Unternehmensethik
Die Unternehmensethik ist ein Teilgebiet der Wirtschaftsethik und beschäftigt sich mit der Frage, welchen moralischen Wertvorstellungen Unternehmen genügen sollten. Damit einher geht auch die Frage, wie unternehmerisches Gewinnstreben und moralische Ideale zueinander stehen.
Der Begründung dieser moralischen Ideale kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, da diese einer Zeit entstammen („kleine Gruppe“), die mit der heutigen nicht mehr vergleichbar ist. Die heutige moderne, pluralistische Gesellschaft zeichnet sich durch eine enorme Komplexität aus, bei der handlungstheoretische Zurechnungsschemata (Ursache → Wirkung) aufgrund der Gefahr der nichtintendierten Folgen nicht mehr angemessen sind.
Ziele
BearbeitenFür Unternehmen werden unternehmensethische Überlegungen aufgrund verschiedener Triebkräfte (u. a. Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie, Pressure Groups, Sensibilisierung der Bürger) immer wichtiger. Ein Unternehmen läuft Gefahr, seine Licence-to-operate, das heißt seine Legitimation vonseiten der Gesellschaft, zu verlieren, wenn es moralische Wertvorstellungen nicht berücksichtigt. Beispiele hierfür sind: Shell (siehe Brent Spar oder Ölkatastrophe im Nigerdelta), Nike (siehe Sweatshop), Schlecker (bezüglich Mitarbeiterführung) sowie Nestlé (bezüglich Säuglingsnahrung).
Konzeptionelle Ansätze im deutschsprachigen Raum liefern unter anderem:
- Karl Homann, Ingo Pies, Andreas Suchanek und Christoph Lütge mit der Ökonomischen Ethik,
- Peter Ulrich mit der Integrativen Wirtschaftsethik,
- Horst Steinmann und Albert Löhr mit der Dialogethik,
- Hartmut Kreikebaum mit der Entscheidungsethik sowie
- Josef Wieland mit der Governance Ethik.
Im Gegensatz zu den eher pragmatischen Ansätzen im anglo-amerikanischen Raum sind diese Ansätze eher theoretischer Natur. Gleichwohl beschäftigen sich auch deutsche Autoren in den letzten Jahren verstärkt mit der Frage, wie Unternehmensethik in der Unternehmenspraxis konkret zur Geltung gebracht werden kann. Vor allem vor dem Hintergrund ethisch nicht zu rechtfertigender Praktiken im Handel und von Betrug im Online-Handel (aber auch der „Tradition der Vorurteile“ gegenüber dem Handel) hat Schenk sowohl die ethischen Grenzen des auf Psychologie zurückgreifenden Handelsmarketings als auch die allgemein gültigen Regelungen aus Gesetzen, Verordnungen und Handelsbrauch sowie die Grundsätze des ordentlichen kaufmännischen Verhaltens und ihrer unternehmensindividuellen Ergänzung durch einen Ethik-Kodex untersucht.
Literatur
Bearbeiten- Alexander Bassen, Sarah Jastram, Katrin Meyer (2005): Corporate Social Responsibility. Eine Begriffserläuterung. In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Jahrgang 6, Heft 2 (2005), S. 231–236.
- Alexander Brink, Olaf Karitzki (Hrsg.): Unternehmensethik in turbulenten Zeiten. Wirtschaftsführer über Ethik im Management. Bern u. a.: Haupt, 2004.
- Daniel Dietzfelbinger: Praxisleitfaden Unternehmensethik. Kennzahlen, Instrumente, Handlungsempfehlungen. Wiesbaden 2008, ISBN 9783834905529.
- Karl Homann, Franz Blome-Drees: Wirtschafts- und Unternehmensethik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992.
- Bernd Jöstingmeier: Zur Unternehmensethik international tätiger Unternehmungen, (Organisation und Management, Bd. 8), Göttingen: Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 1994.
- Alfred Klose: Unternehmerethik. Heute gefragt? Soziale Perspektiven Bd. 3, Linz: Veritas Verl. 1988, ISBN 3-85329-638-6.
- Markus Knüfermann: Ethikbasiertes Strategisches Management. Heidelberg: Physica-Verlag, 2005, ISBN 3-7908-1589-6.
- Wilhelm Korff (Hrsg.): Handbuch der Wirtschaftsethik. 4 Bände, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1999.
- Peter Koslowski, Birger P. Priddat (Hrsg.): Ethik des Konsums. München: Fink-Verlag 2006.
- Hans-Ulrich Küpper: Unternehmensethik. Schäffer-Poeschel, 2006, ISBN 3791025066.
- Hans-Otto Schenk: Psychologie im Handel. 2. Aufl., München/Wien 2007, ISBN 978-3-486-58379-3.
- Horst Steinmann, Albert Löhr: Grundlagen der Unternehmensethik. 2. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1994.
- Andreas Suchanek: Ökonomische Ethik. 2. Auflage. Tübingen: Mohr Siebeck 2007, ISBN 978-3-8252-2195-9 (Uni-Taschenbücher).
- E. K. Seifert, Birger P. Priddat (Hrsg.): Neuorientierung in der ökonomischen Theorie: Zur moralischen, institutionellen und evolutorischen Dimension des Wirtschaftens. Marburg 1995, S. 107–123.
- Josef Wieland: Die Ethik der Governance. Marburg 1999.
- Daniel F. Pinnow (2007): Elite ohne Ethik? Die Macht von Werten und Selbstrespekt. Frankfurt am Main: Frankfurter Allgemeine Buch, 2007, ISBN 978-3-89981-137-7.
- Denkschrift der EKD: „Unternehmerisches Handeln in evangelischer Perspektive“ (PDF; 549 kB), Gütersloher Verlagshaus, ISBN 978-3-579-05905-1.
Weblinks
Bearbeiten- Testmagazin „Konsument“ (Österreich) CSR, Unternehmensethik, ethischer Konsum, Fair Trade, ethische Geldanlage:
- Ethical Consumer (GB) Looking Behind the Brand Names:
- Economist (GB) Food Politics:
- Hans-Ulrich Küpper: Notwendigkeit und Konzeption einer analytischen Unternehmensethik (PDF; 213 kB)
- Horst Steinmann, Albert Löhr, Shinji Suzuki: Unternehmensethik (PDF; 824 kB) – 100 Jahre Betriebswirtschaftslehre in Deutschland