Vittel (Mineralwasser)

Mineralwassermarke des Nestlé Konzerns

Vittel [viː'tɛl][1][2] ist eine Mineralwassermarke der Nestlé Waters Deutschland und wird bislang europaweit vertrieben. Anfang Februar 2022 teilte Nestlé mit, den Verkauf in Deutschland und Österreich noch vor dem Sommer komplett einstellen zu wollen.[3]

Vittel
Besitzer/Verwender Nestlé Waters Deutschland GmbH
Einführungsjahr 1854
Produkte Mineralwasser
Märkte Europa
Website vittel.de

Geschichte

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Louis Bouloumié erwarb 1854 die Quelle Grande-Source im französischen Vittel. Anfänglich wurde sie als Heilbad und Kurort vermarktet, später – um 1882 – wurde die Mineralwassergesellschaft Société Générale des Eaux Minérales de Vittel gegründet. 1969 wurde Vittel von Nestlé übernommen.

1968 wurde von Vittel die weltweit erste Flasche aus Kunststoff für Mineralwasser verwendet.[4]

Chemische Zusammensetzung

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Stoff Menge in mg/l[5]
Hydrogencarbonat 248
Natrium 7,7
Magnesium 20
Calcium 94
Sulfat 120
Abdampfrückstand 400

Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest, die 2012 von der FAZ veröffentlicht wurde, fand sich (zumindest zum Zeitpunkt des Tests) eine erhöhte Belastung durch Krankheitserreger (Keime). Unter anderem durch die Abfüllung in Kunststoffflaschen ergab sich eine Abwertung auf die Note 4 des eigenen Bewertungssystems der Stiftung Warentest. In der Gesamtbewertung erreichte Vittel knapp ein befriedigendes (Note 3) Testergebnis.[5]

2019 erhielt Nestlé den von der Organisation Deutsche Umwelthilfe erstmals vergebenen Negativpreis Goldener Geier für die unsinnigste Plastik-Einwegverpackung des Jahres beim Produkt Vittel. Der Preisträger wurde unter insgesamt mehr als 20.000 per Internet abgegebenen Stimmen ermittelt.

2024 wurde bekannt, dass Nestlé und andere Wasserfirmen in Frankreich über Jahre hinweg das geförderte Mineralwasser, welches zum Teil mit Fäkalien kontanimiert war, nicht mit in Frankreich legalen Methoden gereinigt hat. Das Wasser wurde mit Aktivkohlefiltern oder UV-Licht gereinigt, jedoch hätten die Unternehmen das Wasser nur noch als Tafelwasser statt Mineralwasser verkaufen dürfen. Betroffen ist auch die Wassermarke Vittel.[6]

Aktuelle Entwicklung

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Seit 2006 wurde mit diversen Marketingstrategien (unter anderem durch neue Formen der Verpackung, dynamische Farben und moderne Etiketten) versucht, den Marktanteil zu steigern.[4]

Infolgedessen sank der Grundwasserspiegel seit 1990 um 30 Zentimeter pro Jahr – in 40 Jahren um 10 Meter. Nestlé Waters wird von Anwohnern und Umweltschützern beschuldigt, das Quellwasser, das die Stadt und ihre Abfüllanlage zur Aufrechterhaltung des Exports versorgt, zu „übernutzen“[7]. Nestlé darf für sein Mineralwasser eine Million Kubikmeter pro Jahr verwenden. Weitere 600.000 Kubikmeter Quellwasser entnimmt die Molkerei Fromagerie de l’Ermitage[8]. Beide Unternehmen nutzen nahezu die Hälfte des Wassers von Vittel, während der Rest den etwa 5.000 Einwohnern und den umliegenden Gebieten bleibt. Der Konzern Nestlé sagt, man habe den Wasserverbrauch in den letzten 10 Jahren seit 2008 um 20 Prozent reduziert. Christophe Klotz, Leiter der Nestlé-Tochter Agrivair, sagte, man „bot an, die zugewiesene Quote freiwillig um 25 Prozent zu reduzieren.“ Das allerdings „reiche nicht aus, um den Mangel auszugleichen.“[9]

