Stefan Haenni

Schweizer Maler und Schriftsteller

Stefan Haenni (* 4. August 1958 in Thun) ist ein Schweizer Maler und Schriftsteller.

Stefan Haenni wuchs zusammen mit drei Geschwistern als Burger von Strättligen in Thun auf. Er erwarb nach den obligatorischen Schulen am staatlichen Lehrer- und Lehrerinnenseminar Spiez das Primarlehrerdiplom. Anschliessend besuchte er die Schule für Gestaltung in Bern. Er wurde Lehrer am Gymnasium Thun und studierte danach an den Universitäten Bern und Freiburg i. Üe. Kunstgeschichte, Psychologie und Pädagogik. Sein Studium beendete er mit einer Doktorarbeit über das von Fritz Oser begründete Motilitätsmodell[1] an der philosophisch-historischen Fakultät.

Haenni war Gründungsmitglied der Schweizer Künstlergruppe «Projekt Querschnitt»,[2] die von 1989 bis 1992 bestand. Während dieser Zeit entfaltete die Gruppe eine rege, europäische Ausstellungstätigkeit, die unter anderem auch in die damalige DDR und UdSSR führte.

Zahlreiche Studienreisen in den Orient haben Haennis malerisches Werk ab 1990 massgeblich beeinflusst, nachdem er mit Unterstützung von Pro Helvetia und des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) einen ersten Gastaufenthalt in Kairo verbrachte.

Seit 2009 betätigt sich Haenni zudem als Schriftsteller. Er schreibt und veröffentlicht Kriminalromane mit Lokalkolorit und historischen Bezügen sowie Krimi-Kurzgeschichten aus der Deutschschweiz. Er ist Mitglied im Krimi Schweiz – Verein für schweizerische Kriminalliteratur.[3]

Haenni lebte in Bern und Oberhofen am Thunersee und kehrte schliesslich wieder in seine Geburtsstadt zurück.

Haennis künstlerisches Schaffen, das 1978 seinen Anfang nahm, erstreckte sich in den 1980er Jahren auch auf die Porträtmalerei. So entstanden u. a. Bildnisse der Schriftsteller Nagib Machfus, Christoph Geiser und Walter Vogt, des Historikers Edgar Bonjour, der Künstlerin Meret Oppenheim sowie der Berner Rockband Züri West. Wichtig für Haennis künstlerischen Werdegang sind die stetige Auseinandersetzung mit den Werken von David Salle und Sigmar Polke sowie die persönlichen Begegnungen mit Meret Oppenheim 1982 bis 1985 in Bern und Not Vital ab 1989 in New York und der Schweiz. Haenni verbindet auf flächig angelegten Farbfeldern Motive in malerischen, zeichnerischen und collagierten Überlagerungen.

Das zentrale Thema der modernen Orientalistik fand Haenni nach einer Ägyptenreise 1990. Es entstanden in der Folge umfangreiche Werkgruppen wie die Bilder zum West-östlichen Divan von Goethe, die Serie der Monde Arabe und Lawrence of Arabia – die neuen Bilder zum alten Film.

«Haennis Bilder leben von der Zuneigung zur Welt des Orients, ohne dass sie ihre Verankerung in der westlichen Kultur verleugnen und sind so wichtige Boten der Völkerverständigung, wie sie kein anderer Schweizer Künstler in dieser Beharrlichkeit und gleichzeitigen Unbeschwertheit vorzuweisen hat.»[4]

Bildnerische Arbeiten von Stefan Haenni[5] befinden sich u. a. in der Sammlung des Kunstmuseums Thun[6], der Kunstsammlung Steffisburg, des Schweizerischen Literaturarchives in Bern, des Staatsarchives des Kantons Basel-Stadt, des Berner Inselspitals,[7] der UBS, der Berner Kantonalbank sowie in zahlreichen Privatsammlungen wie beispielsweise der Kunstsammlung Hans & Marlis Suter, Steffisburg.

Ab 2013 spielt das runde Format, der Tondo, in Haennis malerischem Werk eine bedeutende Rolle.[8] Figürlich-gegenständliche Motive machen schrittweise der orientalischen Ornamentik Platz und führen schliesslich zu ungegenständlich-abstrakten Bildlösungen.

Kriminalliteratur

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Haenni verfasste fünf Kriminalromane um den Thuner Privatdetektiv Hanspeter Feller (Gmeiner-Verlag). Die drei ersten Romane Narrentod, Brahmsrösi[9] und Scherbenhaufen[10] bilden die Thuner Krimitrilogie, bei der der Hofnarr Karls des Kühnen als Fulehung, Johannes Brahms mit der Thuner Sonate oder Heinrich von Kleist mit dem Zerbrochnen Krug im Zentrum der Geschehen stehen. Der Kriminalroman Tellspielopfer handelt von einem Raubmord im Areal der Tellspiele Interlaken.

