Thyssenkrupp Nucera
Die Thyssenkrupp Nucera AG & Co. KGaA (Eigenschreibweise: thyssenkrupp nucera) mit Sitz in Dortmund ist ein börsennotiertes Anlagenbauunternehmen mit Schwerpunkt elektrochemische Anlagen.
thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA
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Rechtsform | AG & Co. KGaA |
ISIN | DE000NCA0001 |
Gründung | 1960 |
Sitz | Dortmund, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 675 (2022/23)[1] |
Umsatz | 652,8 Mio. Euro (2022/2023)[1] |
Branche | Engineering |
Website | thyssenkrupp-nucera.com |
Stand: 30. September 2023 |
Geschichte
BearbeitenDie Gründung der ThyssenKrupp-Uhde-Elektrolyseabteilung im Jahr 1960 und der Chlorine Engineers Corp. Ltd. (Japan) im Jahr 1973 bilden die Wurzeln von Thyssenkrupp Nucera.[2] Im Jahr 2001 ging die Uhdenora (Italien) aus einem Joint Venture von Uhde und Industrie De Nora[3], einem Hersteller von Elektroden, hervor. Uhde gliederte sein Elektrolysegeschäft 2013 in ein eigenständiges Unternehmen namens Thyssenkrupp Electrolysis GmbH aus. Aus einem Joint Venture zwischen Thyssenkrupp Industrial Solutions und Industrie De Nora entstand 2015 thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers.[4] Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers integrierte dabei ausgegliederte Unternehmen wie Uhdenora oder Thyssenkrupp Electrolysis. Im Jahr 2022 wurde Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers in Thyssenkrupp Nucera umbenannt.[5] Thyssenkrupp hielt bis zum Börsengang am 7. Juli 2023 66 % der Anteile.
Unternehmensstruktur
BearbeitenInnerhalb des Thyssenkrupp-Konzerns mit Sitz in Essen ist Thyssenkrupp Nucera dem Segment Multi Tracks angegliedert. Thyssenkrupp hielt bis zum Börsengang 66 % des Unternehmens, während Industrie De Nora die restlichen 34 % der Anteile behält.[6][7][8] Thyssenkrupp Nucera betreibt neben dem Hauptsitz in Dortmund Standorte in Houston (USA), Mailand (Italien), Riyadh (Saudi-Arabien), Perth (Australien), Shanghai (China) sowie Okayama und Tokio (Japan).[9][10]
Thyssenkrupp Nucera und Projektpartner Harpen legten im März 2023 den Grundstein für die neue Unternehmenszentrale an der Stadtkrone-Ost in Dortmund-Schüren.[11][12] Das Neubauprojekt „SK Office“ soll Ende 2024 fertiggestellt werden.[13]
Aktivitäten
BearbeitenKerngeschäft
BearbeitenThyssenkrupp Nucera arbeitet in den Bereichen Engineering, Beschaffung, Bau und Inbetriebnahme sowie ausgewählte Dienstleistungen für Elektrolyse-Anlagen.[14]
Im Bereich der Chloralkali-Elektrolyse hat Thyssenkrupp Nucera bereits 600 elektrochemische Projekte mit einer installierten Elektrolyseur-Kapazität von mehr als 10 Gigawatt (GW) abgeschlossen.
