Amanda Tröndle-Engel

schweizerische Malerin, Kunstvermittlerin und Pädagogin

Amanda Tröndle-Engel (* 12. November 1861 in der Brunnmühle (Ligerz);[1]29. September 1956 in Solothurn, heimatberechtigt in Aarau und Solothurn) war eine Schweizer Malerin und Kunstpädagogin.

Leben und Wirken

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Amanda Engel wuchs in der Brunnmühle bei Twann am Bielersee auf. Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Familie 1871 nach Aarau. Dank einer Ausbildung zur Zeichenlehrerin bei Johann Weissbrod,[2] der in Basel an der Gewerbeschule arbeitete, konnte sie sich später selbständig machen und in Solothurn von ihrer künstlerischen und pädagogischen Arbeit leben. Sie unterrichtete u. a. Cuno Amiet (1868–1961).[3] Im Jahr 1886 führte sie ein Tagebuch, das über ihren Alltag als Mal- und Gesangslehrerin in Solothurn Auskunft gibt.[4]

Am 14. Juli 1885 heiratete sie den Juristen Arnold Amiet, der später solothurnischer Oberrichter wurde. Er regte sie dazu an, ihre Studien in Paris fortzusetzen, wo sie mit seinen Freunden Franz Scherrer[5] und Amadé de Besenval[6] verkehrte und an der Zeichenschule von Louise Thoret an der Rue Madame[7] lernte, wo zweimal wöchentlich Marcel Baschet[8] von der Académie Julian zur Korrektur und Kritik kam.

Nach dem Tod Arnold Amiets im Juli 1900 erteilte die Witwe privaten Malunterricht. Zudem eröffnete sie in ihrem Haus «Rosenhag» an der Kapuzinergasse 168[9] (heute Nummer 9) eine Pension.[10]

1904 reiste Amiet-Engel zum Kunststudium nach Dachau zu Adolf Hölzel.[11] Zuvor schon hatte sie zeitweise an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins studiert, dessen Mitglied sie im November 1901[12] gleichzeitig mit ihrer Nichte Martha Burkhardt[13] geworden war. Dort wurde sie u. a. von Angelo Jank und Max Feldbauer unterrichtet.[14] Sie besuchte in München auch die private Malschule von Simon Hollósy.[15]

Im Februar 1906 heiratete sie in München den 22 Jahre jüngeren Oskar Tröndle[16] aus Möhlin.[17] Das Ehepaar kehrte 1907 nach Solothurn zurück, wo es fortan im Kulturleben eine wichtige Rolle spielte. Amanda Tröndle führte in Solothurn eine eigene Malschule, die "Mooli", in der sie ihre theoretischen Erkenntnisse praktisch umsetzte. Sie wandte sich nun dem Zeichenunterricht von Kindern zu. Ihr Lehrmittel Aug, erwach! (1935)[18] war sehr erfolgreich. Das Buch basierte auf eigenen Erfahrungen: Tröndle-Engel hatte eine städtische Primarklasse vom zweiten bis sechsten Schuljahr unterrichtet, um ihre Bildungstheorie in der Praxis zu erproben. Durch ihre pädagogische und publizistische Tätigkeit wurde sie zu einer bedeutenden Kunstvermittlerin und insbesondere zur Pionierin eines modernen Zeichenunterrichts.[19] Dass sie über die Schweizer Grenzen hinaus wirkte, belegt unter anderem die Übersetzung ihres Hauptwerks ins Niederländische.

Daneben präsentierte sie auch eigene Werke, u. a. auch in New York (Linolschnitt Das Kätzchen, 1947). Sie und ihr Ehemann arbeiteten zudem mit Josef Reinhart am (Weihnachtsspiel Der Stern von Bethlehem) zusammen.

Sie war Mitglied der Solothurner Sektion GSMBA. Ihre Werke befinden sich u. a. im Kunstmuseum Solothurn und im Kunstmuseum Olten.

Von Juni bis Oktober 2024 wurden ihre Werke erstmals in einer gemeinsamen Retrospektive zusammen mit denen ihres Mannes Oskar Tröndle im Kunstmuseum Solothurn gezeigt.[20]

  • Zeichnungs-Unterricht in der Volksschule. Vortrag, gehalten am 8. Januar 1913 in der Töpfergesellschaft Solothurn. Separatdruck aus dem Solothurner Tagblatt 1916.
  • Der Stern von Bethlehem. Die Weihnachtsgeschichte in Worten und Bildern, Gedichte in Mundart von Josef Reinhart, Schattenbilder entworfen von Amanda Tröndle-Engel, geschnitten von Oskar Tröndle. Hrsg. in Verbindung mit der schweizerischen Stiftung zur Förderung von Gemeindestuben und Gemeindehäusern. 1. Aufl. Rotapfel-Verlag, Erlenbach-Zürich 1923. (Nachdruck 2002).
  • Aug, erwach! Ein Beitrag zum Zeichenunterricht in der Volksschule, Erlenbach-Zürich / Leipzig 1935.
  • Oog, word wakker! eene bijdrage tot het teekenonderwijs op de lagere school (Übersetzung durch Marta Halbertsma-Reimann), o. O. 1939.

