Wallfahrtsspiegel
Wallfahrtsspiegel waren Devotionalien, die im Mittelalter für Heiligtums- oder Wallfahrten hergestellt wurden. Die aus einer Blei-Zinn-Legierung gegossenen Gitterrahmen, die häufig Motive des zu verehrenden Heiligtums, der Heiligen sowie von Engeln und Klerikern zeigten, besaßen meist vier bis sechs Zapfen oder Halteösen, mit deren Hilfe kleine Konvexspiegel befestigt wurden. Insbesondere bei Fernweisungen der Heiligtümer sollten die Pilger mit Hilfe der Spiegel etwas vom Segensschein der Reliquien einfangen und mit nach Hause nehmen können.
Wallfahrtsspiegel wurden in hohen Stückzahlen hergestellt und während der Heiligtums- und Wallfahrten an die Pilger verkauft. In der Volksfrömmigkeit waren sie weit verbreitet. Aufgrund der Zerbrechlichkeit des filigranen Rahmens und der Spiegel sind heute nur sehr vereinzelte Spiegelzeichen erhalten. Häufig wurden derartige Pilgerzeichen zur Verzierung von Glocken verwendet, so dass sich auf diese Art und Weise einige Spiegelzeichen bildlich erhalten haben.[1]
Johannes Gutenberg war ein bekannter Hersteller von Wallfahrtsspiegeln. Im Jahr 1438 wurde mit dem Vogt Hans Riffe von Lichtenau vertraglich geregelt, dass Gutenberg eine Geschäftsgemeinschaft in Straßburg gründen durfte, um Wallfahrtsandenken für die Aachener Heiligtumsfahrt im Jahre 1440 zu produzieren.[2]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Peter Rong: Mittelalterliche Aachener Pilgerzeichen aus der Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts. Aachen 2000, ISBN 3-00-006058-8, 172 S.
- ↑ Kathrin Steinhauer: „Der gotische Mensch will sehen, auch wenn er betet“. Die Sichtbarmachung und Schau des Heiligen am Beispiel der Aachener Heiligtumsfahrt. (= Karlsverein-Dombauverein Schriftenreihe. Bd. 15). Aachen 2013, S. 63f.
Literatur
Bearbeiten- Stephan Füssel: Johannes Gutenberg , Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1999, ISBN 978-3-499-50610-9.
- Kurt Köster: Gutenberg in Straßburg. Das Aachenspiegel-Unternehmen und die unbekannte "afentur und kunst", Verlag der Gutenberg-Gesellschaft, Mainz 1973, 82 S.