Amt Zwickau

Verwaltungseinheit im Kurfürstentum Sachsen

Das Amt Zwickau war eine im Erzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des Kurfürstentums Sachsen.

Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.

Geographische Ausdehnung

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Das Amt Zwickau lag zum größten Teil im Norden und Westen des ehemaligen Landkreises Zwickauer Land. Das Kerngebiet des Amts umfasste einen schmalen Streifen an der Zwickauer Mulde von Planitz über Zwickau bis zum heutigen Ortsteil Mosel. Westlich davon erstreckte sich das Gebiet der Ämter Schönfels, Werdau und Crimmitschau von der Quelle der Pleiße bei Ebersbrunn bis zur Stadt Crimmitschau. Im Westen des Amts lag der Werdauer Wald. In Thüringen liegen heute vier Orte im Norden des Amts (Landkreis Altenburger Land) und drei Orte im Westen des Amts (Landkreis Greiz).

Die Herrschaft Wildenfels befand sich zum größten Teil im Wildenfelser Zwischengebirge östlich der Zwickauer Mulde. Die Exklaven des Amts Zwickau lagen südlich und östlich des Amts im angrenzenden Westerzgebirge bzw. nördlich von Chemnitz an der Chemnitz.

Die nach 1832 zum Amt gekommenen Exklaven des Ziegenhierdschen Ländchens lagen westlich des Amts im Gebiet des Herzogtums Sachsen-Altenburg und des Fürstentums Reuß jüngerer Linie (heutiger thüringischer Landkreis Greiz bzw. Gebiet der Stadt Gera).

Angrenzende Verwaltungseinheiten

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Herzogtum Sachsen-Altenburg Herrschaft Glauchau
Amt Weida Fürstentum Reuß älterer Linie   Herrschaft Lichtenstein
Amt Plauen (Vogtland) Amt Wiesenburg Herrschaft Wildenfels

Geschichte

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Ursprünglich war die Region um Zwickau, der von Slawen bewohnte Gau Czwigkow, der südlichste Teil des Pleißenlands. Um 1170 gründete Kaiser Friedrich Barbarossa die Stadt Zwickau. Zum Schutz des Gebietes wurde das Schloss Osterstein in Zwickau errichtet, welches 1292 das erste Mal erwähnt wurde. Seit 1143 gehörte die Zwickauer Region zum Besitz der Markgrafschaft Meißen. Zunächst gab es in der Region vier Ämter: das Amt Zwickau auf einem schmalen Streifen an der Zwickauer Mulde, die bis 1413 schönburgische Pflege Crimmitschau und das 1397 gegründete reußische Amt Schönfels, von welchem 1435 das Amt Werdau abgespaltet wurde. Einige Orte der Region wurden dem Kloster Grünhain geschenkt und blieben bis zu dessen Säkularisation im Jahr 1533 in dessen Besitz. Dies waren Crossen, Königswalde bei Werdau, Hartmannsdorf bei Werdau, Marienthal, Bockwa, Oberhohndorf, Reinsdorf (anteilig), Lauenhain, Gersdorf bei Crimmitschau, Schedewitz und Weißenborn.

Seit der Leipziger Teilung 1485 gehörten diese vier Ämter, welche durch die schönburgischen Herrschaften im Osten begrenzt wurden, zur ernestinischen Linie der Wettiner. Erst seit der Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg 1547 kamen sie in Besitz der Albertiner. Die Reformation fasste in der Gegend sehr zeitig Fuß. 1520 predigte Thomas Müntzer in Zwickau, welcher auf Empfehlung von Martin Luther in die Stadt kam. Bereits 1523 bekannte sich der erste Zwickauer Pfarrer zur lutherischen Reformation. 1525 kam es in der Zwickauer Umgebung zu Bauernaufständen.

Im 16. Jahrhundert gingen die Ämter Schönfels, Werdau und Crimmitschau im Amt Zwickau auf. Die südlich angrenzende Herrschaft Wiesenburg stand nach der Verlehnung an die Edlen von der Planitz im Jahr 1405 in Verbindung mit dem Amt Zwickau. 1591 kam diese an den Rat der Stadt Zwickau, ehe sie 1618 als eigenständiges kurfürstliches Amt Wiesenburg neu gegründet wurde.

Die Herrschaft Wildenfels wurde nach Anerkennung der Landeshoheit des albertinischen Kurfürsten von Sachsen durch das Haus Solms-Wildenfels im Jahre 1706 als Standesherrschaft Wildenfels administrativ dem Amt Zwickau zugeordnet.

