Wilhelm I. (Isenburg-Braunsberg-Wied)

Herr von Braunsberg und Isenburg

Wilhelm I. von Isenburg-Braunsberg-Wied, auch Wilhelm I. von Braunsberg oder Wilhelm I. von Wied (* vor 1324; † 17. Juli 1383), war ab 1327 Herr von Braunsberg und Isenburg und von 1340 an der erste Graf von Wied nach fast hundert Jahren. Er stammte aus dem Haus Isenburg-Braunsberg, auch später Haus Isenburg-Wied genannt.

Wappen des Hauses Isenburg-Braunsberg-Wied

Wilhelm war der einzige Sohn von Bruno IV. von Braunsberg († 1325) und der Heilwig von Katzenelnbogen (* um 1290; † 1333), Tochter von Wilhelm I. von Katzenelnbogen. Nachdem Wilhelms Großvater Johann I. von Braunsberg gestorben war, wurde er 1227 von König Ludwig IV. (* 1282; † 11. Oktober 1347) mit den pfälzischen Lehen seiner Herrschaft, sonderlich der Herrschaft Wied, belehnt. Dazu konnte er auch 1228 die trierischen Lehen der Kirchsätze zu Dierdorf, Puderbach und Niederbieber, die Burg Dierdorf, die Höfe zu Rückeroth und Maischeid und Roth und den Wildbann im Spurkenwalde empfangen. Das braunsbergische Erbe seines Großvaters musste er sich erst durch eine Fehde mit Johanns Schwiegersöhnen Rorich von Renneberg und Burggraf Ludwig von Hammerstein von 1329 bis 1331 sichern[1]. Wilhelm zwang auch am 21. Dezember 1331 den Walpode Ludwig von der Neuerburg seine neu erbaute Burg Reichenstein im Kirchspiel Puderbach ihm zu Lehen aufzutragen. Er baute auch als Reaktion auf die Burg Reichenstein die 1366 erwähnte Burg Grebeneck, die aber nach einem Vergleich mit Heinrich von Reichenstein in Vergessenheit geriet, wodurch bis heute ihr Standhort nicht auffindbar ist[2]. Die auf dem Köppel bei Seifen in der Gemarkung Döttesfeld gefundenen Mauerreste nahe der Burgruine Reichenstein könnten die Überreste der Burg Grebeneck sein.

Vereinigung der Grafschaft Wied

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Die Grafschaft Wied in ihrer größten Ausdehnung unter Wilhelm I. kurz vor dem Verlust von Engers (1371)

Durch Wilhelms gekonnte Heiratspolitik war es ihm möglich zwischen 1329 und 1340 nach und nach die alte Grafschaft Wied wiederzuvereinigen. Seine erste Gemahlin Agnes von Virneburg († vor 26. Dezember 1352), Tochter von Graf Ruprecht III. von Virneburg, brachte ihm den eppsteinischen Teil der Grafschaft Wied als Mitgift ein[2]. Erst am 28. Juni 1340 nannte er sich Graf von Wied, Herr von Isenburg und Braunsberg und konnte so den alten wiedischen Besitz mit dem isenburg-braunsbergischen Besitz verschmelzen. Er stiftet damit das zweite wiedische Grafenhaus. Dieser erweiterte Gebietsumfang der Grafschaft Wied-Isenburg, die er mit 88 Vasallen repräsentierte, blieb im Wesentlichen bis 1806 fast unverändert erhalten. Zu seinen Vasallen gehörten unter anderen die Herren von Altendorf, Abentraut, Eltz, Hohenstein, Limpach, Landskron, Orsbeck, Lahnstein, Reiffenberg, Stein, Waltmannshausen, Waldbott von Bassenheim und Pfaffendorf, Schenk von Schweinsberg, Quad von Isengarden und Ritter Gerlach von Heddesdorf[3]. Den Ritter Gerlach von Heddesdorf beförderte er zu seinem Hofmarschall auf Braunsberg und verheiratete ihn 1371 mit seiner Tochter Heilwig (* vor 1367; † nach 28. Januar 1389), wodurch sich die Beziehung zwischen den Adeligen zu Heddesdorf und den Isenburgern erheblich verbesserte. Die Vorfahren Gerlachs dienten als Ritter schon lange den wiedischen Grafen, zum Beispiel waren sie auch 1217 mit Graf Georg von Wied im Gefolge der Kreuzfahrer[3].

