Uralkali
Uralkali (russisch Уралкалий, Betonung: Uralkáli) ist ein russisches Bergbauunternehmen mit Firmensitz in Beresniki, Region Perm. Das Unternehmen baut Kali ab und ist der größte Mineraldüngerhersteller Russlands. 2012 war es mit einer Produktion von 9,1 Millionen Tonnen Kaliumchlorid (KCl) weltgrößter Kaliproduzent.[4] Es exportiert einen Großteil seiner Produkte in das Ausland, vornehmlich nach China, Indien und Brasilien. Das Unternehmen ist im RTS-Index an der Moskauer Börse und war zwischen 2007 und 2015 an der Londoner Börse[5] gelistet.
Uralkali
| |
---|---|
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | US91688E2063 |
Gründung | 1926 |
Sitz | Beresniki, Russland |
Leitung | Sergei Tschemesow (Chairman)[1] Dmitri Ossipow (CEO)[2] |
Mitarbeiterzahl | 20.800[3] |
Umsatz | 3,56 Mrd. US-Dollar[3] |
Branche | Bergbau, Düngemittel |
Website | www.uralkali.com |
Stand: 31. Dezember 2014 |
Struktur
BearbeitenDie Produktion wird aus fünf Bergwerken (Beresniki 2 und 4; Solikamsk 1, 2 und 3) und sechs Kaliumchloridfabriken (Beresniki 2, 3 und 4; Solikamsk 1, 2 und 3) erbracht (Stand Januar 2013).[6] Uralkali verfügt über ein eigenes Vertriebsnetz und die zwei Tochterfirmen Belarusian Potash Company (BPC) (dt. Belarussische Kaligesellschaft) und Uralkali Trading S.A. (dt. Uralkali Handels AG). Uralkali hält Bergwerksbewilligungen in Ust-Jaiwinski und für einen Teil der Werchnekamskojer Kalilagerstätte, das sogenannte Polowodowski-Lager.[6]
Das Bergwerk Solikamsk 2 wurde im November 2014 geschlossen, nachdem aufgrund übergroßen Zustroms von Sole die Untertage-Belegschaft evakuiert und zudem eine etwa 20 × 30 Meter große Pinge entdeckt wurde.[7][8][9][10] Der Solezustrom vergrößerte sich bis Anfang Februar 2015 von ursprünglich 200 m3/h auf 820 m3/h und die Ausmaße der Pinge wuchsen auf 58 × 87 Meter.[11][12]
Eigentümer
BearbeitenNach Unternehmensangaben[13] wurden Anfang April 2013 53 % der Aktien von fünf Einzelpersonen direkt oder über Beteiligungen gehalten. Den größten Direktanteil hielt demnach der russische Oligarch Suleiman Kerimow mit 17,2 %; über seine Beteiligung an einer Holding, die weitere 12,5 % der Uralkali-Aktien hielt, hatte er zusätzlichen Einfluss auf das Unternehmen. Der Rest von 47 % befand sich in Streubesitz.
