Taltempel

altägyptisches Tempelgebäude, welches direkt am Nil lag und durch einen Aufweg mit dem Pyramidentempel verbunden war

Ein Taltempel ist ein altägyptisches Tempelgebäude, das zu einem Pyramidenkomplex gehörte und durch einen Aufweg mit einem Pyramidentempel verbunden war. Er wurde ab Snofru und bis zum Ende der 12. Dynastie am Fruchtlandrand und Kanalufer errichtet.

Taltempel des Sahure

Taltempel standen auf einer Terrasse am Kanalufer und besaßen eine monumentale Kaianlage, welche zur Landung großer Schiffe diente. Sie besaßen Kapellen für Statuen des Erbauers und über Treppen zugängliche Dachkultstätten. Als unter Snofru der neue Pyramidenbezirktyp eingeführt wurde, verlegte man die kultische Begegnung zwischen dem König und den Göttern vom Pyramidenbezirk ins Tal. Wahrscheinlich setzte man damit die Tradition der Götterfestungen und Talbezirke der Thinitenzeit fort. Bei rituellen Festen wurde der Pyramidenbezirk von Göttern[A 1] mit ihren Barken besucht und wahrscheinlich vom König bzw. seinen Bildern im Taltempel in Empfang genommen.[A 2] In späterer Zeit lebten Aspekte des Taltempels in Podiumstempeln fort, die ab dem Neuen Reich gegenüber dem Pylon am Kanal- oder Flussufer errichtet wurden. Auch dort stand ein Kultbild, welches die Ankunft anderer Gottheiten erwartete. Eine Deutung als königliches Balsamierungshaus ist nach Dieter Arnold hingegen nicht mehr zutreffend.[1]

Der Taltempel des Chephren ist einer der ersten vollständig erhaltenen Taltempel. Weiterhin wurden Taltempel von Mykerinos, Sahure, Niuserre, Unas, Pepi II., Sesostris II. und Amenemhet III. ausgegraben. Im Fruchtland existieren noch zahlreiche weitere, die bisher unerforscht sind.[1] Während des Mittleren Reiches gab es auch vergleichbare Anlagen bei Privatgräbern in Qau el-Kebir, Theben und Assuan. Das letzte Beispiel dafür liegt beim Totentempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari.

Literatur

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  • Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Albatros, Düsseldorf 2000, ISBN 3-491-96001-0, S. 257, → Taltempel.
  • V. A. Donohue: Pr-nfr. In: Journal of Egyptian Archaeology. (JEA) Band 64, 1978, S. 143–148.
  • I. E. S. Edwards: The Pyramids of Egypt. West Drayton 1947; Revied edition, Harmondsworth 1961; Rev. ed. Harmondsworth 1985 (dt. Ausgabe Die ägyptischen Pyramiden. Harrassowitz, Wiesbaden 1967, ISBN 3-447-00256-5), S. 136–138.
  • Bernhard Grdseloff: Das ägyptische Reinigungszelt. Archäologische Untersuchung (= Etudes égyptiennes. Band 1). Imprimerie de l’Institut français d’archéologie orientaleKairo 1941 [Besprechung von E. Drioton, in: Annales du service des antiquités de l’Égypte. (ASAE) Band 40, 1941, S. 1007–14]
  • Frank Müller-Römer: Bau der Pyramiden im Alten Ägypten. Renidere, Maintal 2024, ISBN 978-3-98258-058-6, S. 16ff.
  • Paule Posener-Kriéger: Les archives du temple funéraire de Néferirkarê-Kakaï: (les papyrus d’Abousir) I–II: traduction et commentaire (= Institut Français d’Archéologie Orientale, Bibliothèque d’étude. Band 65). Kairo 1976, S. 549–563.
  • Herbert Ricke, Siegfried Schott: Bemerkungen zur ägyptischen Baukunst des Alten Reiches. Band II (= Beiträge ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde. Heft 5). Institut für ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo, Kairo 1950, S. 86–114.
  • Rainer Stadelmann: Taltempel. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. Band 6, Harrassowitz, Wiesbaden 1975–1992, S. 189–193.
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Commons: Taltempel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Zu den Göttern zählten häufig Sokaris, Hathor und die Götterstandarten (Horusgefolge)
  2. Bezeugt durch die Abusir-Papyri aus der 5. und 6. Dynastie und Festkalendern, sowie Statuengruppen im Taltempel des Mykerinos.

Einzelnachweise

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  1. a b Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Düsseldorf 2000, S. 257, → Taltempel.