Wedensee
Der Wedensee, ein Grabensee, ist in eine Grundmoränenlandschaft eingebettet, mit einer Fläche von etwa acht Hektar im Gemeindegebiet Klein Vielen in Mecklenburg-Vorpommern gelegen.
Wedensee | |
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See vom Nordufer Richtung Peckatel gesehen | |
Geographische Lage | südlich von Penzlin, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland |
Zuflüsse | Bachlauf von der Teufelsbrücke |
Abfluss | zum Klein Vieler See |
Orte am Ufer | Penzlin nördlich, Peckatel südlich |
Ufernaher Ort | Peckatel |
Daten | |
Koordinaten | 53° 28′ 6″ N, 13° 4′ 21″ O |
Höhe über Meeresspiegel | 52,5 m ü. NHN |
Fläche | 8 ha |
Umfang | 2 km |
Maximale Tiefe | 1,5 m |
Besonderheiten |
verlandender Grabensee |
Beschreibung
BearbeitenDer See ist als Blänk einer Torfwanne ausgebildet.[1] Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt ca. 1 Meter, der Wasserspiegel liegt bei 52,5 m ü NHN. Die ursprüngliche Wasserfläche und -tiefe ist heute wesentlich reduziert. Dies wird wohl der Meliorierung der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen zugerechnet. Die langgezogene Wasserfläche war ehemals ca. 900 Meter lang und 210 Meter breit. Die Uferhänge steigen im Südosten und Nordwesten 25 Meter an. In einer Karte von 1757 ist eine Verlandung des Sees nicht dargestellt. Seit dem Jahr 2000 ist der Wedensee ein Teil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Wald- und Seenlandschaft Lieps-Serrahn“. Am nordöstlichen Seeende liegt ein meist trockener Graben, dieser führt entgegen der Fließrichtung des Oberflächenwassers zu einem höher gelegenen kleinen Teich zum historischen Teufelsbruch oder Teufelsbrück. Zwei Abflussgräben im Südwesten zum Klein Vielener See wurden in der Vergangenheit mit Stauwehren reguliert. Im 18. Jahrhundert wurde der See auch Wehden See geschrieben.
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Blick zum Südufer
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Wehden See 1766, Zeichnung zu einem Grenzstreit
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Wedenseebäche an der ehemaligen Wehdenfurt, Bundesstraße 193
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Wedenseeablauf unter B 193 hindurch zum Klein Vielener See
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Abflussgraben an der ehem. Wehdenfurt in den Klein Vielener See
Slawische Landwehrwälle und -gräben am Wedensee
BearbeitenIm Süden der Stadtmarkung von Penzlin befindet sich zwischen dem Klein-Vielener See und Prillwitz die Isern Purt (Eiserne Pforte), eine slawische Landhemme mit Wasserhindernissen wie Seen, Moore, Wälle und Wassergräben[2]. Diese Wehranlage war eine Grenzbefestigung, die unter Ausnutzung der natürlichen Hindernisse, wie dem Wedensee, dem kleinen Stadtsee, dem Rosenholz nach Prillwitz folgend eine wehrhafte Grenze darstellte, eine Völkerscheide vor dem Eingang in das altberühmte Land der Retharier. Eine alte Karte zeigt den mittelalterlichen Wasserstand und -lauf, man sieht zwischen Wedensee und dem Kleinen Stadtsee einen Flurnamen, das Teufelsbruch. An beiden Enden des langgestreckten Wedensees ist die Anlage eines Bodendenkmales mit ca. 2 bis 3 Meter hohen Erdwällen erhalten. Der Wasserstand in den Bächen konnte von altersher reguliert werden. Zwischen dem Wedensee und dem Klein Vielener See sind Fragmente eines Sperrwehrs für eine Bohlenwand aus behauenen Feldsteinen im nördlichen Verbindungsgraben zu sehen.