Die Technologie der Chloralkali-Elektrolyse bildet die Basis für den zweiten zentralen Bereich: Mit der Alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) im Industriemaßstab bietet Thyssenkrupp Nucera eine Technologie zur Gewinnung grünen Wasserstoffs an.[15][16][17] Nach Schätzungen wird diese Technologie aufgrund der dann stark ausgeweiteten Produktionskapazität bis 2030 die weltweit dominierende Elektrolysetechnologie.[18]
Aktionäre
Bearbeiten(Stand: Ende Juli 2024)[1]
- Thyssenkrupp AG - 50,19 % (indirekt gehalten)
- Industrie De Nora S.p.A. - 25,85 %
- Energy Solutions Company (hundertprozentige Tochter des saudischen Staatsfonds PIF) - 6,0 %
- Streubesitz - 17,96
Projekte
BearbeitenWesentliche Projekte von Thyssenkrupp Nucera sind aktuell:
- Seit 2018 betreibt Thyssenkrupp Nucera mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft eine Pilotanlage für die Alkalische Wasserelektrolyse mit einer Leistung von 2 Megawatt (MW) im Rahmen des Projektes Carbon2Chem am Standort der Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg. Weltweit einmalig werden hier Einzelverfahren zusammengeführt und unter Industriebedingungen im Praxisbetrieb mit realen Hüttengasen erprobt. Tests an der beim Carbon2Chem-Projekt betriebenen Wasserstoff-Anlage haben eine Zertifizierung als Primärenergiereserve auf dem deutschen Strommarkt ermöglicht. Carbon2Chem wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.[19][20][21]
- Mit CF Industries hat Thyssenkrupp Nucera im April 2021 einen Engineering- und Liefervertrag über eine Wasserelektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Ammoniak in Louisiana (USA) geschlossen. Dabei wird Thyssenkrupp Nucera eine 20-MW-Anlage auf Basis der alkalischen Wasserelektrolyse sowie alle erforderlichen Vorsorgeeinrichtungen liefern.[22]
- Im Dezember 2021 erhielt Thyssenkrupp Nucera von Air Products einen Großauftrag zur Installation einer Elektrolyseanlage mit einer Leistung von mehr als 2 Gigawatt in NEOM (Saudi-Arabien).[23] Es ist eines der weltweit größten Projekte zur Erzeugung grünen Wasserstoffs.
- Im Januar 2022 konnte das Unternehmen ein weiteres Projekt für sich gewinnen. Zusammen mit Shell soll eine große 200-MW-Wasserstoffanlage im Hafen von Rotterdam, Niederlande, geplant, beschafft und gebaut werden.[24]
- Air Products wird in Arizona in den USA eine Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff bauen und dafür Elektrolyseure von Thyssenkrupp Nucera nutzen, wie im Frühjahr 2022 bekannt wurde.[25]
- Unigel erstellt in Bahia die erste Anlage Brasiliens im Industriemaßstab für grünen Wasserstoff und nutzt dafür Elektrolyseure von Thyssenkrupp Nucera.[26] Im März 2023 unterzeichneten beide Unternehmen im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Absichtserklärung, die Kapazität der Anlage von 60 MW auf 240 MW zu vervierfachen.[27]
- Im Mai 2023 wurde bekannt, dass Thyssenkrupp Nucera Elektrolyseure für H2 Green Steel liefert.[28] In Boden (Schweden) soll das erste großtechnische grüne Stahlwerk Europas entstehen, das gleichzeitig eine der größten Wasserelektrolyse-Anlagen in Europa ist. Die Verwendung mehrerer standardisierter 20-MW-Module „scalum“ von Thyssenkrupp Nucera wird eine Gesamtkapazität von mehr als 700 MW ermöglichen.
2021 wurde Thyssenkrupp Nucera als Gründungsmitglied der deutschen Stiftung H2Global aufgenommen.[29] Außerdem übernahm das Unternehmen die Führung des Teilprojekts zur Alkalischen Wasserelektrolyse im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Wasserstoff-Leitprojekt H2Giga.[30][31]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Bundesanzeiger: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.10.2022 bis zum 30.09.2023, abgerufen am 27. Juli 2024.
- ↑ Die Geschichte mitgestalten – seit mehr als 50 Jahren. Abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Benjamin Heimlich: Industrie De Nora: Thyssenkrupp-Partner vor Milliarden-IPO. In: DerAktionaer.de, 20. Juni 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Thyssenkrupp- und De Nora-Joint Venture startet Elektrolyse-Geschäft. In: Chemietechnik.de, 7. April 2015, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Wasserstoff: Thyssenkrupp sieht Potenzial für Anlagenbau. In: Sueddeutsche.de, 13. Januar 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ thyssenkrupp nucera – Presentation Capital Market Update, November 2022. (PDF; 0,8 MB), Thyssenkrupp Nucera AG & Co. KGaA., abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Energy Technology Perspectives 2023, Januar 2023. (PDF; 40 MB), International Energy Agency, IEA, Table 4.5, Announced expansion plans of key electrolyser manufacturers by 2030.