Kerimows Anteile wurden auch am 29. Juli 2013 – einen Tag vor Beginn des Kali-Konflikts (→ unten) – noch dementsprechend ausgewiesen.[14] Wenige Wochen später – am 20. August 2013 und inmitten des Kali-Konflikts – hielt er bereits 21,75 % der Unternehmensaktien sowie über die oben bereits benannte Holding anteilig unverändert weitere 12,5 %.[15] Als Halter wurde nunmehr indes seine Stiftung, die Suleyman Kerimov Foundation, benannt.[15]
Im September 2013 übernahm die Chengdong Investment Corporation – eine Tochter des chinesischen Staatsfonds China Investment Corp (CIC) – den bis dato von der russischen Holding kontrollierten 12,5%igen Aktienanteil.[16][17]
Unternehmensgeschichte
BearbeitenDas Vorgängerunternehmen Sojuskali nahm seine Produktion 1934 in Solikamsk auf, wo seit 1927 die Tagesanlagen für das Bergwerk Solikamsk 1 errichtet und die Schächte abgeteuft wurden. 1932 wurde der erste Schacht auf der Lagerstätte Beresniki begonnen, doch bereits 1936 wurden die Arbeiten wegen finanzieller Schwierigkeiten unterbrochen. Erst kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und 1942 wurde in Beresniki das erste Salz gefördert. Die Luftfahrtindustrie benötigte während des Krieges dringend Magnesium für die Kampfflugzeugproduktion, deshalb wurde am 1. Mai 1944 in Werchnekamskoje die Förderung von Carnallit aufgenommen, aus dem das begehrte Magnesium erzeugt werden konnte. Zwischen 1950 und 1960 wurden die Bergwerke grundlegend modernisiert. Im Jahre 1963 wurde die erste Flotationsaufbereitung der UdSSR in der Kalifabrik Beresniki in Betrieb genommen. 1986 ersoff das Bergwerk Beresniki 3 durch einen Wassereinbruch. Die Kalifabrik wird weiterhin betrieben und mit K2O aus dem Bergwerk Beresniki 4 beliefert.
Im Jahre 1992 wurde Sojuskali privatisiert und dabei der Betriebsteil Silwinit als englisch OJSC Silvinit abgespalten. Die Privatisierung bildete ab 1991 die Basis des finanziellen Aufstiegs von Dmitri Jewgenjewitsch Rybolowlew. 2010 verkaufte Rybolowlew seine Anteile an den russischen Finanzinvestor Suleiman Kerimow.
2001 wurde in Sankt Petersburg das Baltic Bulk Terminal (BBT) eröffnet, über das Kalidünger verschifft wird. Im Oktober 2006 gab es einen Salzwassereinbruch in Werchnekamskoje. Grund war das Anfahren einer geologischen Anomalie, die Grube musste aufgegeben werden. Seit 2007 ist Uralkali an der Londoner Rohstoffbörse gelistet.
Im Juli 2011 übernahm Uralkali Silwinit.[18] Das neue Unternehmen produzierte 2011 10,2 Mio. Tonnen Mineraldünger.
Im Jahre 2012 begannen die Teufarbeiten an den neuen Schächten in Ust-Jaiwinski.
Kali-Konflikt (2013)
BearbeitenEnde Juli 2013 gab Uralkali bekannt, den Verkauf ihrer Produktion über die bis dato gemeinsam mit dem belarussischen Kaliproduzenten Belaruskali genutzte Vertriebsgesellschaft Belarusian Potash Company (BPC) zu stoppen und ihre Produktion selbst zu vermarkten, da Belaruskali seit Dezember 2012 mehrfach Geschäfte an der Vertriebsgesellschaft vorbei getätigt habe.[19]
Als Folge davon wurde an den internationalen Finanzmärkten ein deutlich sinkender Weltmarktpreis für Kali befürchtet,[20] woraufhin die Aktienkurse mehrerer Kaliproduzenten einbrachen. So fiel etwa die Aktie des deutschen Kaliproduzenten K+S um mehr als 25 %.[20]
Am 19. August 2013 bezeichnete Belaruskali in einer Pressemitteilung die diesbezüglichen Erklärungen von Uralkalis damaligem Vorstandschef Baumgertner als „provokativ, emotional, beispiellos und unklug“ und argwöhnte, hinter dem Schritt stünden „Privatinteressen von Aktionären“ der Uralkali sowie „persönliche Ambitionen einiger ihrer Führungskräfte“.[21][22] Belaruskali habe nicht die Absicht, die Partnerschaft mit Uralkali unter deren jetzigem Management wieder aufleben zu lassen.[23]
Eine Woche später wurde Baumgertner während seiner Rückreise von einem Treffen mit dem belarussischen Ministerpräsidenten Michail Mjasnikowitsch auf dem Flughafen Minsk zunächst festgenommen[24] und nach einem Monat Haft unter Hausarrest gestellt;[25] die belarussischen Behörden werfen ihm vor, im Rahmen seiner Tätigkeit als Chairman der Belarusian Potash Company (BPC) Amtsmissbrauch „zum Zweck des persönlichen Nutzens“ betrieben zu haben.[26][27] Zudem seien internationale Haftbefehle gegen vier weitere Topmanager der Uralkali erlassen worden,[26][28] da den Stakeholdern ein Schaden von 100 Millionen US-Dollar[26] oder mehr[28] entstanden sei.
