Die Bahnstrecke Herzogenburg–Krems (auch Kremser Bahn) ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn im österreichischen Bundesland Niederösterreich. Sie verbindet Herzogenburg mit Krems an der Donau und führt durch das Tal des Fladnitzbaches und über den Statzendorfer Berg, bevor sie in Herzogenburg in die Tullnerfelder Bahn mündet.

Herzogenburg–Krems an der Donau
(Kremser Bahn)
Strecke der Bahnstrecke Herzogenburg–Krems
Streckennummer (ÖBB):173 01
Kursbuchstrecke (ÖBB):820
Streckenlänge:20,308 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4
Maximale Neigung: 17 
Minimaler Radius:244 m
Höchstgeschwindigkeit:90 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
Strecke
Tullnerfelder Bahn von St. Pölten
Bahnhof
0,000 Herzogenburg 231 m ü. A.
Abzweig geradeaus und nach rechts
Tullnerfelder Bahn nach Tulln an der Donau
Haltepunkt / Haltestelle
1,128 Herzogenburg-Wielandsthal 231 m ü. A.
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
3,854 Ederding 22.04.1932 aufgelassen 271 m ü. A.
Bahnhof
7,459 Statzendorf 271 m ü. A.
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
10,516 Meidling im Tal (bis 12. Dez. 2015) 264 m ü. A.
Abzweig geradeaus und nach rechts
10,999 Anschlussbahn Schotterwerk Wanko (AWANST)
Bahnhof
12,553 Paudorf 255 m ü. A.
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
13,792 Klein Wien (bis 12. Dez. 2015) 246 m ü. A.
Tunnel
15,000 Göttweiger Tunnel (135 m)
Haltepunkt / Haltestelle
15,628 Furth-Göttweig 221 m ü. A.
Bahnhof
17,228 Furth-Palt 203 m ü. A.
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
19,090 Palt Rollfähre 21. Dez. 1951 aufgelassen 197 m ü. A.
Brücke über Wasserlauf
19,700 Kremser Eisenbahnbrücke
Abzweig geradeaus und von links
Donauuferbahn von St. Valentin
Bahnhof
20,308 Krems an der Donau 199 m ü. A.
Strecke
Franz Josefs Bahn nach Absdorf-Hippersdorf

Geschichte

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Pläne, St. Pölten eisenbahntechnisch den Norden zu erschließen, gab es, seit 1860 die Westbahn eröffnet wurde und den Bahnhof St. Pölten bediente. 1865 entschied sich das für den Eisenbahnbau zuständige Konsortium jedoch, durch die k.k. priv. Kaiser Franz Josephs-Bahn (KFJB) die Gebiete nördlich der Donau an das Eisenbahnnetz von Wien aus anzuschließen.[1] 1872 wurde die Flügelbahn nach Krems und 1885 die Tullnerfelder Bahn errichtet, womit nurmehr der Lückenschluss nach Krems notwendig war. Eine Verbindung von Furth nach Traismauer war zwar ebenso angedacht, wurde aber nie verwirklicht.

1887 genehmigte das k.k. Handelsministerium in Wien den Antrag der privaten Österreichischen Lokaleisenbahngesellschaft zum Bau der Verbindung Krems–Herzogenburg und am 16. Juli 1889 wurde die Strecke zusammen mit der Kamptalbahn eröffnet. Die Bahnhöfe in Statzendorf und Furth-Palt sind daher auch baugleich mit den Bahnhöfen in Gars und Horn.[2]

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015 wurden – neben vielen anderen Haltepunkten in Niederösterreich – die Bahnhaltestellen Klein-Wien sowie Meidling im Tal, trotz massiver Kritik seitens der betroffenen Gemeinden, aufgelassen.[3]

Militärische Betriebsführung

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Die Bahnstrecke wurde von 1889 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges als Übungsstrecke des Eisenbahnregiments Korneuburg betrieben, wobei jeweils 2 Offiziere und 88 Mann zur Ausbildung und zum Betrieb der Bahnstrecke abgestellt waren, die wiederum von Beamten der k.k. Staatsbahnen überwacht wurden. Nur im Kassen- und Stationsdienst waren ausschließlich Beamte der k.k. Staatsbahnen eingesetzt.[4][5]

Die k.k. Staatsbahnen betrieben einen Steinbruch am Grünberg bei Furth sowie den heute noch bestehenden großen Granulitbruch des Schotterwerkes Wanko. Dieser Steinbruch war von 1896 bis 1927 im Besitz der k.k. Staatsbahnen. Im Steinbruch am Grünberg waren nachweislich Angehörige des Eisenbahnregiments eingesetzt und führten militärische Sprengübungen durch.

In der Umgebung von Statzendorf wurde bis 1941 Glanzkohle gefördert, mit einer Seilbahn in die Sortieranlage beim Bahnhof Statzendorf befördert und anschließend in die Bahn verladen.

