Wak'a
Wak'a (Quechua; in kolonialen Dokumenten meist Huaca geschrieben) ist in der Kultur der Anden die Bezeichnung für lokale Gottheiten wie auch für den Ort, wo eine solche Gottheit angebetet wird. Sie ähneln den Kamuy der Ainu oder den Kami Japans.
Die Wak'a waren für die Inka und sind teilweise bis heute wichtige Götter, haben jedoch – anders als panandine Gottheiten wie Pachamama oder Wiraqucha – nur lokal begrenzte Bedeutung, da praktisch jede Dorfgemeinde (Ayllu) ihre eigenen Wak'as hat. Obwohl unzählige Wak'as während der Conquista zerstört wurden[1] und die Anbetung der Wak'a nach der Conquista im Zuge der Christianisierung bekämpft wurde, werden sie bei den Quechua und Aymara in Teilen des südlichen Peru und in Bolivien bis heute verehrt.
Wak'as nach dem Huarochirí-Manuskript
BearbeitenIm Huarochirí-Manuskript wird der Begriff Wak'a für Berggottheiten (z. B. Paryaqaqa und Wallallu Qarwinchu) verwendet, die heute in Südperu Apu oder Wamani heißen und in der Hierarchie über den Wak'a stehen.
Frank Salomon untersuchte Wak'as aus sprachlicher Perspektive des Huarochirí-Manuskripts. Seine Forschung ergab, dass Wak'as, analog zu Menschen, Pflanzen und Tieren, verschiedene Seinszustände durchlaufen, beginnend von einem kinetischen und fleischigen Zustand, der sich schnell verändert, bis hin zu einem statischen, harten Zustand, der sich langsam verändert. Interessanterweise schien dieser Prozess für Wak'as ebenso wie für Menschen, Pflanzen und Tiere ähnlich zu sein. Diese Erkenntnis lege nahe, dass Fels-Wak'as nicht immer in ihrem harten und zeitlosen Zustand existierten, sondern ursprünglich weichere, formbare Materialstufen durchliefen, bevor sie schließlich in ihren dauerhaften Existenzmodus übergingen. Dies unterstreiche die Bedeutung des Prozesses der Bildhauerei, der möglicherweise die Transformation von weicheren Materialstufen in den endgültigen, dauerhaften Zustand der Fels-Wak'as widerspiegelte.[2] Nach regionaler Folklore konnten die Inka-Maurer mithilfe von Pflanzenextrakten Steine erweichen (Steinauflösungspflanze der Inkas (Folklore)).
Literatur
Bearbeiten- Jesús de Machaqa: Las voces de los Wak'a. Fuentes principales del poder político aymara. Cedoin / Cipca, La Paz 2000 (auf Spanisch)
- John Eddowes Villarán: La huaca. Ed. Horizonte, Lima 1992 (auf Spanisch)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Alfons Stübel, Max Uhle: Die Ruinenstätte von Tiahuanaco im Hochlande des alten Perú: Eine kulturgeschichtliche Studie auf Grund selbständiger Aufnahmen. Hiersemann, Leipzig 1892, Zweiter Theil, S. 47 (digi.ub.uni-heidelberg.de): „Man sollte es kaum für möglich halten, dass er [Jose de Arriaga], wie angegeben wird, in nur 31 Ortschaften 603 Haupt-Huacas, 3418 Conopas (kleinere private Götterbilder), 45 Mamasaras („Maismütter“), 45 Compas (heilige in den Canälen liegende Steine), 189 Huancas (heilige Feldsteine), 617 Malquis (heilig gehaltene Mumien), dazu viele Chacpas (Mumien von Kindern, welche mit den Füssen voran zur Welt gekommen waren), Chuchos (heilig gehaltene Mumien von Zwillingen), Paltos (?), Axomamas (?), Micsasaras (?), Huantaysaras (?), Huayriguasaras (?) u. s. w. auffand und zerstörte.“
- ↑ Jessica Joyce Christie: Memory Landscapes of the Inka Carved Outcrops. Lexington Press/Rowman and Littlefield, 2015, S. 238.