Arthur Ewert

deutscher Politiker (SPD, KPD), MdR, Revolutionär

Arthur Ewert (* 30. November 1890 in Heinrichswalde; † 3. Juli 1959 in Eberswalde, auch Harry Berger) war ein kommunistischer Politiker.

Arthur Ernest Ewert (1936)

Ewert ist Sohn eines ostpreußischen Kleinbauern, der sich durch ein hohes Bildungsstreben auszeichnete, welches er auch auf seinen Sohn übertrug.

Er wanderte 1914 nach Kanada aus und wurde wegen seiner politischen Aktivitäten 1919 nach Deutschland zurück abgeschoben. Er war einer der Gründer der ersten kommunistischen Partei des Landes, der Socialist Party of North America. Im Februar 1919 wurde versucht, eine namentliche Kommunistische Partei zu gründen, doch das Treffen wurde verraten und von der Polizei gesprengt; das beteiligte deutsche Ehepaar (das sich bei diesem Treffen „Everhardt“ nannte) wurde inhaftiert.[1]

Ewert machte dann eine wechselhafte Karriere in der KPD und war vom Mai 1928 bis zum September 1930 Mitglied des Reichstags. Als er in der KPD entmachtet wurde, ernannte man ihn zum Kandidat des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale Mitglied des Lateinamerikanischen Büros des Exekutivkomitees der Internationale in Moskau. Seit 1934 in Brasilien, wurde er nach einem kommunistischen Aufstand im Dezember 1935 in Brasilien verhaftet und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Durch diese Haft gesundheitlich schwer geschädigt, durfte er 1947 nach Deutschland zurückkehren.

Nach der Absolvierung einer Sattlerlehre bei seinem Onkel in Berlin schloss sich Ewert 1908 der SPD an.[2]

Im Mai 1914 emigrierte er mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Elisabeth Saborowski (1886–1939)[3] nach Kanada, wo sich beide sozialistischen Gruppen anschlossen und ab 1914 an Antikriegsaktivitäten beteiligten.

Um der drohenden Internierung als Staatsbürger eines feindlichen Staates zu entgehen, ging das Paar in den politischen Untergrund. Sie reisten in Kanada und den USA und traten der neuen Socialist Party of North America (SPNA) 1915 bei. In der Partei nannten sie sich „Gustav“ und „Elsie“ und nutzten falsche kanadische Dokumente als „Arthur Brown“ und „Annie Bancourt“.[4]

Als nach dem Kriegsende die Überwachung kommunistischer Bestrebungen begann, wurde das Paar im März 1919 in Toronto verhaftet und Ewert bald nach Deutschland abgeschoben,[5] wo er im selben Jahr der KPD beitrat. Hier wurde er 1921 hauptamtlicher Funktionär und 1923 ins Zentralkomitee gewählt und erstmals zur Kommunistischen Internationale in Moskau entsandt,[6] außerdem leitete er den Parteibezirk Hessen.[2] In dieser Zeit arbeitete er eng mit Heinz Neumann (1902–1937) und Gerhart Eisler (1897–1968) zusammen.[2] Da er nach dem Hamburger Aufstand polizeilich gesucht wurde, ging Ewert in den Untergrund. Bei den Wahlen zum Sächsischen Landtag im Oktober 1926 wurde er einer der vierzehn Abgeordneten der KPD. Am 22. März 1927 wurde seine Wahl durch Landtagsmehrheit für ungültig erklärt, da er keinen echten Wohnsitz in Sachsen habe.[2] Ernst Scheffler (1891–1954) rückte für ihn nach. So blieb Ewert bis zur Reichstagswahl im Mai 1928 im Untergrund. Er gehörte wegen des guten Wahlergebnisses zu den 54 Abgeordneten der KPD im Reichstag.[2] Nach seiner Wahl heiratete Ewert seine langjährige Lebensgefährtin Elisabeth Saborowski. Zur Mittelgruppe,[2] dann zur Strömung der Versöhnler um Ernst Meyer (1887–1930) zählend,[2] war Ewert um 1928 durch die Krankheit Meyers kurzzeitig faktisch nach Ernst Thälmann stellvertretender Parteivorsitzender,[2] wurde aber nach der Wittorf-Affäre und dem 12. Parteitag 1929 im Rahmen der ultralinken Wende der KPD entmachtet.