Zwischen 1830 und 1856 erfuhr das Amt Zwickau u. a. folgende territoriale Veränderungen:

1856 wurde das Amt Zwickau in mehrere Gerichtsämter aufgeteilt. Die nach der Verwaltungsreform 1874 im Königreich Sachsen entstandene Amtshauptmannschaft Zwickau bestand zum großen Teil aus dem Gebiet des Amts Zwickau (Gerichtsamtsbezirke Crimmitschau, Werdau, Wildenfels und Zwickau). Die Orte des einstigen Gerichtsamts Remse wurden hingegen im Jahr 1878 an die neu entstandene Amtshauptmannschaft Glauchau abgegeben.

Zugehörige Orte

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Orte des Amts Zwickau im heutigen Freistaat Sachsen
Ort heutige Ortszugehörigkeit Bemerkungen
Stadt Zwickau Stadt Zwickau mit dem Schloss Osterstein und allen ihrer heutigen Stadtteilen, außer Oberrothenbach (ohne Helmsdorf), Schlunzig und Jüdenhain
Niederplanitz, Oberplanitz, Wendisch-Rottmannsdorf Stadt Zwickau (südwestliche Stadtteile) Hüttelsgrün wurde erst um 1900, Neuplanitz im Jahr 1978 angelegt
Schedewitz, Cainsdorf, Bockwa Stadt Zwickau (südliche Stadtteile)
Oberhohndorf, Pöhlau (Zwickauer Anteil), Eckersbach, Auerbach Stadt Zwickau (östliche Stadtteile) Pöhlau (Wildenfelser Anteil) gehört heute zur Gemeinde Reinsdorf
Schneppendorf, Crossen, Mosel (Zwickauer Anteil) Stadt Zwickau (nordöstliche Stadtteile) Mosel (Schönburgischer Anteil), Schlunzig und Jüdenhain gehörten zur Herrschaft Schönburg-Glauchau
Hartmannsdorf, Helmsdorf, Niederhohndorf Stadt Zwickau (nördliche Stadtteile) Oberrothenbach gehörte zur Herrschaft Schönburg-Glauchau
Pölbitz, Weißenborn mit Wüstung Rappendorf, Marienthal Stadt Zwickau (westliche und nordwestliche Stadtteile) Brand entstand erst im 19. Jahrhundert
Reinsdorf (Zwickauer Anteil) Gemeinde Reinsdorf kleiner Teil
Dennheritz (Zwickauer Anteil) und Niederschindmaas (Zeitzer Anteil) Gemeinde Dennheritz Niederschindmaas (Zeitzer Anteil) gehörte nach 1815 zum Amt Zwickau
Seiferitz, Waldsachsen (sächs. Anteil) (beide nur anteilig) Stadt Meerane
Stadt Crimmitschau Stadt Crimmitschau Mannichswalde mit Rußdorf (Altenburger Anteil), Großpillingsdorf und Kleinpillingsdorf gehörten zum Herzogtum Sachsen-Altenburg
Leitelshain, Wahlen, Gablenz, Rudelswalde Stadt Crimmitschau
Blankenhain, Rußdorf, Langenreinsdorf Stadt Crimmitschau
Frankenhausen, Gösau, Gosel (sächs. Anteil), Wüstung Mark Sahnau Stadt Crimmitschau
Lauenhain, Gersdorf, Harthau Stadt Crimmitschau
Langenbernsdorf, Trünzig, Stöcken (Trünziger Anteil) Gemeinde Langenbernsdorf Stöcken wurde um 1700 angelegt
Niederalbertsdorf, Oberalbertsdorf, Kleinrußdorf Gemeinde Langenbernsdorf
Stöcken (Weidaer Anteil), Walddorf, Wolframsdorf(Wolframsdorfer Waldhäuser) Gemeinde Langenbernsdorf Gehörten bis 1816 als Exklave zum Amt Weida, dann zum Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Kamen 1845 durch Gebietstausch vom Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zum Königreich Sachsen.
Sorge, Neudeck (sächs. Anteil) Gemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf (Thüringen) gehörten damals zu Langenbernsdorf
Neukirchen/Pleiße, Schiedel, Culten, Schweinsburg, Kleinhessen mit Bosenhof, Naundorf, Carthause Gemeinde Neukirchen/Pleiße
Dänkritz, Lauterbach mit Nichzenhain Gemeinde Neukirchen/Pleiße Nichzenhain entstand im 16. Jh.
Stadt Werdau Stadt Werdau
Königswalde, Steinpleis, Langenhessen, Leubnitz Stadt Werdau