Am 16. Mai 1343 belehnte Ludwig der Bayer den Grafen Wilhelm von Wied mit dem „friheimgericht“ im Kirchspiel Heimbach als Reichslehen, verbunden mit dem Recht Schultheiß und Schöffen einzusetzen und die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit. Die Berechtigung dieses wiedischen Freiheimgerichtes blieb umstritten[2]. Am 7. Februar 1357 erhielt Wilhelm in Maastricht von Kaiser Karl IV. die Stadt- und Marktrechte für Engers, Nordhofen und Almersbach[2]. 1357–1371 errichtete er am Rhein den ersten Turm der Stadtbefestigung von Engers, den heutigen Grauen Turm. In der Zeit seiner Errichtung wurde er Graven (Grafen-)Turm genannt. Durch Schreibfehler wurde aus dem Graven Turm der heutige Name „Grauer Turm“. Der Turm hatte ursprünglich eine Spitzhaube und der Gang zum Rhein war überdacht. Graf Wilhelm I. zu Wied wollte von hier Rheinzoll erheben. 1351 erhielt Wilhelm durch die Heirat mit Johanna von Jülich als Mitgift weitere Rechte an der Grafschaft Wied, das Amt Sinzig und die Herrschaft Vernich[2]. Durch die Heirat mit Lysa von Isenburg-Arenfels im Jahr 1367 und dem aussterben des Hauses Isenburg-Arenfels im Jahr 1371 erbte Wilhelm mit Salentin IV. von Nieder-Isenburg zu gleichen Teilen die Herrschaft Arenfels mit Herschbach. Im Jahr 1391 wurde allerdings Salentins Sohn Salentin V. alleiniger Besitzer der Arenfelser Erbschaften.

Wilhelm verliert Engers

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Engers am Rhein mit Burg Kunostein, Kupferstich um 1650

Obwohl Wilhelm trierischer Lehnsherr und unter Erzbischof Balduin von Trier Gerichtsherr und Schultheiß in Koblenz war[3] und 1331 Balduin auf Lebzeit Beistand versprochen hatte, kämpfte er in der Grenzauer Fehde gegen ihn[2]. Ständig in Geldnot, verpfändete er schon mal ganze Dörfer aus seinem Besitz und erhielt vom Kaiser eine Verwarnung wegen Münzvergehens. 1344 musste Wilhelm sogar Dierdorf, Rückeroth und die Rohrburg bei Dreifelden an Balduin von Trier verpfänden. 1355 konnte er diese Besitztümer aber wieder einlösen[2]. Die folgenreichste Entgleisung war jedoch mit dem Verlust von Engers verbunden[3].

Im Jahr 1371 überfiel Wilhelm mit Salentin von Nieder-Isenburg trotz seiner Kölner Lehnsträgerschaft kölnische Kaufmannsschiffe auf dem Rhein und raubte die Ladung[4]. Daraufhin besetzte Erzbischof Kuno von Falkenstein Engers und die Herrschaft Isenburg, überfiel die Stadt Dierdorf und zwang so Wilhelm I., der nach Andernach geflüchtet war, als Bestrafung die Stadt Engers an Kurtrier abzugeben[5][6][4]. Erzbischof Kuno befestigte nachher Engers mit Mauern und Türmen und baute direkt am Rheinufer zum Schutze der umliegenden trierischen Gebiete und der Rheinschifffahrt die Burg Kunostein[6].

Erbfolge

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Wilhelms Sohn Wilhelm II. (* um 1352; † um 1404) aus zweiter Ehe und Gerlach (* um 1365; † nach 1411) aus dritter Ehe teilen 1383 die Grafschaft Wied in zwei. Im Jahr 1462 erlischt auch das zweite wiedische Grafenhaus und die Grafschaft Wied geht an die Herren von Runkel, die das dritte Grafenhaus zu Wied-Runkel gründeten.

