Studentengesangverein Zürich
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Kanton: | Zürich |
Universität oder Fachhochschule: |
Universität Zürich ETH Zürich Zürcher Fachhochschule |
Gründung: | 22. Januar 1849 in Zürich |
Verband: | verbandsfrei |
Kürzel: | StGVZ |
Farben (Couleur): | Blau-Weiss-Blau[1] mit silberner Perkussion |
Devise (Wahlspruch): | Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust und lauter Liederklang! |
Fechten: | Freischlagend |
Website: | singstudenten.org |
Der Studentengesangverein Zürich (StGVZ), umgangssprachlich auch Zürcher Singstudenten genannt, ist eine Schweizer Studentenverbindung in Zürich. Der Studentengesangverein (StGV) wurde als eine der ältesten Zürcher Hochschulverbindungen 1849 offiziell gegründet und stellt den offiziellen Chor von Universität und ETH Zürich. Im Mittelpunkt der Aktivitäten des StGV steht die Pflege von Gesang, Freundschaft und Geselligkeit, gemäss der Devise des StGV "Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust und lauter Liederklang!". Das gesangliche Repertoire reicht von klassischen Studentenliedern über moderne Stücke bis hin zu Chorwerken aus verschiedenen Opern und Operetten.
Couleur
BearbeitenMütze: Schwarze Tellermütze mit silberner Perkussion, oft mit Zirkel bestickt. Alte Herren teilweise auch mit Tönnchen. Farbenband: Blau-Weiss-Blau mit silberner Perkussion (Burschen- und Fuxenband sind identisch).
Fechten
BearbeitenDer Studentengesangverein Zürich ist freischlagend, d. h. das studentische Fechten von Mensuren ist freiwillig. Innerhalb des Studentengesangvereines Zürich gibt es den 1889 gegründeten Fechtclub der Zürcher Singstudenten (StGV!-FC!). Seit 1931 ist der Fechtclub Mitglied des Schweizerischen Waffenrings (SWR); der Fechtclub verpflichtet seine Mitglieder zu honorigem Umgang und zur unbedingten Satisfaktion. Der Waffenspruch des FC! lautet: Neminem time, neminem laede.
Geschichte
BearbeitenDie ersten Vorläufer des Studentengesangvereins Zürich reichen bis ins Jahr 1818 zurück. Zur Vorbereitung der Dreihundertjahrfeier der zürcherischen Reformation wurde 1818 die Singgesellschaft der Studenten gegründet, deren Aktivitäten 1827 wieder verebbten. Der Studentengesangverein Zürich wurde das erste Mal in der Regenerationszeit 1839 von Wilhelm Baumgartner gegründet, doch verebbten die Aktivitäten des Vereins stark, als der Gründungsdirigent 1842 Zürich für ein paar Jahre verliess. Eine erneute Konsolidierung und zweite Gründung des Studentengesangvereins (StGV) durch Baumgartner folgte erst Anfang 1849, weshalb der 22. Januar 1849 als offizieller Geburts- und Stiftungstag gilt, an welchem alljährlich ein kleines Stiftungsfest gefeiert wird. Der Studentengesangverein Zürich hat seither ohne Unterbruch aktive Studenten als Mitglieder. Die Mitglieder des StGV waren zu Beginn hauptsächlich Mitglieder anderer Studentenverbindungen und weitere sangesfreudige Studenten. Öffentliche Gesangsauftritte und Konzerte wurden von Anbeginn gegeben. Der StGV trat alsbald dem Eidgenössischen Sängerverein bei und konnte nun auch an allen Eidgenössischen Sängerfesten konkurrieren, u. a. mit Werken von Wilhelm Baumgartner/Gottfried Keller. Gottfried Keller war ein persönlicher Freund Baumgartners und häufiger Gast beim StGV. Am Dies academicus der Universität Zürich, an "Sängerfahrten" und an anderen regionalen und nationalen Konzerten wurde ebenso gesungen – bis heute.
1862 gab sich der StGV seine ersten Statuten, welche dem Verein Organisation und inneren Halt verliehen. Nach Wilhelm Baumgartner folgte 1866 Karl Attenhofer als Direktor (Dirigent) des StGV. Am 25. Oktober 1891 beging Attenhofer sein 25-jähriges Dienstjubiläum als Chorleiter.[2]
1869 wird der StGV von der allgemeinen Studentenversammlung als eine geschlossene Korporation anerkannt (s. a. Lebensbundprinzip), und die Teilnahme Angehöriger anderer Verbindungen, die bis dahin die meisten Sänger ausmachten, verebbte.