Derzeit wird geprüft, ob die Einwohner von Vittel über eine Pipeline mit Trinkwasser von außerhalb versorgt werden sollen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen Lobbyismus gegen eine Lokalpolitikerin.[10] Im Herbst 2019 wurde bekannt, dass bald Anklage erhoben wird.[11] Die Fluggesellschaft Eurowings kündigte im März 2019 an, Vittel künftig nicht mehr im Sortiment zu führen und stattdessen durch ein Produkt einer anderen Firma zu ersetzen, welche das Wasser zu 100 % in Flaschen aus Recycling-Kunststoff vertreibt.[12] Im Oktober 2019 wurde bekannt, dass die Behörden des Departementes Vosges dem Pipeline-Projekt ihre Unterstützung entzogen haben.[13] Seit Anfang September 2019 wird das Vittel-Wasser für die Schweiz aus einer anderen Quelle im Ort abgefüllt.[14]

Im Oktober 2021 informierte der Nestlé-Konzern darüber, dass er seine Vertriebsvereinbarung mit dem Supermarkt-Discounter Lidl nicht verlängern werde. Der Vertrag laufe Ende Oktober 2021 „nach gemeinsamer Abstimmung“ mit Lidl aus.[15] Anfang 2024 wurde bekannt, dass Nestlé Waters u. a. auch beim Vittel verbotene Behandlungen mit Ultraviolettstrahlung und Aktivkohlefiltern einsetzte.[16]

Einzelnachweise

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  1. Vittel Mineralwasser Werbung 1999 auf YouTube
  2. VITTEL Commercial Werbung Sommer 2017 auf YouTube
  3. Umstrittenes Mineralwasser: Nestlé stoppt Verkauf von Vittel in Deutschland und Österreich auf www.manager-magazin.de, 2. Februar 2022
  4. a b Über uns, Geschichte - Vittel. In: vittel.de. Abgerufen am 24. April 2015.
  5. a b Vittel. In: faz.net. Abgerufen am 24. April 2015.
  6. Saarländischer Rundfunk: Nestlé-Mineralwasser mit illegalen Methoden in Frankreich gereinigt. 2. Juni 2024, abgerufen am 29. Juli 2024.
  7. Robert Schmidt (We Report pour La Cité): A Vittel, l’eau de Nestlé ne coule plus de source. Abgerufen am 7. Mai 2020 (französisch).
  8. Robert Schmidt: Die Wasserschlacht. Die Zeit 22/2018, Seite 22
  9. Robert Schmidt: A Vittel, l’eau de Nestlé ne coule plus de source. In: www.mediapart.fr. 11. März 2018, abgerufen am 7. Mai 2020 (französisch).
  10. Robert Schmidt: Nestlé: Die Wasserschlacht. In: zeit.de. 29. Mai 2018, abgerufen am 7. Mai 2020.
  11. Robert Schmidt (We Report) et Alexander Abdelilah: À Vittel, bientôt le procès de Nestlé. Abgerufen am 7. Mai 2020 (französisch).
  12. Nestlé-Wasser Vittel bei Lufthansa-Tochter Eurowings aussortiert. In: handelszeitung.ch. 18. März 2019, abgerufen am 18. März 2019.
  13. Gian Signorell: Doch keine Pipeline: Nestlé verliert Wasserstreit in Vittel. In: beobachter.ch. 23. Oktober 2019, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  14. Alexandra Gubser: Geschäft mit dem Grundwasser - Wegen Nestlé sitzt Vittel bald auf dem Trockenen. In: srf.ch. 10. November 2019, abgerufen am 10. November 2019.
  15. Nestlé zieht umstrittenes Wasser Vittel zurück. manager-magazin, 15. Oktober 2021 (abgerufen am 20. Oktober 2021)
  16. Nestlé nutzte verbotene Aufbereitungsmethoden bei Mineralwasser. In: blick.ch. 29. Januar 2024, abgerufen am 10. März 2024.