Böchingen
Böchingen ist eine Ortsgemeinde und ein Weinbauort im Landkreis Südliche Weinstraße in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Landau-Land an. Das Weinbauerndorf ist heute zunehmend eine nach Landau und Neustadt an der Weinstraße ausgerichtete Wohngemeinde.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 14′ N, 8° 6′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Südliche Weinstraße | |
Verbandsgemeinde: | Landau-Land | |
Höhe: | 206 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,35 km2 | |
Einwohner: | 726 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 136 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 76833 | |
Vorwahl: | 06341 | |
Kfz-Kennzeichen: | SÜW | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 37 012 | |
LOCODE: | DE BOG | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | An 44 Nr. 31 76829 Landau in der Pfalz | |
Website: | www.boechingen.de | |
Ortsbürgermeisterin: | Sarah Vollmar | |
Lage der Ortsgemeinde Böchingen im Landkreis Südliche Weinstraße | ||
Geographie
BearbeitenLage
BearbeitenIm Kern bilden drei Straßen das Ortsbild: Von West nach Ost die Hauptstraße, die aus der Gleis- in die Walsheimer Straße übergeht, die Godramsteiner Straße mündet von Süden in sie und in Nord-Süd-Richtung verläuft die Burrweiler- beziehungsweise Landauer Straße. Damit sind auch die Nachbarorte genannt. Zudem gehören zur Gemeinde noch zwei Exklaven im Pfälzerwald.
Erhebungen und Gewässer
BearbeitenDer im Ort fließende Hainbach wurde 1999 aus der Kanalisation wieder freigelegt. Die eine Exklave wird in Nord-Süd-Richtung vom Eußerbach durchflossen und umfasst die Ostflanke des Dörenecks sowie die Nordwestflanke des Harzofenbergs. Die weiter östlich gelegene umfasst die Nordflanke des Orensberg und wird im Nordosten vom Hainbach begrenzt, der zudem in diesem Bereich seine Quelle hat.
Geschichte
BearbeitenBöchingen wurde im Jahr 767 anlässlich einer Schenkung an das Kloster Lorsch als Bochincheim erstmals im Lorscher Codex erwähnt.[2] Bis um 1400 gehörte das Dorf politisch den Herren von Böchingen. Heinrich von Zeiskam erhielt 1408 von König Ruprecht Dorf und Burg Böchingen zu Lehen. Bis 1676 war Böchingen als pfälzisches Lehen im Besitz der Herren von Zeiskam, dann wurde das Dorf kurzzeitig direkt durch die Pfalz verwaltet, bevor es ca. 100 Jahre an die Herren von Steinkallenfels verlehnt war. Anschließend war Böchingen einige Zeit unter der Regierung des pfälzischen Hofkanzlers Joseph Anton Freiherr von Reiboldt. Nach dessen Tod wurde das Lehen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wieder direkt durch die Kurpfalz regiert und unterstand dort dem Oberamt Neustadt.[3]
Von 1798 bis 1814, als die Pfalz ein Teil der Französischen Republik (bis 1804) und anschließend ein Teil des Napoleonischen Kaiserreichs war, war Böchingen in den Kanton Edenkoben eingegliedert und war Sitz einer Mairie. 1815 hatte die Gemeinde insgesamt 670 Einwohner. Im selben Jahr wurde die Gemeinde Österreich zugeschlagen. Bereits ein Jahr später wechselte der Ort wie die gesamte Pfalz in das Königreich Bayern. Von 1818 bis 1862 gehörte er dem Landkommissariat Landau an; aus diesem ging das Bezirksamt Landau hervor. Im 19. Jahrhundert verließen viele Bürger den Ort. Die Einwohnerzahl sank von 939 im Jahr 1835 auf 751 im Jahr 1905.[4]
Ab 1939 war der Ort Bestandteil des Landkreises Landau in der Pfalz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Böchingen innerhalb der französischen Besatzungszone ein Teil des damals neu gebildeten Landes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte Böchingen am 7. Juni 1969 in den neu geschaffenen Landkreis Landau-Bad Bergzabern, der 1978 in Landkreis Südliche Weinstraße umbenannt wurde. 1972 wurde die Gemeinde der ebenfalls neu gebildeten Verbandsgemeinde Landau-Land zugeordnet.
Religion
Bearbeiten2012 waren 52,4 Prozent der Einwohner evangelisch und 25,7 Prozent katholisch. Die übrigen gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[5] Die Evangelischen gehören zur Protestantischen Landeskirche Pfalz, die Katholiken gehören zum Bistum Speyer.
Die einst vor Ort ansässige jüdische Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Landau (Pfalz) und besaß eine Synagoge, die 1938 den Novemberpogromen zum Opfer fiel. Im Ort befinden sich Stolpersteine, die an die Deportationen der überwiegend jüdischen Opfer erinnern sollen.
