Alfred Weiss (Unternehmer)

österreichischer Unternehmer und Schlossherr

Alfred Weiss[1][2] (* 1890 in Wien; † 1974 ebenda) war ein österreichischer Unternehmer, Kunstsammler und Förderer der Kultur.

Alfred Weiss war eines von vier Kindern einer jüdischen Wiener Kaufmannsfamilie. Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg machte er sich in den 1920er Jahren mit seinem eigenen Kolonialwarenhandel selbständig. Nebst seiner kaufmännischen Ausbildung besuchte Weiss auch die Wiener Kunstgewerbeschule. Bevor er im Zusammenhang mit dem „Anschluss Österreichs“ im Jahr 1938 nach Italien und weiter nach London[3] emigrierte, baute er bereits eine Kaffeemarke auf.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus dem Exil in seine Heimatstadt zurückgekehrt, wurde ihm seine Kaffeemarke durch sein „aktives Betreiben wieder zurückerstattet“,[1] und gründete mit Arabia ein Unternehmen für Kaffee- und Teeimport und importierte italienische Kaffeemaschinen.[4] 1953 erwarb er das stark vernachlässigte und beschädigte Palais Auersperg an der „Zweierlinie“ und ließ es vom Architekten Oswald Haerdtl wiederherstellen. Im Erdgeschoß quartierte er seine Kaffeerösterei Arabia Kaffee ein, im ersten Stock betrieb er eines der elegantesten Kaffeerestaurants von Wien.[5] Gemeinsam mit Joseph Binder, der die Marke Arabia und das Design entwickelte und dem Architekten Haerdtl begründete Weiss das legendär gewordene Cafe „Arabia“ auf dem Kohlmarkt und ließ von Haerdtl im Wiener Messegelände den Arabia-Pavillon errichten.[1]

1960 verkauften die Söhne des letzten Besitzers das in der Wiener Mauerbachstraße gelegene Schloss Laudon (auch: Hadersdorfer Schloss) an die Erzdiözese Wien, die das Anwesen noch im selben Jahr an Alfred Weiss weiterveräußerte. Nach umfangreicher Renovierung und Adaptierung betrieb er das Schloss – zu dem auch eine Landwirtschaft und Glashäuser gehörten[4] – als Luxushotel und Restaurant. Ab dem Jahr 1976 vermieteten seine Erbinnen das Schloss langfristig an die Republik Österreich, die darin eine Verwaltungsakademie einrichtete.[6]

Seine beiden Unternehmen bekamen in den 1960er Jahren das Österreichische Staatswappen zugesprochen:[2]

  • Jänner 1963: Arabia Kaffee-Tee-Import Alfred Weiss KG
  • Jänner 1965: Arabia Kaffee-Import Alfred Weiss KG

Ende[7] der 1960er Jahre übernahm Weiss die 1866 von Rudolf Schwarz gegründete Tee- und Kaffeevertriebsgesellschaft und Rösterei (zuletzt: „Mikado“ Kaffee- und Tee-Import Rudolf Schwarz GmbH[7]) im 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus und fusionierte die beiden Unternehmen, das dann als Vereinigte Kaffee-Grossröstereien „Arabia-Mikado“ Kaffee-Vertriebsgesellschaft m.b.H. Wien firmierte.[8][3]

In den meisten Quellen (vgl. z. B. [5][6]) wird dem Namen von Alfred Weiss Konsul vorangestellt. In welcher Funktion oder für welches Land er Konsul war, ist nicht genannt.

Nachkommen und Nachlass

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Nach Alfred Weiss’ Tod im Jahr 1974 erbten seine zwei Töchter das Unternehmen, die es aus wirtschaftlichen Gründen im Jahr 1984[9] an Julius Meinl verkauften.[4] Das Palais Auersperg verkauften die Erbinnen im Jahr 1987 an ein Immobilienunternehmen.[10]

Weiss war der Großvater des in London 1946 geborenen Andrew Demmer, dem Eigentümer des in Wien ansässigen Tee-Import-Unternehmens Demmers Teehaus und der Restaurantkette Trześniewski.[3]

Ausstellung

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  • „Endlich Espresso! Das Cafe Arabia am Kohlmarkt“. Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, Mai bis Oktober 2022, die gemeinsam von Weiss’ Enkel Andrew Demmer und dem Jüdischen Museum entwickelt wurde.[1]

Literatur

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  • Hans Morgenstern: Jüdisches biographisches Lexikon. LIT-Verlag, Wien 2011, S. 851

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Kultcafe „Arabia“: „Mad Men“ made in Austria. In: ORF.at, 29. Mai 2022, abgerufen am 29. Mai 2022.
  2. a b Einträge zu Arabia-Kaffee in der historischen Datenbank von Staatswappen.at. (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  3. a b c Ilse Huber: Very British. Zeremonienmeister. In: Wohnart. Das Kundenmagazin der ÖSW-Gruppe. Ausgabe 04/14, S. 18/19, Kasten Persönlich. (Anm.: Andrew Demmers Eltern emigrierten „kriegsbedingt“ nach London und kehrten mit dem Sohn im Jahr 1948 nach Wien zurück.)
  4. a b c „Wir haben immer eisern zusammengehalten.“ Interview mit Norbert und Johanna Anetzhuber. Aus der Serie: Das aktuelle Interview. In: MZ-Ministrantenzeitung, Zeitung der röm.kath. Rektoratskirche St. Johannes der Täufer, 42. Jg., Nr. 3, Wien 2015, S. 23ff., hier: 24/25: Norbert Anetzgruber war bis knapp vor dem Verkauf Betriebsleiter der Arabia-Kaffee und in dieser Zeit zugleich Verwalter des Palais Auersperg und des Schlosses Laudon.
  5. a b Palais Auersperg. In: burgen-austria.com. Private Website von Martin Hammerl;
  6. a b Hadersdorfer Schloss im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  7. a b Rudolf Schwarz im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  8. Vgl. Eintrag zu Mikado und Eintrag zu Arabia Kaffee in: Alte Reklame, Website von Alexander Genuin. Abgerufen am 2. März 2015.
  9. Das Unternehmen: Die Geschichte. (Memento vom 7. Februar 2016 im Internet Archive) In: Ehemalige Website der Julius Meinl Deutschland GmbH.
  10. Anm.: Zwischenzeitlich hat das Anwesen des Palais Auersperg noch mehrmals die Besitzer gewechselt.