Thetis (Mythologie)

Meeresgöttin und Nymphe aus der griechischen Mythologie

Thetis (altgriechisch Θέτις Thétis) ist eine Meeresnymphe und Meeresgöttin aus der griechischen Mythologie. Sie war eine Tochter des Meeresgottes Nereus und der Okeanide Doris und damit eine der 50 Nereiden. Die Titanin Tethys war ihre Großmutter. Thetis heiratete den Menschen Peleus, ihr gemeinsamer Sohn Achilleus war der stärkste griechische Held im Trojanischen Krieg. Mehrfach stand sie Achilleus während des Krieges bei.

Thetis und ihr Sohn Achilleus (Skulptur von Pierce Francis Connelly, 1874, Metropolitan Museum of Art, New York)
Thetis im Ringkampf mit Peleus. Er hält sie fest, als sie sich in einen Löwen verwandelt (auf einer Kylix, um 490 v. Chr., Cabinet des Médailles, Paris)

Mythologie

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Als Göttin

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Thetis ist die Tochter von Nereus und der Doris und damit eine der 50 Nereiden, als deren schönste sie galt. Oft wird Thetis die „silberfüssige“ genannt. Gemeinsam mit der Okeanide Eurynome zog Thetis den Gott Hephaistos auf, nachdem dieser von seiner Mutter Hera, oder in anderen Versionen von Zeus, verstoßen worden war.[1] In dieser Zeit lernte Hephaistos die Schmiedekunst.

Als sich Hera, Poseidon und Athene gegen Zeus verschworen hatten und planten Zeus zu überwältigen und zu fesseln, kam Thetis Zeus zu Hilfe. Sie holte den hundertarmigen Riesen Briareos auf den Olymp, der sich schützend neben Zeus setzte.[2] Dionysos kommt sie zu Hilfe, als dieser vor dem König Lykurgos flieht, indem sie Dionysos im Schoße des Meeres aufnimmt. Auch den Argonauten, unter ihnen ist ihr späterer Ehemann Peleus, stehen Thetis und die Nereiden schützend bei und geleiten sie durch Skylla und Charybdis (Meerenge von Messina).[1]

Vermählung mit Peleus

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In einer Prophezeiung der Themis war vorausgesagt worden, dass der Sohn der Thetis stärker und mächtiger als sein Vater werden würde. Deshalb wollte keiner der verliebten Götterbrüder Zeus und Poseidon sie mehr heiraten, und sie überließen ihr den sterblichen Peleus zum Mann. Einer anderen Version zufolge wies Thetis das Liebeswerben des Zeus zurück.[1] Peleus überraschte Thetis schlafend in einer Grotte, packte sie und ließ sie nicht mehr los. Nun versuchte sie, sich ihm durch Verwandlungen in verschiedene Gestalten zu entziehen: Sie wurde zu Feuer, zu Wasser, zu einem Baum, zu einem Löwen, einer Schlange, in manchen Varianten auch einem Tintenfisch.[1] Peleus hielt sie die ganze Zeit weiter fest, obwohl er verbrannt, durchnässt, zerkratzt und gebissen wurde. Letztlich blieb Peleus der Sieger dieses Ringkampfes.

Aus dieser Verbindung ging Achilleus hervor, den Thetis in den Fluss Styx tauchte, um ihn unverwundbar zu machen; nur seine Ferse, an der sie ihn hielt, blieb unbenetzt – dies war dann die sprichwörtliche Achillesferse. In anderen Versionen hält sie Achill ins Feuer um ihn unverwundbar zu machen. Da kommt Peleus hinzu, der die Handlung von Tehtis missversteht und seinen Sohn an der Ferse aus dem Feuer zieht.[3]

 
Thetis taucht ihren Sohn Achilleus in den Styx um ihn unverwundbar zu machen (Skulptur von Thomas Banks, 1789)[4]

Zu der Hochzeit des Peleus und der Thetis waren alle olympischen Götter eingeladen, bis auf Eris, die Göttin der Zwietracht. Diese warf aus Rache einen goldenen Apfel mit der Aufschrift altgriechisch καλλίστῃ (kallístä – „Der Schönsten“) unter die Gäste. Den daraufhin ausbrechenden Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite sollte Zeus entscheiden, doch dieser gab die Entscheidung an den trojanischen Prinzen Paris weiter. Alle drei Göttinnen suchten Paris durch Versprechen für sich zu gewinnen. Aphrodite versprach ihm Helena, die Ehefrau von Menelaos, dem König von Sparta. Paris entführte Helena mit Aphrodites Hilfe, was dann zum Trojanischen Krieg führte, in dem Achilleus als stärkster Heros der Griechen seinen Ruhm gewann.

Trojanischer Krieg

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Thetis in der Schmiede des Hephaistos (Fresko aus der Casa di Paccius Alexander in Pompeji, Archäologisches Nationalmuseum Neapel)

