Ammiratus
Ammiratus (auch admiratus geschrieben) war eine Bezeichnung für einen hohen Würdenträger im normannischen Königreich Sizilien.
Wortherkunft
BearbeitenDie lateinische Bezeichnung ammiratus ist von dem arabischen[1] Wort amīr (Emir) abgeleitet, die parallele griechische Bezeichnung lautet Ἀμηρᾶς (ameras). Daneben wird in griechischen Texten auch der Begriff ἄρχων (archon) verwendet.
Funktion
BearbeitenDie Funktionen sind unter den Normannen nicht eindeutig festgelegt, die ammirati können militärische oder zivile Aufgaben erfüllen, auch eine Verbindung von beiden Bereichen kommt vor. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts können die Aufgaben durch einen Zusatz im Genitiv beschrieben werden. Fast alle Inhaber dieses Amtes stammen aus dem griechisch-arabischen Kulturkreis.
Als Befehlshaber der normannischen Flotte trug Walter von Moac 1177 den Titel regii fortunati stolii admiratus.[2] Die deutsche Bezeichnung „Admiral“ (ital. ammiraglio) stellt eine Einengung des ursprünglichen Begriffs dar, da unter einem Admiral in der Regel nur noch der Befehlshaber einer Flotte verstanden wird.
Ammiratus ammiratorum
BearbeitenDer ammiratus ammiratorum (Emir der Emire) war der höchste Würdenträger nach dem König, eine Art oberster Minister, in der Stellung dem Großwesir an islamischen Höfen vergleichbar.
- Amtsträger
- Christodulos, ca. 1107–1125 unter Roger II.
- Georg von Antiochien, unter Roger II.
- Maio von Bari, bis 1160 unter Wilhelm I.
Nach Maio kommt diese Bezeichnung, die in Analogie zu ἄρχων τῶν άρχόντων (archõn tõn archontõn) gebildet wurde, nicht mehr vor. Unter Wilhelm II. beriet der Rat der Familiaren den König.[3] Walter von Palermo und Matheus von Salerno nahmen dort miteinander konkurrierend die führende Stellung ein.
Literatur
Bearbeiten- Raoul Manselli: Admiratus. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980, ISBN 3-7608-8901-8, Sp. 155 f.
- Léon-Robert Ménager: Amiratus – Άμηρᾶς. L’Émirat et les Origines de l’Amirauté (XIe – XIIIe siècles), Paris 1960
- Moses I. Finley, Denis Mack Smith, Christopher Duggan: Geschichte Siziliens und der Sizilianer. 3. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54130-5
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ http://www.hist-hh.uni-bamberg.de/hilfswiss/MittellatGloss.html
- ↑ Dotalurkunde Wilhelms II. für Johanna von England (PDF; 290 kB)
- ↑ Hans Schadek: Die Familiaren der sizilischen und aragonischen Könige im 12. und 13. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Familiaritas. Dissertation Universität Freiburg 1970.