Ahnentafel

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Wilhelm I. von Wied Vater:

Bruno IV. von Braunsberg

Großvater:

Johann I., Herr von Isenburg-Braunsberg

Urgroßvater:

Bruno III., Herr von Isenburg-Braunsberg

Urgroßmutter:

Isalda von Runkel-Westerburg

Großmutter:

Agnes von Nieder-Isenburg

Urgroßvater:

Salentin I., Herr von Nieder-Isenburg

Urgroßmutter:

Agnes von Runkel-Westerburg

Mutter:

Heilwig von Katzenelnbogen

Großvater:

Wilhelm I., Graf von Katzenelnbogen

Urgroßvater:

Diether V., Graf von Katzenelnbogen

Urgroßmutter:

Margarete von Jülich

Großmutter:

Irmgard (Jutta) von Isenburg-Cleeberg

Urgroßvater:

Ludwig I., Herr von Isenburg-Cleeberg

Urgroßmutter:

Heilwig von Büdingen

Wilhelm war in erster Ehe mit Agnes von Virneburg verheiratet. Diese Ehe blieb Kinderlos und er ließ sich nach 22 Jahren am 12. September 1351 wegen Verwandtschaft im vierten Grad scheiden. Noch im selben Jahr heiratete er Johanna von Jülich (* um 1335; † 21. Februar 1367), Tochter von Graf Wilhelm I. von Jülich. Sie hatten folgende Kinder:

  • Wilhelm II. (* um 1352; † um 1404), 1352 Propst von St. Maria in Aachen, 1383–1404 Graf der Hälfte der Grafschaft Wied, Herr von Isenburg
  • Heilwig (* vor 1367; † nach 28. Januar 1389), ⚭ 1371 Gerlach von Heddesdorf, Ritter, Hofmarschall von Wilhelm I. von Wied
  • Isaldis, Nonne in Gandersheim
  • Agnes, († nach 1362), ⚭ 1362 Philipp VI. (* etwa 1320; † zwischen dem 24. März 1370 und dem 6. August 1373), Herr von Königstein/Falkenstein

Nach dem Tod von Johanna heiratete er 1367 Lysa (Elisabeth) von Arenfels († 1403), Miterbin von Arenfels, Tochter von Gerlach III. (* 1319; † um 1371), 1348–1371 Herr von Isenburg-Arenfels. Das Paar hatten folgende Kinder:

  • Gerlach (* um 1365; † nach 1411), 1383–1404 Graf der Hälfte der Grafschaft Wied, 1404–1411 Graf von Wied, Herr von Isenburg, ⚭ 1376 Agnes (* um 1360/65; † nach 9. Juli 1402), Tochter von Johann I. († 1395), Herr von Isenburg-Büdingen
  • Wilhelm (* um 1370; † nach 1408), Karoniker in St. Gereon zu Köln, 1392 Chorbischof und Archidiakon zu Trier
  • Elisabeth († 22. Mai 1426), ⚭ I) 1369 Reinhard III. († 1449), Herr von Westerburg, ⚭ II) vor 18. Oktober 1399 Gerhard, Graf von Blankenheim, Herr von Kastelberg und Gerhardstein

Literatur

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  • Wilhelm Tullius: Die wechselvolle Geschichte des Hauses Wied. 1. Auflage, Kehrein, Neuwied 2002, ISBN 3-934125-02-6
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Einzelnachweise

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  1. Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1958/1999, ISBN 3-922244-80-7, S. 257 ff.
  2. a b c d e f g Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1958/1999, ISBN 3-922244-80-7, S. 258 ff.
  3. a b c d Wilhelm Tullius: Die wechselvolle Geschichte des Hauses Wied. 1. Auflage. Verlag Kehrein, Neuwied 2003, ISBN 3-934125-02-6, S. 29 ff.
  4. a b Hans-Jürgen Krüger: Das Fürstliche Haus Wied, Grafen zu Isenburg, Herren zu Runkel und Neuerburg. Reihe „Deutsche Fürstenhäuser“, Heft 14. Börde-Verlag, Werl 2011, ISBN 978-3-9809107-4-3, S. 7 ff.
  5. Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1958/1999, ISBN 3-922244-80-7, S. 259 ff.
  6. a b Wilhelm Tullius: Die wechselvolle Geschichte des Hauses Wied. 1. Auflage. Verlag Kehrein, Neuwied 2002, ISBN 3-934125-02-6, S. 30 ff.
VorgängerAmtNachfolger
Johann I.Graf von Wied
1327–1383
Wilhelm II. und Gerlach