Ulfen ist ein Stadtteil von Sontra im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Ulfen
Stadt Sontra
Koordinaten: 51° 3′ N, 10° 1′ OKoordinaten: 51° 2′ 30″ N, 10° 1′ 0″ O
Höhe: 264 m ü. NHN
Fläche: 16,32 km²[1]
Einwohner: 558 (6. Jan. 2022)HW[1]
Bevölkerungsdichte: 34 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1971
Postleitzahl: 36205
Vorwahl: 05653
Panorama Ulfen
Panorama Ulfen

Geographische Lage

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Gesamtansicht von Ulfen, vom Hang des Ottilienberges gesehen

Ulfen liegt zwischen dem Ringgau im Nordosten und dem Richelsdorfer Gebirge im Südwesten rund 6,5 km (Luftlinie) südöstlich von Sontra. Durchflossen wird es von der Ulfe, einem südsüdöstlichen Zufluss der Sontra, sowie einem Wildbach aus dem Ringgau, der im Volksmund Alte Weißt genannt wird. Der Ort liegt im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land.

Geschichte

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Ortsgeschichte

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Am 5. Januar 775 wird Ulfen, in einem Verzeichnis der von Erzbischof Lullus († 786) von Mainz für das Kloster Hersfeld verliehenen Güter, soweit bekannt erstmals urkundlich als Olfenahoe erwähnt. Der Ort ist somit etwas älter als Sontra. Die Äbte von Hersfeld setzten als Schutzvögte über das Gebiet die Herren von Frankenstein ein. Ihre Stammburgen befanden sich bei Salzungen an der Werra. 1330 verkauften diese den Großteil ihres Besitzes, darunter auch ihr "judicium in Olfna" (Ulfen), an die mit ihnen verwandten Grafen von Henneberg.

Zwischen 1330 und 1335 bekamen die Grafen von Ziegenhain das „Gericht Ulfen“ als Lehen. In diesem besaßen auch die hessischen Landgrafen ausgedehnten Streubesitz, den sie selbst an den umgebenden Adel übertrugen, wie die Herren von Baumbach, von Eschwege und von Boyneburg. Hermann Kratz verkaufte 1336 das Gericht Ulfen, das schon seine Voreltern besessen hatten, an die Landgrafschaft Hessen.[2] 1370 und 1377 traten auch die von Buttlar ihre Rechte ab. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts gehörte das Gericht mit den Orten Ulfen, Breitau, Krauthausen, Weißenborn, Lindenau, Wölfterode, Erdmannshain, und Teilen von Holzhausen zum Amt Sontra. Um 1538 gehören nur noch Ulfen, Breitau, Wölfterode und die Wüstungen Erdmannshain und Weidenthal zum Gericht. Ulfen gehörte als Teil des Amts Sontra von 1627 bis 1834 der Rotenburger Quart an.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ulfen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Sontra eingegliedert.[3] Für Ulfen, wie für alle bei der Gebietsreform eingegliederten Gemeinden, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ulfen angehört(e):[5][6]

Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ulfen 579 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 213 zwischen 18 und 49, 135 zwischen 50 und 64 und 141 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 228 Haushalten. Davon waren 51 Singlehaushalte, 63 Paare ohne Kinder und 96 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 42 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 129 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[5]
• 1460: 40 zinspflichtige Häuser
• 1538: 72 Häuser
• 1577: 113 Hausgesesse
• 1585: 114 Haushaltungen
• 1657: Nach Kroatenzerstörung 1634, nur 16 Häuser unversehrt geblieben
• 1747: 116 Haushaltungen
• 1765: 129 Wohnhäuser, 25 Baustellen sowie Pfarr-, Schul- und Brauhaus mit insg. 549 Einwohnern (Im Ort 27 Brunnen erschlossen)
Ulfen: Einwohnerzahlen von 1765 bis 2020
Jahr  Einwohner
1765
  
549
1800
  
?
1834
  
683
1840
  
805
1846
  
806
1852
  
845
1858
  
783
1864
  
778
1871
  
708
1875
  
675
1885
  
674
1895
  
681
1905
  
655
1910
  
652
1925
  
707
1939
  
688
1946
  
824
1950
  
914
1956
  
730
1961
  
705
1967
  
707
1970
  
719
1980
  
?
1987
  
701
2000
  
?
2011
  
579
2015
  
610
2020
  
538
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [5]; Stadt Sontra:[10]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1885: 674 evangelische (= 100 %) Einwohner[5]
• 1961: 688 evangelische (= 97,59 %), 17 katholische (= 2,41 %) Einwohner[5]

Sehenswürdigkeiten und Kultur

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Die Südseite der Evangelischen St.-Johanneskirche.

Die das Ortsbild Ulfens prägende St.-Johanneskirche ist die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde zu Ulfen. Dem im Jahr 1363 errichteten Turm wurde 1705 die markante Fachwerkkonstruktion des Glockengeschosses aufgesetzt. Etwa zeitgleich mit dem Turm war auch das Kirchenschiff erbaut worden. Es wurde im Jahr 1790 in seiner Länge verdoppelt und soweit erhöht, dass der First des Daches dicht unter dem Glockengeschoss endete. Der Gottesdienstraum wird von einer bemalten Bretterdecke geschlossen. Auch die Brüstungsfelder der umlaufenden Empore, die an der Nordwand in zwei Etagen gestaffelt bis knapp unter die Decke reicht, schmücken farbige Malereien. Als beachtenswert gelten die ländlichen Grabdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts im Turmuntergeschoss und auf dem Kirchhof. Die einst Johannes dem Täufer geweihte Kirche ist wegen ihrer künstlerischen, geschichtlichen und baulichen Bedeutung ein geschütztes Kulturdenkmal.[11]

  • Das Jugendzentrum Ulfen hat durch verschiedene Veranstaltungen (u. a. das Osterfeuer) Ansehen im Dorf errungen. Mittlerweile hat sich der dortige Verein aufgelöst und die ehemalige Dreschscheune, die zum Jugendzentrum umgebaut wurde, wird von der Dorfgemeinschaft und dem Heimatverein als Veranstaltungsort genutzt.
  • Die Wildecker Herzbuben nahmen 1991 das Musikvideo zu Herzilein in Ulfen auf.
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Commons: Ulfen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Persönlichkeiten

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Berühmtester Sohn des Stadtteils ist der Maler Johann Georg Pforr (1745–1798).

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Sontra) und Verwaltung
  3. Am 1. Februar 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Sontra.

Einzelnachweise

  1. a b Ulfen In: Webauftritt der Stadt Sontra. Abgerufen im Februar 2022.
  2. Ulfen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Dezember 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 40 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  4. Hauptsatzung. (PDF; 26 kB) § 8. In: Webauftritt. Stadt Sontra, abgerufen im Oktober 2020.
  5. a b c d e Ulfen, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 9. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 50 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 73. (kurhess GS 1821)
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 56 und 112, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020; abgerufen im Februar 2021.
  10. Ulfen. In: Webauftritt. Stadt Sontra, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im Oktober 2020.
  11. Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Eschwege. S. 417 f.