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat in Böchingen besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 9. Juni 2024 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und der ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin als Vorsitzender.[6]
Bürgermeister
BearbeitenSarah Vollmar (parteilos) wurde am 2. Juli 2024 Ortsbürgermeisterin von Böchingen.[7] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 war sie als einzige Kandidatin mit 81,4 % der Stimmen gewählt worden.[8]
Vollmars Vorgänger Jan Philip Poppelbaum hatte das Amt am 1. Januar 2023 angetreten.[9] Da für eine am 11. September 2022 vorgesehene Direktwahl kein Wahlvorschlag eingereicht wurde, oblag die Neuwahl dem Gemeinderat. Dieser entschied sich am 6. September einstimmig für Poppelbaum als künftigen Bürgermeister.[10] Zur Direktwahl 2024 trat er nicht an.[11]
Poppelbaums Vorgänger Reinhold Walter (CDU) hatte das Amt 1994 übernommen. Zuletzt bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 war er mit einem Stimmenanteil von 78,06 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt worden.[12] Im Juni 2022 kündigte er jedoch an, das Amt aus persönlichen Gründen zum 31. Dezember 2022 niederzulegen. Dies löste die Neuwahl aus.[13]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Durch eine blaue Leiste von Grün und Gold geteilt, oben ein schreitender herschauender rotbewehrter und -bezungter silberner Löwe (Leopard), unten ein schwarzes Gemarkungszeichen in Form eines Kesselhakens.“[14] | |
Wappenbegründung: Es wurde 1929 vom Bayerischen Staatsministerium des Innern genehmigt und geht zurück auf ein Siegel von 1723. |
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenDie von König Ruprecht mit dem Ort belehnten Ritter von Zeiskam bauten im Ortskern auf einer Burgruine ein Schloss, das inzwischen wiederholt neu errichtet werden musste. Bei der heutigen protestantischen Kirche gibt es noch mehrere Wappen-Grabplatten der Adelsfamilie. Das Schloss sowie acht weitere Objekte stehen unter Denkmalschutz.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenGewerbe
BearbeitenBedeutendster Erwerbszweig ist in der Landwirtschaft der Weinbau. Vor Ort, der zum Weinanbaugebiet Pfalz gehört, existiert die Einzellage Rosenkranz[15] mit den Sublagen Zinkelerde[16] und Im untern Kreuz[17]. In Böchingen existierte eine Betriebsstätte der Sektkellerei Schloss Wachenheim. Diese wurde jedoch im Sommer 2007 stillgelegt, da man dort laut Unternehmensleitung nicht mehr kostengünstig arbeiten konnte. Seit 2008 besitzt die Weinkellerei Reh Kendermann im Ort einen Hochtankkeller.
Angebaute Rebsorten
BearbeitenJe nach Boden werden auf tiefgründigem Lehm Müller-Thurgau, Kerner, Portugieser, Dornfelder und Sankt Laurent oder auf Muschel-Kalkstein-Böden Dunkelfelder, Spätburgunder, Riesling, Silvaner, Grau-, Weißburgunder und Chardonnay angebaut.
Verkehr
BearbeitenDurch Böchingen führte von 1913 bis 1953 die Pfälzer Oberlandbahn. Der Ort ist über die Buslinie 500 des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar an das Nahverkehrsnetz angebunden, die nach Landau und Neustadt an der Weinstraße führt.
Tourismus
BearbeitenInnerhalb der weiter westlich gelegenen Exklave befindet sich die Pottaschtalhütte; an ihr führt ein Wanderweg, der mit einem roten Punkt markiert ist, vorbei. Zudem ist Böchingen östlicher Endpunkt des Höcherbergwegs, der in Niederwürzbach beginnt und der mit einem rot-weißen Balken markiert ist.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Johann Ludwig Kern (1805–1886), Politiker
Literatur
Bearbeiten- Klaus-Frédéric Johannes: Die Ersterwähnung im Codex Laureshamensis (767). In: Andreas Imhoff, Ortsgemeinde Böchingen (Hrsg.): 1250 Jahre Böchingen. 767–2017: ein Dorf im Spiegel seiner Geschichte. Böchingen 2017, ISBN 978-3-9817350-8-6, S. 37–40.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
- ↑ Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2163, August 767 – Reg. 213. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 60, abgerufen am 7. Mai 2018.
- ↑ Webseite zur Historie von Böchingen ( vom 3. August 2015 im Internet Archive)
- ↑ Archivlink ( vom 3. August 2015 im Internet Archive)
- ↑ KommWis, Stand: 31. Dezember 2012
- ↑ Jan Philip Poppelbaum (Wahlleiter): Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl zum Gemeinderat Böchingen am 9. Juni 2024. In: Amtsblatt VG Landau-Land, Ausgabe 25/2024. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, 11. Juni 2024, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ 1. Sitzung des Ortsgemeinderates Böchingen 2024. In: Rats- und Bürgerinfosystem. Verbandsgemeinde Landau-Land, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Böchingen, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz, abgerufen am 16. Juli 2024.
- ↑ Die Goldene Ehrenplakette der Verbandsgemeinde für Reinhold Walter. In: Amtsblatt VG Landau-Land, Ausgabe 3/2023. Linus Wittich Medien GmbH, Höhr-Grenzhausen, abgerufen am 18. Februar 2023.
- ↑ Heinz Lambert: Jan Philip Poppelbaum wird neuer Ortsbürgermeister. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 8. September 2022, abgerufen am 17. September 2022.
- ↑ Steven Meyer: Bürgermeisterwahl: Das sind die Kandidaten in der VG Landau-Land. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 31. Mai 2024, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Landau-Land, Verbandsgemeinde, vierte Ergebniszeile. Abgerufen am 9. April 2020.
- ↑ Heinz Lambert: Ortsbürgermeister erklärt Rücktritt zum Jahresende. In: Die Rheinpfalz. Rheinpfalz Verlag und Druckerei GmbH & Co. KG, Ludwigshafen, 17. Juni 2022, abgerufen am 31. Juli 2022.
- ↑ Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
- ↑ Böchinger Rosenkranz - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Böchinger Zinkelerde - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Böchinger Im untern Kreuz - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 4. Februar 2024.