brandis 2024
Weblinks
Bearbeiten- Ines Alekowa: Kirche strafft Strukturen in und um Brandis – Die Strukturreform der sächsischen Landeskirche ist im Nordwesten des Muldentals angekommen. In Brandis besiegelten am Mittwoch sieben Kirchgemeinden die Kooperation als Schwesternkirchen. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal, 20. Juni 2019. Abgerufen am 20. Juni 2019.
- Stadtkirche Brandis
- Ev.-Luth. Kirchgemeinden Brandis-Polenz und Beucha-Albrechtshain
- Zahlen und Fakten zur Stadtkirche Brandis
- Die Orgel der Stadtkirche zu Brandis
- Informationen zur Orgel
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ http://www.architektur-blicklicht.de/kirchen/kirchen-brandis-landkreis-leipzig/
- ↑ http://www.stadtkirche-brandis.de/main.php?id=NULL&sub=4
- ↑ Erneuerungskur für die Stadtkirche Brandis – Helfen Sie mit! stadtkirche-brandis.de, Online-Portal, 6. August 2019 und 4. Oktober 2019. Abgerufen am 8. Oktober 2019.
- ↑ Sanierung beendet: Wieder Gottesdienst in Brandiser Kirche. In: lvz.de. 3. Dezember 2020, abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ Brandiser Stadtkirche lockt mit Festprogramm. In: lvz.de. 1. April 2021, abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ https://www.evlks.de/fileadmin/userfiles/EVLKS_engagiert/B._Landeskirche/Amtsblatt/Amtsblatt-2019-18.pdf, Seite 5, abgerufen am 13. Januar 2020
- ↑ https://pfarrerbuch.de/sachsen/stelle/432, abgerufen am 10. Mai 2020
- ↑ Ausstellung zur Geschichte der Kirche Brandis anlässlich des Jubiläums 900 Jahre Brandis, September 2021
- ↑ Georg Wünning: Arbeitsbericht zur Restaurierung der Donati-Orgel in der Kirche zu Brandis. Abgerufen am 5. Mai 2017.
- ↑ Die Orgel der Stadtkirche zu Brandis. Abgerufen am 5. Mai 2017.
- ↑ Orgel der Stadtkirche Brandis (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 5. Mai 2017.
- ↑ Auskunft von Pfarrer Steinert, 2. Juni 2018
- ↑ S. 278 in: Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen - Klang zwischen Himmel und Erde. Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9
- ↑ http://stadtkirche-brandis.de/main.php?id=16 – abgerufen am 11. September 2019
- ↑ Homepage Gospelchor Brandis, abgerufen am 13. Oktober 2024
- ↑ Tatjana Kulpa: Tansania – Unermüdlich im Einsatz: Annette Erbrich engagiert sich für Waisenkinder – Aus einem 14-tägigen Urlaub wurde eine ständige Aufgabe: Lehrerin Annette Erbrich engagiert sich seit rund zehn Jahren für Waisenkinder in Tansania. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal, 26. Dezember 2016. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2016; abgerufen am 11. September 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Am 16. Januar 2020 ehrte die Stadt Brandis Annette Erbrich für ihr ehrenamtliches Engagement mit der Ehrennadel in der Sonderkategorie. Quelle: Ines Alekowa: Neujahrsempfang: Brandis ehrt engagierte Bürger – Sie wirken oft im Stillen, beim Brandiser Neujahrsempfang standen sie im Mittelpunkt: engagierte Bürger. Sechs von ihnen wurden mit der Ehrennadel der Stadt ausgezeichnet. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal, 17. Januar 2020. Abgerufen am 29. Januar 2020.
- ↑ http://www.gospelchor-brandis.de/ueber_uns.html – abgerufen am 29. Januar 2020
- ↑ Heike Nyari: Gospelchor begeistert in der Schnaditzer Barockkirche – Rund 160 Besucher haben in der Schnaditzer Barockkirche den Gospelchor aus Brandis erlebt. Einfach nur hinsetzen und zuhören war allerdings nicht angesagt bei diesem Konzert. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal, 6. Mai 2019. Abgerufen am 11. September 2019.
- ↑ https://www.gospel-leipzig.de/s-projects-basic, abgerufen am 12. November 2023
Koordinaten: 51° 20′ 4″ N, 12° 36′ 36,7″ O