«Eigentlich ist bei den Tellspielen das Mordopfer bekannt. Aber in Stefan Haennis Krimi «Tellspielopfer» übertrifft die Realität das Geschehen auf der Freilichtbühne – und auch General Guisan hat einen Auftritt. (...) Und wie er (Privatdetektiv Feller) mit einem Diagramm die beiden Hauptverdächtigen in die Enge treibt, hat etwas von bürokratischer Genialität. (Alexander Suri)»[11]

Der letzte Feller-Krimi Berner Bärendreck erzählt die Geschichte eines Berner Patriziers, der wegen eines Gemäldes von Ferdinand Hodler in Schwierigkeiten gerät.

«Das liest sich rasant und die vielen bekannten Orte in Thun und Bern vermitteln ein Gefühle von Vertrautheit. (Mirjam Comtesse)»[12]

Zudem veröffentlichte Haenni 2021 mit Todlerone 24 kriminalistische Kurzgeschichten, die mehrheitlich im Berner Oberland verortet sind. Mit der Anthologie Zürihegel erweiterte er 2022 den mörderischen Radius ins Zürcher Oberland. Die Kurzgeschichten zeichnen sich oftmals durch ihren humoristisch-makabren Charakter aus, thematisieren neben blutigen Morden auch harmlosere Vergehen und spielen mehrheitlich in den Wintermonaten.

Im zeitgeschichtlichen Kriminalroman Eiffels Schuld (2023) schildert Haenni das grösste Eisenbahnunglück der Schweiz, das 1891 durch den Einsturz der von Gustave Eiffel konstruierten Eisenbahnbrücke bei Münchenstein verursacht wurde, und er erzählt die Geschichte einer Überlebenden, die durch die tragischen Ereignisse auf die Spur eines hinterhältigen Verbrechens stiess.

«Im historischen Roman Eiffels Schuld von Stefan Haenni sind auf überraschende Weise zwei Erzählstränge miteinander verwoben. (...) Der Roman bleibt bis zum Schluss spannend. Die zum Teil dramatischen Darstellungen konfrontieren einen unmittelbar mit einer Katastrophe, wobei das unterschiedliche Verhalten der involvierten Menschen differenziert dargestellt ist. (Bettina Hägeli)»[13]

Grafisches Werk

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Bildseite
  • Offizielle Sondermünze 2011 Berner Zibelemärit der Schweizerischen Nationalbank, (Swissmint). Bimetall, Nennwert CHF 10.-[14][15][16]
  • Grafikblatt (Litho) 1991, für die Kunstgesellschaft Thun.
  • Grafikblatt (Litho) 1995, für die Börse Basel.
  • Grafikblatt (Mischtechnik) 2015 für die Thuner Kadetten.
  • Buchillustrationen (Federzeichnungen) Strättligen, Louis Hänni, Schaer Verlag, Thun 1984/1997.
  • Pin Drei Engel 1994, für Galerie Martin Krebs, Bern.
  • Wandbild anderWand – anderLand, 1996, Bern.

Ausstellungen (Auswahl)

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Einzelausstellungen

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  • 1984: «Stefan Haenni», Galerie Wendeltreppe, Schloss Schadau, Thun
  • 1988: «Vernissage ohne Bilder», Galerie am Kreis, Bern
  • 1989: «People and Portraits», Swiss Institute Contemporary Art[17], New York
  • 1991: «Stefan Haenni», Mashrabia Gallery, Kairo
  • 1997: «Neue Bilder aus Ägypten», Galerie Martin Krebs, Bern
  • 2006: «Vom Niesen zu den Pyramiden», Galerie Martin Krebs, Bern
  • 2008: «Orient und Okzident», Villa Schüpbach, Kunstsammlung Steffisburg
  • 2013: «Dazzling, Neue Bilder und Tondos», Galerie Martin Krebs, Bern
  • 2018: «Printemps oriental», Galerie Hodler, Thun

Gruppenausstellungen

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Publikationen

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Kriminalromane

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Kurzgeschichten

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Kunstpädagogische Schriften

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  • Bildnerisches Gestalten als Nachahmung, Spiel und Traum. Berner Lehrmittel- und Medienverlag, 1999, ISBN 3-906721-29-9.
  • Vom Abzeichnen zum Aufzeichnen. Psychologie des Zeichenakts. Peter Gaffuri, Bern 1995.
  • Emotion und bildnerisches Gestalten im Unterricht. Peter Gaffuri, Bern 1996.
  • Das Motilitätsmodell – Eine empirische Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen. Dissertation. Pädagogisches Institut der Universität Freiburg i. Üe., Freiburg 1995, OCLC 245642496.

