Unwetter

alle gefährlichen meteorologischen Phänomene, die das Potenzial haben, Schäden, schwere soziale Störungen oder den Verlust von Menschenleben zu verursachen

Unwetter, auch Extremwetterereignis oder Wetteranomalie, ist ein Sammelbegriff für extreme Wetterereignisse. Diese Wetterereignisse bewirken oft hohe Sachschäden, Katastrophen und Lebensgefahr für viele Menschen.

Gewitter
Unwetter mit Starkregen und Hagel
Unwetter mit Starkregen und Hagel

Kriterien

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Überflutete Bushaltestelle in Worms nach tagelangem Dauerregen während des Hochwassers in Mitteleuropa 2013

Extremereignis

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Extremereignisse[1] im Sinne der Meteorologie sind Wetterlagen, die in ihrem Verlauf (dargestellt in Wetterelementen) signifikant vom Durchschnitt abweichen. Als Basis dient eine klimatologische Normalperiode, ein geographischer Bezug zu einer Klimaklassifikation, als Maß der Ausnahmeerscheinung die Jährlichkeit der Wetterelemente und anderer Wirkungsfaktoren (wie die Hochwasserpegel), wie auch der Versicherungsschaden oder der gesamtwirtschaftliche (versicherter und unversicherter Direktschaden, Folgeschäden und Wiederherstellung, einschließlich der Opfer). Dem Begriff liegt keinerlei präzise Definition zugrunde, sondern ist ein pragmatischer Ausdruck der Dokumentation von Klima und Wetter in der Klimafolgenforschung oder Versicherungswesen: „Extremereignisse sind Ereignisse, die stark vom Durchschnitt abweichen und dadurch außergewöhnlich sind. Es hängt nur von der konkreten Anwendung ab wie stark diese Abweichung tatsächlich sein muss, um ein Ereignis als extrem einzustufen.“[2]

Extremereignisse sind von besonderer historischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Als klimatologische Indikatoren sind sie aber ungeeignet: zum einen treten sie sehr unregelmäßig ein, und zum anderen muss der Mittelwert einer Normalperiode bekannt sein, um eine Wetteranomalie als solche klassifizieren zu können. Der aktuelle langfristige Mittelwert setzt sich aber genau aus den eintretenden Wetterereignissen zusammen, aktuelle Extremereignisse können also nur mit abgelaufenen Bemessungszeiträumen verglichen werden / in Kontexte gesetzt werden.[3]

Unwetter

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Der Deutsche Wetterdienst definiert folgende Ereignisse als Unwetter (Stufe 3 der Kriterienskala im Bereich 0–4), wenn die genannten Schwellen überschritten werden:[4]

Bezeichnung Kriterien zu Unwetterwarnungen
Gewitter mit Hagel (Körner größer als 1,5 cm) oder mit Starkregen oder mit Sturm oder Orkan.
Sturm Orkanartige Böen von 11 Bft. (in 10 m Höhe gemessen)
Orkan mind. 12 Bft. (in 10 m Höhe gemessen)
Schneeverwehung lockere Schneedecke (größer als 10 cm) oder Neuschnee mit Böen über 8 Bft
Starkregen mehr als 25 l/m² in 1 Stunde oder mehr als 35 l/m² in 6 Stunden
Dauerregen mehr als 40 l/m² in 12 Stunden oder mehr als 50 l/m² in 24 Stunden oder mehr als 60 l/m² in 48 Stunden
Glatteis verbreitete Bildung von Glatteis oder auch überfrierender Nässe mit Einfluss auf den Verkehr
Schneefall mehr als 10 cm in 6 Stunden oder mehr als 15 cm in 12 Stunden
Tauwetter Dauerregen bei einer Schneedecke von mehr als 15 cm

Folgende Ereignisse werden noch für Unwetterwarnungen seitens der meteorologischen Dienste herangezogen:

Folgende Ereignisse werden allgemein noch als speziellere Unwetter angesehen:

Darüber hinaus wurden seit dem Jahr 1993 von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) neun Volcanic Ash Advisory Center eingerichtet, die weltweit den Luftraum auf Vulkanasche überwachen und gegebenenfalls den Luftverkehr warnen. Diese gehören wegen der meteorologischen Prognose der Zugbahnen der Aerosolemissionen zum Themenfeld.