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Gesamtansicht der Landhemme „Eiserne Pforte“
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Wedensee, drei Wälle und Doppelwassergräben zwischen Wedensee und Klein Vielener See
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Doppelwall der Landhemme zwischen Wedensee und Teufelsbrück oder Teufelsbruch
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Vier Wälle zwischen Kleinem Stadtsee und dem Eichsee / Zippelower Bachtal
Wege-, Straßenführungen am Wedensee
BearbeitenIm Mittelalter war die Landhemme nur am Ende des Penzliner Kleinen Stadtsees zu passieren, wahrscheinlich durch die Eiserne Pforte. Ein zweiter Weg führte aus der Schwanen Heide von Peckatel Richtung Penzlin kommend über das Teufelsbruch, eine Engstelle, an der die Wallanlage unterbrochenen war. Durch diese Engstelle flohen im 12. Jahrhundert die Radegastpriester und Bewohner des antiken Rethra vor dem Invasionsheer Heinrichs des Löwen. Der Slawen-Fürst Wernike floh durch die Eiserne Pforte in seine Burg am rechten Ufer des Großen Penzliner Stadtsees.[3] Mit dem Bau der heutigen Straße von Penzlin nach Peckatel (B 193) ab dem Jahr 1855 wurden im Penzliner Zipfel zwei Bachgräben zu einem Bachgraben zusammengeführt und unter der Straße hindurch gelegt. Die Wälle, die wohl bis zum Klein Vielener See führten, wurden wahrscheinlich eingeebnet. Der Ausschnitt der unteren historischen Karte von Mecklenburg Strelitz, des Forst Ingenieurs Johann Christoph Dreüecke, aus dem Jahr 1790 zeigt im Gebiet der Eisernen Pforte eine vorherige Wegeführung der festen Straße von Penzlin nach Peckatel. An dieser Stelle der Überführung der Straße über den Bach hinweg war die sogenannte Wehdenfurt. In den Wiebekingschen Karten von 1786 sind auch Häuser und Gärten an der Passage über die Bäche und Wälle der ehemaligen Landhemme eingezeichnet. An dieser strategisch mautfähigen Passagestelle waren Mitglieder der dem See namensgebende Peckateler Dorfschulzenfamilie Wehden ansässig. (Ab dem 15. Jahrhundert sind die Wehden / Weden / Wäden als Schulzen in Peckatel urkundlich erwähnt.)
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Passage im Mittelalter durch die Eiserne Pforte südlich des Kleinen Stadtsees
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Wehdenfurt, 1786 Bau einer Landstraße (B 193) im Penzliner Zipfel am Wedensee
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1786 neu angelegte Straßentrasse Penzlin-Peckatel, Kartenausschnitt Mecklenburg Strelitz 1790
Literatur
Bearbeiten- F.E. Geinitz: Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklenburgs, Entstehung der Seen und Wasserläufe… Opitz & Co., Güstrow 1886, S. 121.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ F.E. Geinitz: Die Seen, Moore und Flussläufe Mecklenburgs. In: Entstehung der Seen und Wasserläufe... Seite 121. Opitz & Co., Güstrow 1886.
- ↑ Wilhelm Gottfried Beyer: Die Landwehren und Heiligthümer des Landes der Redarier. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde / Band 37. Dokumentenserver der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, 1872, abgerufen am 14. Februar 2020.
- ↑ A. Niederhöffer: Mecklenburgs Volkssagen: „Die Sachsen und ihr mächtiger Herzog, Heinrich der Löwe, ziehen gerüstet mit großem Heere zur Rache heran! … Auch Wernicke jagte durch die eiserne Pforte mit den Seinen zur sicheren Burg zurück, indes die Bewohner von Rhetra und mit ihnen die Radegastpriester um das Südende des Penzliner Sees durch unwegsame, sumpfige Gegenden zu entkommen suchten.“
- Lage nach historischer Karte:
- Meßtischblatt 2544 : Hohenzieritz, 1911 Hohenzieritz. – Hrsg. 1884, bericht. 1911. – 1:25000. – [Berlin]: Reichsamt für Landesaufnahme, 1911
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