Obwohl im Konflikt mit der KPD-Führung und Stalins Leitlinien blieb Ewert 1930 im Apparat der Kommunistischen Internationale in Moskau und wurde als zeitweiliger Vertreter des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) bei der KP Chinas und im Lateinamerika-Büro der Komintern in Buenos Aires bzw. Montevideo tätig; gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Saborowski-Ewert (Spitzname: Sabo) ging er Ende 1934 als vorgebliches US-amerikanisches Ehepaar Berger nach Brasilien, wo noch weitere Komintern-Mitarbeiter einreisten, darunter die Deutsche Olga Benario als „Ehefrau“ des als nationalen Führer ausersehenen früheren Hauptmanns der Brasilianischen Armee Luís Carlos Prestes. Sie sollten den in Moskau geplanten Aufstand gegen das Regime von Vargas im November 1935 anführen, der scheiterte. Ewert wurde im Dezember 1935 von der brasilianischen Polizei verhaftet, und schwer gefoltert.[2] Er musste auch die Folterung und Vergewaltigung seiner Frau mitansehen, worauf er schließlich psychisch erkrankte. Auch die untergetauchten Prestes wurden 1936 verhaftet.

Elisabeth Saborowski-Ewert und die schwangere Olga Benario wurden als Deutsche ausgewiesen, der Gestapo übergeben und trafen Ende Oktober 1936 in Hamburg ein. Saborowski-Ewert starb 1939 im KZ Ravensbrück[2] in einer Strafzelle.

Am 7. Mai 1937 wurde Ewert im eintägigen Hauptprozess gegen die 35 Anführer des Aufstandes zu 13 Jahren und 4 Monaten Haft verurteilt. Versuche amerikanischer Kommunisten, dem schwerkranken Ewert aus alter Verbundenheit einen amerikanischen Verteidiger zur Seite zu stellen, wurden von den brasilianischen Behörden im Zusammenwirken mit der US-Botschaft verhindert. Nur Prestes erhielt mit 16 Jahren 8 Monaten noch eine längere Strafe. Von den anderen Komintern-Mitarbeitern erhielten der Argentinier Rudolfo Ghioldi (1897–1985) und – in Abwesenheit – der angebliche Belgier Leon Vallée vier Jahre Haft. Der US-amerikanische Funker des Komintern-Teams, Victor Allen Barron, starb in der Haft angeblich durch Selbstmord nach Verrat der Gruppe. Die anderen Brasilianer erhielten nur kurze Strafen. Auch ein weiterer Prozess mit 121 Angeklagten endete mit geringen Strafen; nur ein junger Offizier wurde zum Tode verurteilt, der seinen Kommandeur erschossen hatte. Tausende, die offensichtlich nichts mit dem kommunistischen Putsch zu tun hatten, waren aber nach dem Putsch in Haft gewesen, waren misshandelt worden und die Berechtigung ihrer Festsetzung wurde nie gerichtlich überprüft. Schiffe wurden als Behelfsgefängnisse genutzt. Das Vargas-Regime nutzte einen angeblichen weiteren kommunistischen Umsturzplan zur Verhängung des Kriegsrechts, Absage von Wahlen, Ausschaltung aller politischen Organisationen und Errichtung einer Diktatur.

