Abû al-Hasan ‘Alî ibn Ahmad al-Wâhidî an-Nîsâbûrî

Sohn

Hasan ‘Alî ibn Ahmad al-Wâhidî an-Nîsâbûrî (10081075) war der Sohn eines Kaufmanns aus Sâwa, nördlich der jemenitischen Hauptstadt Sana’a.

Biografie

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Al-Wâhidî zeichnete sich durch eine freimütige Kritik an älteren Gelehrten aus und stand damit bei dem Großwesir Nizâm al-Mulk (1018–1092) in hohem Ansehen. Er starb im Alter von 67 Jahren. In erster Linie war er ein Sammler von Überlieferungen und als sein bekanntestes und oft zitiertes Werk gilt das Buch der Anlässe der Offenbarung des Qur’ân (»kitâb asbâb an-nuzûl al-Qur’ân«), in dem er die Auslegung einiger Verse und Suren des Qur’ân versucht.[1]

Über »asbâb an-nuzûl«

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Deutsche Ausgabe des asbâb an-nuzûl

Mit »asbâb an-nuzûl« werden die Gründe für das Herabkommen qur’ânischer Offenbarungen beschrieben. Es geht im Detail darum, die besonderen Ereignisse, Situationen und Umstände, die unmittelbar eine Offenbarung von Allâh nach sich zogen, zu erklären und kommentieren. Al-Wâhidî sieht in der genauen Kenntnis des Grundes der Hinabsendung das entscheidende Kriterium für das Erfassen und Verstehen der wahren Bedeutung eines Verses des Qur’ân. In der Einleitung zu diesem Buch besteht der Autor darauf, dass es nicht möglich ist, die Erläuterung und Erklärung eines Verses des Qur’ân zu kennen, ohne Kenntnis von dem Anlass seiner Offenbarung und seiner damit stets besonderen Geschichte zu besitzen.[2]

Das Wort »asbâb« ist der Plural von »sahab«, was soviel wie Anlass, Grund, Motiv oder Ursache bedeutet. Das Wort »nuzûl« drückt eine Bedeutung wie Absteigen oder Herabsteigen aus. Die beiden Begriffe »inzâl« und »tanzîl« werden aus der gleichen Wurzel abgeleitet und beschreiben mit »inzâl« die pauschale Hinabsendung und mit »tanzîl« die stückweise Hinabsendung.[3] Mit »asbâb an-nuzûl« werden die Gründe für das Herabkommen qur’ânischer Offenbarungen beschrieben. Das Wortpaar »sahab an-nuzûl« bezeichnet eine Begebenheit während der Prophetie des von Allâh an die Gläubigen gesandten Muhammad oder eine an ihn gerichtete Fragestellung, welche die Herabsendung einer qur’ânischen Offenbarung veranlasste.[4] Es geht im Detail darum, die besonderen Ereignisse, Situationen und Umstände, die unmittelbar eine Offenbarung von Allâh nach sich zogen, zu erklären und kommentieren.[5]

Literatur

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  • Kitāb asbāb nuzūl al-Qurʾān. Ed. Aḥmad Ṣaqr. Kairo: Dâr al-kitâb al-dschadîd 1969. (Nachdruck in Beirut: Dâr ul-fikr 1994.)
  • Kitāb asbāb nuzūl al-Qurʾān. Ed. Kamāl Basyūnī Zaghlūl. Beirut: Dâr al-kutub al-'ilmiyyah 1991.
  • Al-Wâhidî’s asbâb an-nuzûl. Translated by Mokrane Guezzou. Louisville: Fons Vitae 2008.
  • Al-Wâhidî’s asbâb an-nuzûl. Translated by Mokrane Guezzou. Amman: Royal ahl al-bait-institute for islamic thought 2008 (Nachdruck).
  • Reasons and occassions of revelation of the Holy Qur'ân. Translated by Adnan Salloum. Beirut: Dâr al-kutub al-'ilmiyyah 1999. (Zweisprachige Ausgabe.)
  • Das Buch der Anlässe der Offenbarung des Qur’ân. Aus dem Englischen übersetzt, herausgegeben und kommentiert von Michael Fisch. Würzburg: Königshausen und Neumann 2025. (Erscheint aus Anlass des 950. Todestages.)

Einzelnachweise

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  1. Carl Brockelmann: Geschichte der Arabischen Literatur. Erster Supplementband. Leiden: Brill 1937, S. 730.
  2. Walid Ahmed Saleh: The last of the nishapuri school of tafsîr. Abu Al-Hassan Ali ibn Ahmad al-Wâhidî an-Naisaburi and his significance in the history of Qur’ânic exegesis. In: Journal of the American Oriental Society 126 (2006) S. 223–243.
  3. Gregor Schoeler: Die Frage der schriftlichen und mündlichen Überlieferung der Wissenschaften im frühen Islam. In: Der Islam. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients 2 (1985) S. 201–230.
  4. Hans-Thomas Tillschneider: Typen historisch-exegetischer Überlieferung. Formen, Funktionen und Genese des asbâb an-nuzûl-Materials. Würzburg: Ergon 2011
  5. Michael Fisch: Nachwort. In: Abû al-Hasan ‘Alî ibn Ahmad al-Wâhidî an-Nîsâbûrî: Das Buch der Anlässe der Offenbarung des Qur’ân. (»al-kitâb asbâb an-nuzûl al-Qur’ân«). Kritische Ausgabe. Aus dem Englischen übersetzt, herausgegeben und kommentiert von Michael Fisch. Königshausen & Neumann, Würzburg 2025, o. S.