Walfriede Schmitt

deutsche Schauspielerin

Walfriede „Wally“ Schmitt (* 9. März 1943 in Berlin-Neukölln) ist eine deutsche Schauspielerin, Hörspielsprecherin und Autorin. Seit Anfang der 1960er Jahre spielte sie in über 110 Film- und Fernsehproduktionen. Dem gesamtdeutschen Fernsehpublikum wurde sie ab 1995 in der Sat.1-Krankenhausserie Für alle Fälle Stefanie als Oberschwester Klara Junge bekannt. Ab 1966 wirkte Schmitt in etlichen Theaterinszenierungen, so von 1972 bis 1994 an der Volksbühne Berlin.

Herkunft und Ausbildung

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Walfriede Schmitt stammt aus einer Künstlerfamilie. Sie ist die Tochter des Dramaturgen Walter Schmitt[1] und der Schauspielerin Elfriede Florin (1912–2006). Der Name „Walfriede“ setzt sich aus den Vornamen der Eltern zusammen.[2] Ihre Enkelin ist die Schauspielerin Ella Zirzow (* 2002). Sie wuchs in Berlin-Neukölln auf und schloss sich den „Jungen Pionieren“ an.[2] Nach Schulabschluss begann sie ein Studium der Sinologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, brach dies aber nach drei Semestern vorzeitig ab, um von 1963 bis 1966 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu studieren.[3][4]

Film und Fernsehen

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Bereits vor ihrer Schauspielausbildung übernahm Schmitt 1962 an der Seite ihrer Mutter Elfriede Florin in Heinz Thiels Kriminalfilm Tanz am Sonnabend – Mord? ihre erste Rolle in einem DEFA-Kinospielfilm, wo sie in einer Nebenrolle eine Zahnarztpatientin spielte. Seit 1971 wirkt sie regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen, wobei sie zunächst erst in kleineren Rollen zu sehen war. Joachim Kunert besetzte sie 1974 in der Anna-Seghers-Verfilmung Das Schilfrohr in ihrer ersten Hauptrolle als Vollwaise Marta Emrich, die im Herbst 1944 eine Gärtnerei in einem kleinen Dorf in der Nähe Berlins bewirtschaftet. Unter der Regie von Wolfgang Hübner spielte sie in Geschwister, basierend auf einem Buch von Gisela Richter-Rostalski, die Zugbegleiterin und Mutter Hella Wille der von Marijam Agischewa verkörperten Protagonistin. Zwischen 1977 und 1991 übernahm sie mehrfach Gastrollen in Der Staatsanwalt hat das Wort. 1979 war sie an der Seite von Dieter Mann als dessen Filmverlobte Beth Heewater in Christa Mühls Die Rache des Kapitäns Mitchell zu sehen. Von 1980 bis 1995 gastierte sie in Filmen der Krimireihe Polizeiruf 110. 1989 spielte sie in einer Nebenrolle als Mutter des von Matthias Freihof dargestellten Protagonisten in Heiner Carows Coming Out, dem letzten DEFA-Kinofilm vor dem Mauerfall.

Nach der Wende konnte Schmitt an ihre Karriere in der DDR nahtlos anknüpfen. Bodo Fürneisen besetzte sie 1992 als ehemalige Sängerin Constanze an der Seite von Jutta Wachowiak, Christine Schorn und Ursula Werner in dem Filmdrama Scheusal, das das Drama von vier Schwestern, die in den 1950er Jahren als Schlagersängerinnen zusammen auftraten, zeigt. Ihre Darstellung in dem Drama brachte ihr und ihren Kolleginnen den Goldenen Gong ein.[5] Bekannt wurde sie dem gesamtdeutschen Publikum vor allem in der Sat.1-Krankenhausserie Für alle Fälle Stefanie, wo sie von 1995 bis 2003 die Rolle der Oberschwester Klara Junge verkörperte. Unter der Regie von Rolf Losansky spielte sie 1999 an der Seite von Günter Naumann das Elternpaar im Kino-Märchenfilm Hans im Glück. In der ZDF-Arztserie Der Landarzt war sie als Ellen Petri, der Lebensgefährtin des Fischers Kalle Opdehn (dargestellt von Klaus Gehrke), von 2006 bis zu ihrem Serientod 2011 in mehreren Folgen zu sehen. Größere späte Aufmerksamkeit erhielt sie 2020 durch ihre Rolle der Ingrid Brettschneider in dem Improvisations-Roadmovie Für immer Sommer 90 an der Seite von Charly Hübner als dessen Filmmutter, die ihr den Deutschen Schauspielpreis 2021 in der Kategorie Starker Auftritt einbrachte.[6]

Schmitt übernahm neben ihren Aufgaben in Kino- und Fernsehfilmen wiederholt Gastauftritte in Fernsehserien- und reihen, u. a. in Ein Fall für zwei, Kanzlei Bürger, Praxis Bülowbogen, Tatort, Der letzte Zeuge, In aller Freundschaft, Notruf Hafenkante und den verschiedenen SOKO-Sendeformaten des ZDF.

