Abdullah Ibn Jibreen

saudischer Islamgelehrter und Mufti

Abdullah Ibn Dschibrin (arabisch عبد الله بن عبد الرحمن بن جبرين Abdallah b. Abd ar-Rahman b. Dschibrin, DMG ʿAbd Allāh b. ʿAbd ar-Raḥmān b. Ǧibrīn; * 1933 (1352 AH) in Saudi-Arabien; † 13. Juli 2009) war ein saudischer Islamgelehrter und Mufti.

Er wurde mit 12 Jahren Hafiz und erwarb mit 25 Jahren den Sekundärschulabschluss.[1] 1961 erwarb er einen Bachelor in Scharia, 1970 einen Masterabschluss vom „Higher Institute for the Judiciary“, und 1987 einen Doktor.[1] Er erhielt seine Ausbildung unter anderem von Abd al-Aziz ibn Baz. Er war Mitglied des Ständigen Komitee für Rechtsfragen und Mitglied der Oberaufsicht für Islamische Forschung, Ifta, Aufruf und Verbreitung im Königreich Saudi-Arabien.

Ibn Dschibrins Schwiegersohn, Isa Saad Muhammad ibn Aushen, wurde im Dezember 2003 auf die saudische Fahndungsliste der meistgesuchten Al-Qaida-Terroristen gesetzt.[2] Im Juli 2004 wurde er bei einem Schusswechsel getötet in einem Haus in Riad, in dem sich Waffen, Sprengstoffe und gefrorene Leichenreste einer vor der Kamera enthaupteten amerikanischen Geisel befanden.[3][4]

Ibn Dschibrin wurde nach einer Herzoperation im Mai 2009 auf Kosten des saudischen Königs in der Berliner Charité medizinisch behandelt und von der saudischen Botschaft betreut. Nachdem ein Exil-Iraker ihn wegen Volksverhetzung und Unterstützung des Terrorismus bei der deutschen Polizei angezeigt hatte,[5] erhielt Ibn Dschibrin in Berlin Polizeischutz und kehrte Ende Mai nach Saudi-Arabien zurück.[6] Auf eine kleine Anfrage im Bundestag hin erklärte das Bundesministerium des Innern, dass der deutsche Innenminister bei seinem gleichzeitigen Besuch in Saudi-Arabien keine Zusagen gemacht habe und nur über die Schutzmaßnahmen des Landeskriminalamtes Berlin informiert habe.[7] Ibn Dschibrin starb mit 78 Jahren am 13. Juli 2009 in Riad.[8]

Ideologie

Bearbeiten

Ibn Dschibrin war ein Lehrer von Turkī al-Binʿalī, dem Chefideologen der IS-Organisation.[9]

Polemik gegen Schiiten

Bearbeiten

1991 erließ Ibn Dschibrin eine Fatwa, in der er Schiiten zu Apostaten erklärt und ihre Tötung rechtfertigt.[10] Seinen Standpunkt gegenüber Schiiten legte er zudem in weiteren Fatwas dar. In einer führt er an, dass sie aus vier Gründen Ungläubige seien: 1) sie fechten den Koran an, 2) sie fechten die Sunna und die authentischen ḥādīṯe an, 3) sie würden takfīr auf die Sunniten anwenden (sie als Ungläubige bezeichnen), 4) sie übertreiben die Rolle ʿAlīs und seiner Nachkommen.[11]

Weiter schrieb ibn Dschibrin, dass es 'Muslimen' verboten sei, schiitisches Schlachtvieh zu essen oder sich mit ihnen zu mischen – dies bedeutet auch das Verbot für eine Hochzeit zwischen Sunniten und Schiiten. Letzteren sei es zudem verboten in Moscheen von Muslimen (masāǧid al-muslimīn) zu beten. Ein weiterer wichtiger Punkt war, dass die schiitische Gräberverehrung unislamisch sei.[11]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Sheikh Abdullah Bin Jibreen passes away (Memento vom 3. Mai 2014 im Internet Archive) By Abdul Mohsin Al-Harthi, Saudi Gazette 14. Juli 2009
  2. KSA's MOST WANTED Poster (Memento vom 10. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF; 264 kB)
  3. "U.S. hostage's head found in freezer" CNN. July 21, 2004
  4. Saudi Arabia: national security in a troubled region. By Anthony H. Cordesman, Center for Strategic and International Studies, 2009. ISBN 0-313-38076-7, (googlebooks page 56)
  5. Strafrechtliche Anzeige zur Verhaftung des sich zurzeit in Deutschland aufhaltenden saudisch-wahhabitischen Geistlichen Ibn Jibrin wegen Terrorismus Eilmeldung des Komitee der Exiliraker in Europa gegen Terrorismus, 10. Mai 2009
  6. Berlin - Polizeischutz für saudischen Hassprediger Von Yassin Musharbash, Matthias Gebauer und Bernhard Zand, Spiegel 5. Juni 2009
  7. Kleine Anfrage von Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) an BMI Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 226. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 17. Juni 2009
  8. Islamic scholar Sheikh Jibreen dies at 78. In: Arab News. 14. Juli 2009, abgerufen am 4. April 2024 (englisch).
  9. Vogl, Andreas: Die Wurzeln der IS-Polemik gegen Schiiten. 29. April 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Juni 2016; abgerufen am 29. April 2016.
  10. The Shiite Question in Saudi Arabia (Memento vom 31. August 2011 im Internet Archive) Crisis Group Middle East Report Nº45, 19. September 2005
  11. a b bi-l-waṯāʾiq aš-šīʿa kufār yastaḥqūn al-qatl: fatāwā aš-šaiḫ ʿAbd Allāh ibn ʿAbd ar-Raḥmān ibn Ǧibrīn!! 5. Februar 2013, abgerufen am 29. April 2016 (arabisch).