Seit dem 2. September 2013 werde auch der russische Oligarch und größte Einzelaktionär[13][14][15] der Uralkali, Suleiman Kerimow, per internationalem Haftbefehl gesucht; ihm wird seitens der belarussischen Behörden „Machtmissbrauch und Missbrauch der Amtsstellung“ vorgeworfen.[29][30][31] Interpol dementierte am 11. September 2013 jedoch, dass bereits internationale Haftbefehle gegen Kerimow und die vier Uralkali-Manager ausgestellt worden seien; vielmehr würden die dahingehenden Anträge zunächst geprüft.[32]
Unglück in Solikamsk 2018
BearbeitenBei einem Brand im Kaliwerk Solikamsk 3 kamen am 23. Dezember 2018 in rund 340 Metern Teufe 9 Bergleute ums Leben. 8 weitere Bergleute konnten gerettet werden.[33]
Sonstige Aktivitäten
BearbeitenIm Jahr 2009 wurde mit Unterstützung von Uralkali und Silwinit an der Staatlichen Technischen Universität Perm das Institut für Kalisalze gegründet.[34]
Mit der Formel-1-Saison 2021 stieg Uralkali als Hauptsponsor beim Team Haas ein. Der VF-21-Rennwagen war in weiß-blau-rot lackiert, den Farben der Flagge Russlands.[35] Als Reaktion auf den Russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 trennte sich Team Haas von Uralkali sowie von seinem russischen Fahrer Nikita Masepin, dem Sohn des Uralkali-Eigentümers.[36]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Board of Directors. Uralkali, abgerufen am 21. November 2014 (englisch).
- ↑ Management. Uralkali, abgerufen am 21. November 2014 (englisch).
- ↑ a b Integrated Report 2014. (PDF) Uralkali, 26. Juni 2015, abgerufen am 26. Juni 2015 (englisch, PDF;).
- ↑ Investor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 6, abgerufen am 20. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑ Liste aller an der Londoner Börse gelisteten Unternehmen. Seite auf londonstockexchange.com mit Download-Link einer entsprechenden Excel-Datei
- ↑ a b Investor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 24, abgerufen am 30. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑ What Uralkali's mine shutdown may mean for the potash market. In: financialpost.com. 19. November 2014, abgerufen am 15. März 2022 (englisch).
- ↑ Uralkali Announcement. Uralkali, 18. November 2014, abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
- ↑ Uralkali Announcement. Uralkali, 19. November 2014, abgerufen am 19. November 2014 (englisch).
- ↑ Düngemittel-Aktien gewinnen nach Minenschließung. Handelsblatt, 18. November 2014, abgerufen am 19. November 2014.
- ↑ Yuliya Fedorinova: Flooding Worsens at Uralkali’s Solikamsk Mine, Sinkhole Widens. Bloomberg News, 6. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015 (englisch).
- ↑ Uralkali Announcement on Solikamsk-2 Mine. Uralkali, 6. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015 (englisch, Pressemitteilung).
- ↑ a b Investor Presentation July 2013. (PDF) Uralkali, 8. Juli 2013, S. 31, abgerufen am 30. August 2013 (englisch, PDF; 2,2 MB).