Theater und Tätigkeit als Autorin

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1966 debütierte Schmitt am Landestheater in Parchim. Ab 1972 gehörte sie zum festen Ensemble an der Volksbühne Berlin, die sie 1994 nach 22 Jahren verließ. Sie arbeitete dort mit Regisseuren wie Brigitte Soubeyran, Horst Bonnet, Benno Besson, Fritz Marquardt, Heiner Müller, Matthias Langhoff, Frank Castorf, Christoph Schlingensief und Johann Kresnik zusammen. Für ihre Rolle „Meine Person“ in Die Legende vom Glück ohne Ende im Theater Schwedt sowie für ihre Darstellung der Blacaman in Der Falschspieler wurde sie jeweils mit einem Darstellerpreis ausgezeichnet. Schmitt arbeitete zudem in den USA und in Kanada als Dozentin für Schauspiel.[5]

In der am 8. März 2013 an der Comödie Dresden uraufgeführten Komödie Kalendergirls von Tim Firth, die auf Nigel Coles Kalender Girls basiert, spielte Schmitt die Rolle der Ruth an der Seite von Renate Blume, Uta Schorn, Angelika Mann, Ursula Karusseit und Heidi Weigelt.[7]

2009 gab Schmitt ihren Debütroman Gott ist zu langsam: Also denn um sechse bei Werner! heraus.[8]

Politisches und soziales Engagement

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Von Dezember 1989 bis März 1990 war Schmitt als erste Frau als Vorsitzende des Zentralvorstandes der Gewerkschaft Kunst bzw. der Gewerkschaft Kunst, Kultur, Medien im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB). Überdies war sie zwei Jahre Mitglied des im Dezember 1989 gegründeten Unabhängigen Frauenverbandes. Während der Wende 1989 wurde sie zur Vorsitzenden der Gewerkschaft Kunst im FDGB gewählt. Außerdem arbeitete sie 1989 maßgeblich in der entstehenden Ostberliner Frauenbewegung mit und sorgte als Mitglied des Ensembles der Volksbühne dafür, dass dort am 3. Dezember 1989 die Gründungsveranstaltung des Unabhängigen Frauenverbandes der DDR mit über 1000 Frauen stattfinden konnte. Auf dieser Veranstaltung verlas sie das von der Kulturwissenschaftlerin Ina Merkel verfasste „Manifest für eine autonome Frauenbewegung“.[9][10]

Schmitt engagiert sich auch sozial als ehrenamtliche Botschafterin der Stiftung Kinderhospiz Mitteldeutschland Nordhausen e. V. in Tambach-Dietharz.

Filmografie

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Fernsehen

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Fernsehfilme

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Fernsehserien und -reihen

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Hörspiele

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Bibliografie

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  • Walfriede Schmitt: Gott ist zu langsam: Also denn um sechse bei Werner! Thurneysser Verlag Friedrich Kleinhempel, Berlin 2009, ISBN 978-3-939176-96-1.

Auszeichnungen

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Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Walter Schmitt. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 24. Februar 2023.
  2. a b Jegor Jublimov: Schmitt, Lubosch. In: jungewelt.de. 8. März 2023, abgerufen am 8. März 2023.
  3. ddp: Walfriede Schmitt teilt das Innenleben ihrer Rollen: Schauspielerin wird am Sonntag 60 Jahre alt. In: welt.de. 6. März 2003, abgerufen am 24. Februar 2023.
  4. Ingrid Kirschey-FeixSchmitt, Walfriede (Wally). In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  5. a b Walfriede Schmitt. In: comoedie-dresden.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  6. Degeto Film GmbH: Deutscher Schauspielpreis 2021 an Walfriede Schmitt für „Für immer Sommer 90“. In: degeto.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  7. Kalender Girls. In: comoedie-dresden.de. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  8. Gott ist zu langsam: Also denn um sechse bei Werner! In: zvab.com. 24. Februar 2023, abgerufen am 24. Februar 2023.
  9. siehe Angaben zu weiteren Aktivitäten in: Pressemeldung des Landes Berlin vom 7. März 2003 über die Verleihung des Berliner Frauenpreises an sie
  10. WAS MACHT. Walfriede Schmitt Informationen über ihr Leben in der Berliner Zeitung vom Juli 2009