Tarquinia Molza

italienische Musikerin und Dichterin

Tarquinia Molza (* 1. November 1542 in Modena; † 18. August 1617 ebenda) war eine italienische Musikerin und Dichterin.

Tarquinia Molza

Sie war das älteste Kind von Camillo Molza und dessen Ehefrau Isabella Colomba; der Schriftsteller Francesco Maria Molza war ihr Großvater[1] väterlicherseits. Schon in frühester Kindheit wurde Molza, zusammen mit ihren Brüdern, von Hauslehrern unter anderem in Griechisch, Hebräisch und Latein unterrichtet.

Als Jugendliche debütierte sie mit eigenen Gedichten, wofür sie von den Schriftstellern Giovanni Battista Guarini und Torquato Tasso sehr gelobt wurde. Die Komponisten Pietro Vinci (1571), Giovan Leonardo Primavera (1573) und Luzzasco Luzzaschi (von 1571 bis Ende der 1570er Jahre) vertonten ihre Gedichte.[2]

1560 heiratete sie Paolo Porrino. Die Ehe blieb kinderlos. Nachdem der Gatte 1579 verstorben war,[3] wurde sie auf Grund ihrer sängerischen Leistungen 1583 in Ferrara als Hofdame der Herzogin Margherita Gonzaga d’Este engagiert. Deren Mann, Herzog Alfonso II. d’Este von Ferrara, unterhielt das berühmte Ensemble Concerto delle donne, in dem Tarquinia Molza als Musikerin von 1583 bis 1589 mitwirkte. Als solche erhielt sie neben freier Wohnung am Hof eine Vergütung, die mehr als das Doppelte dessen betrug, was der Hoforganist und Leiter der Instrumentalmusik Luzzasco Luzzaschi verdiente.[4] Welcher Art ihr künstlerischer Beitrag zum Concerto delle donne war – neben ihrem Gesang spielte Molza Gambe, Laute und Viola bastarda – ist unbekannt.[5] Es ist aber davon auszugehen, dass sie sich mit den drei am Concerto beteiligten Damen im Singen und Instrumentalspiel abwechselte.[6]

Nach Bekanntwerden einer Liaison mit dem Komponisten Giaches de Wert wurde Molza 1589 aller ihrer Pflichten entbunden und vom Hof entlassen.[7] Sie kehrte nach Modena zurück und widmete sich bis an ihr Lebensende ihren künstlerischen Studien. Zehn Wochen vor ihrem 75. Geburtstag starb Tarquinia Molza, am 18. August 1617.

Ehre und Lob

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Am 11. Dezember 1600 verlieh der römische Senat ihr das Ehrenbürgerrecht.[8]

Johann Frauenlob schrieb in seinem 1631, fünfzehn Jahre nach Molzas Tod erschienenen Werk Die Lobwürdige Gesellschaft der gelehrten Weiber über „Tarquinia Molzia“:

„Ein Weib in Italia/ ist in Philosophia hochgelehrt/ in den Historien und alten Griechischen Poeten Trefflich belesen/ in der Musica wohlgeübt/ und in der Redekunst fürtrefflich gewesen/ also/ daß sie zu ihrer Zeit (wie der gelehrte Mann/ Franciscus Patricius schreibt) fast für ein Wunder in Italia gehalten worden.“[9]

Dies bezieht sich auf das 1577 entstandene Manuskript von vier Dialogen L'amorosa filosofia des Francesco Patrizi da Cherso, in denen die „divina signora Tarquinia Molza Porrina“ selbst auftritt und ihr Gesang, bei dem sie sich mit der viola bastarda begleitete, beschrieben wird.[10]

Übersetzungen

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Gedichte

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  • Gedichte,[11] vertont von Pietro Vinci: Erstes Buch á 5 (1571)
  • Gedichte, vertont von G. L. Primavera: Viertes Buch á 5 (1573)
  • Gedichte, vertont von Luzzasco Luzzaschi: Erstes Buch à 5 (1571) ff.

Literatur

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  • Paola di Pietro: La biblioteca di una letterata modenese del Cinquecento, Tarquinia Molza. In: Atti e Memorie della Deputazione di Storia Patria per le Antiche Provincie Modenesi. 10. serie, 8, 1973, ISSN 0418-7296, S. 55–64.
  • Jane Stevenson: Women latin poets. Language, gender, and authority, from antiquity to the eighteenth century. Oxford University Press, Oxford u. a. 2005, ISBN 0-19-818502-2, S. 288–291.
  • Karin Pendle: Ferrara's Concerto delle Donne. In: Karin Pendle (Hg.): Women & Music, a History. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis 2001, ISBN 0-253-21422-X, S. 80–83.
  • Anthony Newcomb: The Madrigal at Ferrara 1579–1597, Volume I: Text. Princeton University Press, Princeton, New Jersey 1980, ISBN 0-691-09125-0.
  • Johann Frauenlob (Pseudonym): Die Lobwürdige Gesellschafft der Gelehrten Weiber/ das ist: Kurtze/ Historische Beschreibung/ der fürnembsten gelehrten/ verständigen und Kunsterfahrnen Weibspersonen/ die in der Welt biß auff diese Zeit gelebet haben. Auß unterschiedlichen glaubwürdigen Historicis, sowohl auch eigenen Erfahrung/ zusammen getragen. o. O., 1631, S. 30 (Digitalisat in: austrian literature online – alo). Reprint und Kommentar in: Elisabeth Gössmann (Hrsg.): Eva – Gottes Meisterwerk (= Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung. 2). iudicium, München 2000, ISBN 3-89129-002-0.
  • Joanne Marie Riley: The influence of women on secular vocal music in sixteenth century Italy. The life and career of Tarquinia Molza (1542–1617). Wesleyan University, 1980 (MA Thesis).
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Commons: Tarquinia Molza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. https://www.treccani.it/enciclopedia/tarquinia-molza/; anders Newcomb S. 187: Onkel; ebenso in Anthony Newcomb: Molza, Tarquinia. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  2. Newcomb S. 187.
  3. Newcomb S. 187 und Anthony Newcomb: Molza, Tarquinia. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  4. Karin Pendle (Hg.): Women & Music, a History. 2001, S. 80 und 82.
  5. Newcomb S. 187 und Laurie Stras southampton.ac.uk
  6. Newcomb sieht in ihr allerdings eher eine Leiterin und Ratgeberin des Ensembles als eine ausübende Musikerin, siehe Anthony Newcomb: Molza, Tarquinia. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  7. Iain Fenlon: Music and Patronage in Sixteenth-Century Mantua. Cambridge University Press, Cambridge 1980, S. 136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Adolf Wolff: Die italiänische National-Literatur in ihrer geschichtlichen Entwickelung vom 13ten bis zum 19ten Jahrhundert, Berlin 1860, S. 362 (Digitalisat in der Google-Buchsuche); Girolamo Tiraboschi: Storia della litteratura italiana, tomo VII, Modena 1792, S. 1190 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  9. Johann Frauenlob (Pseudonym): Lobwürdige Gesellschafft der Gelehrten Weiber. o. O., 1631, S. 30 (Digitalisat in: austrian literature online – alo).
  10. Francesco Patrizi: L'amorosa filosofia. Le Monnier, Florenz 1963, S. 3–145 (bivio.filosofia.sns.it@1@2Vorlage:Toter Link/bivio.filosofia.sns.it (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
  11. Nähere Angaben zu Molzas Gedichten siehe unter den Komponistennamen in: Répertoire International des Sources Musicales, Drucke.