Stufenbarren
Ein Stufenbarren ist ein Barren mit verschieden hohen Holmen. Das Kunstturngerät hat nach dem Code de Pointage eine Höhe von 166 cm für den niedrigeren und 246 cm für den höheren der beiden Holme, ab Boden gemessen inklusive 20 cm Matten. Auf Anfrage darf das Gerät noch 5 cm erhöht werden. Die Holme sind rund bei einem Durchmesser von 3,9 cm. Der Abstand dieser zueinander ist zwischen 100 cm und 180 cm.
Stufenbarren ist eine Gerätedisziplin im Turnen der Frauen, er ist auch Teil des Gerätturnen-Mehrkampfes. Die Vorführungen der Frauen am Stufenbarren ähneln dem Reckturnen der Männer.
Zum Schutz vor Hautblasen und zum besseren Halt tragen die Turner an den Händen vielfach Turnriemchen.[1]
Geschichte
BearbeitenDer Stufenbarren wurde erstmals 1830 durch den Spanier Francisco Amorós in seinem Lehrbuch Manuel d’éducation physique, gymnastique et morale schriftlich erwähnt. Es dauerte allerdings über 100 Jahre, bis die ungleich hohe Anordnung der Barrenholme als Wettkampfdisziplin 1934 bei den Turn-Weltmeisterschaften der Frauen in Budapest eingeführt wurde. Bei den Olympischen Spielen 1936 turnten die Frauen die Pflichtübungen noch am Männerbarren, in der Kür durften sie zwischen beiden Barrenformen wählen. Auch bei den Weltmeisterschaften 1950 hatte sich der Stufenbarren noch nicht vollständig durchgesetzt: Die Turnerinnen hatten die Wahl zwischen Stufenbarren und Ringen. 1952 wurde der Stufenbarren bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki zum ersten Mal als vollwertiges Wettkampfgerät ausgeschrieben.[2]
Der Abstand der Holme wurde mehrfach verändert. Betrug er am Anfang zwischen 43 und 45 cm, ist er inzwischen auf 100 bis 180 cm angewachsen. Auch die Form der Holme hat sich verändert: Waren sie früher oval, sind sie inzwischen rund mit einem Durchmesser von 3,9 cm.
Bewertung
BearbeitenDie Übung wird ab dem Absprung vom Sprungbrett bzw. der Matte bewertet. In die Wertung fließen die acht schwierigsten gezeigten Elemente inklusive Abgang ein. Die Übung soll dabei aus den nachfolgenden Bewertungskategorien zusammengestellt werden[3]:
- Schwünge und Umschwünge
- Riesenfelgen vorwärts/rückwärts
- Schwünge und freie Felgen
- Bückumschwünge vorwärts/rückwärts
- Stalderschwünge vorwärts/rückwärts
- Flugteile
- vom unteren zum oberen Holm (und umgekehrt)
- Salti
- Hechtelemente
- Sprünge
- Konterelemente über den Holm
Für die Kompositionsanforderungen werden maximal 2,5 Punkte vergeben. Der Verbindungswert kann für direkte Verbindungen vergeben werden und fließt in die D-Note ein. Die Verbindung von D- (Flug vom oberen zum unteren Holm) und C-Elementen bzw. D- und D-Elementen wird mit 0,1 Punkten gewertet, für die Verbindung von D- und E-Elementen und von D- (Flug vom unteren zum oberen Holm oder Flug am selben Holm) und C-Elementen erhalten die Turnerinnen 0,2 Punkte.
Olympiasiegerinnen am Stufenbarren
Bearbeiten- 1952: Margit Korondi
- 1956: Ágnes Keleti
- 1960: Polina Astachowa
- 1964: Polina Astachowa
- 1968: Věra Čáslavská
- 1972: Karin Janz
- 1976: Nadia Comăneci
- 1980: Maxi Gnauck
- 1984: Julianne McNamara und Ma Yanhong
- 1988: Daniela Silivaș
- 1992: Lu Li
- 1996: Swetlana Chorkina
- 2000: Swetlana Chorkina
- 2004: Émilie Le Pennec
- 2008: He Kexin
- 2012: Alija Mustafina
- 2016: Alija Mustafina
- 2021: Nina Derwael
- 2024: Kaylia Nemour
Weltmeisterinnen am Stufenbarren
Bearbeiten- 1950: Ann-Sofi Pettersson-Colling und Gertrude Kolar (turnte an Schaukelringen, nicht am Stufenbarren)
- 1954: Ágnes Keleti
- 1958: Larissa Latynina
- 1962: Irina Perwuschina
- 1966: Natalia Kutschinskaja
- 1970: Karin Janz
- 1974: Annelore Zinke
- 1978: Marcia Frederick
- 1979: Ma Yanhong und Maxi Gnauck
- 1981: Maxi Gnauck
- 1983: Maxi Gnauck
- 1985: Gabriele Fähnrich
- 1987: Daniela Silivaș und Dörte Thümmler
- 1989: Di Fan und Daniela Silivaș
- 1991: Kim Gwang-suk
- 1992: Lavinia Miloșovici
- 1993: Lavinia Miloșovici
- 1994: Li Luo
- 1995: Swetlana Chorkina
- 1996: Swetlana Chorkina und Alena Piskun
- 1997: Swetlana Chorkina
- 1999: Swetlana Chorkina
- 2001: Swetlana Chorkina
- 2002: Courtney Kupets
- 2003: Chellsie Memmel und Hollie Vise
- 2005: Anastasia Liukin
- 2006: Elizabeth Tweddle
- 2007: Xenija Semjonowa
- 2009: He Kexin
- 2010: Elizabeth Tweddle
- 2011: Wiktorija Komowa
- 2013: Huang Huidan
- 2014: Jinnan Yao
- 2015: Madison Kocian, Wiktorija Komowa, Darja Spiridonowa, Fan Yilin
- 2017: Fan Yilin
- 2018: Nina Derwael
- 2019: Nina Derwael
- 2021: Wei Xiaoyuan
- 2022: Wei Xiaoyuan
- 2023: Qiu Qiyuan
Quellen
BearbeitenFédération Internationale de Gymnastique: FIG World Champions 1903–2007 (Stand: 8. September 2009; PDF; 131 kB), abgerufen am 23. November 2011
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Ilona E. Gerling: Gerätturnen für Fortgeschrittene Band 2: Sprung-, Hang- und Stützgeräte, Verlag Meyer & Meyer, 2015, ISBN 9783898999571, S. 382–383 [1]
- ↑ Geschichte des Stufenbarrenturnens ( des vom 13. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 24. November 2010
- ↑ Fédération Internationale de Gymnastique: Wertungsvorschriften Kunstturnen der Frauen (Ausgabe 2009) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Seite 26 ff., abgerufen am 24. November 2010