Walter von Pückler

deutscher Jurist und Rittergutsbesitzer

Albrecht Erdmann Walter Graf von Pückler-Tschirn (geboren 9. Oktober 1860 in Rogau; gestorben 23. August 1924 in Breslau)[1] war ein deutscher Jurist und Rittergutsbesitzer. Er war einer der aggressivsten und berüchtigtsten Antisemiten im Deutschen Kaiserreich.

Pückler (mit Dreschflegeln im Hintergrund) auf der Titelseite einer Ausgabe der Lustigen Blätter von 1902. Karikatur von W. A. Wellner.

Herkunft und Familie

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Walter Graf von Pückler war der Sohn von Erdmann Julius Hugo Graf von Pückler (1810–1897) und dessen Ehefrau Bertha Gräfin von Pückler (1825–1910). Sein älterer Bruder war der Hofmarschall des deutschen Kaisers, Maximilian Graf Pückler zu Rogau-Rosenau (1851–1921).[2]

Am 14. Oktober 1891 heiratete er in Schönberg Luise Kriska von Zastrow (* 28. Juli 1870), eine Enkelin des Hamburger Reeders Gloman, die er des Öfteren misshandelte. Da ihm seine Frau zu wenig Einkommen einbrachte, ließ er sich 1903 scheiden. Schon einen Tag nach erfolgter Scheidung starb der Reeder Gloman und Pücklers Ex-Frau erbte ein sehr großes Vermögen.[1]

Karriere

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1882 schloss er die Schule erfolgreich mit dem Abitur ab. 1887 bestand er das Referendarexamen und promovierte 1888 in Heidelberg.[2] Nachfolgend arbeitete er als Rechtsanwalt.[3] Er war auch Rittergutsbesitzer des Gutes Klein-Tschirn bei Glogau und königlicher Amtsvorsteher.

Im Deutschen Kaiserreich war Pückler als einer der berüchtigtsten antisemitischen Agitatoren tätig und versuchte über Jahrzehnte hinweg, die deutsche Bevölkerung antisemitisch aufzustacheln. Er wurde als Dreschgraf bezeichnet,[4][5] da er in einer antisemitischen Rede sagte, dass Juden mit dem Dreschflegel zu verdreschen seien. Nach einer Anzeige behauptete er, dass die Aussage nur bildlich gemeint gewesen sei.[1] Pückler wurde 1899[6] von der Glogauer Strafkammer freigesprochen. Nachdem er mutwillig die Feldbahn eines Gutsnachbarn zerstört hatte, flüchtete er in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, konnte dieser aber durch das Einwirken seines Bruders entgehen. Auf seinem Heimatgut konnte er aber nicht mehr leben, da er von den Bewohnern seines Gutsbezirks mit Prügeln bedroht wurde.[1] Dazu meinte er: „Ich will von den dummen Bauern nichts wissen und gehe nach Berlin!“, wo er auch tatsächlich hinzog. Dort war er mit Hilfe des antisemitischen Abgeordneten Wilhelm Bruhn Herausgeber der antisemitischen Zeitschrift Retter aus der Judennot.[7] Auch betätigte er sich weiter an antisemitischen Hetzreden und wurde mehrmals vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens angezeigt.[1][8][9] Bei einem dieser Prozesse versuchte er den Richter Karl Kranzow zu einem Duell zu überreden.[1] Für seine gegen Juden gerichteten Mordaufrufe[10] wurde er 1906 vom Juwelenhändler Leopold Levi aus Frankfurt am Main zusammengeschlagen.[11] 1908 ließ die Familie Pückler entmündigen, als verrückt einstufen und in ein Irrenhaus bei München[12] einliefern.[1][13][14] Er verschwand danach allmählich aus der öffentlichen Wahrnehmung.[15] Nach der Novemberrevolution konnte er aus der Irrenanstalt fliehen und ließ sich bei einem Rittergut in der Nähe von Schweidnitz nieder.[1]

Der spätere Reichspropagandaminister Joseph Goebbels pries Walter von Pückler im Jahre 1929 als Propheten des Antisemitismus.

Literatur

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  • Christoph Jahr: Antisemitismus vor Gericht. Debatten über die juristische Ahndung judenfeindlicher Agitation in Deutschland (1879–1960), Frankfurt am Main 2011, S. 186–209.
  • Christoph Jahr: Pückler, Albrecht Erdmann Walter Graf. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 2. Personen. Berlin : De Gruyter Saur, 2009, S. 660f.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 34. 1924' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  2. a b Christoph Jahr: Antisemitismus vor Gericht: Debatten über die juristische Ahndung judenfeindlicher Agitation in Deutschland (1879-1960). Campus Verlag, 2011, ISBN 978-3-593-39058-1 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).
  3. Salo Aizenberg: Hatemail: Anti-Semitism on Picture Postcards. U of Nebraska Press, 2013, ISBN 978-0-8276-0949-5 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).
  4. 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 14. 1904' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  5. ETH-Bibliothek Zuerich: Dreschgraf Pückler/ Das Steckenpferd muss grösser sein!/ Automobilische Erklärung/ [Briefkasten der Redaktion]. Abgerufen am 5. September 2022.
  6. 'Münchner neueste Nachrichten : Wirtschaftsblatt, alpine und Sport-Zeitung, Theater- und Kunst-Chronik. 1899 = Jg. 52, 4 - 6' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  7. Pückler, Walter Graf von (Rittergutsbesitzer, Antisemit, Herausgeber des "Retters aus der Judennot") - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 5. September 2022.
  8. 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 15. 1905' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  9. 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 16. 1906' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  10. Fabian Weber: Projektionen auf den Zionismus: Nichtjüdische Wahrnehmungen des Zionismus im Deutschen Reich 1897–1933. Vandenhoeck & Ruprecht, 2020, ISBN 978-3-647-37094-1 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).
  11. Kurt Metschies: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Teil II: Sonderverwaltungen der Übergangszeit 1806-1815, Zentralbehörden ab 1808, Preußische Parlamente 1847-1933, Preußische Armee (bis 1866/1867), Provinzialüberlieferungen, Provinzial- und Lokalbehörden, Nichtstaatliche Provenienzen u. Archivische Sammlungen. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2014, ISBN 978-3-11-096179-9 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).
  12. 'Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus. 18. 1908' - Viewer | MDZ. Abgerufen am 5. September 2022.
  13. Christoph Jahr: Antisemitismus vor Gericht. Debatten über die juristische Ahndung judenfeindlicher Agitation in Deutschland (1879-1960). Frankfurt am Main 2011, S. 188.
  14. Saul Friedländer, Jörn Rüsen: Richard Wagner im Dritten Reich: ein Schloss Elmau-Symposion. C.H.Beck, 2000, ISBN 978-3-406-42156-3 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).
  15. Christina von Braun: Was war deutsches Judentum?: 1870–1933. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2015, ISBN 978-3-11-040050-2 (google.com [abgerufen am 5. September 2022]).