- ↑ a b Uralkali: Shareholder Structure ( vom 29. Juli 2013 im Internet Archive)
- ↑ a b c Shareholder Structure. Uralkali, 20. August 2013, abgerufen am 3. September 2013.
- ↑ K+S-Rivale Uralkali erhält neuen Großaktionär aus China. Thomson Reuters, 24. September 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2013; abgerufen am 24. September 2013.
- ↑ Shareholder Structure. Uralkali, 24. September 2013, abgerufen am 24. September 2013.
- ↑ In Russland entsteht ein Kali-Großproduzent. FAZ vom 21. Dezember 2010, Seite 17.
- ↑ Uralkali Board Meeting Decisions. Uralkali, 30. Juli 2013, abgerufen am 18. August 2013 (englisch).
- ↑ a b Daniel Mohr: Kali-Aktien – Uralkali sorgt für Turbulenzen. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Juli 2013, abgerufen am 18. August 2013.
- ↑ Pressemitteilung vom 19. August 2013. Belaruskali, archiviert vom am 28. Oktober 2013; abgerufen am 21. August 2013 (russisch).
- ↑ Joint Statement by Belaruskali and Belarusian Potash Company. Belarusian Potash Company (BPC), August 2013, abgerufen am 21. August 2013 (englisch).
- ↑ Lukas I. Alpert: Belaruskali will Partnerschaft mit Uralkali nicht aufleben lassen. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. August 2013, archiviert vom am 24. August 2013; abgerufen am 21. August 2013.
- ↑ Benjamin Bidder: Konzern-Chef Baumgertner in Haft: Geisel im Kali-Krieg. Der Spiegel, 28. August 2013, abgerufen am 28. August 2013.
- ↑ „Kali-Krieg“: Uralkali-Chef nun in Hausarrest. Handelsblatt, 26. September 2013, abgerufen am 27. September 2013.
- ↑ a b c Aliaksandr Kudrytski, Yuliya Fedorinova: Verhaftung von Uralkali-Chef sorgt für diplomatische Spannungen. Die Welt, 27. August 2013, abgerufen am 27. August 2013.
- ↑ Uralkali-CEO bleibt zwei Monate in Haft. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. August 2013, archiviert vom am 14. November 2014; abgerufen am 27. August 2013.
- ↑ a b Top managers of Uralkaliy put on international wanted list. Belarus 24 (belarussisches Staatsfernsehen), 27. August 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2013; abgerufen am 29. August 2013 (englisch).
- ↑ Der Fall BPC (aktualisiert): Ermittlungskomitee versetzt Sulejman Kerimow in den Anklagestand. BelTA, 2. September 2013, abgerufen am 2. September 2013.
- ↑ Weißrussland erlässt Haftbefehl gegen russischen Milliardär. Handelsblatt, 2. September 2013, abgerufen am 2. September 2013.
- ↑ Interpol setzt Sulejman Kerimow auf Fahndungsliste. BelTA, 3. September 2013, archiviert vom am 26. Februar 2014; abgerufen am 3. September 2013.
- ↑ Interpol clarifies inaccurate reports on Belarus request for Red Notices against Suleiman Kerimov and others. Interpol, 11. September 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2014; abgerufen am 12. September 2013 (englisch, Pressemitteilung).
- ↑ Neun Tote nach Brand in russischem Bergwerk. In: bote.ch. 23. Dezember 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018.
- ↑ History. Uralkali, abgerufen am 18. August 2013 (englisch).
- ↑ Christian Nimmervoll: Haas-Team präsentiert neuen Look: Mick Schumachers Auto ist ein Russe! In: www.motorsport-total.com. 4. März 2021, abgerufen am 4. März 2021.
- ↑ Christian Nimmervoll: Offiziell bestätigt: F1-Team Haas trennt sich von Nikita Masepin und Uralkali. In: www.motorsport.com. 5. März 2022, abgerufen am 5. März 2022.