Literatur (Auswahl)

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  • Christian Bernhard: Stefan Hänni als Maler und Psychologe. In: Stefan Hänni, Galerie am Kreis, Bern 1989.
  • Dominik Langenbacher: Stefan Hänni - People and Portraits. Swiss Institute, New York 1990.
  • Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (Hrsg.): Künstlerverzeichnis der Schweiz 1980–1990. Huber, Frauenfeld 1991, ISBN 3-7193-1045-0.
  • Francesco Micieli: Das wahre Gesicht des Herrn W. In: Stefan Hänni, Schlossverein Fraubrunnen, 1991.
  • Edgar Bonjour: In: Stefan Hänni, Schlossverein Fraubrunnen, 1991.
  • André von Graffenried, Adel El Siwi: Stefan Haenni, Mashrabia Gallery, Kairo 1991.
  • Georg J. Dolezal: Querschnitt ist tot, es lebe der Querschnitt, In: Stefan Haenni, Kunstmuseum Thun, 1992.
  • Andreas Langenbacher: Dromedar und Ketzerkönig. In: Stefan Haenni: Kunstmuseum Thun, 24. September bis 1. November 1992. Kunstmuseum Thun, Thun 1992.
  • Wolfgang Pross: Bilder zum Westöstlichen Divan. In: Stefan Haenni - Westöstlicher Divan, Galerie Krebs, Bern 1992.
  • Hans Christoph von Tavel: Stefan Haenni: Barocklahoma. Ausstellungskatalog, Galerie Martin Krebs, Bern 1994.
  • Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Schweizer Kunst. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1998, Band 1. ISBN 3-85823-673-X
  • Christoph Geiser: Stefan Haenni: Der Aegyptenzyklus. Galerie Martin Krebs, Bern 1998.
  • Arnalda Paggi: Kunstsammlung Inselspital Bern, Bern 2008, S. 39, 57, 162, 179, 261.
  • Georg Peez: Qualitative empirische Forschung in der Kunstpädagogik. BDK-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-8311-3207-0, S. 101–103.
  • Steffan Biffiger: Stefan Haenni: Orient und Okzident – Mit Werkverzeichnis Malerei 1978 bis 2008. ArchivArte, Bern 2008, ISBN 978-3-9522302-5-1.
  • Steffan Biffiger: Stefan Haenni. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Bd. 67. De Gruyter Saur, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23034-9
  • Franziska Streun: Thun – Ein Lesebuch. Zytglogge Verlag, Bern 2014, ISBN 978-3-7296-0884-9, S. 100, 101.
  • Paul Ott: Mord im Alpenglühen. Der Schweizer Kriminalroman – Geschichte und Gegenwart. Chronos Verlag, Zürich 2020, ISBN 978-3-0340-1584-4, S. 223, 224.
  • Steffan Biffiger: Stefan Haenni – Tondi. edition KHT, Thun 2024.
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Einzelnachweise

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  1. Stefan Haenni: Das Motilitätsmodell. Eine empirische Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen. Unveröffentlichte Dissertation. Universität Fribourg. 1995.
  2. A. Dietrich: Nach Moskau – Mit Bildern im Koffer, mit Bildern im Kopf. In: Tages-Anzeiger vom 6. Juni 1990.
  3. https://krimischweiz.org/
  4. Stefan Biffiger: Stefan Haenni, Orient und Okzident. ArchivArte, 2008, S. 37.
  5. sikart.ch
  6. thunertagblatt.ch
  7. Arnalda Paggi: Kunstsammlung Inselspital Bern. Bern 2008, S. 39, 57, 162, 179, 261.
  8. Steffan Biffiger: Stefan Haenni – Tondi, edition KHT, 2024 Thun.
  9. https://www.thunertagblatt.ch/wer-brachte-den-thuner-geigenvirtuosen-um-448833763719
  10. https://www.thunertagblatt.ch/stefan-haennis-kleist-krimi-birgt-manches-raetsel-389158015639
  11. https://www.derbund.ch/gessler-ist-jetzt-ein-security-mann-774219824409
  12. Mirjam Comtesse: Der schreibende Maler | Berner Zeitung. In: bernerzeitung.ch. 24. August 2019, abgerufen am 26. Februar 2024.
  13. https://www.bzbasel.ch/kultur/basel/historischer-kriminalroman-eiffels-eisenbahnbruecke-in-muenchenstein-versagt-das-bringt-verstrickungen-zutage-ld.2498185?reduced=true
  14. swissmint.ch
  15. thunertagblatt.ch
  16. Liste der Schweizer 10-Franken-Gedenkmünzen
  17. swissinstitute.net
  18. https://kunstmuseumthun.ch/de/ausstellung/konnex-kairo/
  19. thunertagblatt.ch
  20. jungfrauzeitung.ch
  21. bernerzeitung.ch
  22. jungfrauzeitung.ch
  23. derbund.ch
  24. thunertagblatt.ch