Wolfgang Fischer (Journalist)
Wolfgang Fischer (geboren 25. Februar 1898 in Görlitz, Niederschlesien; gestorben 27. Januar 1975 in West-Berlin) war ein deutscher Journalist und Zeitungsherausgeber in Berlin und Shanghai. In der Emigration lieferte er Berichte an deutsche Geheimdienstmitarbeiter.
Leben und Wirken
BearbeitenHerkunft und Tätigkeiten in Berlin
BearbeitenWolfgang Fischer kam aus einer jüdischen Familie in Görlitz in Schlesien, sein Vater war Max Fischer, die Mutter Johanna (Hanneke) Adler. Seine Schwester Edith Fischer-Cohn (1894–1942) emigrierte später in die Niederlande und starb im KZ Auschwitz.[1] Sein Bruder Alfred Joachim Fischer (1909–nach 1990) wurde nach seiner Emigration Journalist in der Schweiz.[2]
Wolfgang Fischer nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Danach war er als Sportjournalist für die Berliner Volkszeitung tätig. Von 1925 bis 1926 gab er die Deutsche Filmwoche heraus und von 1927 bis 1928 die Filmbühne, in seinem Filmblitz-Verlag in der Nürnberger Straße 40.[3] In dieser Zeit organisierte er wahrscheinlich jährliche Prominentenparties der Filmbranche auf der Insel Sylt.[4]
Exil in Shanghai
BearbeitenIm Frühjahr 1939 emigrierte Wolfgang Fischer nach Shanghai in China, wie viele andere deutsche Juden auch. Dort gab er einen Monat nach seiner Ankunft am 30. März die Shanghai Woche heraus, als erste deutschsprachige Exilzeitung in der Stadt (bzw. im Ghetto). Diese führte er von 1940 bis 1941 als 8 Uhr Abendblatt weiter, danach von 1942 bis 1943 wieder als Shanghai Woche. Er schrieb auch für das Shanghai Jewish Chronicle und leitete 1946 das Shanghai Echo.
Wolfgang Fischer organisierte viele Unterhaltungsveranstaltungen für die europäischen Emigranten in Shanghai, die ein wichtiger Treffpunkt wurden.[5] Er lieferte auch Informationen an die deutsche Abwehr, die SS und Gestapoagenten, über kommunistische Tendenzen in der Emigrantenszene, Beziehungen von deutschen Männern mit jüdischen Frauen und Geld- und Devisengeschäfte. Nachdem Ermittlungen nach Kriegsende dieses festgestellt hatten, wurde ihm der Status eines bona fide refugee (gutwilliger Emigrant) von der Association of Refugees of Germany 1947 offiziell aberkannt und er aus der Vereinigung ausgeschlossen.[6]
Rückkehr nach West-Berlin
Bearbeiten1946 kehrte Wolfgang Fischer nach Berlin zurück. Dort beteiligte er sich an der Verteilung von amerikanischen Care-Paketen an Film- und Theaterschaffende. Er war in den folgenden Jahren als freischaffender Journalist tätig und arbeitete auch in einem Filmclub.
Werke
Bearbeiten- Von Asta Nielsen bis Sonja Ziemann. Lebenserinnerungen eines Filmreporters. Berlin 1958
Literatur
Bearbeiten- Werner Röder (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 2. München 1999. Online, S. 301
- Wilfried Seywald: Journalisten im Shanghaier Exil 1939–1949. 1997 Auszüge, mit einigen Informationen
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Edith Fischer-Cohn Kamp Westerbork (niederländisch), auch in weiteren Weblinks
- ↑ Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Band 8. Saur, München, 2005, S. 592; auch Deutsche Biographie
- ↑ Wöchentliches Verzeichnis der erschienenen und der vorbereiteten Neuerscheinungen des deutschen Buchhandels, Nr. 24, vom 15. Juni 1929, S. 1129; Nr. 12470 Die Filmbühne; auch Die Filmbühne Deutsches Filmarchiv, danach als Filmtribühne als Beilage des Berliner Tageblattes
- ↑ Heike Goldbach, Ein Feuerwerk an Charme – Willy Fritsch, 2007, S. 120 (ganz unten); der Filmschauspieler Willy Fritsch erwähnte diese Prominentenparties, die vom Impressario Wolfgang Fischer veranstaltet wurden; es ist in dieser Zeit keine weitere Person mit diesem Namen in der Filmbranche feststellbar, vgl. seine späteren Veranstaltungen in Shanghai
- ↑ Amnon Barzel, Leben im Wartesaal. Exil in Shanghai 1938–1947 1938–1947, Jüdisches Museum Berlin, 1997, S. 29
- ↑ Astrid Freyeisen, Shanghai und die Politik des Dritten Reiches, Würzburg 2000, S. 362; von 1937 bis Anfang 1938 leitete auch ein Wolfgang Fischer die Filmabteilung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (als Nachfolger von Ernst Seeger), dieser war um die 30 Jahre alt, vgl. Wolfgang Becker, Film und Herrschaft, 1973, S. 99; und Joseph Wulf, Kultur im Dritten Reich, 1989, S. 355; dieser war aber möglicherweise eine andere gleichnamige Person
Personendaten | |
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NAME | Fischer, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Zeitungsherausgeber |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1898 |
GEBURTSORT | Görlitz, Niederschlesien |
STERBEDATUM | 27. Januar 1975 |
STERBEORT | West-Berlin |