Streckenverlauf

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Vom im Traisental liegenden Bahnhof Herzogenburg zweigt unsere Strecke am Nordkopf nordwestwärts ab und erreicht den Höhenrücken zum Fladnitztal. Dieser wird im Seitengraben über Wielandsthal und Ederding kurvenreich bewältigt, anschließend geht es im Tal nordwärts über Statzendorf bis Unterwölbling, wo die Fladnitz in den westlichen Dunkelsteiner Wald eintritt. Die bewaldeten Hänge treten nun nah an Straße und Eisenbahn heran, im kleinen Becken von Paudorf verlässt die Bahnlinie jedoch im Gegensatz zur Landesstraße 100 nicht die Gewässerfurche, sondern folgt dieser am Westfusse des Göttweiger Berges. Die von der Fladnitz umflossene Engstelle des „Halses“ wird von unserer Linie mit dem Göttweiger Tunnel direkt nach Furth abgekürzt umfahren. Das Tal weitet sich nun zur Donauniederung hin, sodass die Eisenbahn geradewegs über die Kremser Donaubrücke zum Bahnhof Krems gelangt.

Zugverkehr

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Aktueller Zugverkehr

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Die Strecke wird ganztägig mit Triebwagen der Reihe 5047 befahren.

In den Morgen- und Abendstunden werden neben den Dieseltriebwagen auch lokomotivbespannte Wendezüge eingesetzt. Hierbei werden Lokomotiven der Reihe 2016 sowie Inlandsreisezugwagen der ÖBB (auch „Cityshuttle-Wagen“ genannt) benutzt.

Derzeit wird die Bahnstrecke bis Mitternacht und ab vier Uhr morgens mindestens im Stundentakt bedient[6], nachdem über die letzten Jahre der Bahnverkehr schrittweise verbessert wurde.[7] Seit 2023 ist ein Großteil des stündlichen Verkehrs über Krems und Hadersdorf am Kamp über die Kamptalbahn nach Horn bzw. Sigmundsherberg durchgebunden.

 
Doppelstockwagen bis 2019 auf der Strecke im Einsatz

Ehemaliger Zugverkehr

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Seit März 2022 ist die Diesel-Lokomomotive ÖBB 2143 nicht mehr anzutreffen.

Bis 2019 wurden in den Stoßzeiten auch Doppelstockwagen der ÖBB benutzt.

Laut Rahmenplan der ÖBB für das „Zielnetz 2025+“ war die Elektrifizierung der Bahnstrecke für das Jahr 2017 geplant, welche voraussichtlich zwei Jahre dauert und auch eine Aufweitung des Göttweiger Tunnels beinhaltet. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf zirka auf 43,6 Millionen Euro.[8] Durch Zeitverschiebungen bei Bahnprojekten in ganz Österreich, welche 2018 bekanntgegeben wurden, sollen Ausbau und Elektrifizierung erst im Jahr 2025 erfolgen.[9] Ende Juni 2019 wurde bekanntgegeben, dass der Ausbau und die Elektrifizierung bis 2027 erfolgen sollen.[10]

Ab dem Jahr 2028 sollen die Dieseltriebwagen der Reihe 5047 von 16 Stück Stadler Flirt Akku abgelöst werden.[11]

Literatur

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Julius Meurer: Illustrirter Führer auf den k.k. Österr. Staatsbahnen, für die Strecken Absdorf-Hadersdorf, Hadersdorf-Sigmundsherberg, Hadersdorf-Krems, Krems-Herzogenburg. Heft 20, Wien 1893.

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Commons: Bahnstrecke Krems an der Donau–Herzogenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Denkschrift über die projectirte Eisenbahn von Wien über Tulln, Wittingau, Budweis und Pilsen nach Eger mit einer Abzweigung von Wittingau über Tabor nach Prag (Kaiser Franz Josefs-Bahn). Wien, Carl Gerolds Sohn, 1865.
  2. Eröffnung zweier Localbahnen. In: Neue Freie Presse, 18. Juli 1889, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  3. Kampf um Haltestelle in Meidling im Tal. 11. November 2015, abgerufen am 5. August 2021.
  4. Archivlink (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive) unterirdisch.de – Forum für Unterirdisches, Geschichte und Technik
  5. K.u.k. Eisenbahn Bilderalbum: Die Eisenbahnen in der österreichisch-ungarischen Monarchie auf alten Ansichten. Band 2. Bohmann, 1993. Seite 435
  6. Fahrplan St. Pölten – Krems – Horn – Sigmundsherberg. (PDF) 13. Dezember 2020, abgerufen am 5. August 2021.
  7. Investitionen in Regionalbahnen. 25. September 2018, abgerufen am 5. August 2021.
  8. Rahmenplan ÖBB und aSFInaG Niederösterreich (Memento vom 2. Juni 2014 im Internet Archive)
  9. Einsparungen: Bahnprojekte verzögern sich. In: ORF NÖ. ORF NÖ, 28. März 2018, abgerufen am 29. September 2018.
  10. Nahverkehr stärken Millionen-Paket für Bahn-Ausbau. noen.at, 23. Juni 2019, abgerufen am 23. Juni 2019.
  11. ÖBB: 16 neue Akkutriebzüge für die Kamptalbahn bestellt. Abgerufen am 19. Juni 2024.