1871 wurde der Polytechnikergesangverein wieder einverleibt, der sich 1858 vom StGV abgespalten hatte. In den kommenden zehn Jahren wandelte sich der StGV zu einer geachteten Studentenverbindung mit Burschen und Fuxen (1875), Biercomment (1877), Alten Herren (1879) usw.
1887 wurde die Frage der Farben (oder Couleur) und des Zirkels des StGV nicht zum ersten Mal, aber nun endgültig geregelt (siehe Tabelle Basisdaten oben). 1895 ebenso die Details zu den Mützen und der Vollwichse. Eine detaillierte schriftliche Regelung des Farbentragens (Farbencomment) erfolgte aber erst 1937.
1889 wurde der Fechtclub des StGV gegründet (siehe Abschnitt Fechten unten).
1913 bis 1917 übernahm Volkmar Andreae als Direktor die Leitung der Zürcher Singstudenten. Ihm folgten 1917 Otto Uhlmann, 1923 Hans Lavater. Ebenso 1923 erschien das erste Liederbuch der Zürcher und Berner Singstudenten, eine Gemeinschaftsproduktion der beiden Verbindungen, die schon immer grosse Übereinstimmung in ihrem Liedgut besassen. Ab 1949 wurde die umgangssprachliche Bezeichnung Zürcher Singstudenten für den Studentengesangverein Zürich offiziell akzeptiert.
Ab 1959 bis 1968 leitete Ernst Hess als Direktor des StGV dessen musikalische Weiterentwicklung und wurde 1968 durch Ladislaus "Lazi" Rybach abgelöst. Diesem folgte 1989 Lukas Reinitzer, welcher erstmals die Berner und die Zürcher Singstudenten gemeinsam dirigierte. Seit 1997 ist Martin Baur der Direktor (Dirigent) der Zürcher Singstudenten.
Aufbau, Aktivitäten, Charakter
BearbeitenAufbau
BearbeitenSeine Mitglieder rekrutiert der StGVZ aus Studenten der Universität Zürich, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) und seit 2003 (im Zuge des Bologna-Prozesses) auch von Studenten der Zürcher Fachhochschule. Der StGVZ ist eine reine Männerverbindung.
Der StGV organisiert sich traditionsgemäss wie andere Studentenverbindungen in einem Altherrenverband und einer Aktivitas. Die Aktivitas wiederum organisiert sich in den Gruppen Fuxenstall, Burschensalon und Altaktive/Inaktive (s. a. Aufbau einer Studentenverbindung). Weitere Elemente sind z. B. die Bierfamilien, der Fechtclub (siehe Abschnitt Fechten unten) oder die Kantonal-Sektionen des Altherrenverbandes.
Aktivitäten
BearbeitenDie wichtigsten Aktivitäten des StGV sind:
- Wöchentlicher Allgemeiner Convent während des Semesters. Ebenso weitere wöchentliche Aktivitäten wie Kneipe, Fuxenabend (gemeinsame Ausflüge) oder Fuxenstunde. Weiter natürlich die obligate Gesangsprobe.
- Anlässe mit Damen wie die jährliche Maifahrt (an welchem auch schon Gottfried Keller gerne teilnahm) oder dem Familienball
- Regelmässige Kommerse und Kneipen u. a. auch mit anderen Verbindungen
- Chorgesang (vierstimmiger Männerchor) mit Werken von Mozart, Bach, Verdi, Wagner, von Weber, Lehár und vielen mehr, genauso wie klassische und moderne Studentenlieder, Opern und Operetten
- Regelmässige Auftritte an Gesangsfesten, Chorwettbewerben oder Sängerfesten, an denen manche Auszeichnung ersungen wurde
- 1879 wurde zum ersten Mal am 30. April um Mitternacht auf dem Lindenhof der Mai eingesungen und dieser Brauch hat sich bis heute erhalten und wird in den einschlägigen Veranstaltungskalendern aufgeführt.
- Am jährlichen Sechseläuten-Umzug offeriert der StGV seit 1897 an der Schifflände den durstigen Zünftern Bier. Im Gegenzug darf er bei befreundeten Zünften abends auch am sog. Auszug teilnehmen (als sog. Zunft zum keuschen Lilienstengel).
