Takakia
Die Moosgattung Takakia umfasst zwei Arten mit hauptsächlich asiatischer Verbreitung und bildet alleine die Unterabteilung Takakiophytina. Aufgrund der einzigartigen Kombination von Merkmalen der Lebermoose im Gametophyten und solchen der Laubmoose im Sporophyten steht die Gattung systematisch sehr isoliert.
Takakia | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Unterabteilung | ||||||||||||
Takakiophytina | ||||||||||||
Stech & W.Frey | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Klasse | ||||||||||||
Takakiopsida | ||||||||||||
Stech & W.Frey | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Ordnung | ||||||||||||
Takakiales | ||||||||||||
Stech & W.Frey | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Familie | ||||||||||||
Takakiaceae | ||||||||||||
Stech & W.Frey | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Takakia | ||||||||||||
S. Hatt. & Inoue |
Merkmale
BearbeitenDiese Moose besitzen unterirdische Stolonen, Stämmchen ohne Rhizoide und mit Zentralstrang. Die Blättchen sind in vier Zellreihen geteilt und stehen in drei Reihen. Die Pflanzen besitzen Schleimhaare. Eine Art wächst nicht mit einer Scheitelzelle, sondern mit einem Apikalmeristem.
Die Chromosomenzahl beträgt n = 4.
Die Gattung besitzt sowohl Merkmale der Laubmoose wie der Lebermoose.
Lebermoos-Charakteristika
- Zentralstrang in der Seta
- Hydroiden im Stämmchen
- Die Blättchen sind einzellreihig aufgespalten
- Rhizoide fehlen
- Vorhandensein von Stolonen
- Schleimpapillen
Die meisten Lebermoos-Merkmale treten also im Gametophyten auf.
Laubmoos-Charakteristika
- Schwach entwickelte Columella
- Mützenförmige Kalyptra
- Die Sporen werden nach der Seta gebildet
- Der Sporophyt ist ausdauernd
- Ultrastruktur der Spermatozoiden
- Entwicklung der Antheridien
- Entwicklung des Sporophyten
- Zellnetz der Lamina der Blättchen
- Öltropfen statt Ölkörper
- Gametophyt-Sporophyt-Verbindung
Die meisten Laubmoos-Merkmale treten im Sporophyten auf.
Evolution
BearbeitenTakakia steht den Lebermoosen und Laubmoosen evolutionär betrachtet sehr nahe. Im Jahr 2021 wurde das komplette Genom der Plastiden von T. lepidozioides ermittelt. Hierbei wurde eine große genetische Vielfalt festgestellt.[1] Es handelt sich um die größte Ansammlung von Genen innerhalb der Plastiden von Moosen und enthält vermutlich die ursprünglichsten Merkmale der Plastiden von Moosen.
Im Jahr 2023 wurde das gesamte Genom von T. lepidozioides entschlüsselt. Demnach ist es die älteste lebende evolutionäre Schwestergruppe aller übrigen Moose und steht somit nah an dem Ursprung aller anderen Landpflanzen.[2]
Systematik
BearbeitenDie Gattung besteht aus zwei Arten:
- Takakia ceratophylla (Mitten) Grolle – Areal vom Himalaya und Borneo über Japan bis British Columbia
- Takakia lepidizoides S. Hatt. & Inoue – Japan
Die systematische Stellung der Gattung ist noch nicht abschließend geklärt. Ein Grund ist, dass die Gattung erst 1951 anhand eines sterilen Gametophyten erstmals beschrieben wurde. Erst die Entdeckung von Archegonium klärte die Stellung als Moos. Zunächst wurde die Gattung zu den Calobryales innerhalb der Lebermoose gestellt. Erst seit 1988 sind Antheridien bekannt, der erste Sporophyt wurde 1990 gefunden. Aufgrund der Tatsache, dass die Kapsel sich mit einem Längsschlitz öffnet, wurde Takakia dann als Unterklasse zu den Andreaeopsida gestellt. Heute gilt sie als eigene Unterabteilung Takakiophytina.[3]
Literatur
Bearbeiten- Jan-Peter Frahm: Biologie der Moose. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2001, ISBN 3-8274-0164-X.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Atsushi Sadamitsu, Yuya Inoue, Keiko Sakakibara, Hiromi Tsubota, Tomio Yamaguchi, Hironori Deguchi, Tomoaki Nishiyama, Masaki Shimamura: The complete plastid genome sequence of the enigmatic moss, Takakia lepidozioides (Takakiopsida, Bryophyta): evolutionary perspectives on the largest collection of genes in mosses and the intensive RNA editing. In: Plant Molecular Biology. Band 107, Nr. 4-5, November 2021, ISSN 0167-4412, S. 431–449, doi:10.1007/s11103-021-01214-z (springer.com [abgerufen am 14. August 2023]).
- ↑ Ruoyang Hu, Xuedong Li, Yong Hu, Runjie Zhang, Qiang Lv, Min Zhang, Xianyong Sheng, Feng Zhao, Zhijia Chen, Yuhan Ding, Huan Yuan, Xiaofeng Wu, Shuang Xing, Xiaoyu Yan, Fang Bao, Ping Wan, Lihong Xiao, Xiaoqin Wang, Wei Xiao, Eva L. Decker, Nico van Gessel, Hugues Renault, Gertrud Wiedemann, Nelly A. Horst, Fabian B. Haas, Per K.I. Wilhelmsson, Kristian K. Ullrich, Eva Neumann, Bin Lv, Chengzhi Liang, Huilong Du, Hongwei Lu, Qiang Gao, Zhukuan Cheng, Hanli You, Peiyong Xin, Jinfang Chu, Chien-Hsun Huang, Yang Liu, Shanshan Dong, Liangsheng Zhang, Fei Chen, Lei Deng, Fuzhou Duan, Wenji Zhao, Kai Li, Zhongfeng Li, Xingru Li, Hengjian Cui, Yong E. Zhang, Chuan Ma, Ruiliang Zhu, Yu Jia, Meizhi Wang, Mitsuyasu Hasebe, Jinzhong Fu, Bernard Goffinet, Hong Ma, Stefan A. Rensing, Ralf Reski, Yikun He: Adaptive evolution of the enigmatic Takakia now facing climate change in Tibet doi:10.1016/j.cell.2023.07.003
- ↑ Wolfgang Frey, Michael Stech, Eberhard Fischer: Bryophytes and Seedless Vascular Plants (= Syllabus of Plant Families. 3). 13th edition. Borntraeger, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-443-01063-8, S. 124–127.
Weblinks
Bearbeiten- Takakiaceae beim Missouri Botanical Garden
- https://www.scinexx.de/news/biowissen/himalaya-moos-ist-aelteste-landlebende-pflanze/ – Himalaya-Moos ist älteste landlebende Pflanze