Der Aufstand scheiterte an einer Fehleinschätzung der Fähigkeiten und Bedeutung der brasilianischen Partei und der Fähigkeit Prestes, dem Hauptplaner des Umsturzversuches, weitere Anhänger zu mobilisieren. Der aus China kommende Ewert wurde erst spät in das Vorhaben eingebunden und erkannte die Mängel der Grundidee zu spät oder wollte sich nicht erneut in Widerspruch zur in Moskau beschlossenen Linie stellen. Die verheerenden Folgen für seine Frau konnte er offensichtlich nicht verarbeiten.

 
Grabstätte

1942 wurde Arthur Ewert in eine psychiatrische Klinik verlegt. Er wurde 1945 begnadigt und konnte 1947 in die SBZ ausreisen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in geistiger Umnachtung in der Berliner Charité und anschließend ab August 1950 in einem Sanatorium in Eberswalde/DDR, wo er 1959 starb.[2]

Würdigungen

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Ewerts Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Die Grabrede hielt sein früherer enger Mitarbeiter Gerhart Eisler.[2]

Die Deutsche Post der DDR gab 1981 zu seinen Ehren eine Sondermarke in der Serie Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung heraus.

Literarische Darstellung

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Im Roman Exil der frechen Frauen hat Robert Cohen die Rolle Ewerts und seiner Frau Elisabeth bei den Ereignissen in Brasilien gestaltet.

Literatur

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  • Ronald Friedmann: Arthur Ewert. Revolutionär auf drei Kontinenten. Dietz, Berlin 2015, ISBN 978-3-320-02319-5 Zugl. Diss. phil. Universität Potsdam, 2015 (diese Druckausgabe ist gekürzt; vollständige Fass. als PDF-Datei auf der Website des Autors)
    • dsb.: Arthur Ewert und Elise Saborowski. Zwei Deutsche in der frühen kommunistischen Bewegung Kanadas. In: Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien, 10. Jg. H. 1, 2011 Volltext auf der Seite des Autors, in der Fassung aus JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 2011.
  • David P. Hornstein: Arthur Ewert: A Life for the Comintern. Lanham 1993, ISBN 0-8191-9258-9.[7]
  • Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarb. und stark erw. Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6 (Online [abgerufen am 8. August 2011]).
  • José Joffily: Harry Berger. Paz e terra, Rio de Janeiro 1987.
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Commons: Arthur Ewert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ian Angus: Canadian Bolsheviks. The Early Years of the Communist Party of Canada. Trafford Publishing, Victoria, BC 2004, S. 307 (Online)
  2. a b c d e f g h i j k l Arthur Ewert – Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten
  3. Hornstein: Arthur Ewert. S. 7.-- Sie starb an den Folgen von Misshandlungen im KZ Ravensbrück.
  4. Hornstein: Arthur Ewert. S. 9 ff.
  5. Hornstein, S. 11f.: Elisabeth Saborowski wurde in Kanada interniert und Anfang 1920 auch nach Deutschland abgeschoben
  6. Hornstein, S. 61.
  7. Friedmann bewertet dies Buch in seiner Dissertation wie folgt: 1993 brachte David P. Hornstein, ein ehemaliger Mitarbeiter des US-Geheimdienstes CIA, ein Buch mit dem Titel »A Life for the Comintern« heraus, das er selbstbewußt als »Biographie« Arthur Ewerts bezeichnete.13 Allerdings hatte Hornstein keinerlei eigene Forschungen unternommen. Er hatte vielmehr ungeprüft alles verwendet, was er in englischsprachigen Büchern und in den Akten der US-Bundespolizei FBI fand, die zu lesen er nicht umhin kam. Hornstein lieferte zwar ein mehrseitiges Literaturverzeichnis, doch im Buch selbst verzichtete er auf jede Quellenangabe. Viele Schilderungen sind zudem frei erfunden. So gab Hornstein, um nur ein Beispiel zu nennen, einen ausführlichen Bericht über eine Reise Arthur Ewerts Ende 1934 in die USA, obwohl sich Arthur Ewert zu dieser Zeit nachweislich in Uruguay aufhielt. S. 10 der pdf-Version