Unwetterwarndienste

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amtlich:

privat:

Betroffene, Folgen

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Zwischen 1980 und 2016 haben sich z. B. in Deutschland nach dem Versicherungskonzern Münchener Rück die durch Extremwetter (Gewitter) verursachten Schäden von durchschnittlich rund 580 Mio. auf über 2 Mrd. Euro praktisch vervierfacht.[5]

Bis zum Jahr 2100 könnten laut einer in der Fachzeitschrift The Lancet Planetary Health veröffentlichten Studie des Joint Research Centre der Europäischen Kommission jährlich bis zu zwei Drittel der europäischen Bevölkerung durch Wetterextreme betroffen sein, ohne weitere Anpassungsmaßnahmen an den weltweiten Klimawandel zwischen 2071 und 2100 in der EU, Schweiz, Norwegen und Island pro Jahr 80.000 bis 240.000 Menschen sterben. Zwischen 1981 und 2010 sind hiernach jährlich rund 3.000 Europäer durch Wetterkatastrophen um ihr Leben gekommen. 99 % der Wetter-Todesopfer zwischen 2070 und 2100 könnten aufgrund von Hitze sterben.[6]

Anfang September 2017 brachte mit über 6 Mio. Betroffenen im US-Bundesstaat Florida der Hurrikan Irma eine der größten Evakuierungsaktionen mit sich.[7][8]

Neben Schäden, Verletzten und Toten, sorgen Unwetter auch für Vertreibung von Menschen. 2016 waren fast 24 Millionen wegen Wetterextremen auf der Flucht und das vor allem in armen Gebieten. In reicheren Ländern waren dagegen nur knapp eine Million Menschen im Jahr betroffen.[9]

Beispiele für historische Unwetter

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Siehe auch

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Literatur

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  • Karl W. Steininger, Christian Steinreiber, Christoph Ritz (Hrsg.): Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen. Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen. 2. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23477-2.
  • Christian Rohr: Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum: Naturerfahrung im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit. In: Umwelthistorische Forschungen. Band 4. Böhlau, 2007, ISBN 978-3-412-20042-8.
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Wiktionary: Unwetter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Extremwetterereignis – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Foelsche: Regionale Entwicklung und Auswirkung extremer Wetterereignisse am Beispiel Österreich. In: Steininger, Steinreiber, Ritz (Hrsg.): Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen. Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen. 1. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2004, ISBN 3-540-23477-2, 3. Kapitel, S. 25–39.
  2. Zitat Ulrich Foelsche: Einleitung. In: Steininger, Steinreiber, Ritz (Hrsg.): Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen. Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen. 1. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23477-2, S. 25.
  3. Ulrich Foelsche: Regionale Entwicklung und Auswirkung extremer Wetterereignisse am Beispiel Österreich. In: Steininger, Steinreiber, Ritz (Hrsg.): Extreme Wetterereignisse und ihre wirtschaftlichen Folgen. Anpassung, Auswege und politische Forderungen betroffener Wirtschaftsbranchen. 1. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2005, ISBN 3-540-23477-2, 3. Kapitel, S. 26.
  4. Deutscher Wetterdienst: Warnkriterien
  5. badische-zeitung.de, 12. September 2017: Kurz gemeldet – Schäden in Deutschland. Abgerufen am 15. September 2017.
  6. zeit.de, 5. August 2017: Extremwetter könnte 2100 zwei Drittel der Europäer treffen. Abgerufen am 15. September 2017.
  7. zeit.de, 8. September 2017: Einwohner Floridas sollen sich für Evakuierung wappnen. Abgerufen am 15. September 2017.
  8. zeit.de, 10. September 2017: Überflutungen treffen Miami. Abgerufen am 15. September 2017.
  9. Klimawandel als Fluchtursache. tagesschau.de, 2. November 2017, abgerufen am 2. November 2017.