die Leubnitzer Waldsiedlung entstand erst nach 1945

Beiersdorf, Gospersgrün, Ruppertsgrün, Römersgrün Gemeinde Fraureuth Fraureuth selbst gehörte damals zum Fürstentum Reuß älterer Linie
Lichtentanne, Ebersbrunn, Schönfels, Altrottmannsdorf, Stenn, Thanhof Gemeinde Lichtentanne mit der Burg Schönfels
Neumark (mit Oberneumark und Unterneumark mit Erlmühle), Reuth, Schönbach Gemeinde Neumark (Vogtland) liegen heute im Vogtlandkreis
Hauptmannsgrün Gemeinde Heinsdorfergrund liegt heute im Vogtlandkreis
Voigtsgrün, Niedercrinitz (Zwickauer Anteil) Gemeinde Hirschfeld Niedercrinitz gehörte ab 1832 zum Amt Kirchberg
Obercrinitz (ohne Herlagrün) (Exklave), Lauterhofen (Zwickauer Anteil, Exklave), Lauterholz (Zwickauer Anteil, Exklave) Gemeinde Crinitzberg gehörten alle ab 1832 zum Amt Kirchberg
Stangengrün (Exklave), Cunersdorf (Zwickauer Anteil), Saupersdorf (Zwickauer Anteil, Exklave) Stadt Kirchberg Cunersdorf und Saupersdorf gehörten ab 1832 zum Amt Kirchberg
Wilkau, Silberstraße (Exklave), Culitzsch (Zwickauer Anteil) Stadt Wilkau-Haßlau Culitzsch gehörte nach 1832 zum Amt Kirchberg
Niederschlema (Exklave) Stadt Aue-Bad Schlema 1173 als Besitz des Klösterlein Zelle von der niederen Grafschaft Hartenstein abgetrennt; ab 1691 Ratsdorf der Bergstadt Schneeberg, ab 1832 zum Amt Kirchberg
Auerhammer, Neudörfel (Exklaven) Stadt Aue-Bad Schlema beide Orte nach 1550 entstanden; gehörten ab 1832 zum Kreisamt Schwarzenberg bzw. Amt Kirchberg
Niederwürschnitz (Exklave) Gemeinde Niederwürschnitz ab 1832 zum Amt Stollberg
Oberwürschnitz (Exklave) Stadt Oelsnitz/Erzgeb. ab 1832 zum Amt Stollberg
Neuwiese (Exklave) Stadt Oelsnitz/Erzgeb. um 1700 entstanden, ab 1832 zum Amt Stollberg
Lugau (Exklave) Stadt Lugau gehörte ursprünglich zur Grafschaft Hartenstein, ab 1832 zum Amt Stollberg, Stadt seit 1924
Oelsnitz/Erzgeb. (kurfürstlicher Anteil) (Exklave) Stadt Oelsnitz/Erzgeb. ab 1832 zum Amt Stollberg; Stadt seit 1924
Wittgensdorf (Exklave) Stadt Chemnitz ab 1832 zum Amt Chemnitz
Murschnitz (Exklave) Stadt Chemnitz ab 1816 zum Amt Penig, ab 1832 zum Amt Chemnitz
Orte des Amts Zwickau im heutigen Freistaat Thüringen
Ort heutige Ortszugehörigkeit Bemerkungen
Ober- und Niedergrünberg Gemeinde Ponitz liegen heute im Landkreis Altenburger Land
Heyersdorf Gemeinde Heyersdorf liegt heute im Landkreis Altenburger Land
Thonhausen (sächsischer Anteil) Gemeinde Thonhausen liegt heute im Landkreis Altenburger Land
Seelingstädt, Chursdorf und Zwirtzschen Gemeinde Seelingstädt liegen heute im Landkreis Greiz

Amtleute

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Literatur

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  • Leo Bönhoff: Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte. Band 27, 1906, S. 209–278.
  • Leo Bönhoff: Die ältesten Ämter der Mark Meißen. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Band 38, 1917, S. 17–45 (Digitalisat).
  • Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau (= Unsere Heimat. Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges). Druckerei&Verlag Mike Rokstroh, Aue 2004.
  • Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0.
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Einzelnachweise

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  1. Wittgensdorf im Handbuch der Geographie, S. 53
  2. Beschreibung des Bezirks der Kreisdirektion Zwickau ab S. 192
  3. Eingliederung der Herrschaft Remse mit den Dingstühlen Tirschheim und Ziegelheim in den Kreisdirektionsbezik Zwickau, „Handbuch der königlich sächsischen Gesetzgebung vom 28. und 30. Januar 1835“, S. 132
  4. Das Amt Zwickau im Archiv des Freistaats Sachsen