Literatur

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  • Mara Meier: Im Sommer sind die Schatten blau: Amanda Tröndle-Engel. Zytglogge Verlag, Basel 2022. ISBN 978-3-7296-5090-9.
  • Fabian Saner: Die Künstlerin und Zeichnungslehrerin Amanda Tröndle-Engel. In: Stadtgeschichte Solothurn 19. und 20. Jahrhundert. Hrsg. von der Einwohnergemeinde Solothurn. Lehrmittelverlag des Kantons, Solothurn 2020. S. 341–342.
  • Thomas Schmutz: Künstlerleben und Kunstvermittlung: Oskar und Amanda Tröndle. In: Christoph Lichtin u. a. (Hrsg.): Gegenwartskunst in Solothurn. Zürich 2000. S. 89–99.
  • Adele Tatarinoff-Eggenschwiler: Ein Dienst am Schönen und Guten: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel in Solothurn. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952.
  • Jaël Natalie Zürcher: Amanda Tröndle-Engel: unbekannt, aber nicht unbedeutend: das Leben einer Solothurner Künstlerin. [Kantonsschule], Solothurn 2020. Matura-Arbeit, begleitet durch Patricia Schneider.
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Einzelnachweise

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  1. Lesung aus «Im Sommer sind die Schatten blau». Abgerufen am 24. Juni 2023.
  2. Weissbrod, Johann Baptist. Sikart, abgerufen am 18. Juli 2020.
  3. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adele: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel in Solothurn: Ein Dienst am Guten und Schönen. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 11.
  4. Mara Meier: Nachmittags arbeitete ich an meinem Selbst-Portrait bis Adele Dürholz und Frl. Gunzinger kamen: Das Tagebuch der jungen Solothurner Mallehrerin Amanda Amiet-Engel von 1886. In: Jahrbuch für Solothurnische Geschichte. Nr. 96, 2023, S. 107–129.
  5. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adele: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel in Solothurn: Ein Dienst am Guten und Schönen. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 22.
  6. Tatrinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 22.
  7. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel in Solothurn: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 24.
  8. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 24.
  9. Adressbuch für die Stadt und den Kanton Solothurn: 1898–1899. Polytechnische Anstalt, Bern 1898.
  10. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 25–27.
  11. Thiemann-Stoedtner, Ottilie und Gerhard Hanke: Dachauer Maler: die Kunstlandschaft von 1801–1946. 2. Auflage. Verlagsanstalt Bayerland, Dachau 1989, ISBN 3-89251-054-7, S. 293.
  12. Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Herbert Utz Verlag, München 2005, ISBN 3-8316-0479-7, S. 141.
  13. Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Herbert Utz Verlag, München 2005, ISBN 3-8316-0479-7, S. 147.
  14. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel in Solothurn: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn, S. 27–28.
  15. Tatarinoff-Eggenschwiler, Adèle: Das Leben der Frau Amanda Tröndle-Engel: Ein Dienst am Schönen und Guten. Buchdruckerei Union, Solothurn 1952, S. 28.
  16. Oskar Tröndle. In: SIKART Lexikon. Abgerufen am 7. Juni 2021.
  17. Fabienne Sutter: Tröndle, Oskar. Sikart, abgerufen am 18. Juli 2020.
  18. Tröndle, Amanda & Oskar Tröndle: Aug, erwach! Ein Beitrag zum Zeichenunterricht in der Volksschule. Rotapfel, Erlenbach-Zürich / Leipzig 1935.
  19. Saner, Fabian: Die Künstlerin und Zeichnungslehrerin Amanda Tröndle-Engel (in: Stadtgeschichte Solothurn 19. und 20. Jahrhundert). Hrsg.: Einwohnergemeinde der Stadt Solothurn. Lehrmittelverlag des Kantons Solothurn, Solothurn 2020, ISBN 978-3-905470-81-9, S. 341–342.
  20. Amanda Tröndle-Engel & Oskar Tröndle. In: Kunstmuseum Solothurn. 2024, abgerufen am 22. September 2024.