Thetis war prophezeit worden, dass Achilleus in Troja fallen werde, weshalb sie versuchte seine Teilnahme am Krieg zu verhindern. Als die Griechen ihre Soldaten sammelten, verkleidete Thetis ihren Sohn als Mädchen und versteckte ihn auf der Insel Skyros. Odysseus konnte Achilleus jedoch durch List enttarnen. Während des Kriegs stand Thetis ihrem Sohn mehrfach bei. Achill legte nach einem Streit mit dem griechischen Heerführer Agamemnon die Waffen nieder. Wutentbrannt bat Achilleus seine Mutter, Zeus zu bewegen, die feindlichen Trojaner so lange in den Gefechten siegen zu lassen, bis ihm Genugtuung gegeben worden sei. Thetis besuchte Zeus, dem sie einst zur Hilfe geeilt war, als Hera, Poseidon und Athene versucht hatten Zeus zu stürzen. Zeus gab ihrer Bitte nach.[5] Nachdem Achills Freund Patroklos von Hektor getötet worden war, besuchte Thetis Achill und beklagte mit ihm gemeinsam den Tod des Patroklos. Achilleus schwörte Hektor Rache. Daraufhin suchte Thetis den Gott der Schmiedekunst Hephaistos auf, den sie einst groß gezogen hatte, und bat Hephaistos neue Waffen (eine Rüstung) für Achill anzufertigen, was dieser aus Dankbarkeit gegenüber Thetis befolgte. Diese Szene wird ausführlich im 18. Gesang der Ilias beschrieben, bekannt ist vor allem die Verzierung des Schildes von Achilleus mit Szenen aus dem damals zeitgenössischen griechischen Alltag. Thetis brachte ihrem Sohn die neuen Waffen, ermutigte ihn zum Kampf und wies ihn an, den Streit mit Agamemnon beizulegen. Den Leichnam des Patroklos konservierte Thetis mit Nektar und Ambrosia um ihn vor der Verwesung zu schützen.[6] Nachdem Achilleus Hektor getötet hatte, nahm er dessen geschundenen Leichnam mit in sein Lager, was die Götter erzürnte. Zeus holte Thetis in den Olymp und forderte sie auf ihren Sohn umzustimmen, was Thetis befolgte. Sie überredete ihren Sohn und dieser übergab den Leichnam an Hektors Vater Priamos.[7]

Achilleus fiel am Ende des Krieges durch einen von Paris mit Apollons Hilfe abgeschossenen Pfeil, der ihn just in die Ferse traf, der einzig verwundbaren Stelle seines Körpers. Einer späteren Sage zufolge rettete Thetis den Leichnam des Achilleus vom Scheiterhaufen und brachte ihn auf die Insel Leuke, eine Art Elysion, und verschaffte ihm so die Unsterblichkeit.[8]

Quellen zur Verwandlung der Thetis

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Rezeption

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Jean-Auguste-Dominique Ingres: Jupiter und Thetis, 1811.
  • Michael Maier beschreibt im Text der 35. Fuge seiner Komposition Atalanta fugiens, hoc est emblemata nova de secretis naturae chymica, 1618 mit 52 Stichen von Matthäus Merian d. Ä. erschienen, wie Thetis versucht, ihren Sohn Achilles unsterblich zu machen.[9] Der Titel der Fuge: Ceres Triptolemum, Thetis Achillem, ut sub igne morari assuefecit, sic artifex lapidem. Wie Ceres Triptolemum, die Thetis Achillem unterm Fewr zu tawren gewehnet hat, also sol der Künstler den Stein gewehnen.[10]
  • In Georg Philipp Telemanns Suite Hamburger Ebb’ und Fluth von 1723 tragen zwei Sätze (Sarabande und Bourrée) die programmatischen Titel Die schlafende Thetis und Die erwachende Thetis.
  • Etwa zur gleichen Zeit komponierte Jean-Philippe Rameau die Kantate Thétis für Baß, Violine und Basso continuo. Inhalt der Kantate: Um die Hand von Thetis kämpfen Neptun und Jupiter, nehmen aber wegen der Prophezeiung, der Sohn der Thetis werde stärker als der Vater sein, Abstand von der Brautwerbung; sie wird einen Sterblichen heiraten.[11]
  • Der französische Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres stellte 1811 in einem berühmten Gemälde dar, wie Thetis Zeus bittet, ihrem Sohn im Krieg beizustehen.

Literatur

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  • Maciej Paprocki, Gary Patrick Vos, David John Wright (Hrsg.): The staying power of Thetis: allusion, interaction, and reception from Homer to the 21st century. (Trends in classics. Supplementary volumes, 140). De Gruyter, Berlin; Boston 2023. – Rezension von Ryan Denson, Bryn Mawr Classical Review 2024.02.51
  • Laura Slatkin: The Power of Thetis and Selected Essays. 1991, 2. Auflage (Hellenic Studies Series, 16), Center for Hellenic Studies, Washington, DC 2011, (online). – Rezension von Yukiko Saito, Bryn Mawr Classical Review 2012.05.03
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Commons: Thetis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Wilhelm Heinrich Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Sp. 785 ff. Abgerufen am 11. Dezember 2024.
  2. Homer, Ilias 1,395–406
  3. Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon: Thetis. In: zeno.org. Abgerufen am 9. Dezember 2014.
  4. Thomas (RA) Banks: Thetis dipping Achilles in the River Styx. 1789, abgerufen am 9. Dezember 2024.
  5. Heinrich Kuch: Thetis und die Fesselung des Zeus. In: uni-koeln.de. Abgerufen am 9. Dezember 2024.
  6. Homer: Ilias 19, 24.
  7. Homer: Ilias, 24
  8. Meyers Großes Konversations-Lexikon: Achilleus. Abgerufen am 10. Dezember 2024.
  9. Lexikon der Antike. Der kleine Pauly Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 1999, Band 5, Spalte 765–766
  10. Zitiert nach der Einspielung des Ensembles Plus Ultra Michael Noone, Ltg. Atalanta fugiens. Music, alchemy and Rosicrucianism in the early 17th century, Glossa GCD P31407
  11. Zitiert nach der Einspielung von Peter Harvey, Bariton und dem Ensemble London Baroque French cantatas, BIS-CD-1495