- ↑ thyssenkrupp nucera – Presentation Capital Market Update, November 2022. (PDF; 0,8 MB), Thyssenkrupp Nucera AG & Co. KGaA., abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ thyssenkrupp nucera – Presentation Capital Market Update, November 2022. (PDF; 0,8 MB), thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA., abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Ansgar Kretschmer: Nucera expandiert in Australien in Wasserstoff-Gigawatt-Markt. In: chemietechnik.de, 17. Mai 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Gregor Beushausen: Ministerpräsident Wüst (CDU) besucht Dortmund – Grundstein für großen Neubau an der B1 gelegt. In: ruhrnachrichten.de, 9. März 2023, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ A Place to Work, Grow & Live. Abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ HARPEN startet Bau des SKOffice: thyssenkrupp nucera mietet 9.000 m². In: deal-magazin.com, 9. September 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ thyssenkrupp nucera – Presentation Capital Market Update, November 2022. (PDF; 0,8 MB), thyssenkrupp nucera AG & Co. KGaA., abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Wasserstoff: Schlüsselelement für die Energiewende. In: www.bmwk.de. Abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Wasserstoff – Schlüssel im künftigen Energiesystem. In: www.umweltbundesamt.de, abgerufen am 15. April 2023.
- ↑ Hydrogen Insights 2023. (PDF; 6,2 MB), Hydrogen Council in collaboration with McKinsey & Company, May 2023, abgerufen am 5. Juni 2023.
- ↑ Global Hydrogen Review 2022, September 2022. (PDF; 7,2 MB), Internationale Energieagentur, IEA, S. 80.
- ↑ Zukunftslösungen – die Zukunft ist innovativ, abgerufen am 19. Mai 2023.
- ↑ Carbon2Chem. In: www.bmwk.de, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Carbon2Chem steht für die klimafreundliche Industrie der Zukunft. In: www.bmbf.de. 27. Oktober 2020, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Armin Scheuermann: Thyssenkrupp baut für CF Industries grüne Wasserstoffanlage. In: chemietechnik.de, 22. April 2021, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Thyssenkrupp errichtet 2-GW-Elektrolyseanlage für Air Products in Neom. In: chemanager-online.de, 13. Dezember 2021, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Daniel Zugehör: Shell kauft 200-MW-Elektrolyseur von Thyssenkrupp. In: energate-messenger.de, 10. Januar 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Marion Schlegel: Thyssenkrupp: Auftrag für Wasserstoff-Tochter. In: DerAktionaer.de, 6. April 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Produktionsstätte für grünen Wasserstoff – Unigel setzt auf Technologie von Thyssenkrupp Nucera. In: prozesstechnik.industrie.de, 2. August 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Dow Jones News: Thyssenkrupp Nucera mit vierfach größerem Elektrolyseur-Auftrag in Brasilien. In: finanznachrichten.de, 13. März 2023, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Isabelle Wermke: Wasserstoff: Thyssen-Krupp Nucera liefert Elektrolyseure nach Schweden. In: Handelsblatt.de, 23. Mai 2023, abgerufen am 1. Juni 2023.
- ↑ Florian Güßgen, Stefan Hajek: Die Wasserstoff-Pioniere. In: wiwo.de, 5. März 2022, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Wie das Leitprojekt H2Giga Elektrolyseure zur Wasserstoff-Herstellung in Serienfertigung bringen will. In: wasserstoff-leitprojekte.de, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Alexander Stark: Thyssenkrupp in allen drei Wasserstoff-Leitprojekten des BMBF vertreten. In: process.vogel.de, 10. Oktober 2021, abgerufen am 19. April 2023.