Charakter
BearbeitenDer StGV zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er in Bezug auf Politik und Religion seit jeher strengste Neutralität wahrt und dies in seinen Grundsätzen auch so verankert hat. Toleranz ist ein allgemein gültiges Gebot. Schalk und Witz werden aktiv gepflegt. Offene Diskussionen, Selbstveränderung und Selbstkritik sind institutionalisiert und schützen gegen geistige Verkrustung und Stillstand. "Gegen absolute Abstinenzler hegen wir ein gewisses Misstrauen. [...] Wie sehr wir dem tierischen Ernst verbunden sind, mag unsere Devise aufzeigen. Während viele Verbindungen Vaterland, Mannhaftigkeit, Tapferkeit und andere Ideale wählten, bekennen wir Singstudenten uns zu dem Leitspruch: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust und lauter Liederklang!"[3] (Name des Couleurkantus/Farbenlieds des StGV).
Verbindungshaus
BearbeitenDas Verbindungshaus des StGV ist seit 1966 die Kantorei an der Ecke Neumarkt und Spiegelgasse in Zürich. Das Haus beherbergt auch das gleichnamige Restaurant und im obersten Stock fünf Studentenbuden, die sog. Belétage. Das Haus gehört dem Verein Verbindungshaus der Zürcher Singstudenten (VVZS) und wird von diesem verwaltet.
Quellen und Diskographie
BearbeitenQuellen
Bearbeiten- Studentengesangverein Zürich, Hans Iklé (Hrsg.): Studentengesangverein Zürich 1849-1974. Eigenverlag, Zürich 1974
- Studentengesangverein Zürich, René Zeller (Hrsg.): O tempora, o mores! - 150 Jahre Zürcher Singstudenten 1849-1999. Eigenverlag, Zürich 1998
Diskographie
Bearbeiten- 2008: Studentengesangverein Zürich: Zürcher Singstudenten am Schweizer Gesangsfest 2008. Musikalische Leitung Martin Baur, Eigenverlag, CD
- 2003/2004: Schweiz. Vereinigung für Studentengeschichte: Lieder aus dem Schweizer Commersbuch. Gemeinschaftsproduktion Zürcher und Berner Singstudenten, Musikalische Leitung Martin Baur, CD
- 2000: Studentengesangverein Zürich: Die Ära Lazi 1968 - 1989. Ausschnitte aus Konzertaufnahmen der Jahre 1974-1989, Musikalische Leitung Ladislaus Rybach, Eigenverlag, 2CD
- 1999: Studentengesangverein Zürich: Konzert zum 150-jährigen Jubiläum der Zürcher Singstudenten. Musikalische Leitung Martin Baur, Eigenverlag, CD
- 1993: Studentengesangverein Zürich: Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust.... Musikalische Leitung Lukas Reinitzer, Eigenverlag, CD
- 1992: Studentengesangverein Zürich: Perlen der Romantik – Konzert der Berner & Zürcher Singstudenten 7. & 8. Februar 1992. Musikalische Leitung Lukas Reinitzer, Eigenverlag, CD
- 1974: Studentengesangverein Zürich: 125 Jahre Zürcher Singstudenten – Konzert vom 5. Juli 1974 in der Tonhalle Zürich. Musikalische Leitung Ladislaus Rybach, Eigenverlag, LP
- 1962: Studentengesangverein Zürich: Konzert der Zürcher Singstudenten vom 24. Februar 1962 im Stadthaussaal Winterthur. Musikalische Leitung: Ernst Hess, Eigenverlag, LP
Periodika
Bearbeiten- Altherrenverband der Zürcher Singstudenten: Semesternachrichten des Studentengesangvereins Zürich. Seit 1905, Eigenverlag
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 196.
- ↑ Vermischte Mittheilungen und Notizen. In: Musikalisches Wochenblatt. Organ für Tonkünstler/Musiker und Musikfreunde / Musikalisches Wochenblatt. Organ für Musiker und Musikfreunde. Neue Zeitschrift für Musik. Vereinigte musikalische Wochenschriften, 19. November 1891, S. 8 (online bei ANNO).
- ↑ Eigenportrait der Zürcher Singstudenten auf ihrer Homepage